Sammy!«
»Jane Bracer ist eine geborene Fence und stammt aus Detroit. Hier in Chicago arbeitete sie vor etwa fünf Jahren als Verkäuferin in einem Antiquitätengeschäft im Süden der Stadt.«
»Ist die Firma ausfindig gemacht worden?«
»Aber selbstverständlich. Der Laden gehörte einem gewissen Glenn Torch. Vielleicht können Sie mit diesem Namen etwas anfangen.«
»Sagten Sie Glenn Torch?« fragte Mike Rander sicherheitshalber noch einmal zurück.
»Was sagen Sie dazu, Parker?« wandte Rander sich an seinen Butler. »Glenn Torch hieß der eine der vier Bankräuber, der bei dem Feuergefecht mit der Polizei erschossen wurde.«
»Das ist richtig, Sir«, erwiderte Parker.
»Ich verstehe zwar nicht, was Sie im Visier haben, Mr. Rander«, erklärte Porters, »aber meine Angaben scheinen sich zu lohnen, wie?«
»Sie sind sogar ungemein wichtig«, meinte Rander. »Aber berichten Sie weiter, Sammy!«
»Mrs. Bracer steht unter dauernder Beobachtung«, sagte Porters. »Sie benimmt sich sehr unauffällig und wohnt, wie schon gesagt, bei ihrer Freundin May Limp.«
»Sie konnten nicht herausbringen, was mit dem Telegramm los gewesen ist?«
»Leider nicht. Jane Bracer ist sehr geschickt. Wir wissen noch nicht einmal, wo sie sich in der betreffenden Nacht aufgehalten hat. Sie erschien plötzlich wieder in der Nachtbar und gab sich völlig harmlos.«
»Haben Sie sich nach dem Namen Hank Mussel erkundigt?«
»Meine Jungens sind noch dabei«, gab Porters zurück. »Sie müssen natürlich vorsichtig sein. Falls Mussel aber ein Gangster ist, werden wir herausbekommen, wo er zu finden ist. Auch wir haben schließlich unsere Verbindungen.«
»Mussel ist äußerst wichtig«, schärfte Rander dem Detektiv ein. »Vielleicht ist er sogar die Schlüsselfigur zu unserem Fall. Ob es Sinn hat, daß sich einer Ihrer Leute mal an Jane Butler heranmacht?«
»Das ist bereits in Angriff genommen worden«, meinte Porters und lächelte. »Ich habe unseren Beau auf sie gehetzt. Wenn er es nicht schafft, schafft es keiner!«
»Dann haben wir also noch Hoffnung. Ist die Ehe zwischen Bracer und Jane tatsächlich geschlossen worden?«
»Da gibt es keine Zweifel. Sie heirateten vor rund vier Wochen.«
»Sammy, disponieren Sie um«, sagte Mike Rander. »Kümmern Sie sich um diesen Antiquitätenladen! Darüber müssen wir alles wissen! Jedes Detail interessiert mich!«
»Schön, wird sofort gemacht«, antwortete Porters und machte sich einige Notizen. »Sind Sie mit Billy Signal weitergekommen?«
»Wir sind auf Anwalt Furning gestoßen.«
»Das allein ist schon oberfaul. Soll ich Furning beschatten lassen? Es könnte doch sein, daß er interessanten Besuch erhält oder irgendwohin fährt.«
»Gute Idee, Sammy«, sagte Rander. »Furning weiß mehr. Er will nur nicht mit der Sprache herausrücken.«
»Wenn Sie gestatten, Sir, möchte ich einen Vorschlag unterbreiten«, warf Butler Parker ein, der bisher schweigend zugehört hatte.
Mike Rander sah seinen Butler fragend an.
»Ich denke an John Bleeding, der lebenslänglich bekommen hat«, führte Josuah Parker weiter aus. »Ließe sich unter Umständen feststellen, von welchen Personen Bleeding regelmäßig besucht wird?«
Rander pfiff anerkennend durch die Zähne und sah Porters an.
»Das müssen Sie ebenfalls sofort in die Wege leiten, Sammy«, sagte er. »Das heißt, ich werde das übernehmen. Meine Verbindungen sind da besser. Langsam aber sicher werden wir das Netz knüpfen können. Das wäre doch gelacht.«
Die drei Männer unterhielten sich noch eine knappe Stunde. Sie beleuchteten ihren Fall von allen Seiten und beschossen sich gegenseitig mit Anregungen und Fragen.
