Gerhard Rohlfs

Beiträge zur Entdeckung und Erforschung Africa's Berichte aus den Jahren 1870-1875


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auch als Wartthürme dienen.

      Besonders zu erwähnen sind in der Sahara an den großen Straßen noch die einfachen Bezeichnungen einer Moschee durch Steine. Man deutet gewissermaßen nur den Grundriß einer Djemma durch Steine an. Sie werden jedoch von jeder vorübergehenden Karawane zum Gebet benutzt, und auch hier zeigt die Ausbuchtung oder Kibla die Gebetsrichtung an.

      Die Wohnung der Großen und um so mehr die der ärmeren Bevölkerung der westlichen Oasen sind alle einstöckig. Die der ersteren sind oft kastellartig gebaut und befinden sich dann außerhalb der Ortschaften, so die Wohnungen der marokkanischen Prinzen in Tafilet, der Schechs in Tuat, der Häuptlinge der Tuareg in Rhat und Air. Architektonische Verzierungen sind hier fast gar nicht mehr zu finden, nur findet man die ogivische Thür noch überall vorherrschend. Besonders um sich gegen die Hitze zu sichern, findet man die Erdwände der Häuser sehr dick und das Palmbalkendach durch eine enorm hohe Erdschicht überdeckt. Die Thüren sind überall so niedrig, daß man nur tief gebückt hineintreten kann. Aber so vergänglich sind diese Bauten, daß ein ausnahmsweise eintretender Regen oft ganze Ortschaften im wahren Sinne des Worten hinwegschmilzt.

      In den meisten Oasen sind die Städte und Dörfer befestigt; einige größere haben sogar Thürme an die meist 20 Fuß hohe Mauer angebracht. Die Mauern, oft aus gestampftem Erdboden, oft aus Feldstein, durch Thon zusammengehalten, erbaut, sind meist krenelirt. Die Thore, welche hindurchführen, sind nie gewölbt, meist einthürig und nur so breit, daß ein beladenes Kameel hindurch gehen kann.

      Ist der ganze Tel wie übersäet mit jenen kleinen Domgrabmälern, so lassen sich die der großen Sahara, welche an Ausdehnung so groß wie Australien ist, zählen. Die Grabmonumente sind der einfachsten Art; ein Haufen Steine, manchmal am Kopfende durch einen besonders großen angezeichnet, das ist die letzte Grabstätte der Wüstenbewohner.

      Vor allen anderen Oasen zeichnen sich jedoch in der Bauweise zwei aus, die Oasen von Siuah und Rhadames, und wenn nicht schon die übereinstimmende Aussage der Bewohner dieser Ortschaften ihren verwandtschaftlichen Ursprung bezeugte, wenn nicht dies schon bewiesen wäre durch ihre selbe Sprache, welche, obschon beide Oerter durch einen Raum getrennt sind, der durchaus Wüste ist und in gerader Linie wenigstens so viel beträgt, wie von Paris bis Königsberg, so würde die innige Verwandtschaft, welche sich in der Bauweise beider Oerter kundgiebt, gleich auf gemeinsamen Ursprung hinweisen.

      Was besonders die Bauart beider Oerter auszeichnet, sind die Höhe der Wohnungen und die bedeckten Straßen, welche mehr unterirdischen Gängen gleichen, als offenen Wegen. In Rhadames sowohl wie in der heutigen Hauptstadt des alten Ammonium, in Siuah, sind die meisten Häuser drei Stock, ja in Siuah viele fünf Stockwerke hoch. Während aber im reichen Rhadames sowohl im Innern der Häuser als im Aeußern sich ein gewisser Luxus kund giebt, alle geweißt ist, und die Mauern meist aus, wenn auch unbehauenen, Steinen gebaut sind, so macht man in Siuah die Wohnungen nur aus Lehm, und trotzdem die architektonischen Vorbilder der Aegypter und Griechen noch heute vor Augen stehen, sind sie höchst mangelhaft gebaut. Die Wohnungen der Rhadamser und Siuahner unterscheiden sich auch noch dadurch von den übrigen Wohnhäusern in der Sahara, daß sie keinen, oder selten doch nur einen sehr kleinen Hof im Innern haben: Alles ist in Zimmer und kleine Gemächer getheilt. Oben mit platten Dächern versehen, bilden diese Dächer in Rhadamas zugleich die Straßen für die Frauen. Obschon durch Brustwehr von einander getrennt, werden diese von den Frauen überklettert, und ihr Verkehr findet nur über den Köpfen der Männer statt. In Rhadames herrscht Hufeisenform bei der Thürbildung, in Siuah eine viereckige Form vor.

      Natürlich nicht zum Nomadisiren eingerichtet, verdienen die Palmenhütten der Beni Mohammed in Draa und Tafilet und einzelner Familien in Audjila und Fesan noch Erwähnung; sie sind vollkommen kunstlos aus Palmenzweigen errichtet, bald mit plattem, bald mit spitz zulaufendem Dache versehen, und auch dieses Dach ist aus Palmenzweigen gefertigt. In Fesan und Audjila sind die Seitenmauern dieser Hütten, welche manchmal viereckig, manchmal rund sind, zuweilen aus Stein oder Thon, und die Thüren immer so niedrig, das man hindurch kriechen muß.

