Frank Callahan

Apache Cochise Staffel 2 – Western


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Stiefelspitzen anvisierte.

      Walmann dagegen warf seinen markanten Schädel brüsk in den Nacken und erwiderte ziemlich scharf: »Sir, von uns aus war alles getan worden, was in unserer Macht stand. Mit Verlaub… General Sherman soll sich an Brevet General West und Colonel Brigham von Fort Buchanan wenden. Die beiden sind für alles verantwortlich, was sich zur Zeit im Südwesten abspielt.«

      »Warum ausgerechnet Colonel Brigham? Ich halte ihn für einen ausgezeichneten Offizier.«

      »Er ist verantwortlich für diesen Lieutenant Bascom und den Weißenhasser Ward. Es mußte ersichtlich gewesen sein, daß Ward log.«

      Howard ließ seinen gesunden Arm unwillig auf den Tisch sinken.

      »Gentlemen, Vorhaltungen bringen uns keinen Schritt weiter. Die Armee beging Fehler, ohne Zweifel. An uns liegt es jetzt, diese Fehler nicht fortzusetzen. Ich erwarte Ihre Vorschläge.«

      Howard sah White an. Der schüttelte den Kopf. Howard ließ seinen Blick kreisen. Walmann schüttelte ebenfalls den Kopf und preßte die Lippen zusammen. Nur John Haggerty, Chiefscout der Siebenten, wich diesem Blick nicht aus. In seinen hellen Augen lag mehr als Trotz, schon fast Widerwillen und Verachtung.

      »Sie fragen mich, Sir?«

      »Haggerty, ich frage Sie«, war die kurze Antwort des Kommandierenden Generals. Howard hob kaum die

      Stimme, wenn er es mit dem Scout zu tun hatte. Er wußte warum.

      John Haggertys Verhältnis zu Cochise war schon immer unklar gewesen und neuerdings durch Millers Eskapade bei der Apacheria sehr gestört.

      Wenn Cochise den Scout auch ehrenhalber »Falke« nannte, so tat er dies nur im Kreis seiner Familie und nie vor seinen Kriegern. Unbestreitbar war der Apachen-Häuptling ein ausgezeichneter Diplomat und Heerführer. Eine verlorene Schlacht bedeutete nichts. Auch weiße Generäle hatten Schlachten verloren, ohne daß die Öffentlichkeit groß Aufhebens davon gemacht hätte.

      »Ich kann Ihnen nicht helfen, General. Wenn ich mich bei Cochise blicken lasse, bin ich meinen Skalp schneller los, als ich bis drei zählen kann. Tut mir leid, in die Chiricahuaberge gehe ich nicht.«

      Howard machte eine bedrückte Miene, was recht gut zu dem Schweigen paßte, das sich im Zelt ausbreitete. Nur die Schritte der Wachtposten im knirschenden Schnee und das Atmen und Bullern des Kerosinofens in der Zeltecke waren zu hören.

      Oliver Howards blaue Augen waren mit einem bittenden Ausdruck auf Haggerty gerichtet. John ließ den Kopf hängen. Er dachte an zwei Dinge, die ihn seit Wochen beschäftigten.

      Curt Millers Tod am Marterpfahl wollte ihm nicht aus dem Sinn gehen. Für was hatte sich Curt bereit erklärt, sein Leben sinnlos zu opfern. Denn daß das Unternehmen glücken könnte, konnte und durfte der erfahrene Scout nicht annehmen.

      Aber da war noch etwas, was seine Gedanken fesselten: Cochises Schwester Tlaina. Das Gesicht dieses schönen Apachenmädchens ging John nicht aus dem Kopf. Sie kannten sich noch nicht lange und hatten auch nur einige Worte miteinander gewechselt. Zu wenig, um mehr als eine Episode daraus herzuleiten.

      Trotzdem mußte John Haggerty ständig an dieses wunderbare Mädchen denken. Im Wachen und im Schlafen erschien sie ihm, lockte mit Fingerzeichen und mit der stummen Augensprache. Ihm war klar, daß er sie wiedersehen mußte, selbst wenn es ihm bei einem solchen Treffen ans Leben ging.

      Howards ruhige Stimme riß John Haggerty aus einer Traumwelt, die nur wenig der abgehärteten Art dieses Mannes entsprachen. John hob den Kopf und sah Howard an. Die Offiziere neben ihm verhielten sich ruhig.

