Günter Dönges

Butler Parker Staffel 5 – Kriminalroman


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dürfte ich wohl für diese Nacht entlastet sein«, sagte Butler Josuah Parker. »Sie wissen ja, wo ich zu finden bin...«

      »Natürlich... Gut, daß Sie gerade rechtzeitig bei Lommers waren, sonst wäre er wohl schon tot.«

      »Hegen Sie wirklich die Hoffnung, daß Lommers reden wird?«

      »Wenn man ihm klarmacht, daß er von seinem Partner erschossen werden sollte, wird er früher oder später seinen Mund aufmachen. Aber vorerst müssen sich mal die Ärzte um ihn kümmern.«

      Josuah Parker leistete sich in Anbetracht der Lage eine seiner spezialangefertigten Zigarren. Er stellte sich aber so hin, daß der FBI-Beamte nicht von den beizenden Rauchschwaden berührt wurde. Dennoch warf der Mann einen sehr mißtrauischen Blick auf die Zigarre.

      Bald darauf erschienen zwei Dienstwagen der Polizei. Parker sah sich zu seinem Leidwesen gezwungen, die kaum angerauchte Zigarre wieder wegzuwerfen. Er hatte sich im Laufe der Zeit nämlich damit abgefunden, daß seine Zigarren auf die Umwelt schockierend wirkten.

      Der Verlust schmerzte ihn nur noch sehr wenig, als er nun aus erster Hand erfuhr, daß auch Anwalt Mike Rander Erfolg und sehr viel Glück gehabt hatte. Rander erwartete den Butler im Bungalow auf dem Dachgarten. Einer der FBI-Beamten erklärte sich bereit, Parker auf dem schnellsten Weg dorthin zu bringen.

      Der Butler stieg in den schweren Dienstwagen und stand nach gut zwanzig Minuten Mike Rander gegenüber. Anwesend waren noch Stormers vom FBI und Capitain Pritton vom Morddezernat der City Police.

      Parker erinnerte sich sofort seiner Pflichten und mixte Drinks. Die vier Männer saßen noch eine gute halbe Stunde zusammen und beredeten den Fall, der ja nun scheinbar abgeschlossen war. Aber nur scheinbar. Es existierte immer noch ein Mann. Und dieser Mann, der den Butler mit einer Bleiladung überschüttet hatte, schien nach der Lage der Dinge der eigentliche Hauptspion zu sein.

      Nach dem Weggang von Pritton und Stormers legten sich Rander und Parker zu Bett. Sie waren sehr lange auf den Beiden gewesen und wußten sehr genau, was sie in der Zwischenzeit alles getan und erledigt hatten. So war es denn auch kein Wunder, daß sie bis gegen Mittag des Tages schliefen.

      Josuah Parker war zuerst auf.

      Er bereitete in der kleinen Küche ein erstklassiges Frühstück, konnte dabei ungehindert seine Zigarre rauchen und widmete sich mit Hingabe dem Aufbrühen des Kaffees.

      Als er dann später mit dem Tablett in das Wohnzimmer kam, war auch Mike Rander bereits auf den Beinen. Er beschäftigte sich mit dem Rettungssafe und bastelte gerade eine neue Preßluftpatrone in den Mechanismus.

      »Haben Sie schon gefrühstückt, Parker?« erkundigte sich Mike Rander.

      »Ich werde das gleich in der Küche besorgen«, gab der Butler zurück.

      »Holen Sie sich schleunigst Ihren Kram aus der Küche und setzen Sie sich zu mir an den Tisch«, sagte Rander. »Ich habe mit Ihnen zu reden...!«

      »Sir, Sie wissen, ich würde es mir niemals verzeihen, als Butler zusammen mit Ihnen an einem Tisch...«

      »Ich habe mit Ihnen über den Fall zu reden«, sagte Mike Rander. »Aber bitte, wenn Sie glauben, darauf verzichten zu können, mir soll es recht sein. Dann werde ich Sie eben übergehen.«

      Josuah Parker gab seinen Widerstand auf und ging zurück in die Küche. Bald darauf erschien er mit einem Besteck, mit Tasse und frischen Brötchen. Umständlich ließ er sich nieder und sah seinen Herrn erwartungsvoll an.

      »Ich will es kurz machen«, meinte Mike Rander. »Wie kommen wir an den Mann heran, der auf Lommers und auf Sie geschossen hat? Haben Sie da bereits eine gewisse Vorstellung?«

      »Sir, ich muß gestehen, daß auch ich, bildlich gesprochen, in der Luft hänge!«

      Mike Rander grinste, als wisse er bereits mehr.

