arabischen Sprache, Dichter, Arzt, Geschichtschreiber, scharfsinniger Philosoph und gemäßigter Theolog. Nach seinem Tode wohnte dem Leichenbegängnisse sein Nebenbuhler, der nestorianische Patriarch, mit einem Gefolge von Griechen und Armeniern bei, die ihre Streitigkeiten vergaßen und gemeinsame Tränen über dem Grabe eines Feindes vergossen. Die Sekte, die durch die Tugenden Abulpharagius geehrt wurde, scheint jedoch unter dem Range ihrer nestorianischen Brüder zu stehen. Ihre Fasten sind strenger, ihre inneren Spaltungen zahlreicher und ihre Gelehrten (insofern ich es zu beurteilen vermag) weiter von Vernunft entfernt. Einiges mag allerdings auf die Strenge der monophysitischen Theologie geschoben werden, noch mehr aber auf den stärkeren Einfluß der Mönche. In Syrien, Ägypten und Äthiopien haben sich die jakobitischen Mönche seit jeher durch ihre strengen Kasteiungen und durch ihre albernen Legenden ausgezeichnet. Lebendig und tot werden sie als die Lieblinge der Gottheit verehrt. Das Kreuz des Bischofs und Patriarchen wird ihren ehrwürdigen Händen vorbehalten, und sie übernehmen die Führung über Menschen, während sie noch von den Gewohnheiten und Vorurteilen des Klosters strotzen.
III. Nach dem Sprachgebrauche der orientalischen Christen werden die Monotheleten in jedem Zeitalter Maroniten genannt, ein Name, der allmählich von einem Einsiedler auf ein Kloster, von einem Kloster auf eine Nation übertragen worden ist. Syrien war der Schauplatz der religiösen Raserei des Maron, eines Heiligen oder Wilden des fünften Jahrhunderts. Die Städte von Apamea und Emesa stritten sich um seine Reliquien. Eine stattliche Kirche wurde über seinem Grab errichtet, und sechshundert Jünger wohnten in ihren einsamen Zellen an den Ufern des Orontes. In den Streitigkeiten betreffend die Inkarnation, hielten sie scharf die orthodoxe Linie zwischen den Sekten des Nestorius und Eutyches, aber die unglückliche Frage wegen eines Willens oder einer Wirksamkeit in den zwei Naturen Christi entstand durch ihre müßige Forschsucht. Ihr Proselyt, der Kaiser Heraklius, wurde als Maronit von Emesa abgewiesen. Er fand eine Zuflucht in dem Kloster seiner Brüder und vergalt ihre theologische Lehre, indem er ihnen ein großes und reiches Gebiet schenkte. Name und Lehre dieser ehrwürdigen Schule wurden unter den Griechen und Syriern fortgepflanzt, und ihr Eifer wurde von dem Patriarchen Macarius von Antiochia vor der Synode von Konstantinopel durch die Erklärung illustriert, daß er sich tausendmal lieber in Stücke hauen und ins Meer werfen lassen würde, als den doppelten Willen Christi bekennen wolle. Eine ähnliche, aber minder grausame Verfolgung bekehrte bald die wehrlosen Untertanen der Ebene, während der ruhmvolle Titel Mardaiten oder Rebellen den kraftvollen Bewohnern des Libanon wegen ihrer Tapferkeit verblieb. Johann Maron, einer der gelehrtesten und beliebtesten ihrer Mönche, nahm den Titel eines Patriarchen von Antiochia an. Sein Neffe Abraham verteidigte an der Spitze der Maroniten ihre bürgerliche und religiöse Freiheit gegen die orientalischen Tyrannen. Der Sohn des orthodoxen Konstantin verfolgte mit frommem Hasse ein kriegerisches Volk, das als das festeste Bollwerk seines Reiches gegen die gemeinsamen Feinde Christi und Roms hätte verwendet werden können. Ein griechisches Heer brach in Syrien ein. Das Kloster des heiligen Maron wurde verbrannt, die tapfersten Häuptlinge wurden verraten oder ermordet und eine Kolonie von zwölftausend ihrer Anhänger nach den fernen Grenzen von Armenien und Thrakien verschickt. Aber das geringe Volk der Maroniten hat das byzantinische Reich überlebt und genießt noch jetzt unter seinen türkischen Gebietern freie Religionsübung und unterliegt milder Knechtschaft. Ihre einheimischen Regenten werden aus dem alten Adel gewählt; der Patriarch träumt sich in seinem Kloster Canobin noch immer auf dem Throne von Antiochia. Neun Bischöfe bilden eine Synode, und hundertfünfzig Priester, die sich ihre Heiligsprechung vorbehalten, sind mit der Sorge über hunderttausend Seelen betraut. Ihr Land erstreckt sich vom Kamm des Libanongebirges bis zum Gestade von Tripolis. Die allmähliche Verflachung bietet ihnen auf einem kleinen Raume jede Art des Bodens und Klimas. Dort wachsen von den heiligen, unter der Wucht des Schnees emporragenden Zedern alle Pflanzen bis zu dem Weine, den Maulbeer- und Ölbäumen des fruchtbaren Tales. Im zwölften Jahrhundert söhnten sich die Maroniten, indem sie den monotheletischen Irrtum abschworen, mit den lateinischen Kirchen von Antiochia und Rom aus. Dieses Bündnis wurde durch die ehrgeizigen Päpste und die sich in Not befindlichen Syrer oft erneuert. Aber es bleibt natürlich fraglich, ob die Vereinigung je vollkommen oder aufrichtig gewesen ist. Die gelehrten Maroniten des Kollegiums in Rom haben sich umsonst bemüht, ihre Altvordern von der Schuld der Ketzerei und des Schismas freizusprechen.
