sie sagt immer die Wahrheit.«
Eifern Sie den Menschen nach, die Sie am stärksten bewundern. Ihr Charakter wird in starkem Maße von den Menschen bestimmt, die Sie am meisten bewundern, sowohl von denen, die noch leben, als auch von denen, die bereits verstorben sind. Um welche Menschen handelt es sich? Blicken Sie auf Ihr Leben und auf die Geschichte zurück, und stellen Sie eine Liste mit den Personen auf, die Sie am meisten bewundern. Schreiben Sie neben ihre Namen die Tugenden und die Wertvorstellungen, für die sie in Ihren Augen am ehesten stehen.
Wenn Sie einen Nachmittag mit jemandem verbringen könnten, einem Lebenden oder einem Toten, wen würden Sie dafür auswählen? Warum würden Sie diese Person auswählen? Worüber würden Sie an diesem Nachmittag miteinander sprechen? Welche Fragen würden Sie stellen, oder was würden Sie lernen wollen?
Aber denken Sie auch an Folgendes: Warum würde diese Person einen Nachmittag mit Ihnen verbringen wollen? Welche Tugenden und Wertvorstellungen haben Sie, die Sie zu einer wertvollen und interessanten Person machen? Wodurch werden Sie zu etwas Besonderem?
Handeln Sie gemäß den Wertvorstellungen, vor denen Sie Achtung haben. Sie entwickeln Wertvorstellungen, indem Sie sie in die Praxis umsetzen, wann immer sie eingefordert werden. Der römische Stoiker Epiktet sagte: »Die Umstände sind nichts; nur unsere Einstellung zu ihnen ist wichtig.«
Wenn ein Problem auftritt, neigen die Menschen dazu, auf der Grundlage der höchsten Werte, die sie bis zu diesem Zeitpunkt entwickelt haben, automatisch zu reagieren.
Wir entwickeln unsere Wertvorstellungen durch Wiederholung, indem wir uns immer wieder gemäß einer bestimmten Wertvorstellung verhalten, bis diese zu einer Gewohnheit und zu einer Konstante unseres Lebens wird. So lernen wir, uns automatisch daran zu halten. Männer und Frauen mit einem hochentwickelten Charakter handeln gemäß ihren höchsten Wertvorstellungen, und sie tun dies, ohne darüber nachzudenken oder zu zögern. Für sie stellt sich gar nicht erst die Frage, ob sie das Richtige tun oder nicht.
Die Persönlichkeitsstruktur
Zur Psychologie des Charakters gehören drei Elemente der Persönlichkeit: das Selbstideal, das Selbstbild und das Selbstwertgefühl.
Das Selbstideal. Ihr Selbstideal ist der Teil Ihres Denkens, der aus Ihren Wertvorstellungen, Tugenden, Idealen, Zielen, Bestrebungen und Ihrer Vorstellung vom allerbesten Menschen, zu dem Sie potenziell werden können, besteht. Mit anderen Worten: Ihr Selbstideal setzt sich aus den Wertvorstellungen zusammen, die Sie bei anderen am stärksten bewundern und über die Sie selbst verfügen wollen.
Verschaffen Sie sich Klarheit über Ihre Wertvorstellungen.
Der wichtigste Teil Ihres Selbstideals lässt sich mit dem Wort »Klarheit« zusammenfassen. Überlegene Menschen sind diejenigen, denen absolut klar ist, wer sie sind und woran sie glauben. Sie sind sich vollständig im Klaren über die Wertvorstellungen, an die sie glauben und für die sie stehen. Sie sind nicht schwankend oder unentschlossen. Wenn eine Entscheidung ansteht, bei der es um eine Wertvorstellung geht, sind sie fest entschlossen.
Im Gegensatz dazu sind schwache und unentschlossene Menschen, was ihre Wertvorstellungen angeht, verworren und unklar. Sie haben nur eine vage Vorstellung davon, was in einer gegebenen Situation richtig oder falsch ist. Infolgedessen schlagen sie den Weg des geringsten Widerstands ein und handeln zweckmäßig. Sie machen das, was anscheinend das Schnellste und Einfachste ist, um das zu bekommen, was sie kurzfristig wollen. Sie denken wenig über die Konsequenzen ihrer Handlungen nach und machen sich auch keine Sorgen darum.
Die Entwicklung des Charakters. Viele Menschen handeln zweckmäßig und schlagen zur unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung den Weg des geringsten Widerstands ein.
Menschen mit einem höher entwickelten Charakter sind dagegen vollkommen integer. Sie würden ihre Ehre oder ihren Charakter nicht für irgendetwas aufs Spiel setzen, auch nicht bei drohendem finanziellen Verlust, Schmerz oder gar Tod.
