Ernst Vlcek

Perry Rhodan 133: Die Ewigen Diener (Silberband)


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schien sein Körper in Flammen zu stehen. Er wollte etwas sagen, um von seinem Zustand abzulenken, nur war er unsicher, ob er alle Gedanken in Worte hätte umsetzen können.

      »Aktuell ist für uns das Wichtigste, dass wir mit Basis-One einen Stützpunkt haben, von dem die Armadaschmiede nichts ahnen.« Rhodan gewann den Eindruck, dass er nur ein Krächzen über die Lippen brachte. Das Pochen unter seiner Schädeldecke wurde heftiger. Sein Puls raste. Er stand kurz vor dem Zusammenbruch.

      Was geschieht mit mir? Wirre Bilder tanzten vor seinen Augen. Oder entstanden sie direkt im Kopf? Rhodan glaubte, in einer engen Röhre zu liegen. In seinem kahl rasierten Schädel steckten Hunderte Nadeln, der Körper wurde von Strahlenschauern bombardiert. Eine Fülle von Leitungen verband ihn mit der inneren Röhrenwand.

      Hitze und Kälte wechselten einander ab. Der Zellaktivator schaffte es nicht, den Ausgleich zu leisten. Rhodan fror und schwitzte zugleich.

      »Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand die Vorgänge im Nandsystem mit der BASIS in Zusammenhang bringen wird«, meinte Danton.

      Der Mausbiber Gucky räusperte sich. »Mich interessieren die Daten, die du aus dem Abbauroboter erbeutet hast. Wo bleiben die Ergebnisse?«

      »Die Hamiller-Tube arbeitet noch daran«, erinnerte Javier. »Die Auswertungen werden in Kürze vorliegen. Vielleicht kann Jercygehl An vorab etwas dazu sagen.«

      »Ihr habt euch die Armadaschmiede zu Feinden gemacht«, antwortete der Cygride. »Sie werden nicht ruhen, bis sie eure Flotte vernichtet haben.«

      Rhodan musste sich beherrschen, dass er nicht aufschrie. Zum Glück versuchte in diesen Minuten keiner, ihn in das Gespräch einzubeziehen. Er stand in der geräumigen Kommandozentrale der BASIS und fühlte sich trotzdem beengt, in einer unheimlichen Röhre gefangen. Er ahnte die Bedeutung dessen, wollte es aber keinesfalls wahrhaben. Mit aller Kraft wehrte er sich dagegen.

      »Perry, was ist los mit dir?«

      »Du zitterst ...«

      »... und du siehst um Jahrhunderte gealtert aus!«, platzte Gucky heraus.

      Rhodan versuchte, dem misstrauischen Blick des Mausbibers auszuweichen, dabei verkrampfte er sich, um keinesfalls zu intensiv zu denken. Die beste Mentalstabilisierung half ihm nicht gegen den Telepathen, sobald er von sich aus seinen Zustand preisgab.

      Jäh war alles vorbei. Rhodan fröstelte. Die körperliche Schwäche ließ seine Knie weich werden. »Wir warten das Ergebnis der Datenauswertung ab.« Er bemühte sich, seiner Stimme einen festen Klang zu geben. Dass ihm das kaum gelang, verriet die Reaktion der Umstehenden. Den Freunden konnte er wenig vormachen. Rhodan wandte sich ab. »Auf Basis-One wartet eine Fülle an Arbeit auf mich.«

      Er wollte den prüfenden Blicken ausweichen. Außerdem war Gesil auf dem Planeten zurückgeblieben. Er brauchte sie in der Nähe. Gesil fragte nicht, ob es von ihm einen Synchroniten gab. Sie taxierte keinesfalls jede seiner Bewegungen und Handlungen und wollte nicht fortwährend wissen, ob er von einem geklonten Duplikat beeinflusst wurde.

      Perry Rhodan floh vor dem Misstrauen und der Besorgnis der Gefährten. Es kümmerte ihn wenig, was sie in seiner Abwesenheit über ihn redeten, und er wollte sich weder Kritik noch Überprüfung stellen, denn das führte zu nichts. Er musste selbst herausfinden, wie es um ihn stand.

      2.

      Stoccers Haltung war eine einzige Herausforderung. Der Sreaker trug volle Kampfausrüstung: äußere Arm- und Beinprothesen, die seine Reaktionsschnelligkeit und Schlagkraft vervielfachten, in die außerdem ein Schusswaffensortiment eingebaut war; dazu den eiförmigen Einsatzhelm mit Sensoren für Schutzschirme und Ortungsgeräte. Breitbeinig stand er da, die oberen beiden Arme in die Hüften gestemmt, die Innendaumen der achtfingrigen Hände des zweiten Armpaars in den Gürtel gehakt.

      Er war mit eineinhalb Metern nur wenig größer als Vulambar, sein Kommandant, und eine richtige Kämpfernatur. Stoccers Kriegstagebuch war fast ebenso dick.

