Уильям Шекспир

Sämtliche Werke (Über 190 Titel in einem Buch)


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zäumen lassen.

      Luciana.

       Es ist nichts unter dem Himmel, das nicht in der Erde, in der See, oder in der Luft einem andern unterworfen sey. Die Fische, die Thiere und die Vögel sind ihren Männlein unterworfen, und stehen unter ihrem Gebott; der göttlichere Mensch, Herr über sie alle, Beherrscher dieser weiten Welt und des Oceans, der sie umströmt, mit einer denkenden Seele begabt, die ihn über alle andern Thiere hinaufsezt, wird nicht in diesem einzigen Stük weniger als sie seyn; er ist Herr über sein Weib, und ihr rechtmäßiger Gebieter; laßt euch's also nicht verdriessen, euern Willen nach dem seinigen zu stimmen.

      Adriana.

       Und doch ist es bloß diese Dienstbarkeit, die euch bewegt unverheurathet zu bleiben.

      Luciana.

       Nicht diese Unterwürfigkeit, sondern die Unruhen und Sorgen des Ehebetts.

      Adriana.

       Aber wenn ihr verheurathet wäret, so wolltet ihr doch auch etwas zu befehlen haben.

      Luciana.

       Eh ich die Liebe kennen lerne, will ich mich in der Kunst zu gehorchen üben.

      Adriana.

       Aber wie, wenn euer Mann sich gerne ausser dem Hause verweilte?

      Luciana.

       Ich würde Geduld haben, bis er wieder heim käme.

      Adriana.

       Eine ungereizte Geduld kan leicht geduldig seyn; es ist keine Kunst gut zu seyn, wenn man keine Ursache zum Gegentheil hat; wir wollen haben, daß der Unglükliche, den sein Kummer quält, ruhig bleiben soll, weil uns sein Geschrey beunruhiget; aber drükte uns die nemliche Bürde, wir würden eben so viel oder noch mehr klagen als er. Du, die du keinen unzärtlichen Ehegatten hast, der dich kränkte, weißst mir keinen andern Trost zu geben, als daß du mich zu hülfloser Geduld anweisest; aber wir wollen sehen, wie lange du diese alberne Geduld behalten wirst, wenn du's erlebst, mein Schiksal zu erfahren.

      Luciana.

       Gut, ich will mich einmal auf einen Tag verheurathen um ein Probe zu machen. Aber hier kommt euer Sclave, sein Herr wird also nicht weit weg seyn.

      ZWEYTE SCENE

       Inhaltsverzeichnis

      Dromio von Ephesus zu den Vorigen.

      Adriana.

       Sag', ist dein zaudernder Herr nun bey der Hand?

      Dromio von Ephesus.

       Nein, er ist mit zwo Händen bey mir, und davon sind meine zwey Ohren Zeugen.

      Adriana.

       Sag', redtest du mit ihm? Sagt' er dir seine Meynung?

      Dromio von Ephesus.

       Ja, ja, er sagte mir seine Meynung auf mein Ohr; Dank seiner Hand; es wurde mir sauer sie zu begreiffen.

      Luciana.

       Sprach er so zweydeutig, daß du seine Meynung nicht fassen konntest?

      Dromio von Ephesus.

       Nein, er schlug so gerade zu, daß ich seine Ohrfeigen nur gar zu gut faßte; und doch sprach er so zweydeutig, daß ich kaum verstehen konnte, was sie bedeuten sollten.

      Adriana.

       Aber sag', ich bitte dich, wird er heim kommen? Es scheint, er bekümmert sich viel darum, seinem Weib gefällig zu seyn.

      Dromio.

       Versichert, Frau, mein Herr ist nicht recht gescheidt; das hat seine Richtigkeit; wie ich ihn bat, er möchte heim zum Mittag-Essen kommen, so fragt' er mich nach tausend Mark an Gold; es ist Essenszeit, sagt' ich; mein Gold, sagt' er; euer Essen verdorrt, sagt' ich; mein Gold, sagt' er; wollt ihr heim kommen, sagt' ich; mein Gold, sagt' er; wo sind die tausend Mark, die ich dir gab, Galgenschwengel? Das Ferkel, sagt' ich, ist ganz verbraten; mein Gold, sagt' er. Meine Frau, sagt' ich; an den Galgen mit deiner Frau! Ich weiß nicht wer deine Frau ist; zum Henker mit deiner Frau!

