Adalbert Stifter

Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter


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auch«, sagte Mathias.

      »Ich werde auch kommen«, sagte Maz Albrecht.

      »Ich kann nicht selber kommen«, sagte Zacharias, der Schenke; »aber mein Altknecht ist in Bereitschaft, und wird an manchem Tage da sein.«

      »Ich komme selber«, sagte Roman, »und wir werden abwechseln.«

      Jetzt nahm Peter Laurenz, der Schmied, das Wort, und sprach: »Witiko, wir haben alles ausgewirkt, was dem Herzoge von Nutzen war, und das Eisenwerk zu dem Stalle wird keinen Tadel leiden, und ich werde nichts verzögern, und eher das andere liegen lassen, und Urban ist kein Kind, das um Taglohn arbeitet, er hat dessen nicht Not, er hat seine Geschäfte, und wird etwas Erkleckliches in der Welt werden, ich erziehe ihn dazu; aber er wird kommen, und wird bei dir arbeiten, weil er mit dir in Nürnberg gewesen ist, ich habe ihn unterrichtet, daß er es besser machen kann als die andern. So sage ich.«

      »Und ich werde erfreut sein, wenn Urban an meinem Holzbaue mitwirkt, und werde ihm auch wieder helfen, wenn er einmal einer Hilfe bedarf«, sagte Witiko.

      »Du kannst ihm raten, wenn er nach großen Dingen geht, weil du doch älter bist als er«, antwortete der Schmied.

      »Ich werde morgen kommen«, sagte Urban, »und man wird mir schon zeigen, wie ich die Sache angreifen muß, daß ich nicht ungeschickt verfahre.«

      »Mache alles so, wie ich dir gesagt habe«, sagte der Schmied.

      »Nun, wir wollen den Bau einrichten, wie wir ja schon andere Baue in die Höhe gebracht haben«, sagte Roman.

      »Ja, das haben wir«, antwortete der Schmied, »und ich habe sie geleitet.«

      »Männer«, sprach Witiko, »helft, wie ihr euch erbietet. Und wenn ich einmal ein größeres Ding unternehme, so helft mir wieder. Und wenn dann einer von euch etwas zu erbauen gesonnen ist, werde ich mich ebenfalls erbieten, werde die Leute, die ich habe, senden, oder werde, wie es sich fügt, wohl auch selber die Hände an das Werk legen.«

      »So lege sie an, und es wird dich zieren, wie es eine Zier ist, wenn du mit dem Herzoge reitest«, sagte der Schmied. »Aber das Haus da ist ja nur ein kleines Kämmerlein, du brauchst ein großes mit Klammern und Sparren. Baue es um, wir werden es schon recht machen.«

      »Was in einer Zeit sein muß, wird sein«, sagte Witiko, »dieses Haus von Stein hat einmal einer meiner Vorfahrer, den niemand mehr kennt, erbaut, und so mag es noch eine Weile stehen.«

      »Es kennt niemand die, welche Plan gebaut haben«, sagte der Schmied, »aber der Pfarrer weiß alles, und er kann die Namen aus der alten Zeit sagen.«

      »Das ist ja nicht auf einmal gebaut worden«, sagte Zacharias, der Schenke, »sondern es hat sich einer nach dem andern angesiedelt.«

      »Das kann man nicht wissen, wie es nach der Erschaffung der Welt geworden ist, daß Dörfer und Kirchen entstanden sind«, sagte Christ Severin, der Wollweber.

      »Die heiligen Väter haben Kirchen und Dörfer gebaut, sagte Tom Johannes, der Fiedler, »Loth und Abraham, und die andern, und als sie den babylonischen Turm bauen wollten, haben sie auch an Städte gedacht. Ich kann mit Hauen und Äxten nicht mehr umgehen, Witiko; aber ich werde dir meinen Buben senden, daß er hilft, und ich werde den Leuten Anweisungen geben.«

      »Die Anweisungen geben wir selber«, sagte der Schmied.

      »Diese gibt Witiko und der Zimmerer«, sagte Roman.

      »Aber es muß einer sein, der sorgt, daß sie erfüllt werden«, sagte Tom Johannes, der Fiedler.

      »Lernt Urban bei dir schon geigen?« fragte Zacharias, der Schenke.

      »Er lernt es, daß du es nicht begreifst«, antwortete Tom Johannes.

      »Wer handhabt denn die Geige des Herzogs« fragte Witiko.

      »Die handhabt niemand«, entgegnete Tom Johannes, »sie hängt in meiner schönen Stube, und ich hülle ein Tuch darüber, und ich streiche zu mancher Zeit mit der linken Hand sachte auf die Saiten, daß sie singen, und ich kneipe sie schwach, und den Urban und meinen Buben unterrichte ich, daß die guten Geiger in Plan nicht aufhören.«

      »So bemühe dich nur, sagte Witiko.