      Vortheilhaft, was Reinlichkeit und symmetrische Anordnung betrifft, zeichnen sich die Wohnungen der Tebu aus. In Kauar sind sie kreisrund; die Seitenwände sind aus Stein brusthoch ausgeführt und dann überdeckt mit Palmenreisern, Stroh und Matten. Dr. Nachtigal sagt von den Bewohnern Tibesti's: "Alle ihre Wohnungen so kunstlos, und einfach sie sind, zeichnen sich durch die größte Nettigkeit und Sauberkeit vor denen ihrer arabischen und fesanischen Nachbarn vortheilhaft aus. Vor der Hütte haben sie nicht selten einen gehärteten Erd- oder Lehmplatz, der frisch mit Sand bestreut wird, und die hervorragenden Männer eine Art offener Halle, ebenfalls aus Palmenzweigen geflochten, vor ihrer Wohnung, in der sie Besuche empfangen."

      Es bleibt uns nur noch übrig, die bewegliche Wohnung der nomadisirenden Bevölkerung der Sahara zu beschreiben, das Zelt der Tuareg. Der Araber ist eigenthümlicher Weise in der großen Sahara nie heimisch geworden. Ist er ja dahin gedrungen, so hat er sich seßhaft gemacht. So haben die Mehammedin in Draa und Tafilet das Zelt gegen die Palmenhütten vertauscht. Die einzelnen Familien aber, die wir in Fesan, Rhat und anderen südlichen Oasen finden, haben Häuser. Nur die nach Kanem vertriebenen Uled Sliman haben bis jetzt das Zelt bewahrt, aber es ist kaum zu bezweifeln, daß auch sie über kurz oder lang das bewegliche Haus mit dem festen vertauschen werden, wie die Schoa und Uled-Raschid-Araber, die noch weiter im Innern Afrika's sich eine neue Heimat mitten zwischen den Negern gründeten.

      Das Zelt der Tuareg ist sehr einfacher Art. Im Allgemeinen der länglichen Form der Araberzelte entsprechend, sind die Tuaregzelte bedeutend kleiner und niedriger. Kaum sechs Personen haben in ihrem Tuaregzelte Platz. In einem Araberzelte wird das Dach immer durch zwei, im Tuaregzelte durch eine Zeltstange unterstützt. Der Stoff besteht bei jenen aus grobem Haar und wollenen Zeugen, bei diesen aus gegerbtem Leder. Nach Duveyrier sind die Lederzelte oft roth gefärbt und gut genäht.

      In Centralafrika angekommen, bemerken wir vorweg, daß wir nirgends Wohnungen nicht seßhafter Völker haben; denn die früher nomadisirenden Pullo haben mit der Erreichung ihrer größten Ausdehnbarkeit sich jetzt überall dauernde Wohnungen gebaut. Die Stämme aber, die vom Nomadenvolke par exellence, dem arabischen, abstammen und bis nach Centralafrika vorgedrungen sind—ich nenne davon nur die Schua-Araber westlich und südwestlich vom Tschad—selbst diese haben längst ihr Zelt, diese luftige Behausung der Jäger- und Hirten-Völker, aufgegeben und sich nach Art der Neger in soliden Bauten seßhaft gemacht.

      Man kann bei den Negern Centralafrika's hauptsächlich drei Arten von Wohnungen unterscheiden: große aus Thon oder Luftziegeln erbaute Häuser, welche offenbar unter arabisch-berberischem Einfluß entstanden sind, verschiedene Hüttenwohnungen runder Form, entweder aus Strohmatten oder aus Thon oder Luftziegeln errichtet, und endlich große Häuser mit Giebeldächern, vielleicht durch europäischen Einfluß von der Küste aus nach Afrika verpflanzt.

      In allen uns bekannten Ländern Centralafrika's, Bornu, Bagermi, Socoto, Gando, Uadai, Adamaua, Bautschi und anderen, sind die Wohnungen der Fürsten, der Großen des Reichs, der vornehmen Kaufleute, die Moscheen und Bethäuser aus soliden Mauern mit flachen Dächern errichtet. Es scheint sogar, daß man einzeln, obschon nie mit behauenen Steinen, so doch an manchen Orten mit gebrannten Ziegeln gebaut habe. So will Barth in Massenña (III. S. 346) Gebäude aus wirklich gebrannten Backsteinen beobachtet haben und er erwähnt bei der Gelegenheit: "auch die alte Birni (Hauptstadt) von Bornu soll aus Backsteinen gebaut gewesen sein."

      Was uns anbetrifft, so haben wir jedoch nirgends im "schwarzen Afrika" gebrannte Steine in Anwendung gesehen, nur Luftziegel und aus Thonziegeln und aus Thon aufgelegte oder gepreßte Mauern. Zu den großen Gebäuden der Fürsten, fast ohne Ausnahme ein Stock hoch, sind trotzdem verhältnißmäßig dicke Mauern genommen, um das starke, mit Thon überlegte Dachgebälk tragen zu können. Von außen sieht eine solche Burg meist einförmig aus, da oft nur Eine Thür Unterbrechung in die schlichte Wand bringt. Sehr oft ist übrigens die Brüstung des flachen Daches auf phantastische Art geziert. Das Innere einer solchen Fürstenwohnung enthält große Zimmer und Hofräume.

      Erstere erhalten Licht durch die Thüren und manchmal durch große viereckige Oeffnungen, die sich in den Wänden befinden, welche nach den Höfen zu gerichtet sind;