Dietmar Wolfgang Pritzlaff

Sprachkunst


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Hause, was ganz Besonderes geschrieben und gelesen zu haben. Das war schon sehr erhebend.

      Es vergingen 6 Wochen in denen ich nichts von der Literatur-Lady hörte und lesen durfte. Also hing ich am Telefon und wollte einfach mal nach dem Stand der Dinge fragen. Unter ihrer privaten Telefonnummer meldete sich niemand, es gab auch keinen Anrufbeantworter. Weitere 2 Wochen vergingen, dann versuchte ich die Telefonnummer ein weiteres Mal. Nichts.

      Ich kramte die Telefonnummer des RSGI heraus. Das Büro war tatsächlich besetzt. Der Mann den die Literaturdame angemotzt hatte war dran. Ich fragte höflichst, ob ich die Dame so und so (Name habe ich vergessen!) sprechen könnte. „Nein, das geht leider nicht. Die Dame ist vor 5 Wochen verstorben.“

      Ich war platt. Wie vor den Kopf geschlagen. Das gibt es doch gar nicht. Jetzt hatte sich jemand für mich und meinen Text interessiert und dann gab es ihn oder besser sie nicht mehr. Schrecklich! Mir tat das fürchterlich leid. Hoffentlich hatte sich die Dame nicht zu sehr über das vermeintliche Versagen ihrer Jury-Mitglieder aufgeregt und ist durch die Aufregung gestorben?!

      Natürlich geschah jetzt nichts weiter. Kein anderer der Jury-Mitglieder hatte noch Interesse an mir und meinem Text. Das Glück war greifbar nahe, das Schicksal aber unberechenbar.

      Kapitel 12: Lyrik in Gratis-Zeitung

      1988 war ein gutes Lyrik-Jahr für meine Gedichte. Nach Veröffentlichung in einer Anthologie und einer Lesung in Regensburg war da noch eine kleine Gratis-Zeitung DIE MARK – Wochenanzeiger im Märkischen Kreis die sich für meine Werke interessierte.

      Im November 1988 folgte ich einem Aufruf in dieser Werbe-Zeitung und sandte ein Gedicht ein. Es wurde prompt angenommen und abgedruckt. 10 Mark war der Abdruck der Zeitung wert. Ich war mal wieder glücklich gelesen zu werden.

      Gleich im Dezember gelang es mir wieder. Danach noch im Januar und Februar 1989. Wow... für mich hätte es ewig so weitergehen können. Allerdings wollte man später meine Gedichte nicht mehr. Plötzlich gab es diese Rubrik nicht mehr und dann wurde die Zeitung ganz eingestellt.

      Später wurde der neue Name DER BOTE ersonnen und wieder eine Gratis-Wochenzeitung herausgegeben, aber ohne die Gedichte-Rubrik.

      Was aber diese Zeitungsveröffentlichung so außergewöhnlich für mich machte, war die Tatsache, dass sich schon nach meinem ersten Gedichtabdruck eine Frau W. aus Meinerzhagen „genötigt“ fühlte mir zu schreiben.

      Brief, Dezember, 1988

      Guten Tag – großer Dichter – Herr Pritzlaff!

      Mit Ihrem Gedicht in DIE MARK haben Sie genau mein Schicksal erläutert. Inzwischen kann ich es bereits auswendig. Daher habe ich an diesem einsamen Advents-Sonntag all meinen Mut genommen um Ihnen für das Gedicht ein „DANKE“ zu schicken.

      Ich warte und hoffe, dass Sie noch mehr so treffende Gedanken in die Zeitung übertragen werden!

      In diesem Sinne erlaube ich mir – Ihnen, eine ganz schöne Weihnacht zu wünschen und anschließend ein gutes 1989! (Ebenfalls Ihrer Familie) – Frau W. aus Meinerzhagen

      Ich war völlig von den Socken. Meine Gedichte – ich – hatte einen Fan. Wurde gelesen und regte zum Denken an. Genau das war mein größter Wunsch. So lieb und nett, so wunderbar offen für meine Werke. Ich bedankte mich mit einem Brief.

      Postkarte, 16.12.1988

      Junger Freund! Unendliche Freude über Ihre Post. Bedanke mich herzlich. Werde Ihnen bald noch einen Brief schreiben, betreffs Ihres Gedichtes VON DER VERGÄNGLICHKEIT. Hatte ein seltsames Erlebnis damit. Freundlichen Gruß Frau W.

      Daraufhin schrieb ich einen weiteren Brief und sandte als Dankeschön einige meiner Gedichte gleich mit.

      Frau W. reagierte prompt:

      Brief, 20.12.1988

      In aller Ruhe habe ich Ihre Gedichte aufgenommen. Dazu eine Mappe angelegt. Damit hatte ich aber wirklich nicht gerechnet, so schnell in den Besitz weiterer Gedichte von Ihnen zu kommen. Vielen, vielen Dank nochmals!

