Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 5 – Liebesroman


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wissen.

      »Nein,Veronika ist allein gekommen, und ich habe deswegen beschlossen, sie und die Kleine nach Hause zu bringen.«

      Leni überlegte einen Augenblick.

      »Wenn es dir nichts ausmacht, dann komme ich mit, dann kann mir mal ansehen, was dein Vater, Gott hab’ ihn selig, da alles geschaffen hat, und ich will mich davon überzeugen, dass es unserem Prinzess­chen an nichts mangeln wird.«

      Das fand Bettina natürlich ganz prima, da musste sie dann die lange Heimfahrt nicht allein zurücklegen. Leni war eine mehr als angenehme Gesellschafterin.

      »Und Arno? Ich mein, der braucht doch was zu essen«, wandte Bettina dennoch ein.

      Leni stemmte ihre Hände in die Hüften.

      »Ach, ist er ein Kleinkind? Der wird schon nicht verhungern, erst mal könnte er bei Toni und Babette mitessen, außerdem kann er sich was auftauen, und im Kühlschrank ist noch Hühnersuppe von gestern, die muss er sich nur warm machen. Nee, mach dir mal um meinen Mann keine Sorgen, der kommt schon zurecht. Ich muss ihm nur Bescheid sagen, dass er für heute auf meine Gesellschaft verzichten muss. Vielleicht ist er sogar froh drum, denn ich hatte ihn für heute Nachmittag zu einem Spaziergang verdonnert … Sag mal, wann soll es denn losgehen?«

      »Am besten gleich, wir packen alles zusammen, und dann kann’s losgehen, es ist ja doch eine recht lange Fahrt, und wir müssen auch wieder zurück, oder sollen wir dort übernachten?«

      Davon wollte Leni allerdings nichts wissen.

      »Nee, besser nicht, zwei Tage will ich meinen Arno dann doch nicht allein lassen, und du bist morgen doch auch mit Linde verabredet, die freut sich schon so sehr, weil sie vermutlich alles über ihren Christian loswerden will. Es ist so schön, dass sie wieder glücklich ist, und der Chris­tian, der ist schon in Ordnung, die zwei passen gut zusammen.«

      »Finde ich auch.«

      Während ihres Gesprächs hatten sie Veronika außer acht gelassen, die ihre kleine Tochter fest umklammert hielt, ihr über das Köpfchen streichelte, was die Spange endgültig auf halb acht brachte, und dabei flüsterte: »Du kennst mich ja noch nicht und ich dich auch nicht, aber ich verspreche dir, dass ich alles versuchen werde, um dir eine gute Mutter zu sein … Und wenn ich was falsch mache, dann nicht aus Absicht, sondern weil ich noch alles lernen muss.«

      Sie hatte ihre Umgebung vergessen und war nur mit der Kleinen beschäftigt, was ein sehr, sehr gutes Zeichen war.

      Bettina und Leni schauten sich an, und die Erleichterung in ihren Gesichtern war nicht zu übersehen.

      Alles würde gut werden. Veronika war auf dem besten Weg, Mutterinstinkte zu entwickeln. Und sie würde ihre kleine Tochter lieben, liebte sie vielleicht schon und wehrte sich nur noch gegen dieses unbekannte Gefühl, denn so, wie sie die kleine Bettina in den Armen hielt, lag darin sehr viel Liebe und Zärtlichkeit, und der Kleinen schien es ja auch zu gefallen, denn sie rührte sich nicht.

      Leni zog Bettina ein wenig zur Seite.

      »Ich muss Abbitte leisten«, flüs­terte sie ihr zu. »Du hast es von Anfang an gewusst … Es ist wirklich so, Kinder gehören, wenn es möglich ist, zu allererst zu ihren leiblichen Müttern und nirgendwo anders hin. Und die Liebe einer Mutter ist mit äußerem Reichtum nicht aufzuwiegen. Unser Sonnenscheinchen hätte es bei meiner Yvonne bestimmt gut gehabt, und auch Markus wäre der Kleinen ein guter Vater geworden. Aber es wären immer nur die Adoptiveltern gewesen, und irgendwann hätte die Kleine nach ihren Wurzeln geforscht.«

      Veronika blickte auf, strahlte Bettina und Leni an.

      »Ich kann sie im Arm halten, ohne dass sie weint«, rief sie überglücklich. »Ist das nicht ein gutes Zeichen?«

      »Ja, das ist es«, sagte Leni, »aber nun komm mit ins Haus, ich habe dir eine ganze Menge zu erklären, und am besten schreibst du es dir auf, damit du auch ja nichts vergisst. Und um Papier und Stift musst du dir keine Sorgen machen, das habe ich.«

      Das war wieder typisch Leni.