      »Sind Sie fest davon überzeugt, Parker?«

      »Ich verstehe Ihre Frage nicht, Sir, mit Verlaub gesagt, sie hört sich so an, als mißtrauten Sie mir.«

      »Selbstverständlich tue ich das nicht. Sie müßten nicht Sie selbst sein, wenn Sie nicht noch eine Trumpfkarte im Ärmel stecken hätten. Also, heraus mit der Sprache!«

      »Nun, Sir, ich habe mir natürlich bereits einige Gedanken gemacht...«

      »Und die hören sich wie an?«

      »Mein Interesse kreist nach wie vor um den Friseursalon in dem Hotelgebäude«, erwiderte der Butler. »Sie kennen meine Theorie, Sir. James Ortner trug die Unterlagen mit sich herum. Er schien auf dem Weg zu der Person zu sein, die wir suchen und der er die Unterlagen verkaufen wollte. Sie kennen meine Ansicht über seinen Wunsch, sich rasieren zu lassen. Kurz, ich bin nach wie vor fest davon überzeugt, daß James Ortner nur deshalb den Salon aufsuchte, um hier die Unterlagen zu übergeben und sein Geschäft abzuwickeln.

      »Mit Calbot, nicht wahr?«

      »Vielleicht. Vorsichtig ausgedrückt!«

      »Warum sollte Calbot es nicht gewesen sein?«

      »Nun, Sir, ich habe versucht, mich in die Gedankenwelt eines Spions zu versetzen. Ortner war im Salon von Spiegeln umgeben. Er mußte fest damit rechnen, möglicherweise gesehen und beobachtet zu werden. Wie sollte er in dieser Umgebung die Hülle übergeben?«

      »Aha, so meinen Sie das also?«

      »Ich möchte meine erste Stellungnahme dahingehend erweitern, daß Ortner zwar den Schauplatz erreicht hatte, auf dem die Übergabe stattfinden sollte. Schauplatz aber nur im allgemeinen Sinn des Wortes.«

      »Wie soll ich das verstehen?«

      »Ja, Sir! Ich habe mir folgendes zurechtgelegt. Ortner betrat den Friseursalon, um damit seinem Geschäftspartner anzuzeigen, er sei da. Der Mann konnte daraufhin seinerseits gewisse Vorkehrungen treffen. Ich bin fest davon überzeug, daß Ortner nach dem Rasieren zurück in die Hotelhalle gegangen wäre. Gerade eine belebte Hotelhalle ist doch der geeignete Ort, sich unauffällig mit einem Menschen zu treffen, finden Sie nicht auch?«

      »Durchaus richtig, aber wenn wir das unterstellen, Parker, dann sitzen wir vollkommen auf dem trockenen. In einer Hotelhalle strudeln viele Menschen herum. Wie sollen wir den finden, den wir suchen? Das erscheint mir unmöglich.«

      »In der Tat, Sir. Das sehe ich ein.«

      »Mir gefällt an Ihrer Theorie nicht, daß Sie nun auf einmal Calbot ausklammern wollen«, sagte Mike Rander. »Schließlich wurde er nicht aus einer Laune heraus ermordet. Schließlich dürfte feststehen, daß er die Hülle zum Herstellen von Mikroaufnahmen besaß. Das alles spricht doch sehr eindeutig gegen ihn.«

      »Calbot hatte seine Hand mit im Spiel«, entgegnete der Butler daraufhin. »Ich bin mir jetzt nur nicht mehr sicher, auf welcher Seite er wohl gestanden haben mag.«

      »Zum Henker, ich habe das Gefühl, daß wir uns nun im Kreis herumdrehen«, meinte Mike Rander, sich eine Zigarette anzündend.

      »Ich bedaure das sehr, Sir«, meinte der Butler sanft, »aber vielleicht werden uns die polizeilichen Ermittlungen weiterbringen.«

      »Wir wollen es hoffen«, sagte Mike Rander. »Ich werde gleich mal zu Pritton und Stormers fahren. Sie können selbstverständlich mitkommen, Parker.«

      »Ich möchte erst einmal die Wohnung aufräumen«, erklärte Butler Parker höflich. »Zudem werde ich ja später von Ihnen erfahren, wie weit die Ermittlungen bereits vorangeschritten sind.«

      »Wie Sie wollen, Parker.«

      Mike Rander war arglos. Er hätte doch seinen Butler besser kennen müssen. Aber an diesem Vormittag schöpfte er keinen Verdacht. Er war der Meinung, daß die Dinge zu einem gewissen Abschluß gebracht worden waren.

      Als er das Haus verlassen hatte, stand der Butler oben an der Brüstung des Dachgartens und schaute auf die Straße hinunter. Er dachte nicht daran, sich mit der Wohnung zu befassen. Er brannte darauf, sich wieder einmal zu betätigen.