Fall, dass sie ihm einfach nicht richtig zugehört und vergessen hatte, wann genau er heimkommen würde. »Und ich habe einen Termin bei der Kosmetikerin ausgemacht, die Sophie mir empfohlen hat.«
Laurin ergriff ihre Handgelenke und zog ihr behutsam ihre Arme auf den Rücken. Nadine wusste, was er vorhatte und dass Widerstand zwecklos sein würde.
»Nicht jetzt«, wehrte sie in einem letzten Versuch lachend ab. »Wir haben doch noch den ganzen Abend Zeit für uns.« Es war schwer, seiner dominanten Ausstrahlung zu widerstehen, wenn er sie mit diesen blitzenden Augen verschlang.
»Meine Lust kann nicht solange warten. Ich will dich jetzt«, knurrte er. »Während der ganzen Fahrt habe ich an nichts anderes gedacht als an dich und deinen weichen aufregenden Körper.«
Das war bestimmt eine reichlich übertriebene Behauptung. Wahrscheinlich hatte er vor allem über das Symposium nachgedacht, dass ihn drei Tage und fünfhundert Kilometer von ihr fortgebracht hatte. Dennoch war die Vorstellung aufregend, er wäre voller Ungeduld nach Hause geeilt. Nur ihretwegen.
In ihrem Schoß setzte ein begieriges Kribbeln ein. Sein heißer Atem streifte ihre Ohrmuschel und sein Zweitagebart schabte an ihrer Wange. Nur wenn er keine Gerichtstermine hatte, verzichtete er gerne mal einige Tage auf das ihm lästige Rasieren, wodurch er ein wenig verwegener als sonst aussah. Entschlossen zerrte er seine Krawatte unter dem Hemdkragen hervor und schlang sie ihr um die Handgelenke. Ob das gute Stück vom Knotenbinden ruiniert würde, war ihm vermutlich egal. Vielleicht würde es ihm später leid tun, vielleicht auch nicht. Er besaß eine ganze Sammlung davon, für jeden Anlass und zu jeder Kleidung passend. Und im Improvisieren war er ein Meister, wenn die nötigen Utensilien nicht greifbar waren, das wusste sie.
Nadine entfuhr ein lüsternes Keuchen. Diese einfache Geste genügte, ihr das Gefühl zu geben, sie sei ihm ausgeliefert. Was folgen würde, war klar. Sex. Ob sie nun Einwände hatte oder nicht. Er brauchte nur eine Hand zwischen ihre Schenkel schieben und würde sofort fühlen, wie sehr sie sich nach ihm verzehrte.
Trotz alledem wurde dieses Spiel nie langweilig, denn stets war es ein wenig anders. Noch hatte er nicht alle Überraschungsmomente ausgeschöpft und sie hoffte inständig, dies würde auch niemals geschehen. Es war viel zu aufregend, nicht jeden seiner Schritte vorhersehen zu können. Würde er diesmal sofort zur Sache kommen, um ihr nicht den Termin zu vermasseln? Oder würde er sie erst recht die Treppe hinauf ins Schlafzimmer schieben, oder gar über seine Schulter werfen und empor tragen, sodann mit gespreizten Schenkeln ans Bettgestell fesseln und warten lassen, bis sie es vor Verlangen nicht mehr aushielt und ihn anflehte, sie endlich zu vögeln? Allein durch seine lüsternen Blicke oder indem er die Innenseite ihrer Schenkel mit einer Feder kitzelte oder ihre Nippel mit heißem Wachs folterte, schaffte er es, dass ihr Schoß vor Begierde glühte. Kniete er sich zwischen ihre Beine, stuppste gar mit seiner Eichel ihre Schamlippen an ohne in sie einzudringen, dann schmerzte ihre Vagina vor Verlangen und zog sich erwartungsvoll enger zusammen. Wenn er endlich Erbarmen hatte und zu ihr kam, war es ein von solcher Lust geprägtes Eindringen, dass es ihr die Luft nahm und sie zum Olymp der lustvollsten Eruptionen trug.
Dementsprechend unmöglich war es, ihrem Mann zu widerstehen. Sie wollte ihn. Zu jeder Zeit und auf jegliche Art, die ihm gefiel. Denn was ihm gefiel, war auch für sie in höchstem Maße erregend, selbst wenn er sie dabei kitzelte oder übers Knie legte. Deshalb liebte sie ihn und war von ganzem Herzen seine ergebene Lustsklavin.
Seine Hände umfingen nun ihre Brüste. Sofort verhärteten sich ihre Nippel. Durch die Bluse hindurch fühlte sie seine Finger, wie sie fest über ihre Knöpfe rieben und in ihrem Unterleib setzte das vertraute, lüsterne Ziehen ein. Sie war verloren. Zeit und Raum und Termin waren ohne Bedeutung.