»Sollte man sicherheitshalber auch noch diesen Speditionsinhaber durchleuchten, bei dem Signal angestellt war?« schlug Porters abschließend vor.
»Sie haben vollkommen freie Hand, Sammy«, entgegnete Rander. »Man kann nie genug wissen. Schärfen Sie Ihren Leuten aber allergrößte Vorsicht ein. Wir haben es nicht mit kleinen Ganoven zu tun. Wenn mich nicht alles täuscht, geht es immerhin um einhundertzehntausend Dollar.«
Rander und Parker verabschiedeten sich von Porters und machten sich auf den Heimweg. Die beiden hatten den Tag genutzt und gute Arbeit geleistet. Obwohl ihnen nicht der große Polizeiapparat zur Verfügung stand, hatten sie sehr viele und erstaunlich interessante Tatsachen gesammelt.
Sie erreichten den großen Wohnblock, und Rander steuerte den Wagen auf die Rampe, die hinunter in die Tiefgarage führte. Er mußte hart auf die Bremse treten, als vor ihnen ein Wagen stand, der die Zufahrt blockierte.
Im gleichen Moment spuckte eine Maschinenpistole Feuer.
Rander und Parker, die einen sehr feinen Instinkt für plötzlichen Ärger besaßen, hatten sich fast gleichzeitig von den Sitzen herunterrutschen lassen.
Über ihnen splitterte das Glas der Wagenscheiben. Die Wagenkarosserie wurde plötzlich zu einem Sieb. Die Bleigeschosse stanzten sich durch das Blech des Autos. Josuah Parker hatte blitzschnell seinen schweren Colt ausgepackt und schoß zurück. Er sah zwar kein Ziel, aber darauf kam es jetzt nicht an. Der heimtückische Schütze mußte erst einmal verwirrt werden.
Mike Rander schaltete in doppelter Beziehung.
Er wußte, daß sie ein gutes Ziel boten, also mußten sie weg vom querstehenden Wagen. Er schaltete den Rückwärtsgang ein und ließ seinen Wagen zurückschnellen.
Da er nicht genau steuern konnte, schrammte er mit dem rechten, hinteren Kotflügel gegen die Seitenwand der Rampe.
Aber dieser kurze Sprung zurück genügte bereits, um aus dem Bereich der Maschinenpistole zu kommen.
Butler Parker stieg schnell, aber nicht ohne gesammelte Würde, aus dem Wagen und erkannte den Schützen, der oben auf der Seitenwand der Rampe stand. Er sah nur einen Schatten, der die Deckung einiger Ziersträucher verließ und auf den Wagen zulaufen wollte.
Parker sah sich zu seinem Leidwesen gezwungen, einen gezielten Schuß anzubringen.
Der Schatten stieß einen gellenden Schrei aus, verlor das Gleichgewicht auf dem schmalen Betonstreifen und stürzte auf die Rampe hinunter.
Der Butler holte seine kleine Taschenlampe aus der Tasche seines Covercoats, lief auf den Schatten zu und leuchtete dessen Gesicht an. Rander folgte langsam, er sicherte nach allen Seiten. Man konnte nicht wissen, ob nicht noch ein Gangster in der Nähe war.
Aber jetzt blieb alles sehr ruhig.
»Lebt der Mann noch?« erkundigte Rander sich bei seinem Butler. Er hatte ihn erreicht und bückte sich, um besser sehen zu können.
»Die Ärzte werden sich zwar anstrengen müssen«, meinte Parker, »aber sie werden ihn durchbringen, wenn mich nicht alles täuscht.«
»Kennen Sie den Mann?« fragte Rander.
»Gewiß, Sir«, sagte Parker und richtete sich auf. »Es ist das Fuchsgesicht, wenn ich mich so plastisch ausdrücken darf, das mich in der Wohnung von Mr. Jeff Bracer einließ und mich düpierte...!«
*
Stunden später wußte man genau, wer der Angeschossene war. Er hieß Ben Stickers, war zweiundvierzig Jahre alt und bereits mehrmals vorbestraft. Lieutenant Wanders von der Mordkommission überbrachte diese Nachrichten. Er erschien in der Dachgartenwohnung des Anwalts, um, wie er sagte, noch einige Fragen zu klären. Es war längst Mittag, und Rander hatte bereits gegessen. Er lud Lieutenant Wanders zu einem Mokka ein, den Butler Parker bereits in der Pantry zu bereitete.
»Wie sieht es unten