      »In die Chiricahuas werden Sie nicht gehen, Mr. Haggerty? Ich denke, das erübrigt sich auch. Cochise hat seine Bergfestung in die Dragoons verlegt und sich mit dieser Absetzbewegung zunächst den Rücken gegen Überraschungsangriffe freigehalten.«

      »Wer will ihn angreifen?«

      »Wir, die Armee.«

      »Ist das Ihre Absicht, General?«

      »Nein. Aber das weiß er nicht. Er muß vermuten, daß wir eine Strafexpedition in die Berge schicken. Immerhin hat er’s in den letzten Wochen zu toll getrieben. Ich würde mich nicht wundern, wenn er kurz über lang in die Sierra Madre in Sonora ausweicht und dort erst einmal abwartet, bis Gras über seine Taten wächst.«

      »Sie glauben also, daß ich so naiv bin, in die unwegsamen Dragoons vorzustoßen, General? Großer Irrtum. Ich wüßte nicht einmal, wo ich ihn zu suchen hätte.«

      Howard bekam Oberwasser. Er war sich klar, daß Haggerty in Lebensgefahr schwebte, wenn er in dem riesigen Gebirge herumirrte und Cochises neue Bergfestung suchte. Aber der Ton des Scouts hatte plötzlich nicht mehr so abweisend geklungen, und diese Stimmungsänderung mußte er schnellstens ausnutzen. Er griff in die Tasche seines Uniformrocks und zog ein zusammengefaltetes Papier heraus.

      »Von Fort Bowie und von Fort Buchanan trafen gleichlautende Meldungen ein, Haggerty. Hier, lesen Sie.«

      Er schob das Blatt dem Scout über den Feldtisch und beobachtete ihn, während John die Nachricht las.

      Haggerty berührte seinen Hals. Die Angst stand deutlich in seinem Gesicht. Er legte das Papier auf den Tisch und starrte die beiden Colonels an. White und Walmann senkten die Blicke.

      »Wir blasen aus dem letzten Loch, Chiefscout«, sagte Howard beschwörend. »Wenn es uns nicht gelingt, Cochise zur Räson zu bringen, ist es aus mit dem stolzen Apachenvolk.«

      »Wollen Sie etwas Bestimmtes damit sagen, General?«

      Howard nickte.

      »Sherman und Sheridan tragen sich mit der Absicht, mich durch General Crook ablösen zu lassen. Das sagt Ihnen doch genug, oder nicht? Crook wird meine humane Linie nicht weiterverfolgen. Er braucht Erfolge, wenn er im Südwesten den Befehl übernimmt. Sie verstehen?«

      Haggerty blinzelte müde und ein wenig gereizt in das flackernde Kerzenlicht.

      Draußen tobte der Blizzard. John hatte tiefe Ringe unter den Augen, und die Wildlederkleidung hing schlaff um seinen Körper.

      »Wohin werden Sie in einem solchen Fall versetzt, General?«

      »Das Oberkommando will mich ins Sioux-Gebiet nach Dakota schicken. Auch dort ist ein neuer indianischer Messias auferstanden und schickt sich an, die Weißen aus seinem Land zu vertreiben.«

      »Das wäre schlimm, Sir, sehr schlimm für die Chiricahuas«, sagte John schleppend. »Ich glaube, das hat Cochise auch nicht verdient. Die Weißen machen ihn nur so schlecht, und er ist durchaus nicht der reißende Wolf, für den sie ihn immer hinstellen.«

      Der General breitete die flachen Hände aus. Eine hilflose Geste, ja, aber eine, die die Lage der Armee in diesem Landesteil kennzeichnete.

      »Sie, Haggerty, könnten die Situation vielleicht retten. Ich verlange nicht von Ihnen, daß Sie allein oder mit einer Handvoll indianischer Scouts in die Dragoons reiten. Nein, nein, dazu ist mir Ihr Leben viel zu wertvoll. Ich denke vielmehr an einen Mann, der mit dem Jefe noch enger befreundet ist als Sie.«

      John winkte ab. »Sie reden von Thomas Jeffords, nicht wahr?«

      »Richtig. Cochise und er sind so etwas wie Blutsbrüder, oder?«

      Haggerty lachte bitter. »Das war einmal, Sir. Nach den Vorfällen beim Paß, als Bascom, dieser Grünschnabel, Cochises männliche Sippe hängen ließ, und der verlorenen Schlacht gegen die California Volunteers dürfte dem Häuptling nicht mehr viel an der Freundschaft der Weißen gelegen sein.«

      »Es muß einen Weg geben, Haggerty. Ich schilderte Ihnen die Situation, die nie so ernst wie in diesem Augenblick war. Der Schneesturm wird morgen oder übermorgen vorbei sein. Für Schnee ist die Jahreszeit noch nicht weit genug fortgeschritten. Reiten Sie hinauf zum Paß und sprechen Sie mit Mr. Jeffords. Ich bitte Sie um diese Gefälligkeit, Mr. Haggerty.«

      »Eine Gefälligkeit, die mein Leben kosten kann, Sir.«

      Johns Stimme klang