Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Paket 3 – Heimatroman


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ihm treffen zu wollen, hatte ihn sehr glücklich gemacht.

      Michael beschloß, gleich ins Dorf hinunterzufahren. Vielleicht hatten die beiden Freundinnen auch schon ausgeschlafen, und dann konnten sie besprechen, was sie an diesem Tag unternehmen wollten. Möglicherweise schloß sich ja der nette Bursche an, der sie gestern begleitet hatte. Wenn Michael es recht beobachtet hatte, dann bahnte sich da etwas zwischen ihm und der hübschen Lucie an.

      Warum nicht, dachte er, zu viert würden sie bestimmt eine Menge Spaß haben, und dieser Axel Kremer schien ihm ein ganz patenter Kerl zu sein.

      Als er bei der Pension Stubler ankam, saßen Jenny und Lucie noch beim Frühstück. Ria hatte ein Auge zugedrückt und auch noch zu dieser Stunde serviert.

      »Ihr hattet den Schlaf sicher nötig«, meinte sie gutmütig.

      Die Pensionswirtin hatte den Besucher in den Frühstücksraum geführt.

      »Möchten S’ vielleicht auch noch etwas essen?« erkundigte sie sich.

      »Nein, vielen Dank«, wehrte Michael ab. »Beim Huberbauern gibt es soviel, das kann man gar net alles schaffen.«

      Er lächelte die Freundinnen an.

      »Guten Morgen«, begrüßte er sie. »Habt ihr die Tour gut überstanden?«

      Jenny und Lucie nickten.

      »Setz dich doch«, deutete die blonde Lehrerin auf einen freien Stuhl.

      Michael rückte ihn zurecht und setzte sich neben sie.

      Daß ihr Herz fürchterlich schnell klopfte, sah man ihr hoffentlich nicht an, aber Jenny fühlte, wie sehr sie sich freute, ihn wiederzusehen.

      »Sind deine Freunde abgereist?« erkundigte sie sich.

      Michael nickte.

      »Ja. Einerseits bedauere ich es natürlich, andererseits…«

      Er bedachte sie mit einem tiefen Blick in ihre Augen, und Jenny spürte, wie es wieder in ihr kribbelte.

      »Andererseits hast du jetzt Zeit für uns«, vervollständigte Lucie den Satz.

      »Richtig«, lachte er. »Was wollen wir also unternehmen?«

      Die Freundinnen sahen sich an und zuckten gleichzeitig die Schultern.

      »Wir haben uns noch gar nichts vorgenommen«, erklärte Jenny. »Aber vielleicht hast du einen Vorschlag?«

      »Also, wir könnten in die Stadt fahren«, meinte er. »Geschäfte anschauen, das ist doch immer etwas für Frauen…«

      Dabei konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen.

      »Nein, im Ernst«, fuhr er fort, »es ist wirklich ein hübsches Städtchen, das anzuschauen lohnt.«

      »Das wissen wir«, antworteten die Freundinnen wie aus einem Mund.

      »Schließlich sind wir ja nicht das erste Mal hier«, setzte Jenny hinzu.

      »Na, dann wißt ihr ja bestimmt auch, wo man gut essen kann.«

      Die beiden Lehrerinnen sahen sich an.

      »Die Pizzeria in der Glockengasse«, reif Lucie.

      »Genau«, nickte Jenny.

      »Prima, dann seid ihr eingeladen«, nickte Michael. »Aber vorher würde ich gerne noch zur Kirche hinübergehen. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß ich in den Tagen, wo ich hier bin, es nicht ein einziges Mal geschafft habe, sie zu besichtigen. Dabei hört und liest man überall, wie einmalig schön sie ist.«

      Die Freundinnen schmunzelten.

      »Was meinst du«, fragte Jenny, »sollen wir Michael mal eine Kirchenführung geben?«

      »Warum nicht«, nickte Lucie. »Vielleicht haben wir Glück und Pfarrer Trenker ist auch da.«

      Sie beendeten ihr Frühstück und machten sich auf den Weg.

      »Wo ist eigentlich Axel?« wollte Michael wissen, als sie die Straße überquerten.