      »Was hast du mir zu melden?«, fragte der Kommandant der Armadaeinheit 3773.

      »Der Soldatenflicker ist ein Verräter!«

      »Doc Lankar? Das ist eine ungeheure Anschuldigung. Hoffentlich kannst du sie beweisen.«

      »Natürlich«, sagte Stoccer. »Er hat dich an die Schmiede verkauft. Wir wissen es von den Armadamonteuren, die an Bord gekommen sind. Lankar hat sie untersucht und für in Ordnung befunden. Aber mir ließ die Sache keine Ruhe, darum leitete ich eigenmächtig eine Analyse ein. Dabei stellte sich heraus, dass diese Monteure von den Silbernen manipuliert wurden und nur ihnen gehorchen.«

      »Seitdem wissen die Schmiede, dass uns ihr Infiltrationsversuch bekannt ist?«

      »Nein.« Stoccer verzog den violetten Mund zu einem Grinsen. »Wir haben die Demontage der Roboter als Unfall hingestellt. Bei der Auswertung sind wir schließlich auf besagte Information gestoßen. Ich habe die Speicherimpulse in Bildsignale umsetzen lassen. Interessiert dich das Holo? Es ist trotz schlechter Qualität überaus interessant.«

      Vulambar gab seinem Assistenten durch einen Wink beider linken Arme zu verstehen, dass er das Bilddokument sehen wollte. Stoccer schaltete den Projektor auf Wiedergabe.

      Zunächst wurden nur Farbflecken sichtbar. Erst allmählich fanden die Formen zueinander und zeigten ein Laboratorium, in dem kleinere Armadamonteure Handlangerdienste verrichteten. Das Kommando hatten längliche Wesen auf sechs schwarz behaarten Beinen und mit einem Paar ebenfalls behaarter Arme. »Das sind Schleicher, die Gen-Ingenieure der Armadaschmiede«, erklärte Stoccer.

      Einer der Wurmartigen hantierte an einem großen röhrenförmigen Behälter. Nachdem er etliche Instrumente abgelesen hatte, ließ er von dem Armadamonteur, dessen Optik die Szene aufzeichnete, ein Schott öffnen. Der Monteur zog eine Trage aus der Röhre. Auf ihr lag eine nackte Gestalt – ein Sreaker ohne Armadaflamme.

      »Das bin ich!«, rief Vulambar. Das Holo erlosch. »Wie ist das möglich? Ist die Ähnlichkeit zufällig, oder handelt es sich um einen Doppelgänger?«

      »Es ist ein Synchronite von dir!«, antwortete Stoccer. »Mit seiner Hilfe können die Silbernen Einfluss auf dich nehmen und dich manipulieren.«

      »Haben sie das schon getan?«

      »Der Synchronite entsteht erst. Sobald er vollständig entwickelt ist, haben dich die Armadaschmiede allerdings in der Hand, Vulambar.«

      »So weit werde ich es nicht kommen lassen!«, protestierte der Kommandant. »Wieso können die Schmiede überhaupt eine Kopie von mir erschaffen?«

      »Der Soldatenflicker hat ihnen geholfen. Ich bin der Sache nachgegangen und habe den Vorgang rekonstruiert. Die Armadaschmiede brauchten nur eine Zellprobe von dir, um den Synchroniten klonen zu können. Die Probe hat ihnen Doc Lankar übergeben.«

      »Wann und wie?«

      Stoccer spreizte alle vier Arme ab. »Erinnere dich an deinen letzten Einsatz!«

      Nach dem Durchgang der Endlosen Armada durch TRIICLE-9 herrschte heillose Verwirrung. Das Armadaherz war verstummt und Befehle blieben aus, jede Armadaeinheit war auf sich selbst gestellt. Einige verschollene Zylinderschiffe aus Vulambars Einheit sendeten Notsignale aus dem System eines roten Riesensterns.

      Vulambar mobilisierte eine kleine Flotte und führte sie an. Das fremde Sonnensystem war bewohnt, die Eingeborenen hatten die versprengten Schiffe der Armadaeinheit 3773 angegriffen. Es kam zu einer Raumschlacht, in deren Verlauf die Sreaker zwar alle Gegner vernichteten, Vulambars Flaggschiff aber einen harten Treffer erhielt und er selbst schwer verletzt wurde.

      Nach der Notoperation wandte sich Doc Lankar an den Kommandanten: »Tut mir leid, alter Kämpe, dein Lebensmotor hat versagt. Ich musste ihn gegen ein Kunstherz austauschen. Du hast die Dreißigprozentmarke erreicht.«

      Mit anderen Worten: Vulambars Körper bestand nun zu 30 Prozent aus mechanischen Ersatzteilen. Der Armadakommandant nahm es leicht, denn die Kunstpumpe arbeitete besser