nicht; denn die wahrste Poesie erdichtet am meisten, und Liebhaber sind der Poesie ergeben, und was sie in Poesie schwören, davon kann man sagen, sie erdichten es als Liebhaber.
Käthchen
Könnt Ihr denn wünschen, daß mich die Götter poetisch gemacht hätten?
Probstein.
Ich tue es wahrlich, denn du schwörst mir zu, daß du ehrbar bist. Wenn du nun ein Poet wärest, so hätte ich einige Hoffnung, daß du erdichtetest.
Käthchen
Wolltet Ihr denn nicht, daß ich ehrbar wäre?
Probstein.
Nein, wahrhaftig nicht, du müßtest denn sehr häßlich sein; denn Ehrbarkeit mit Schönheit gepaart ist wie eine Honigbrühe über Zucker.
Jacques.
Ein sinnreicher Narr!
Käthchen
Gut, ich bin nicht schön, und darum bitte ich die Götter, daß sie mich ehrbar machen.
Probstein.
Wahrhaftig, Ehrbarkeit an eine garstige Schmutzdirne wegzuwerfen, hieße, gut Essen auf eine unreinliche Schüssel legen.
Käthchen
Ich bin keine Schmutzdirne, ob ich schon den Göttern danke, daß ich garstig bin.
Probstein.
Gut, die Götter sei'n für deine Garstigkeit gepriesen, die Schmutzigkeit kann noch kommen. Aber sei es, wie es will, ich heirate dich, und zu dem Ende bin ich bei Ehrn Olivarius Textdreher gewesen, dem Pfarrer im nächsten Dorf der mir versprochen hat, mich an diesem Platz im Walde zu treffen und uns zusammenzugeben.
Jacques (beiseite).
Die Zusammenkunft möchte ich mit ansehn.
Käthchen
Nun, die Götter lassen es wohl gelingen!
Probstein.
Amen! Wer ein zaghaft Herz hätte, möchte wohl bei diesem Unternehmen stutzen; denn wir haben hier keinen Tempel als den Wald, keine Gemeinde als Hornvieh. Aber was tut's? Mutig! Hörner sind verhaßt, aber unvermeidlich. Es heißt, mancher Mensch weiß des Guten kein Ende; recht! mancher Mensch hat gute Hörner und weiß ihrer kein Ende. Wohl! es ist das Zugebrachte von seinem Weibe, er hat es nicht selbst erworben. – Hörner? Nun ja! Arme Leute allein? – Nein, nein, der edelste Hirsch hat sie so hoch wie der geringste. Ist der ledige Mann darum gesegnet? Nein. Wie eine Stadt mit Mauern vornehmer ist als ein Dorf, so ist die Stirn eines verheirateten Mannes ehrenvoller als die nackte Schläfe eines Junggesellen; und um soviel besser Schutzwehr ist als Unvermögen, um soviel kostbarer ist ein Horn als keins.
Ehrn Olivarius Textdreher kommt.
Hier kommt Ehrn Olivarius. – Ehrn Olivarius Textdreher, gut, daß wir Euch treffen. Wollt Ihr uns hier unter diesem Baum abfertigen, oder sollen wir mit Euch in Eure Kapelle gehn?
Ehrn Olivarius.
Ist niemand da, um die Braut zu geben?
Probstein.
Ich nehme sie nicht als Gabe von irgendeinem Mann.
Ehrn Olivarius.
Sie muß gegeben werden, oder die Heirat ist nicht gültig.
Jacques (tritt vor).
Nur zu! nur zu! ich will sie geben.
Probstein.
Guten Abend, lieber Herr. Wie heißt Ihr doch? Wie gehts Euch? Schön, daß ich Euch treffe. Gotteslohn für Eure neuliche Gesellschaft! Ich freue mich sehr, Euch zu sehn. – Ich habe hier eben eine Kleinigkeit vor, Herr. Ich bitte, bedeckt Euch.
Jacques.
Wollt Ihr Euch verheiraten, Hanswurst?
Probstein.
Wie der Ochse sein Joch hat, Herr, das Pferd seine Kinnkette und der Falke seine Schellen, so hat der Mensch seine Wünsche; und wie sich Tauben schnäbeln, so möchte der Ehestand naschen.
Jacques.
Und wollt Ihr, ein Mann von Eurer Erziehung, Euch im Busch verheiraten wie ein Bettler? In die Kirche geht und nehmt einen tüchtigen Priester, der Euch bedeuten kann, was Heiraten ist. Dieser Geselle wird Euch nur so zusammenfügen, wie sie's beim Tafelwerk machen; dann wird eins von euch eintrocknen und sich werfen wie frisches Holz: knack, knack.
Probstein (beiseite).
Ich denke nicht anders, als mir wäre besser, von ihm getraut zu werden wie von einem andern; denn er sieht mir aus, als wenn er mich nicht recht trauen wurde; und wenn er mich nicht recht traute, so ist das nachher ein guter Vorwand, mein Weib im Stiche zu lassen.
Jacques.
Geh mit mir, Freund, und höre meinen Rat.
Probstein.
Komm, lieb Käthchen!
Du wirst noch meine Frau, oder du bleibst mein Mädchen.
Lebt wohl, Ehrn Olivarius.
Nicht:
«O holder Oliver!
O wackrer Oliver!
Laß mich nicht hinter dir.»
Nein:
«Pack dich fort!
Geh! auf mein Wort,
Ich will nicht zur Trauung mit dir.»
(Jacques, Probstein und Käthchen ab.)
Ehrn Olivarius.
Es tut nichts; keiner von allen diesen phantastischen Schelmen zusammen soll mich aus meinem Beruf herausnecken. (Ab.)
VIERTE SZENE
Der Wald. Vor einer Hütte
Rosalinde und Celia treten auf
Rosalinde.
Sage mir nichts weiter, ich will weinen.
Celia.
Tu es nur; aber sei doch so weise, zu bedenken, daß Tränen einem Mann nicht anstehn.
Rosalinde.
Aber habe ich nicht Ursache zu weinen?
Celia.
So gute Ursache sich einer nur wünschen mag. Also weine.
Rosalinde.
Selbst sein Haar ist von einer falschen Farbe.
Celia.
Nur etwas brauner als des Judas seins. Ja, seine Küsse sind rechte Judaskinder.
Rosalinde.
Sein Haar ist bei alledem von einer hübschen Farbe.
Celia.
Eine herrliche Farbe; es geht nichts über Nußbraun.
Rosalinde.
Und seine Küsse sind so voll Heiligkeit wie die Berührung des geweihten Brotes.
Celia.
Er hat ein Paar abgelegte Lippen der Diana gekauft; eine Nonne von des Winters Schwesterschaft küßt nicht geistlicher; das wahre Eis der Keuschheit ist in ihnen.
Rosalinde.
Aber warum versprach er mir, diesen Morgen zu kommen, und kommt nicht?
Celia.
Nein, gewißlich, es ist keine Treu und Glauben in ihm.
Rosalinde.
Denkst du das?
Celia.
Nun, ich glaube, er ist weder ein Beutelschneider noch ein