Günter Dönges

Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman


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Das waren …«

      Herb Durham beschuldigte seine beiden Komplicen, die ob dieses Verrats ausgesprochen unfreundlich reagierten. Sie beschuldigten ihrerseits ihren Chef. Sie stritten und wurden schließlich sogar handgreiflich. Sie vergaßen die Hitze im Raum und fielen übereinander her. Innerhalb weniger Sekunden bildeten die drei nackten Körper ein wildes Knäuel. Die Gangster verdroschen sich gegenseitig und waren darauf aus, sich gegenseitig den Garaus zu machen.

      Sie waren derart miteinander beschäftigt, daß sie nicht merkten, wie die Tür geöffnet wurde.

      Parker war zu erkennen.

      Er hielt einen Wasserschlauch in der Hand. Er richtete die Massagedüse auf die drei Gangster und öffnete den Hahn.

      Das kalte Wasser schnitt wie ein scharfes Messer in die drei sich prügelnden Gangster hinein.

      Durham und Partner schrien entsetzt auf. Sie trennten sich hastig voneinander und ergaben sich. Sie waren völlig entnervt und sehnten sich förmlich danach, in Einzelzellen untergebracht zu werden, Wünsche übrigens, die ihnen schnell und prompt erfüllt wurden, zumal Sheriff Masters zur Stelle war und seine Handschellen nutzbringend anwendete …

      *

      »Ihre Angaben haben sich Wort für Wort bestätigt«, erklärte Leutnant Baird am anderen Morgen Josuah Parker. »Die Gangster haben Geständnisse abgelegt. Da ist wirklich nichts mehr nachzutragen.«

      »Hätte mich auch sehr gewundert«, schaltete sich Mike Rander ein. »Nachdem die Täter sitzen, ist es an der Zeit, Ihnen die Pläne auszuhändigen, Leutnant.«

      »Ich wollte gerade danach fragen.«

      »Parker, bitte …« Rander wandte sich an Josuah Parker, der nach seiner pelzbezogenen Melone griff, den Pelz anlüftete und dann die Schürfpläne hervorholte.

      »Bitte, Sir, bedienen Sie sich«, sagte er zu Leutnant Baird. »Sie wissen ja, wem sie rechtmäßig gehören.«

      »Sie etwa nicht?«

      »Doch, natürlich, Sir, die Pläne gehören Miss Judy Raston.«

      »Eben, Parker. Und sie ist hier in Creek Village. Zusammen mit Clay Hellers aus Fairbanks. Sie trafen vor einer Stunde aus Anchorage ein.«

      »Dann ist Hellers unschuldig?«

      »Was diesen ganzen Komplex angeht, bestimmt. Daran besteht kein Zweifel. Sheriff Masters holt sie aus dem Hotel.«

      »Eine annehmbare Überraschung, Sir«, meinte Parker.

      »Sie haben mich ehrgeizig gemacht«, erwiderte Leutnant Baird lächelnd. »Ich wollte mich darin auch mal versuchen.«

      »Sie sind eine ausgesprochene Begabung, Sir«, lobte Parker den Detektivleutnant. »Die letzten Feinheiten müßten Sie allerdings noch entwickeln.«

      »Wieso das?«

      »Weil ich mir zu bemerken erlaube, daß ich Mr. Hellers schon vor zehn Minuten im Hotel gesehen habe. Aber das sind Kleinigkeiten, die sich im Laufe der Zeit bestimmt lernen lassen …«

Im Takt des Verbrechens

      Der Bus fuhr bereits an, als sie hastig den Wagen verließ, beinahe strauchelte und dann mit schnellen Schritten die breite Fahrbahn überquerte. Auf der anderen Straßenseite angelangt, blieb sie kurz stehen und sah sich prüfend ängstlich um.

      Sie mochte etwa fünfundzwanzig Jahre alt sein, war schlank, mittelgroß und trug ein graues Kostüm mit einem kleinen Pelzkragen. Sie sah nicht besonders gesund aus. Unter den Augen lagen tiefe Schatten. Sie erinnerte an eine kleine graue Maus, die Angst vor der Katze hat.