George Washington war berühmt für seine Ehrenhaftigkeit. Sie kommt in der Geschichte zum Ausdruck, die davon berichtet, dass er als Kind zugab, einen Kirschbaum gefällt zu haben. In demselben Sinne schrieben die Gründerväter der Vereinigten Staaten: »Hiermit verbürgen wir uns wechselseitig mit unserem Leben, unserem Vermögen und unserer uns heiligen Ehre« für die Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung.
In seinem Buch Konfuzius und Marktwirtschaft: Der Konflikt der Kulturen merkte der Philosoph Francis Fukuyama an, dass sich die unterschiedlichen Gesellschaften der Welt in zwei Kategorien einteilen lassen: solche mit einem hohen und solche mit einem niedrigen Grad an Vertrauen. Er argumentiert außerdem, dass es sich bei den Gesellschaften mit einem hohen Grad an Vertrauen – diejenigen, bei denen Integrität am stärksten bewundert, gefördert und geachtet wird – zugleich um die handelt, die am gesetzestreuesten, freiesten und wohlhabendsten sind.
Ihnen gegenüber stehen diejenigen Gesellschaften, die sich durch Tyrannei, Diebstahl, Unehrenhaftigkeit und Korruption kennzeichnen lassen. Jede einzelne von ihnen ist ohne Ausnahme sowohl undemokratisch als auch arm.
Vertrauen ist der Schlüssel. Vertrauen lässt die Beziehungen zwischen Menschen reibungsloser laufen. Dort, wo die Menschen in der Gruppe und als Einzelne Vertrauen zueinander haben, gedeiht die Geschäftstätigkeit, und es gibt Chancen für alle. Dort jedoch, wo es nur ein geringes Maß an Vertrauen gibt, werden die ökonomischen Ressourcen bei dem Bestreben verschwendet, sich vor Diebstahl und Korruption zu schützen – sofern diese Ressourcen überhaupt zur Verfügung stehen.
Kein Erfolg ohne Vertrauen!
In den USA haben wir eine Verfassung und die Bill of Rights (Erklärung der Grundrechte). In diesen Texten sind die Regeln niedergelegt, auf die wir uns geeinigt haben, um nach ihnen zu leben. Sie sind die Grundlage für die Struktur unserer Regierung und garantieren uns unsere Rechte. Aber sie setzen auch voraus, dass unsere gewählten Repräsentanten Männer und Frauen von Ehre sind, die sich darauf verpflichten, diese Rechte zu schützen und zu verteidigen. Mithilfe der Verfassung und der Grundrechte soll sichergestellt werden, dass nur Männer und Frauen mit Charakter langfristig in unserem wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen System wachsen und gedeihen können. Es wird angestrebt, sicherzustellen, dass in den meisten Fällen nur Männer und Frauen mit Charakter in hohe gesellschaftliche Positionen aufsteigen können.
Obwohl unser System nicht vollkommen ist und gelegentlich Menschen mit einem fragwürdigen Charakter in herausragende Positionen aufsteigen, geschieht dies nur selten und bleibt nicht lange unentdeckt. Die grundlegende Anforderung an die Menschen, ehrlich und integer zu sein, führt am Ende dazu, dass unehrliche Menschen entlarvt und kritisiert werden. Die Anforderung, dass Männer und Frauen einen guten Charakter haben müssen, bleibt unverändert bestehen.
Ihr Selbstbild: Ihr innerer Spiegel. Das zweite Element Ihrer Persönlichkeit ist Ihr Selbstbild. Dabei handelt es sich um die Art und Weise, wie wir uns selbst sehen und wie wir über uns denken, insbesondere vor einem wichtigen Ereignis. Menschen neigen immer dazu, sich nach außen in Übereinstimmung damit zu verhalten, wie sie sich selbst sehen. Bisweilen bezeichnet man dies als den »inneren Spiegel«, in den wir kurz blicken, bevor wir uns in irgendeiner Art und Weise verhalten.
Wenn Sie sich selbst als ruhig, positiv, wahrheitsliebend und charakterstark betrachten, handeln Sie mit mehr Stärke und persönlicher Kraft. Sie werden von anderen Menschen mehr geachtet. Sie haben das Gefühl, sich selbst und die Situation im Griff zu haben.
Wie stehen Sie zu sich selbst?
Mehr noch: Immer wenn Sie sich tatsächlich gemäß Ihren höchsten Wertvorstellungen verhalten, verbessert sich Ihr Selbstbild. Sie sehen sich selbst in einem besseren Licht und denken auch dementsprechend. Sie fühlen sich glücklicher und selbstbewusster. Ihr Benehmen und Auftreten bringen dann Ihr stetig sich verbesserndes inneres Bild von sich selbst als der bestmöglichen Person, die Sie sein können, zum Ausdruck.
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