Gerhard Tötschinger
Viva l’Italia
Gerhard Tötschinger
Viva l’Italia
Erlebtes · Erdachtes · Erlesenes
Open my heart and you will see graved inside of it ITALY
ROBERT BROWNING 1812–1889
Vorsatz: Ein Markt an der ligurischen Küste
Seite 4: Venedig. Markt am Campiello dei Miracoli Seite 6: Bergamo. Der Dom Nachsatz: Fellinis »Buch der Träume«, die Sammlung seiner Zeichnungen. Der Mund, abgegossen von Gundi Dietz
INHALT
Accademia Italiana della Cucina
WARUM DIESES BUCH?
Italien in uns – ein Kaleidoskop. Lollobrigida, Rossini, Pizza, Celentano, Strandleben, Pinocchio, Visconti, Papst, Mastroianni, Alfa Romeo, Volare, Canal Grande, Sophia Loren, Spaghetti, Sonne, Fellini, Fußball.
Plötzlich verdunkelt – ein Land, in das die Kälte eingezogen ist, der zynische Materialismus, eine Regierung, die immer wieder in Wahlen bestätigt, dem Beobachter von außen unbegreifbar wird und bleibt. Ein Regierungschef als groteske Karikatur eines Latin Lovers.
Und so bleibt man also draußen – das wunderbar leuchtende Kaleidoskop ist kaputt.
Aber nun ist ein Wandel im Gang. Italien kehrt zurück. Die Lethargie, die Gleichgültigkeit gegenüber der Gemeinschaft, der italienischen wie der menschlichen, weicht, macht wiedererwachendem Gemeinsinn Platz. Das hat etwas von Risorgimento – Wiedererwachen, Aufstehen, eine sanfte Revolution. Der Jugend reicht es – sie will wieder mitreden, mitbestimmen, über sich selbst bestimmen, sich einmischen. Die Planlosigkeit der Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat schließlich, hat endlich zum Widerstand geführt.
Das wird natürlich ein sehr persönliches Buch sein, sein müssen. Eine große Fülle von selbst Erlebtem im Laufe der Jahrzehnte der Begegnung mit dem Sehnsuchtsland der Nordländer hat in mir ihre Spuren hinterlassen. Ich werde nicht, wie das vor zwei, drei Generationen noch der Brauch war, schreiben »Der Autor dieser Zeilen hat an einem freundlichen Frühlingstag in Caltanisetta gesehen, wie …«. Hier steht also »Ich habe im Frühjahr 1997 in C …«
PASSEGGIATA MIT RUGGERO
Flanieren – ein aus der Mode gekommenes Wort, spazieren ohne Ziel, ohne Zeitdruck. Ruggero kann das noch, den Spaziergang, die Passeggiata.
Er ist mein ältester Freund in Venedig, im doppelten Sinn. Jetzt ist er gerade einundneunzig Jahre alt geworden