      »Ich bemühe mich, und ich kann es auch«, antwortete Tom Johannes, der Fiedler.

      Und so sprachen die Männer fort, sie sprachen vorzüglich von dem Kriege, in dem sie gewesen waren, und was jeder darin erfahren hatte, und sie gingen erst in ihre Wohnungen, als die Sterne schon an dem Himmel standen.

      Am andern Morgen kamen die, welche bei dem Baue des Stalles zu arbeiten versprochen hatten, und es kamen auch noch andere mit ihren Werkzeugen.

      David, der Zimmerer, ordnete sie, daß sie sich nicht hinderten, und es begann die emsige Arbeit.

      Gegen den Abend traf Raimund mit den Säumern von der krummen Au ein, und sie brachten die Habschaften Witikos. Dieselben wurden abgeladen, und in dem Hause aufbewahrt, wie man es konnte.

      Vor dem Anbruche der Nacht saßen wieder Männer mit Witiko vor seinem Hause. Es waren an diesem Tage mehr gekommen als an dem vorigen.

      Und in der Zeit, die folgte, wurde fleißig gearbeitet, und an den Abenden saßen Männer vor dem Hause Witikos.

      Von denen, welche arbeiten halfen, blieben an manchen Tagen einige weg, weil sie in ihrem Hause Verrichtungen hatten, dafür kamen andere. Und so wechselten sie nun fort und fort.

      Die Abendversammlungen aber wurden stets zahlreicher.

      Am sechzehnten Tage nach der Ankunft Witikos waren die vier Truhen fertig geworden. Er ließ sie neben einander in die große Stube stellen, und legte von seiner Habe dasjenige, was die Säumer gebracht hatten, und was sonst noch in dem Hause war, hinein.

      So lange die Arbeit an dem Holzstalle dauerte, war er dabei beschäftigt, und leitete sie. Zu einem jeden der Männer, die an den Abenden zu ihm kamen, konnte er nicht sogleich wieder gehen, um die Ehre des Heimsuches zurückzugeben, weil ihrer zu viele waren; aber er ging nach und nach zu allen, sprach mit ihnen, und aß an ihrem Tische Brot und Salz. An jedem Tage tat er auf seinem grauen Pferde einen Ritt, und oft ging er auf den Kreuzberg, und sah auf die dunkeln Bänder der Wälder. Wenn die Mädchen auf einer Gasse oder auf dem Anger einen Gesang hielten, oder wenn zwischen ihnen und den jungen Männern ein Wechselgesang stattfand, war er unter den alten Männern und Frauen, welche zuhörten. Er war auch dabei, wenn ein Tanz oder eine Belustigung angestellt wurde. An Sonntagen und Festtagen saß er in der Kirche auf der Stelle, welche zu dem steinernen Hause gestiftet worden war. Auf dem großen Anger außerhalb der Häuser, auf welchem Gänse, Schafe, Hunde und andere Tiere herum gingen, Linnen zur Bleiche lag, und Kinder spielten, stieg er zuweilen von seinem Pferde, zeigte den Knaben die Ausrüstung des Pferdes, und erzählte ihnen Märchen. Oder er gesellte sich zu manchem alten Manne, der nicht mehr arbeiten konnte, und die Spiele der Knaben leitete, und die Streite ausglich. Er sah, ob die Spiele noch so seien wie in seiner Knabenzeit. Sonst war er auch bei den Beschäftigungen seines Hauses tätig.

      Im Herbste wurde der hölzerne Stall fertig. Die Männer pflanzten ein Tannenbäumlein mit Zierden auf den Giebel, und erhoben ein Jauchzen. Witiko hielt auf der Gasse ein Mahl, zu dem die Mithelfer und alle kommen durften, die da wollten. Der alte Pfarrer tat einen frommen Spruch, und die andern wünschten dem Hause Gedeihen.

      Am nächsten Morgen wurden Raimund und Benedikt, der Sohn des Schenken Zacharias, der Witiko einmal zu Rowno geleitet hatte, nach Pric geschickt, daß sie die zwei braunen Pferde, welche Witiko von dem Herzoge Wladislaw zum Geschenke bekommen hatte, an Zäumen mit ihrer Ausrüstung nach Plan führten.

      Sie kamen nach vier Tagen mit den Pferden zurück.

      Witiko entkleidete mit Raimund die Tiere ihres Schmuckes, und ließ sie mit weichen Hüllen versorgt in den neuen Stall führen. Den Schmuck aber verwahrte er sorgsam in dem Hause. Dann wurden auch das graue Pferd Witikos und das Pferd Raimunds in die Stände des neuen Stalles, die für sie bestimmt waren, gestellt.

      Nun