Antje Ippensen

Labyrinth der Lust


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      Er lächelt das nackte Pärchen an und verlässt dann die Runde tatsächlich, begleitet von Mara Noire. Die Tür aus hellem Eichenholz schließt sich hinter ihnen.

      Für mehrere Minuten herrscht perplexes, unbehagliches Schweigen zwischen Madeleine und Jean-Luc.

      Dann stößt der junge Fabrikdirektor fassungslos hervor: »Er …, er scheint diesen Wahnsinn tatsächlich ernst zu meinen.« Diese paar Worte zeigen Madeleine bereits, wo er steht, und er spricht auch ihre Gedanken aus.

      Wahnsinn, ja, so ist es ihr auch vorgekommen. Eine krude Utopie, etwas bedenklich Phantastisches, das auf keinen Fall in die Realität umgesetzt werden kann.

      Und doch, es hat auch etwas Betörendes, Verlockendes, Verführerisches. Es bringt in ihr jene dunkle Saite zum Schwingen und Klingen, die allzu lange unterdrückt worden ist, die sie stets nur im Verborgenen, kurz, hastig, schamvoll, angerührt hatte …

      Nein.

      Madeleine gibt sich entschlossen einen Ruck.

      Sie blickt Jean-Luc an, findet ihn weiterhin sympathisch und sieht ihren Entschluss in seinen Augen widergespiegelt.

      O mein Gott, er ist doch im Grunde genommen der Feind, der Erzkapitalist, und ich habe mit dem …, schießt es ihr flüchtig durch den Sinn und sie spürt, wie sie in ihr »altes Leben« zurückgleitet.

      Es ist Zeit, denkt sie und erhebt sich.

      Wortlos tut Jean-Luc es ihr gleich. Sie brauchen nicht zu reden. Wie ferngesteuert, nur flach atmend, begeben sie sich nach rechts, zu der Tür aus Stahl.

      Ebenfalls schweigend legen sie drinnen ihre Kleidung wieder an und schleichen dann leise, fast auf Zehenspitzen, zum Ausgang, wo tatsächlich ein Wagen mit Chauffeur wartet.

      Ein wenig verlegen sind sie doch, als sie nebeneinander im Fond der gleichmäßig dahin schnurrenden Limousine sitzen. Madeleine fragt sich insgeheim, ob sie nicht vielleicht einen Fehler gemacht haben. Ob es Jean-Luc wohl ähnlich geht? Sie fühlt eine diffuse Gereiztheit in sich aufsteigen, eine Mischung aus Rechtfertigungsdrang und Ungeduld.

      Jean-Luc räuspert sich und meint: »Ich weiß nicht, unser Verhalten kommt mir trotz allem, was der Comte gesagt hat, doch ein wenig schäbig vor. Ich wünschte, ich hätte ihm wenigstens einen Scheck hingelegt.«

      Madeleine stöhnt genervt auf. »Das ist natürlich alles, woran Sie denken können – Monsieur Meunier!«

      Er prallt zurück. »Was willst du – wollen Sie damit sagen?«

      »Es ist einfach typisch für ein Kapitalistenschwein, wie Sie eins sind!«, entfährt es ihr unbeherrscht.

      Seine Augen funkeln sie zornig an. »Was erlauben Sie sich, Sie – Sie Kampflesbe!«

      Sie starren sich gegenseitig in Grund und Boden. Die Atmosphäre zwischen ihnen ist zum Schneiden dick und auf einmal, urplötzlich, es kommt wie eine Naturgewalt über das ungleiche Paar, brechen sie alle beide in wildes Lachen aus.

      Verdammt, das tut so gut!

      Irgendwann liegen sie sich in den Armen, lachen Tränen, müssen einander regelrecht stützen, und als es endlich vorüber ist, sinken sie erschöpft in die Ecken der Rückbank.

      Ihr Abschied voneinander ist warm und herzlich.

      Als Madeleine zu ihrer Wohnung hinaufsteigt, sehnt sie sich nach einer lauwarmen, reinigenden Dusche. Als sie unter den prickelnden Wasserstrahlen steht und leicht mit der Hand über ihre Striemen fährt, denkt sie: Es war schön. Danke Bernard, danke Jean Luc, Simon und sogar Mara Noire, aber – es war nur eine Episode.

      Das Warten kommt Simon und Mara wie eine Ewigkeit vor, dabei dauert es gar nicht so lang. Sie sitzen tatenlos in dem silbern und apricotfarben eingerichteten Chambre. Nur Mara Noires perfekt manikürte Finger spielen versonnen mit ihrem Feuerzeug. Doch ebenso wenig wie der Comte verspürt sie Lust zu rauchen.

      Simon de Bergeracs Gehör ist ungewöhnlich fein, und so glaubt er irgendwann das Geräusch einer zuklappenden Autotür, dann des startenden Motors zu hören.

      Er steht auf, beißt sich auf die Lippen und schreitet dann zu der Tür, die direkt auf die Terrasse herausführt.

      Leere, traurige, sinnlos gewordene Kulisse ist der Platz unter dem sich langsam wieder »normalisierenden« Mond. Welch passende Metapher.

      »Ich war mir sicher, so sicher!«, klagt Simon. Er ist nicht böse, nur traurig.

      Tröstend legt ihm Mara Noire eine Hand auf den Arm.

      »Ich weiß«, sagt sie. »Es wird eine andere Zeit geben. Einen weiteren magischen Moment, und geeignetere Partner.«

      »Ja«, murmelt er. Es klingt verloren. Unruhig geht er auf und ab. »Und doch, sie schienen so perfekt zu sein. Alles passte: Du und ich auf der dominanten Seite, dann der unterwürfige Mann, die submissive, ein wenig widerspenstige Frau, die gezähmt werden muss.« Während er so mit sich selbst hadert, fühlt er sich verunsichert, verletzt, gar nicht mehr wie der souveräne, unangreifbare Adlige, der seiner dunklen Neigung frönt und glaubt, die Welt nach seinen Wünschen formen zu können. Er braucht eine Weile, um über das so enttäuschende Ende dieser kosmischen Nacht hinwegzukommen.

      Endlich findet er Trost und Halt in Mara Noires Ruhe, in ihrer unerschütterlichen, stoischen, stolzen Haltung. Bei all ihrer Jugend ist sie stark, zuverlässig und treu.

      Allmählich sickert die Tatsache in Simons wie leergefegten Sinn ein, dass sie recht hat. Es werden sich andere Möglichkeiten ergeben, es ist noch viel Zeit, er ist doch erst Mitte 30.

      Er lächelt Mara an, nimmt ihre Hand und küsst sie.

      »Lass uns schwimmen gehen«, lädt er sie ein. Das Landhaus verfügt im Keller über ein eigenes kleines Schwimmbad. »Und danach öffnen wir eine weitere Flasche Champagner und trinken auf unsere geheimen Welten, trinken darauf, dass ich meine Vision eines Tages Wirklichkeit werden lasse.«

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