      »Ich vermute, im Pfarrhaus«, antwortete Lucie.

      »Im Pfarrhaus?« fragte er irritiert. »Ist er etwa…?«

      »Priester?« lachte die hübsche Lehrerin und schüttelte den Kopf. »Nein, er wohnt nur dort, als Hochwürdens Gast.«

      »Den möchte ich auch mal kennenlernen«, meinte Michael. »Alle Welt spricht von diesem Pfarrer Trenker, das muß ja ein ganz besonderer Mann sein.«

      Jenny schaute in die andere Richtung und verkniff sich das Lachen, Lucie hatte sich besser in der Gewalt.

      »Vielleicht ist er ja da«, meinte sie.

      Indes setzte Michael noch eins obendrauf.

      »Sagt mal, der Bergführer gestern, wer war das denn eigentlich?« wollte er wissen. »Der sah ja aus, wie ein Filmstar.«

      Jetzt konnten die beiden Freundinnen sich nicht mehr zurückhalten und brachen in schallendes Gelächter aus. Der junge Mann an ihrer Seite blickte sie unsicher an.

      »Was ist denn daran so komisch?«

      Lucie legte ihre Hand auf seinen Arm.

      »Entschuldige«, bat sie, »aber du hast Pfarrer Trenker gestern kennengelernt. Er war unser Bergführer.«

      Michael riß ungläubig die Augen auf.

      »Was? Tatsächlich?«

      Dann stimmte er in ihr Lachen ein.

      Natürlich konnte er nicht ahnen, daß es sich bei dem gutaussehenden Mann um einen Geistlichen handelte. Als er an den Tisch kam, hatte der sich mit Sebastian vorgestellt, und rein äußerlich entsprach er ja nun wirklich nicht der Vorstellung, die man von einem Landpfarrer hatte.

      Sie hatten die Kirche erreicht und traten ein. Michael hielt unwillkürlich die Luft an, als er die Pracht sah. Rot, Blau und Gold waren die Farben, in denen das Gotteshaus verziert war. Herrliche Fensterbilder konnte man bewundern, und in den Ecken und auf Säulen standen wunderschön geschnitzte Heiligenfiguren.

      Die drei Besucher waren alleine in der Kirche. Sie wandten sich der rechten Seite zu. Unter der Galerie hing ein großes Gemälde an der Wand. Es zeigte den Erlöser am Abend vor der Kreuzigung, im Gebet versunken, und hieß Gethsemane.

      Jenny deutete auf eine Madonnenfigur, die gleich daneben, auf einem Sockel stand.

      »Die ist schon einmal geraubt worden«, erzählte sie.

      »Aber Hochwürden und sein Bruder, der ist hier Polizist, haben die Täter überführt und die Madonna wiederbeschafft.

      »Tatsächlich?« wunderte sich Michael. »Und dann steht die jetzt hier einfach so herum?«

      »Net einfach«, vernahmen sie die Stimme des Bergpfarrers, der eben hereingekommen war. »Inzwischen haben wir das gute Stück mit einer Alarmanlage gesichert.«

      Er begrüßte die drei.

      »Wie geht’s euch nach der Tour?« erkundigte er sich.

      »Prima«, versicherte Lucie. »Wir haben heute nämlich erstmal richtig ausgeschlafen.«

      Michael sah den Geistlichen von der Seite her an. Es war wirklich unglaublich, diesen Mann hätte er ohne weiteres für einen prominenten Schauspieler oder Sportler gehalten, aber niemals vermutet, daß es sich bei ihm um einen Diener Gottes handelt.

      »Es ist wirklich eine der schönsten Kirchen, die ich kenne«, sagte er an Sebastian gewandt. »Dabei haben wir daheim auch welche, die anzuschauen lohnt.«

      »Ich weiß«, nickte der Seelsorger. »Die Frauenkirche, zum Beispiel, oder St. Martin, die ich beide schon gesehen habe.«

      Ihm war aufgefallen, daß Lucie Berg immer wieder zur Kirchentür blickte.

      »Axel ist drüben, im Pfarrhaus«, erklärte er