Rudolf Alexander Mayr

Lächeln gegen die Kälte


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      Rudolf Alexander Mayr

      Lächeln

       gegen die

      Kälte

       Geschichten aus dem Himalaya

      Bernd Mihalits † gewidmet,

      der mir den Titel dieses Buches vermacht hat.

      2., um die Geschichte „Das große Beben“ erweiterte Auflage 2016

      © 2014 Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck

      Umschlaggestaltung: Tyrolia-Verlag unter Verwendung eines Bildes

      von Ralf Gantzhorn (Cover) sowie Kurt Markus, USA (Autorenfoto)

      Alle weiteren Abbildungen stammen vom Autor.

      Layout und digitale Gestaltung: Tyrolia-Verlag

      Lithografie: Artilitho Trento (I)

      Druck und Bindung: Alcione, Lavis (I)

      ISBN 978-3-7022-3337-2

      E-Mail: [email protected]

      Internet: www.tyrolia-verlag.at

       INHALT

       Lukla, der Whiskypilot und das Hotel Oriental

       Mangale

       Sundare

       Urkien

       Ang Kantschi und der geweihte Tschang

       Der zornige Yak und sein seltsames Gedächtnis

       Pasang Gyalzen und das Yakherz

       Ang Nuri, der Bärenmensch

       Kapa Gyalzen und die kosmische Höhenstrahlung

       Nima Dorjee und der Wasserbüffel

       Das Herz des Lamas und der schwarze Geier

       Nima Dorjee und die Zaubersprüche

       Herr L. und die Rache der Bereisten

       Der Kleine Tendy und der Heiler von Bodnath

       Der Große Tendy und das Ende der Abstinenz

       Santa Gurung

       Die Hunza und ihre Lieder

       Pasang und der Kulturtransfer

       Lakpa Tiki und die Heimholung

       Die Senner von Tangnag

       Nima Dorjee und der Wunschbaum

       Lukla, das Edelweißfeld und die weißen Yakkälber

       Das große Beben

       Dank

      Der alte Flughafen von Lukla

       LUKLA, DER WHISKYPILOT UND DAS HOTEL ORIENTAL

      Als im Jahre 1961 Sir Edmund Hillary die Idee kam, auf einem steil abfallenden Kartoffelacker am Eingang zu den großen Bergen des Himalaya ein Flugfeld zu errichten, konnte er nicht ahnen, welche Szenen sich Jahrzehnte später, mit dem aufkommenden Massentourismus, auf diesem plattgewalzten Kartoffelacker abspielen würden.

      Freilich hatte zur gleichen Zeit, in einer Art prophetischer Vorahnung, der junge Friedrich Dürrenmatt geschrieben, „… alles musste rentieren und rentierte: sogar die unermesslichen Steinhaufen und Geröllhalden, die Gletscherzungen und Steilhänge, denn seit die Natur entdeckt worden war und sich jeder Trottel in der Bergeinsamkeit erhaben fühlen durfte, wurde auch die Fremdenindustrie möglich: die Ideale des Landes waren immer praktisch.“

      Was für die Schweiz galt, würde, etwas zeitverzögert, auch für den Himalaya gelten.

      Lukla liegt auf etwa 2800 Metern Seehöhe und ist der Ausgangsort für Bergbesteigungen rund um den Mount Everest. Hier landet man, von Kathmandu kommend, mit kleinen, zweimotorigen Maschinen, die mithilfe von hoffentlich gut funktionierenden Bremsen und der nicht unbeträchtlichen Steigung des plattgewalzten Kartoffelackers es schaffen sollten, vor der großen Steinmauer, die das Ende der Landepiste markiert, auf Schritttempo abzubremsen, nach rechts zu rollen und sich schließlich wiederum für den Abflug zu positionieren.

      Damals, als König Birendra noch über eine beinahe unbegrenzte Machtfülle gebot, gab es in Nepal nur eine einzige Fluglinie, die Royal Nepal Airlines Corporation, abgekürzt RNAC. Sie gehörte der Frau des Königs und war in jeder Hinsicht konkurrenzlos. Die einzige Regelmäßigkeit bestand in den legendären Verspätungen und Abstürzen. Deshalb hieß die Fluglinie unter Insidern Royal Nepal Always Cancelled.

      Hierher, in dieses kleine Nest Lukla waren wir zurückgekommen, nachdem wir einen sechstausend Meter hohen Berg bestiegen hatten. Wir schrieben als Wochentag den Montag und waren guter Dinge, denn für den nächsten Tag hatten wir einen bestätigten Flug zurück nach Kathmandu und am folgenden Samstag mittels Around the World Ticket nach Bangkok, um in Thailand einen dreitägigen Badeaufenthalt zu genießen, bevor es wieder nach Hause ging. So saßen wir also mit unseren sonnenverbrannten Gesichtern, in der Linken ein Stück frisch erworbenen Käse, in der Rechten eine kühle Flasche Bier, auf einem Steinmäuerchen und blickten frohgemut das Rollfeld hinunter. Vereinzelt grasten Yaks darauf, auch spielende Kinder waren zu sehen und große Schlaglöcher, die mir schon beim Landen vor mehr als drei Wochen Rätsel aufgegeben hatten. Dass hier noch kein Bugrad davongeflogen war, erschien mir wie ein Wunder. Links und rechts der Rollbahn waren, seltenen Trophäen gleich, die Wracks von fünf oder sechs abgestürzten oder sonst wie zu Schaden gekommenen Maschinen drapiert.

      In der folgenden Nacht erwachte ich durch Donnergrollen