»Ich werde dich jetzt nehmen«, knurrte er mit tiefer, fast unheilvoller Stimme. »Deine Zeit gehört mir, vergiss das niemals. Hast du nicht überhaupt vergessen, mich um Erlaubnis zu fragen, ob du das Haus verlassen darfst?«
Dem Spiel gemäß wand sich Nadine und versuchte sich, gegen die Fesseln zu wehren. Umsonst. Natürlich. Laurin zog seine Knoten immer so stramm zu, dass sie sich nicht selbst befreien konnte. Sie sollte nicht nur das spielerische Gefühl haben, ihm ausgeliefert zu sein. Nein, sie war ihm tatsächlich ausgeliefert, was für sie kein Problem darstellte. Denn sie vertraute ihm. Niemals würde Laurin sich über ihre Grenzen hinwegsetzen und sie überfordern. Selbst der Hinweis auf das Einholen einer Erlaubnis war eher rhetorischer Natur und gehörte zu ihrem erotischen Spiel.
Nadine war es sehr recht, dass Laurin ein überwiegend softer Dom war. Ganz im Gegensatz zu dem ihrer Freundin Sophie, die sich monatelang auf die Suche nach einem Herrn gemacht hatte, der von ihr die vollkommene Unterwerfung erwarten und sie mit entsprechend starker Hand zu seiner persönlichen Liebessklavin erziehen würde. Sex als reine Belohnung, stets an eine Aufgabe und absolute Unterwerfung geknüpft.
Nadine hatte nie verstanden, warum Sophie soweit gehen wollte. Mittlerweile waren sie und Leo zwar das Traumpaar der örtlichen BDSM-Szene, aber zu welchem Preis? Sophie hatte ihrer Freundin einiges über Leos strenge Regeln erzählt, bei denen Nadine vor Schreck fröstelte. Wie konnte sie nur bereit sein, sich damit einverstanden zu erklären? Leos Vorstellungen von Sex und Gehorsam, von einer sogenannten 24/7-Beziehung, die eine vollkommene Unterwerfung Sophies einschloss, überstieg bei weitem das, wozu Nadine sich jemals bereit erklärt hätte. Erstaunlicherweise ging es Sophie in dieser merkwürdigen Beziehung sehr gut, sie schien seither ausgesprochen glücklich zu sein. Dennoch, Nadine würde nicht mit ihrer besten Freundin tauschen wollen.
Geschickt knöpfte Laurin soeben ihre Bluse auf und streifte sie über ihre Schultern nach hinten, öffnete den Verschluss ihres Büstenhalters und schob ihn herab. Nadine seufzte auf. Sie war zufrieden mit ihren Brüsten, die zwar nicht besonders groß, jedoch schön gerundet waren. Und das Wichtigste für sie war, dass Laurin Gefallen daran fand, sie zu liebkosen.
Zwischen zwei Fingern ihre Nippel einklemmend, streichelte er mit seinen Daumen über ihre Knöpfe, die sich längst erwartungsvoll verhärtet hatten. Sie wand sich vor Lust unter seiner Berührung. Verdammter Kerl, er kontrollierte sie mühelos, indem er ihren Körper in Bereitschaft versetzte. Ihr Schoß war feucht und heiß darauf, sein Geschlecht aufzunehmen.
»Ah!« Sein Unterleib presste sich gegen ihren und sie spürte seine Erektion durch den dünnen Stoff seiner Anzughose. Wow! Das Kribbeln nahm zu und dehnte sich wie ein wuselnder Ameisenhaufen über ihren ganzen Körper aus. Jeder Zentimeter ihrer Haut erwachte in sensibler Empfindlichkeit, bereit Laurins Berührungen mit voller Intensität aufzunehmen.
Nadines Stöhnen ging in ein katzengleiches Schnurren über. Sie genoss jede Sekunde.
»Wusste ich es doch, dass du es genauso brauchst wie ich, mein widerspenstiges Kätzchen«, murmelte er. »Ich werde dich am besten gleich hier nehmen.«
Was, im Flur? Das war neu, und wenn ausgerechnet jetzt jemand läutete und sie beide durch die Tür hindurch stöhnen oder schreien hörte?
»Lass uns hinauf ins Schlafzimmer gehen«, keuchte sie. »Oder wenigstens ins Wohnzimmer.«
»Nein, hier«, knurrte er. »Du hast es doch eilig, oder hast du das schon vergessen?« Er hob ihren Rock. »Oh, du schamloses Luder! Von wegen Kosmetiktermin! Wen wolltest du in Wirklichkeit treffen?« Er gab ihr einen Klaps auf ihren nackten Po.
Nadine kicherte. Würde er sie dabei erwischen, gewöhnliche Strumpfhosen zu tragen, wäre er außer sich. Für ihn waren Strapse, Strings und Röcke oder Kleider ein unbedingtes Muss. Knapp über dem Knie, gerade so, dass es in der Öffentlichkeit noch als anständig durchging. Dies gab ihm die Möglichkeit, jederzeit und überall seine Hand unter den Stoff zu schieben und ihre nackte Haut zu fühlen. Für ihn waren dies Fetische, die ihn binnen Sekunden erregten. Nur im Winter erlaubte er ihr, warme Strumpfhosen oder auch mal eine wattierte lange Hose zu tragen. Sein Verantwortungsbewusstsein minimierte das Risiko einer Blasenentzündung bei kaltem Wetter. Zuhause galt dies natürlich nicht. Nadine in Joggingschlabberhosen war ein absolutes No-go. Auch hier diktierte sein Lustempfinden knappe Röcke oder die Super-Spar-Variante in Form einer Dienstmädchenschürze, was Nadine zu Anfang ihrer Beziehung ein wenig peinlich war, sie jetzt jedoch jedesmal in einen Zustand