      Als sie die Straße hinunterschritt, sah sie sich wiederholt um, als fürchte sie, verfolgt zu werden. Sie preßte die große dunkle Handtasche fest gegen ihren Körper. Sie schien einen Schatz verteidigen zu wollen. Als sie an einem Schnellimbiß vorüberkam, blieb sie jäh stehen. Ihr war ein Gedanke gekommen. Nach einem weiteren schnellen Blick betrat sie kurz entschlossen das Lokal und setzte sich auf einem Drehhocker an die Theke. Sie bestellte sich einen schwarzen Kaffee und ließ sich das Telefonbuch geben. Hastig blätterte sie die Seiten um.

      Sie hatte bald gefunden, wonach sie suchte. Sie schrieb die Nummer in ihr kleines Notizbuch, das sie aus der Handtasche hervorgeholt hatte. Sie nippte am frisch servierten Kaffee, nahm nur einige wenige Schlucke und ließ den Rest dann stehen. Sie zahlte und betrat eine der beiden Telefonzellen, die sich an der Rückseite des Lokals befanden.

      Sorgfältig wählte sie die aus dem Telefonbuch herausgesuchte Nummer. Sie blickte durch die Glasscheibe in das gut besuchte Lokal. Selbst hier in der Zelle fühlte sie sich unsicher und beobachtet. Sie atmete schnell durch, als sich auf der Gegenseite eine Stimme meldete. Sie war so aufgeregt, daß sie nachfragen mußte.

      »Spreche ich mit dem Büro von Anwalt Rander?« fragte sie. Sie bemühte sich, eine aufsteigende Erregung zu verbergen.

      »Büro Anwalt Rander«, kam die unpersönliche, höfliche Antwort.

      »Ich möchte Mr. Rander sprechen. Es ist sehr wichtig.«

      »Wie ist Ihr Name, Madam? Erwartet Mr. Rander Ihren Anruf?«

      »Nein, nein, er kennt mich nicht. Es ist aber sehr wichtig. Bitte, verbinden Sie mich mit ihm!«

      »Ich weiß nicht, Madam, ob ich Mr. Rander jetzt stören kann.«

      »Es geht …, es geht um Leben und Tod«, antwortete die Frau eindringlich.

      »Es handelt sich um ein Verbrechen. Ich muß Mr. Rander sprechen …!«

      »Einen Moment bitte, ich verbinde.«

      Es knackte in der Leitung. Die junge Frau im grauen Kostüm atmete erleichtert auf. Sie fühlte sich plötzlich müde und abgespannt. Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die dünne Sperrholzwand der Zelle und wartete auf die Verbindung.

      Eine sympathische, dunkel-männliche Stimme meldete sich.

      »Spreche ich mit Mr. Rander?« fragte die junge Frau und richtete sich schnell auf.

      »Mike Rander am Apparat. Es soll sehr wichtig sein?«

      »Ich brauche Ihren Rat, Sir«, sagte die junge Frau. »Ich bin in ein Verbrechen verwickelt. Ich weiß nicht mehr aus noch ein. Sie müssen mir helfen?«

      »Um was handelt es sich?« Mike Randers Stimme blieb freundlich und gelassen.

      »Wenn Sie einen Moment Zeit haben, Sir, werde ich Ihnen …«

      Sie wollte weiterreden, doch dann sah sie den Mann, der sich vor der Glastür der Telefonzelle aufgebaut hatte. Er klopfte gegen die Scheibe und winkte ihr lächelnd zu. Er benahm sich dabei keine Spur auffällig oder drohend. Er schien ein guter Bekannter von ihr zu sein.

      Der Schein trog.

      Die junge Frau schluckte. Sie konnte plötzlich nicht mehr sprechen. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt. Sie wurde blaß und faßte sich mit der freien Hand unwillkürlich an die Kehle.

      »Warum sprechen Sie nicht weiter?« hörte sie die Stimme des Anwalts. »So sprechen Sie doch, Madam …«

      »Susan Dalby, Belden Street 1236«, gab sie mit rauher Stimme zurück. Ihre Lippen bewegten sich kaum. Sie nickte dem vor der Telefonbox wartenden Mann zu und legte dann den Hörer auf.

      Er zog die Tür auf, sein Lächeln wurde zu einem maskenhaften Grinsen.

      Er war etwa dreißig Jahre alt, schon viel zu korpulent und hatte harte Augen.

      »Ist das ein Zufall, daß wir uns hier treffen«, meinte er. Selbst sein Grinsen erlosch.

      »Ich …, ich wollte …« Sie kam nicht weiter. Die Stimme kündigte ihr den Dienst auf. Ihre Augen weiteten sich vor Angst.

      »Gehen wir. Ich habe