IV. Seit dem Zeitalter Konstantins hatten die Armenier ihre Anhänglichkeit an die christliche Religion und an das christliche Reich bewahrt. Die Zerrüttungen ihres Vaterlandes und ihre Unkenntnis der griechischen Sprache hatten ihre Geistlichkeit abgehalten, der Synode von Chalcedon beizuwohnen. Vierundachtzig Jahre schwebten sie in Ungewißheit, bis sich die Sendlinge Julians von Halikarnaß ihres Glaubens bemächtigten. Julian war durch die Gründe oder den Einfluß seines Nebenbuhlers Severus, des monophysitischen Patriarchen von Antiochia, in Ägypten, ihrem gemeinsamen Verbannungsorte, bekehrt worden. Die Armenier allein sind reine Schüler des Eutyches, ein unglücklicher Stammvater, da der größte Teil seiner geistlichen Nachkommenschaft von ihm abgefallen ist. Sie allein hielten an der Meinung fest, daß Christus aus einem göttlichen und unverweslichen Stoff geschaffen worden sei oder ohne Erschaffung existiere. Ihre Gegner werfen ihnen die Anbetung eines Phantoms vor, und sie schleudern die Anklage zurück, indem sie die Lästerung der Jakobiten verlachen oder verfluchen, die der Gottheit die elenden Schwächen des Fleisches zuschreiben, ja sogar bei ihr die natürlichen Wirkungen der Nahrung und Verdauung annehmen. Die Religion der Armenier konnte weder durch die Gelehrsamkeit noch Macht seiner Einwohner großen Ruhm erlangen. Das Königtum erlosch gleichzeitig mit dem Entstehen ihres Schismas, und ihre christlichen Könige, die an den Grenzen von Kilikien im dreizehnten Jahrhundert auftauchten und untergingen, waren die Schützlinge der Lateiner und die Vasallen des türkischen Sultans von Ikonium. Der hilflosen Nation war es selten gestattet, die Ruhe der Knechtschaft zu genießen. Armenien war von den frühesten Zeiten bis zum achtzehnten Jahrhundert der Schauplatz immerwährender Kriege. Die Länder zwischen Tauris und Erivan sind durch die grausame Politik der Sophis entvölkert worden, und Myriaden christlicher Familien wurden in die fernen Provinzen von Persien verschickt, um dort umzukommen oder sich zu vermehren. Unter der Rute der Unterdrückung ist der Glaube der Armenier inbrünstig und unerschrocken geblieben; sie haben die Krone des Märtyrertums häufig dem weißen Turban Mohammeds vorgezogen. Sie hassen zutiefst die Irrtümer und die Abgötterei der Griechen, und ihre vorübergehende Vereinigung mit den Lateinern entbehrt ebensosehr der Wahrheit wie das Anerbieten ihres Patriarchen, tausend Bischöfe zum Fußfall zum römischen Papst zu senden. Der Katholikos oder Patriarch der Armenier residierte im Kloster Edschmiasin, drei Stunden von Erivan entfernt. Siebenundvierzig Erzbischöfe, von denen jeder vier bis fünf Suffraganen hat, werden von ihm geweiht; es sind aber größtenteils nur Titularprälaten, die durch ihre Anwesenheit und Dienstleistung seinem einfachen Hofe Würde verleihen. Sobald sie ihre Liturgie verrichtet haben, bestellen sie den Garten und unsere Bischöfe werden mit Erstaunen hören, daß die Strenge ihres Lebens mit der Erhöhung ihres Ranges zunimmt. Der Patriarch erhält in den achtzigtausend Städten oder Dörfern, die seiner geistlichen Herrschaft unterworfen sind, von jeder Person über fünfzehn Jahre eine kleine und freiwillige Steuer; aber die jährlich eingehende Summe von sechshunderttausend Kronen reicht nicht hin, die unaufhörlichen Anforderungen, die seiner Mildtätigkeit gestellt werden, zu befriedigen oder den Tribut zu zahlen. Seit Anfang des siebzehnten Jahrhunderts haben die Armenier einen großen und gewinnbringenden Anteil am Handel des Orients genommen. Ihre Karawane macht auf ihrer Rückkehr von Europa gewöhnlich in der Nachbarschaft von Erivan halt, die Altäre werden mit den Früchten ihres Fleißes geschmückt und der Glaube des Eutyches wird in ihren neuen Gemeinden in der Berberei und in Polen gepredigt.
V. In den übrigen Teilen des römischen Reiches vermochte der despotische Fürst die Sektierer eines gehaßten Glaubens auszurotten oder zum Schweigen zu bringen. Aber die halsstarrigen Ägypter beharrten im Widerstande gegen die Synode von Chalcedon, und Justinian gab sich dazu her, eine Zwietracht abzuwarten und sie zu benutzen. Die monophysitische Kirche von Alexandria wurde durch die Streitigkeiten der an die Sterblichkeit des Körpers Christi glaubenden und der an sie nicht glaubenden zerrüttet, und nach dem Tode des Patriarchen unterstützte jede der beiden Parteien ihre Kandidaten. Gajan war der Schüler Julians, Theodosius war der Zögling des Severus gewesen; die Ansprüche des ersteren stützten sich auf die Mönche und Senatoren der Stadt und der Provinz, Theodosius berief sich auf seine frühere Weihe, die Gunst der Kaiserin Theodora und die Waffen des Eunuchen Narses,