Günter Dönges

Butler Parker Staffel 5 – Kriminalroman


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umsonst. Sie wissen nicht, wo Jane Bracer gesteckt hat?«

      »Leider nein.«

      »Ist auch kein Beinbruch, Porters. Morgen werden Parker und ich ihr auf die Zähnchen fühlen. Dann wird sie Farbe bekennen müssen. Ich würde empfehlen, daß die beiden Frauen weiterhin unter Kontrolle bleiben.«

      »Okay, danach wollte ich gerade fragen.«

      »Wir sehen uns am Vormittag in meinem Stadtbüro«, schlug Rander vor. »Lassen Sie sich die Zeit nicht zu lange werden, Porters!«

      Rander legte auf, informierte seinen Butler, der selbstverständlich schon wieder in der Tür zum Salon stand und seinen jungen Herrn fragend ansah. Die beiden so ungleichen Männer trennten sich und verschwanden in ihren Schlafräumen.

      Gegen neun Uhr ließ Mike Rander sich im Salon sehen. Er hatte zwar nur kurz, dafür aber fest und tief geschlafen. Er fühlte sich in bester Verfassung und überlegte, wie man den Fall Jeff Bracer anfassen mußte. Es gab eine Menge zu tun. Sie standen immerhin erst am Beginn ihrer Arbeit.

      »Ich erlaube mir, Ihnen einen guten Morgen zu wünschen, Sir«, sagte Josuah Parker wenige Minuten später. Er trug ein Tablett hinein. Darauf war alles, was zu einem soliden Frühstück gehört, aufgebaut. Der Butler stellte sich seitlich neben den Sessel, in dem der junge Anwalt saß. Mit Luchsaugen wachte Parker darüber, daß Rander auch wirklich das aß, was er gebracht hatte.

      »Haben Sie schon gefrühstückt?« erkundigte Rander sich. Es war eine reine Routinefrage, denn Parker pflegte stets früher aufzustehen.

      »Gewiß, Sir. Darf ich noch etwas Kaffee nachgießen?«

      »Ich bin doch kein Säugling, Parker, das kann ich selbst tun.«

      Mike Rander haßte es, von Parker, seinem engsten Mitarbeiter, bedient zu werden. Aber er kam einfach nicht gegen den sanften Trotz seines Butlers an. Parker hatte bereits die Kanne in der Hand und füllte die Tasse. Er räusperte sich bedeutungsvoll.

      »Ich habe mir die Freiheit genommen, Sir, einige Ermittlungen anzustellen.«

      »Und was haben Sie ausgegraben?«

      »Zuerst erkundigte ich mich auf Umwegen nach diesem Hank Mussel, den der sterbende Jeff Bracer erwähnte.«

      »Wunderbar. Ist dieser Mussel der Polizei bekannt?«

      »Überhaupt nicht, Sir.«

      »Schade, das wird unsere Arbeit mächtig erschweren. Und was sonst noch?«

      »Ich habe bereits mit Porters gesprochen«, berichtete Parker weiter. »Die Freundin der Mrs. Bracer heißt May Limp. Sie arbeitet zusammen mit Jane Bracer in einem Nachtclub, der sich ›Gaslight‹ nennt.«

      »Ist das der Club, den Porters beobachtet hatte?«

      »Richtig, Sir.«

      »Wie ich Sie kenne, Parker, wissen Sie bereits einiges über den Besitzer dieses Clubs, oder?«

      »Es lag in der Natur der Dinge, Sir, daß ich mich danach erkundigte. Der Besitzer ist ein Italiener, der vor einigen Jahren eingebürgert worden ist. Sein Name ist Carlo Caletti. Obwohl er selbst bisher nichts mit der Polizei zu tun gehabt hat, verkehren in seiner Bar Männer und Frauen, die man als lichtscheues Gesindel bezeichnen würde.«

      »Gute Arbeit, Parker«, meinte Rander und lächelte. »Über den erschossenen Billy Signal wissen Sie vielleicht auch einige Details, nicht wahr?«

      »In der Tat, Sir. Die Zeitungen berichteten über den Mord.«

      »Lassen Sie doch mal sehen, Parker.«

      Geschickt wie ein Zauberer hatte Parker plötzlich mehrere Morgenblätter in der Hand. Sie waren schon so zurechtgekniffen, daß Mike Rander sofort die betreffenden Artikel sah, die Parker zusätzlich noch mit Rotstift ausgezeichnet hatte.

      Rander nahm einen Schluck Kaffee und widmete sich der Lektüre. Er überflog die Berichte und legte die Blätter auf einen freien Stuhl.

