Gerhard Rohlfs

Mein erster Aufenthalt in Marokko und Reise südlich vom Atlas durch die Oasen Draa und Tafilet


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jetzt die Pforte auch die Souveränetät über Marokko beanspruchen zu wollen scheint, ist im eigentlichen Marokko, d. h. westlich von der Muluya, irgend wie oder irgend wo ein türkischer Pascha als Regent seines Herrn, des Sultans der Türken, gesehen worden.

      Im Allgemeinen sind die Begriffe des Volkes von der mohammedanischen Religion äusserst oberflächlich und verworren. Der gemeine Mann giebt sich auch gar keine Mühe, in das Wesen des Islam einzudringen, und was die Faki und die Tholba, d. h. die Doctoren und Schrifgelehrten [Schriftgelehrten], anbetrifft, so sind diese in Marokko auf einer bedeutend tiefer stehenden Stufe der Gelehrsamkeit, als in den meisten anderen Ländern, wo der Islam herrscht.

      Die Lehre von der Prädestination zieht sich auch in Marokko durch die ganze religiöse Anschauung hin: "Es stand geschrieben," dass an dem Tage der und der sterben muss, "es stand geschrieben," dass der und der das Verbrechen beging etc. Es würde indess lebensgefährlich sein, einem Thaleb zu sagen: Da Gott allmächtig ist und Alles erschaffen hat, so hat er doch auch den Teufel geschaffen; oder, der Teufel als gefallener Engel hat doch nur mit Wissen und Willen Gottes fallen können. Man würde in Gefahr sein, verbrannt zu werden, wenn man einem Faki sagte: Da Gott Alles geschaffen hat, so muss er doch auch das Böse, die Sünde, geschaffen haben; wie erklärst Du das mit der Allgute Gottes, Gottes, welcher doch nur der Inbegriff alles Guten sein soll? Ein marokkanischer Geistlicher würde nicht antworten "mit unerforschlichen Geheimnissen", die wir nicht zu ergründen vermögen, sondern gleich mit "Feuer und Schwert".

      Gott mit "hundert guten Eigenschaften", als "grösster", "allbarmherziger", "allmitleidiger", denkt sich der marokkanische Mohammedaner als ein persönliches Wesen. Obschon der Name Gottes "Allah" immer mit besonderer Betonung und recht sonor ausgesprochen wird, so hat doch das häufige Anrufen desselben eine völlige Missachtung nicht nur des Namens, sondern Gottes selbst herbeigeführt. Die eigene Lehre Mohammed's trägt Schuld daran. Während die jüdischen Lehrer vor allen Dingen darauf hielten, den Namen Gottes so wenig wie möglich im Munde zu führen, "Du sollst den Namen des Herrn, Deines Gottes, nicht unnützlich führen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht", und die Israeliten hierin so weit gingen, dass der Name Jehovah nur von den Priestern im Tempel ausgesprochen werden durfte, und man für Gott Eloah oder Adonai, d. h. "Herr" im gewöhnlichen Leben, sagte, lehrte die mohammedanische Religion, es ist verdienstvoll, den Namen Gottes so viel als möglich auszusprechen.

      Bei aussergewöhnlichen Versammlungen von Religionsgenossenschaften kann man daher sehen, wie manchmal die Versammelten mit nichts Anderm sich beschäftigen, als wiegend mit dem Körper den Takt zu geben, und jedesmal das Wort "Allah" auszusprechen. Eine Versammlung der religiösen Genossenschaft der Mulei Thaib in Rhadames, der ich dort beiwohnte, behauptete, am selben Abend das Wort "Allah" 70,000 Mal ausgerufen zu haben. Wenn dies nun auch nicht genau dem Worte nach genommen werden muss, denn die Zahlen in grösseren Zusammensetzungen sind überhaupt den Marokkanern ziemlich unbekannte Grössen, so kann ich doch versichern, dass ich sicherlich eine nachhaltige Heiserkeit würde davon getragen haben, wenn ich mit gleicher Regelmässigkeit und Vehemenz eben so oft Allah mitgeschrien hätte.

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