      »Und Arno, soll ich ihm Bescheid sagen?«, bot Bettina ihr an.

      »Du kannst ihn holen«, antwortete Leni. »Er ist drüben in der Remise. Du hast ihm einen ganz schönen Floh ins Ohr gesetzt mit dieser Umbauerei. Der Gute ist ja Feuer und Flamme und würde am liebsten dort sogar ein Feldbett aufschlagen, um nur keine Zeit zu verlieren … Ach, da fällt mir ein, morgen kommt Klaus, um sich alles noch mal anzusehen, und noch mal die Pläne durchzusprechen. Da musst du ohnehin dabei sein. Für wann bist du mit Linde verabredet?«

      »Wir wollen zusammen Mittag essen, dann mit den Kindern einen Spaziergang machen, und dann wollen wir nach Bad Helmbach ins Kino gehen. Da läuft gerade der Film über die Hildegart von Bingen. Den wollen wir uns ansehen.«

      »Der hat aber keine guten Kritiken«, wandte Leni ein.

      Bettina winkte ab.

      »Ich weiß, aber schauspielerisch ist er gut besetzt, und sonst läuft überhaupt nichts, was uns interessiert.«

      Sie wandte sich ab.

      »Ich hol dann mal den Arno.«

      Leni sagte: »Und wir gehen jetzt ins Haus, Veronika und fangen an.«

      So geschah es auch.

      Bettina lief über den Hof. Und wenn sie ehrlich war, dann war ihr mehr zum Weinen als zum Lachen, obschon es so gekommen war, wie sie es sich inbrünstig gewünscht hatte. Aber so war es ja immer, in der Theorie war alles immer viel einfacher als in der Praxis.

      Ehe Bettina zur Remise kam, kamen ihr die beiden Hunde entgegengelaufen, sie sprangen begeistert an ihr hoch.

      Bettina hatte Mühe, sich ihrer zu erwehren.

      Sie streichelte sie hingebungsvoll, die beiden Tiere wollten allerdings nicht von ihr ablassen, und Bettina kannte den Grund nur zu genau.

      »Ist ja schon gut, meine zwei Stromer«, rief sie lachend, »ich weiß doch ganz genau, was ihr jetzt noch von mir wollt. Ihr könnt wirklich von Glück reden, dass wir die Leckerli für euch überall deponiert haben. Kommt mit.«

      Sie hechelten neben ihr her, sprangen übermütig an ihr hoch, weil sie genau wussten, was sie gleich erwartete. Und richtig. Bettina nahm von einem Fenstersims eine Dose und holte eine Handvoll Leckerli hervor.

      Während Max, so typisch Labrador, seinen Anteil ziemlich gierig verschlang, kaute Goldie ganz manierlich auf ihren Leckerli herum.

      Wie im wahren Leben, dachte Bettina, sie war halt ein Mädchen …

      Die Hunde fingen an zu bellen. Sie wollten natürlich noch mehr, aber Bettina ließ sich nicht erweichen. Schließlich war sie nicht die Einzige, die sie verwöhnte. Jeder der Hofbewohner langte mal in eine der Dosen, und das wussten die zwei Strolche ganz genau.

      Das Bellen hatte Arno angelockt, der durch das geöffnete Tor nach draußen kam.

      »Was ist denn hier los?«, erkundigte er sich, dann erkannte er Bettina. »Ach, du bist es, guten Morgen, mein Mädchen. Wartest du auf Veronika?«

      »Die ist schon da, Leni gibt ihr gerade Instruktionen, wie Veronika mit der Kleinen was, wann und wie machen muss.«

      Das erheiterte Arno.

      »Ach, das arme Ding, wie ich meine Leni kenne, kann das Stunden dauern.«

      »Nö, das glaube ich nicht, Leni und ich wollen Veronika nämlich gemeinsam nach Wartenberg bringen, dann haben wir die Kleine noch eine Weile für uns, und Leni hat unterwegs hinreichend Zeit, Veronika noch das eine oder andere zu erklären.«

      Bettina hakte sich bei ihm ein.

      »Dich soll ich abholen, damit Leni dir sagen kann, wo du was zu essen findest, aber bestimmt möchtest du dich auch noch von der kleinen Bettina verabschieden.«

      »Von der Kleinen möchte ich mich auf jeden Fall verabschieden, sie wird mir fehlen. Man gewöhnt sich rasch an ein solch kleines Wesen, und die