      »Dieser Signal scheint ja ein schwerer Junge gewesen zu sein«, sagte er aufatmend. »Er war der Polizei gut bekannt.«

      »Das kann man wohl sagen, Sir. Der Gangster hat einige kleinere Strafen absitzen müssen. Zur Zeit lief ein Verfahren wegen Erpressung gegen ihn.«

      »Davon habe ich in den Zeitungen aber nichts gelesen, Parker.«

      »Ich habe mit einem guten Bekannten bei der Polizei gesprochen«, meinte Parker. »Billy Signal war gegen Kaution wieder auf freien Fuß gesetzt worden.«

      »Ach nee...!« sagte Mike Rander und richtete sich steil auf. Er setzt die Tasse, die er zum Mund führen wollte, zurück auf den Tisch. »Gegen Stellung einer Kaution wurde er freigesetzt? Parker, wir müssen herausfinden, wer ihm die Kaution verschafft hat.«

      »Auch ich dachte bereits daran, Sir«, sagte Josuah Parker in einem Ton, der gewiß nicht wie Besserwisserei klang. »Normalerweise hätte man einen Vorbestraften wie Billy Signal nicht wieder freigelassen.«

      »Da werde ich mal meine Beziehungen spielen lassen«, erklärte Rander. »Irgendein Anwalt muß ihm doch geholfen haben. Bis gegen Mittag werden wir wissen, Parker, wer ihm unter die Arme gegriffen hat.«

      »Mit Ihrer freundlichen Genehmigung Sir, würde ich mich gern mit den Vorgängen beschäftigen, die seinerzeit zur Verhaftung des ermordeten Jeff Bracer geführt haben.«

      »Fein, dann werden wir also mal wieder getrennt marschieren«, meinte Rander lächelnd. »Seien Sie vorsichtig, falls Sie ins Hauptquartier der Polizei gehen. Lieutenant Wanders ist ein sehr hellhöriger Bursche, dem man nicht trauen kann.«

      »Oh, ich vergaß, Sir, Ihnen mitzuteilen, daß Lieutenant Wanders Sie in Ihrem Büro besuchen wird. Er hat sich für elf Uhr angesagt.«

      »Da haben wir den Salat«, sagte Mike Rander. »Er scheint bereits Witterung aufgenommen zu haben. Er traut uns ohnehin nie über den Weg, Parker.«

      Der Butler gestattete sich ein diskretes Schmunzeln. Auch ihm war nur zu gut bekannt, wie eifersüchtig Lieutenant Wanders auf Rander und auf ihn war. Dennoch verstanden sich die drei Männer ausgezeichnet. Sie hatten gemeinsam schon manch verzwickten Kriminalfall lösen können.

      Kurz nach Mike Rander verließ auch Butler Parker die Dachgartenwohnung, fuhr mit dem Lift hinunter in die Tiefgarage des Hauses und bestieg sein hochbeiniges Monstrum. Er war korrekt wie immer gekleidet: schwarzer Covercoat, schwarze Melone, schwarze Handschuhe. Dazu kam der Universal-Regenschirm, der einige raffinierte Geheimnisse barg.

      Da die Straßen sehr belebt waren, mußte Parker sich an die Vorschriften halten. Er saß steif und würdevoll hinter dem Steuer und bugsierte sein Monstrum durch den Verkehr. Obwohl man gerade in den Staaten den Anblick alter Wagen mehr als gewöhnt ist, erregte Parker mit seinem Vehikel Aufsehen. Eigentlich fehlten nur noch Blumenkästen vor den Wagenfenstern. Dann wäre der Eindruck einer fahrbaren Gartenlaube vollständig gewesen.

      Butler Parker besuchte zuerst die Städtische Bibliothek und befaßte sich mit den Sammelbänden der Zeitungen. Er blieb über zwei Stunden im Archiv und machte sich Notizen. Anschließend ließ er sich im Polizeihauptquartier sehen und hatte eine längere Unterhaltung mit einem Polizeibeamten, den er gut kannte. Auch hier machte Parker viele Notizen.

      Auf seinem sonst so beherrschten Gesicht war ein Anflug von innerer Zufriedenheit zu entdecken, als er das Polizeihauptquartier verließ. Seine Studien mußten also erfolgreich gewesen sein. Um seinem jungen Herrn Bericht zu erstatten, ließ er sich im Anwaltsbüro von Mike Rander sehen, das sich in einem Bürohochhaus befand.

      Parker hatte die nötigen Schlüssel und das Privileg, unangemeldet bei Mike Rander hereinzukommen. Er brauchte nicht durch Büroräume und Vorzimmer zu gehen.

      Mike Rander stand am Fenster seines Privatbüros, als Parker erschien. Als Rander sich umdrehte, wirkte sein Gesicht sorgenvoll.

      »Ich bringe gute Nachrichten, Sir«, sagte Parker, um seinen Herrn aufzuheitern.

      »Ich