Günter Dönges

Butler Parker 141 – Kriminalroman


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Detektivin.

      »Nein, nichts, Lady«, erwiderte der junge Mann mehr als hastig und tastete ungemein vorsichtig nach seiner Backe, »das heißt, lassen Sie doch’n Taxi kommen, dann bin ich sofort verschwunden.«

      »Meine Gastfreundschaft, junger Mann, ist total«, entgegnete Lady Agatha, »Sie werden mein Gast sein, ob Sie das wollen oder nicht. Schreiben Sie sich das gefälligst hinter die Ohren.«

      »Mylady billigen auch nachträglich noch mein bescheidenes Vorgehen?« fragte Parker.

      »Erwarten Sie keine Begeisterungsstürme von mir, Mr. Parker«, antwortete Agatha Simpson, doch sie nickte durchaus huldvoll, »aber ich werde mich ausnahmsweise mal ablenken lassen. Sorgen Sie dafür, daß meine Gäste standesgemäß untergebracht werden.«

      *

      »Es dürfte sich tatsächlich um einen Beinbruch handeln«, meldete der Butler eine halbe Stunde später. Er hatte den großen Salon des Landsitzes betreten, in dem die Hausherrin sich aufhielt.

      »Und was werde ich jetzt tun?« wollte Agatha Simpson von ihrem Butler wissen.

      »Mylady werden dem jungen Mann Gelegenheit geben, sich per Telefon mit der Außenwelt in Verbindung zu setzen.«

      »Aha.« Sie nickte. »Leiten Sie das also in die Wege, Mr. Parker.«

      »Dies, Mylady, ist bereits geschehen«, lautete Parkers Antwort, »der junge Mann dürfte inzwischen bereits telefonieren. In seinem Zimmer steht der dazu benötigte Apparat. Ein Tonbandgerät aus meinem bescheidenen Gepäck wird die Gespräche aufzeichnen.«

      »Sehr hübsch, Mr. Parker.« Sie lächelte und nickte huldvoll. »Und was ist mit den beiden Subjekten, die mich beleidigten?«

      »Sie halten sich zur Zeit in einem Kellerraum auf, Mylady, in dem leider das elektrische Licht fehlt.«

      »Habe ich es mit Gangstern zu tun?«

      »Mit Schlägern, Mylady, wenn diese Einschränkung erlaubt ist. Mit Schußwaffen konnten die beiden Männer nicht dienen.«

      »Wie auch immer, Mr. Parker.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Fest steht aber doch, daß sie diesen jungen Mann zuammenschlagen wollten, wie?«

      »Diese Absicht war eindeutig erkennbar, Mylady.«

      »Vielleicht plante man sogar einen Mord.« Agatha Simpson stand aus ihrem geblümten Sessel auf und wanderte durch den großen Salon. Sie wirkte wie elektrisiert. Sie hatte überhaupt nichts gegen einen neuen Kriminalfall einzuwenden. Sie war eine begeisterte Amateur-Detektivin, die stets und überall einen Fall witterte, den es zu lösen galt.

      »Warum sagen Sie nichts, Mr. Parker?« fragte sie, als der Butler sich beharrlich ausschwieg.

      »Die drei Männer sprechen einen Slang, Mylady, wie man ihn in London antrifft«, sagte Parker, »genauer gesagt, im Osten der Stadt. Um Landbewohner handelt es sich keineswegs.«

      »Ich weiß, das habe ich sofort festgestellt«, erwiderte sie fast ungeduldig, »ich frage mich allerdings, was die drei Männer aus London ausgerechnet hier auf meinem Landsitz zu suchen haben. Wie denke ich darüber, Mr. Parker?«

      »Mylady haben bereits eine Theorie?« fragte Parker.

      »Und ob, Mr. Parker.« Sie nickte nachdrücklich. »Man wollte mich hier ausrauben. Oder man wollte mich als Geisel nehmen und ein horrendes Vermögen herauspressen.«

      »Eine bestechende Theorie, Mylady.« Parkers Gesicht blieb ausdruckslos und glatt wie das eines professionellen Pokerspielers.

      »Ich weiß«, gab sie freundlich zurück, »ich denke, ich werde jetzt diesen jungen Burschen vernehmen, Mr. Parker.«

      »Sehr wohl, Mylady.« Parker verließ den großen Salon und kreuzte durch die noch größere Halle, in der ein riesiger offener Kamin die Szene beherrschte. An den hohen Steinwänden hingen Gobelins und Gemälde. Der Butler wechselte hinüber in einen langen Korridor und öffnete dann eine schwere Eichentür.