      Luciana.

       Sagte wer?

      Dromio.

       Sagte mein Herr. Ich weiß nichts, sagt' er, von keinem Haus, und von keinem Weib und von keiner Frau, sagt' er; so daß ich also meine Commißion, die meiner Zunge aufgegeben werden sollte, Dank sey ihm! auf meinen Schultern heimtrage; denn mit einem Wort, er gab mir Schläge.

      Adriana.

       Geh wieder zurük du Sclave, und hol' ihn heim.

      Dromio.

       Geh wieder und laß dich noch einmal prügeln? Ich bitt' euch schönstens Frau, schikt einen andern Abgesandten.

      Adriana.

       Zurük, Sclave, oder ich will dir den Schädel entzweyschlagen.

      Dromio.

       Und er wird den Bruch mit andern Schlägen wieder ganz machen; das wird gut gehen.

      Adriana.

       Pake dich, du wortreicher Schlingel, hohl deinen Herrn heim.

      Dromio.

       Bin ich dann so rund mit euch als ihr mit mir, daß ihr mich so wie eine Kugel vor euch her stoßt? Ihr stoßt mich fort, und er wird mich wieder zurükstossen; wenn ich in einem solchen Dienst ausdauren soll, müßt ihr ein ledernes Futteral über mich machen lassen.

      (Er geht ab.)

      DRITTE SCENE

       Inhaltsverzeichnis

      Luciana.

       Fy, wie entstellt diese Ungeduld euer Gesicht!

      Adriana.

       Er kan seinen Liebling seiner angenehmen Gesellschaft nicht berauben, und ich muß indeß daheim sizen, und zum Verhungern nach einem freundlichen Blik schmachten. Hat denn das Alter die anziehende Schönheit schon von meiner armen Wange genommen? Wenn es ist, so hat Er sie verderbt. Ist mein Gespräch troken, und mein Wiz stumpf? Seine Unfreundlichkeit ist der harte Marmor, woran er seine Schärfe verlohren hat. Gefallen ihm andre besser, weil sie schöner aufgepuzt sind? Das ist nicht mein Fehler; er ist Herr über mein Vermögen. Was für Ruinen können an mir gefunden werden, die er nicht gemacht hat? Würde nicht ein einziger sonnichter Blik von ihm, meine verwelkte Schönheit wieder herstellen? Aber ach! er verschmäht ein Weib, von der er ohne Maaß geliebt wird, und sucht, ausser seinem Haus, ein Vergnügen – –

      Luciana.

       Sich selbst peinigende Eifersucht! Fy, jagt sie fort.

      Adriana.

       Nur gefühllose alberne Tröpfe können bey solchen Beleidigungen gleichgültig bleiben; ich bin gewiß, seine Augen haben irgendwo einen andern Gegenstand den sie anbeten. Warum würd' er sonst nicht hier seyn? Schwester, ihr wißt, er versprach mir eine goldne Kette. Wollte der Himmel, es wäre nur das was er mir vorenthielte – – Ich sehe wol, ein Kleinod, so schön es immer gefaßt seyn mag, verliehrt endlich seine Schönheit, wenn wir's immer tragen; und so wie das Gold selbst, ungeachtet seiner Dauerhaftigkeit, durch beständiges Berühren sich endlich abnuzt, so ist kein Gemüth so edel, das nicht durch langwierige Untreu und Falschheit endlich seinen Glanz verliehre. Wenn meine Schönheit in seinen Augen keinen Reiz mehr hat, so will ich ihren Rest wegweinen, und weinend sterben.

      Luciana.

       Was für alberne Geschöpfe kan nicht die Eifersucht aus diesen verliebten Seelen machen!

      (Sie gehen ab.)

      VIERTE SCENE