nicht geschehen, so sey er nun ganz gewiß sehr tief in ihrer guten Meynung gefallen. Du bist nun, sagt er, in den Norden, von meiner Nichte guter Meynung hineingesegelt, wo du hangen wirst wie ein Eiszapfe an eines Holländers Bart, wofern du dich nicht durch irgend eine kühne That wieder losmachst – – Kurz, sie bereden ihn endlich, daß er sich schlechterdings mit Cäsario schlagen müsse, und Sir Tobias erbietet sich, diesem die Ausforderung zu überbringen; welche zu schreiben dann Sir Andreas abgeht.
FÜNFTE SCENE
Fabian und Sir Tobias machen sich zum voraus über die Kurzweile lustig, die sie von diesem Zweykampf erwarten. Sir Tobias gesteht von seinem Freund daß er eine Memme sey; wenn man ihn öfnete, sagt er, und ihr findet nur soviel Blut in seiner Leber, daß eine Floh die Füsse darinn naß machen könnte, so will ich den Rest der Anatomie aufessen. Indem kommt Maria zu ihnen, und bittet sie mit ihr zu gehen und zu sehen, wie seltsam sich Malvolio in seinen gelben, unter den Knien gebundnen Strümpfen gebehrde, und wie pünctlich er der Vorschrift des von ihr unterschobnen Briefs nachlebe. Er lächelt (sagt sie) sein breites Gesicht in mehr Linien als auf der neuen Land-Carte sind, die mit den beyden Indien vermehrt ist; ihr habt euere Tage nichts so gesehen; ich bin gewiß, mein Fräulein wird ihm eine Ohrfeige geben; wenn sie's thut, so wird er lächeln und es für eine grosse Gunstbezeugung aufnemen.
SECHSTE SCENE
Verwandelt sich in die Strasse.
Sebastian und Antonio treten auf.
Sie freuen sich einander wieder zufinden; Sebastian bittet seinen Freund mit ihm zu gehen, um die Merkwürdigkeiten der Stadt zu sehen; Antonio antwortet, er getraue sich, weil er ehedem gegen den Herzog gedient und ihm einen namhaften Schaden gethan habe, nicht, sich so öffentlich sehen zu lassen, er bestellt also den Sebastian auf den Abend ins Wirthshaus zum Elephanten, giebt ihm, auf den Fall, wenn er etwann Lust hätte etwas einzukauffen, seinen Beutel, und verläßt ihn, um ihm das Nacht-Quartier zu bestellen.
SIEBENDE SCENE
Verwandelt sich in Olivias Haus.
Olivia und Maria.
Olivia.
Ich habe nach Cäsario geschikt; er sagt, er will kommen; was soll ich ihm für Ehre anthun? Was soll ich ihm geben? Denn Jugend wird öfters erkauft als erbettelt oder entlehnt – – Ich rede zu laut – – Wo ist Malvolio? Er ist ernsthaft und höflich, er schikt sich gut zu einem Bedienten für eine Person von meinen Umständen; wo ist Malvolio?
Maria.
Er kommt sogleich, Gnädiges Fräulein, aber in einem seltsamen Aufzug. Er ist ganz unfehlbar besessen, Gnädiges Fräulein.
Olivia.
Wie, wo fehlt es ihm? Raßt er denn?
Maria.
Nein, Gnädiges Fräulein, er thut nichts als lächeln; Euer Gnaden wird wohlthun, jemand zur Sicherheit bey sich zu haben: denn, ganz gewiß, der Mann ist nicht recht richtig unterm Hut.
Olivia.
Geh, ruf ihm. – –
Malvolio tritt auf.
– – Ich bin so närrisch als er immer, wenn traurige und lustige Narrheit auf eins hinauslauffen – – Nun, wie gehts, Malvolio?
Malvolio.
Liebstes Fräulein, ha, ha.
(Er lächelt auf eine abgeschmakte Art.)
Olivia.
Lächelst du? Ich schikte nach dir, um dich zu einem ernsthaften Geschäfte zu gebrauchen.
Malvolio.
Ernsthaft? Ich könnte wol ernsthaft aussehen, dieses starke Binden unter den Knien macht einige Obstruction im Geblüt; aber was thut das? Wenn es nur Einer gefällt, so geht mir's vollkommen wie es in dem Sonnet heißt: Gefall ich Einer, so gefall ich Allen.
Olivia.
Wie, was bedeutet das, Mann? Was fehlt dir?
Malvolio.
Es ist in meinem Kopf nicht so schwarz als meine Beine gelb sind: Es ist mir richtig zu Handen gekommen, und Befehle sollen vollzogen werden. Ich denke, wir kennen diese schöne Römische Hand.
Olivia.
Willt du nicht zu Bette gehen, Malvolio?
Malvolio (leise.) Zu Bette? Ja, Liebchen, und mit dir.
Olivia.
Gott behüte dich! Warum lächelst du so, und küssest deine Hand so oft?
Maria.
Was fehlt euch, Malvolio?
Malvolio.
Habt ihr zu fragen? Wahrhaftig! Nachtigallen antworten gleich Krähen!
Maria.
Wie untersteht ihr euch mit einer so lächerlichen Kühnheit vor meiner Gnäd. Fräulein zu erscheinen?
Malvolio.
Fürchte dich nicht vor Grösse; – – Das war wol gegeben.
Olivia.
Was meynst du damit, Malvolio.
Malvolio.
Einige werden groß gebohren – –
Olivia.
Ha?
Malvolio.
Andre arbeiten sich zur Grösse empor – –
Olivia.
Was sagst du?
Malvolio.
Und andern wird sie zugeworfen.
Olivia.
Der Himmel helfe dir wieder zurechte!
Malvolio.
Erinnre dich, wer dir befahl gelbe Strümpfe zu tragen – –
Olivia.
Deine gelbe Strümpfe?
Malvolio.
Und wünschte, daß du sie unterm Knie binden möchtest?
Olivia.
Unterm Knie binden?
Malvolio.
Geh, geh, du bist ein gemachter Mann, wenn du nur willst.
Olivia.
Was sagst du?
Malvolio.
Wo nicht, so bleibe dein Lebenlang ein Bedienter.
Olivia.
Wie, das ist ja eine wahre Hundstags-Tollheit.
(Ein Bedienter meldet den Cäsario an, Olivia geht ab, nachdem sie Befehl ertheilt hat, daß man zu Malvolio Sorge trage.)
ACHTE SCENE
Malvolio, der seine Sachen vortrefflich gemacht zu haben glaubt, bestärkt sich selbst, in einem kleinen Monologen, in seinem angenehmen Wahnwiz, und hält sich seines Glüks so gewiß, daß ihm nichts übrig bleibe, als den Göttern davor zu danken.