      »Sie werden erwartet«, rief er in den Raum, dessen Fenster vergittert waren.

      »Ich ... Ich kann doch nicht gehen«, lautete die etwas verzerrt klingende Antwort.

      »Sie dürften neben der Tür stehen«, meinte der Butler gemessen, »meiner bescheidenen Schätzung nach dürfte sich in Ihren Händen eine Streitaxt von der Wand befinden.«

      Es dauerte eine Weile, bis Parker etwas hörte. Ein Gegenstand aus Metall wurde zu Boden geworfen. Parker erblickte durch die geöffnete Tür tatsächlich eine mächtige Streitaxt, die noch an der Wand hing, als er den Raum verlassen hatte.

      »Woher haben Sie das gewußt?« fragte der junge Mann mit normaler Stimme.

      »Sie wollen offensichtlich das noch mal wenden, was man volkstümlich das Blatt nennt«, antwortete Parker, »Sie möchten um jeden Preis dieses an sich gastliche Haus verlassen und so einer Unterhaltung aus dem Weg gehen.«

      »Sie können reinkommen«, antwortete der junge Mann wütend, »ich habe Sie wieder mal unter schätzt.«

      »Sie schmeicheln meiner Wenigkeit«, lautete Parkers Antwort, »würden Sie sich freundlicherweise vor die Tür bemühen?«

      »Ich bin unbewaffnet.«

      »Dies wird sich dann zeigen«, sagte Josuah Parker, »überstrapazieren Sie nicht die Geduld der Lady Simpson. Dies könnte sich sonst für Sie gesundheitlich negativ aus wirken.«

      Ein Stuhl scharrte über den Boden, bald darauf war der junge Mann zu sehen, der den Stuhl als Laufhilfe benutzte. Er war jetzt tatsächlich unbewaffnet und schien sich in sein Schicksal gefügt zu haben. Er lächelte sogar, wenn auch ein wenig verkniffen.

      »Ich hätte wirklich nicht hart zugelangt«, behauptete er dann und deutete auf die Streitaxt.

      »Wie rücksichtsvoll«, fand der Butler, »ich werde mich bemühen, Ihrer Versicherung Glauben zu schenken.«

      *

      »Nun haben Sie sich nicht so, junger Mann«, grollte die Detektivin, als ihr Gast in den großen Saal kam, »was ist schon ein Beinbruch? Seien Sie froh, daß Ihr Genick in Ordnung ist.«

      Der junge Mann saß auf einem Bürosessel, der auf Rollen über das Parkett glitt. Parker hatte ihn aus einem Arbeitszimmer geholt und benutzte ihn als Rollstuhl.

      »Ich hab’ Schmerzen, Lady«, klagte der junge Mann und verzog sein Gesicht, »ich brauch’ einen Arzt.«

      »Ich wurde in erster Hilfe ausgebildet«, erinnerte Agatha Simpson sich prompt, »ich werde nachher Ihren gebrochenen Knochen richten.«

      »O nein, Lady«, gab der junge Mann entsetzt von sich, »lassen Sie das einen Arzt machen.«

      »Papperlapapp«, raunzte sie, »selbstverständlich werde ich Ihnen helfen, so etwas lasse ich mir nicht nehmen. Aber jetzt zur Sache: Wie heißen Sie? Und wagen Sie es nicht, mich zu belügen!«

      »Randy Laydon«, stellte der junge Mann sich vor, »und das is’ die Wahrheit. Ich komme aus London.«

      »Natürlich. Woher sonst? Ich habe es sofort am Dialekt gemerkt, junger Mann. Und jetzt will ich wissen, warum man Sie ermorden wollte.«

      »Nee, ermorden wollten die mich bestimmt nicht, Lady, nur zusammenhauen, verstehen Sie?«

      »Ich verstehe kein Wort. Oder sehen Sie das anders, Mr. Parker?«

      »Keineswegs und mitnichten, Mylady«, versicherte Parker seiner Herrin. Er hatte nichts gegen ihre Verhörmethoden einzuwenden. Agatha Simpson war in solchen Fällen immer sehr direkt und wußte auch durchaus, worauf es ankam.

      »Die wollten mich nur zusammenhauen, weil ich aussteigen wollte.«

      »Woraus wollten Sie aussteigen? Lassen Sie sich gefälligst nicht jedes Wort aus der Nase ziehen, junger Mann, sonst werde ich unwirsch.«

      »Wir gehören zu ’ner