      Bei einer Weihnachtsfeier habe ich mir erlaubt ganz feierlich die Begeisterung Ihrer Gedichte an die Menschheit weiter zu geben. Mit Erfolg!

      So, jetzt zu meinem Erlebnis. Es war das Gedicht TRAURIGKEIT welches mir unter die Haut ging. Freute mich in Gedanken auf die nächste Zeitungsausgabe. Am 7. Dezember – also Mittwoch den 7. Dezember musste sie erscheinen.

      Dieser Mittwoch war gleichzeitig der 3. Todestag meines Mannes Wolfgang.

      Doch an diesem Tag, kam kein Bote mit der Zeitung. Mutig schrieb ich dann einen Weihnachtsgruß an Sie, den ich montags zum Briefkasten trug.

      Meine innere Stimme und Gedanken einen Vers von Ihnen versäumt zu haben, ließen mich einen Umweg zum Zeitungsverlag machen. Höflich kam meine Beschwerde von meinen Lippen. „Botenmangel.“ Dann eine nette Stimme: „Frau W., dort liegen noch alte Ausgaben, bitte bedienen Sie sich!“ Erfreut darüber eilte ich nach Hause. Den Regen spürte ich kaum, er fiel in Strömen. Noch im Mantel blätterte ich hastig in dem Blatt. Selten war ich so gerührt als ich Ihren Namen lesen durfte. (Gedicht VON DER VERGÄNGLICHKEIT)

      SELTSAM – 5 Tage nach der Suche!

      Mein total trüber Tag, war nun zu einem guten Abschluss gekommen. Mein Gebet schmeckte nicht fahl – wie sonst. Ich dachte an die „Rose unter dem Schnee“ – und freue mich jetzt auf die „Stille Nacht“

      Herzlichst – Frau W.

      In einem weiteren Brief forderte ich einfach auf, auf meine private Post zu warten. Gedichte müssen ja erst mal geschrieben werden und ich wollte passende der lieben Frau W. senden.

      Postkarte, 04.01.1989

      Nach dem das neue Jahr erst einige Tage alt ist, durfte ich mich schon freuen. WOHIN? Habe ich voll aufgenommen. Sehr sinnvoll für die heutige Zeit. Mein persönliches DANKE dafür. Mögen all Ihre Schöpfungen auch weiterhin dem Leser zugänglich bleiben. Freundliche Grüße – Frau W. (aus Meinerzhagen)

      Im nächsten Brief schrieb ich Frau W., dass ich eine große Ausstellung in Lüdenscheid bekommen hatte. Meine Kunst kannte die Frau ja noch nicht. Bei der Gelegenheit wollte ich unbedingt diese Frau kennenlernen. Leider kam sie nicht.

      Brief, 09.03.1989

      Unendlich groß war meine Freude über die Nachricht Ihrer Ausstellung in Lüdenscheid. Es war mein Vorsatz diese unbedingt zu besuchen. Der Umstand oder das Schicksal kann man fast sagen, hat es anders gewollt. Ausgerechnet in dem Zeitraum hatte ich den Tod meines Schwagers in der Lüneburger Heide zu beklagen. Wenige Tage später am 22.02.1989 der nächste Todesfall (entfernter Verwandter) eines 42jährigen Mannes, Vater zweier Kinder. Ein Opfer unserer Zeit? Es war Selbstmord. Das alles war für mein Gefühl wirklich viel zu verkraften.

      Inzwischen habe ich Ihren netten Brief erhalten. Vielen Dank dafür! Wollte sofort Antwort geben, habe aber dann noch auf das Wochenblatt gewartet. Allerdings diesmal umsonst. Na, sollen die anderen Versuchsdichter auch mal zum Zuge kommen, nicht wahr? Dabei muss ich gestehen, dass Ihre Gedichte einfach wahrer und gut sind. Habe schon oft gedacht: Diese – Ihre Gedichte – passen überhaupt nicht in den Rahmen des Wochenblattes.

      Deshalb bin ich mit Ihnen glücklich, dass es bereits Ausstellungen gibt. Geben Sie mir bitte für die Ausstellung in Altena rechtzeitig den Termin, ja? Die Möglichkeit besteht nach dort zu kommen durch meinen Sohn Frank. Er hat in Altena einen Berufskollegen (Verkaufsberater) die auch privat befreundet sind. Ich selbst habe keinen Führerschein, also auf meine Jungens angewiesen.

      Habe zwei nette Söhne. Sie leben aber nicht mehr bei mir (bereits eigene Familie).

      Ach, ich möchte Ihnen so viel erzählen doch ich weiß nicht, ob ich Sie damit nicht nerve...

      Habe alles was ich zum Leben brauche – leider auch viele Stunden der Einsamkeit. Doch gerade in diesen Stunden verarbeite