ging in dem kleinen Zimmer auf und ab.
»Seit zwölf Monaten bin ich einer Bande auf der Spur, die gefälschte Banknöten herstellt und in Umlauf bringt.«
»Nichts Neues«, unterbrach ihn Helder. »Sie hatten sogar die Freundlichkeit, mich selbst in Verbindung mit dieser Fälscherbande zu bringen.«
»Ganz richtig – und ich bleibe heute mehr denn je bei meiner Behauptung. Ich weiß jetzt sogar, daß Sie sich bei Ihren Gaunereien der Hilfe von Maple bedienten.«
Gold hatte ins Schwarze getroffen, und Helder zuckte zusammen. Trotzdem versuchte er, möglichst gleichgültig zu reagieren.
»Sie machen mir direkt Spaß!«
»Maple hat die Platten zu den französischen Banknoten hergestellt«, fuhr Gold fort, »und das kann ich sogar beweisen! Warum glauben Sie eigentlich, daß ich Sie hierherbestellt habe? Nur um Ihnen klipp und klar zu sagen, daß Sie Ihre ertragreiche Tätigkeit einstellen oder aber im gegenteiligen Fall damit rechnen können, daß Sie Ihre Tage im Kittchen beschließen.«
Helder lachte.
»Auf diese Weise können Sie mit mir nicht reden, mein Lieber«, entgegnete er höhnisch. »Ich kann es mir leisten, über Ihre geradezu ungeheuerliche Anklage hinwegzugehen. Glauben Sie denn im Ernst, ich ließe mich von Ihnen bluffen? Romane hätten Sie mit Ihrer Phantasie schreiben sollen, Gold! Aber, im Ernst gesprochen – Sie wissen doch ebensogut wie ich, daß alles das, was Sie mir in die Schuhe schieben wollen, Ihr feiner Freund Comstock Bell getan hat – den Sie natürlich decken wollen!«
In diesem Augenblick klopfte es leise an die Tür, Helder hatte aber so laut gesprochen, daß die beiden es nicht hörten.
»Sie wissen es ganz genau – Comstock Bell ist der Gauner, der die Fälscherbande finanziert hat!« schrie Helder noch einmal.
»Ich würde eher behaupten, daß Mr. Helder ein ganz ausgekochter Lügner ist«, sagte plötzlich eine liebenswürdige Stimme hinter ihm.
Sie drehten sich beide um. Eine elegante Dame stand in der Türöffnung.
Helders Gesicht wurde dunkelrot, und er mußte seine ganze Frechheit zusammennehmen, um vor den schönen grauen Augen dieser Frau seinen Blick nicht zu senken.
»Gestatten Sie, daß ich Platz nehme?« fragte sie freundlich.
Gold schob ihr einen Stuhl hin und schloß die Tür wieder.
»Es tut mir leid, daß ich Ihre interessante Unterhaltung unterbrochen habe.«
Helder lachte häßlich.
»Oh, ich kann es durchaus verstehen, Mrs. Collak, daß Sie sich auf die Seite Mr. Bells schlagen. Ich nehme an, daß er sehr großzügig zu Ihnen war, wie?«
Die Beleidigung war nicht mißzuverstehen.
Mrs. Granger Collak holte ein goldenes Etui aus ihrer Handtasche, öffnete es, zündete sich eine Zigarette an, lehnte sich ein wenig zurück und sah Helder aus halbgeschlossenen Augen an.
»Ja, Mr. Comstock Bell hat sich mir gegenüber sehr freundlich verhalten. Ich habe in ihm einen ehrenhaften Charakter kennengelernt.«
»Nun, auf diesem Gebiet ehrenhafter Handlungen sind Sie ja eine unbestrittene Autorität, Mrs. Collak.«
»Allerdings. Deswegen ist es mir auch völlig klar, daß Sie nicht zu dieser seltenen Spezies gehören. Aber zur Sache – ich bin hierhergekommen, um Mr. Gold etwas zu bringen.«
Sie nahm aus ihrer Handtasche einen Zeitungsausschnitt und reichte ihn Gold.
»Haben Sie dies in die Zeitung gesetzt?« fragte sie ihn.
Gold nickte verwundert.
»Ein reiner Zufall, daß ich es gesehen habe. Es stand in einer italienischen Zeitung, und ich muß schon sagen, daß es eine der merkwürdigsten Zeitungsannoncen ist, die ich je gesehen habe. Viele von uns hätten schließlich gerne Tausendfrancnoten, aber danach zu inserieren …?«
Helder beobachtete sie mißtrauisch. Welche Bewandtnis hatte es mit diesem Inserat? Auch Gold war es unbehaglich zumute, wenn auch aus einem ganz anderen Grund.
»Kann ich den Zeitungsausschnitt einmal sehen?« fragte Helder schnell.
Gold reichte ihm widerwillig das Blatt. Das Inserat war in italienischer, englischer und französischer Sprache abgefaßt und ersuchte alle Leute, in deren Hände Tausendfrancscheine mit den Nummern 687642 bis 687653 gerieten, sich mit der französischen Polizei oder über das amerikanische Konsulat in London mit Wentworth Gold in Verbindung zu setzen.
Helder las mit steigender Bestürzung. Wenn er auch die Zusammenhänge noch nicht durchschaute, war ihm doch klar, daß diese Annonce nichts Gutes bedeutete.
»Und warum interessieren Sie sich gerade für diese Banknoten?« fragte er.
Mrs. Granger Collak überhörte seine Frage. Sie holte aus ihrer Handtasche eine zusammengefaltete Banknote und überreichte sie Gold.
»Zufällig habe ich eine der Nummern in die Hände bekommen – hier ist sie.«
Gold nahm den Schein, hielt ihn gegen das Licht, drehte ihn hin und her und untersuchte besonders genau die Rückseite.
»Es tut mir sehr leid, Mrs. Collak, aber ich muß Ihnen leider mitteilen, daß diese Banknote gefälscht ist. Den Gegenwert werde ich Ihnen übrigens gerne ersetzen, da ich sie behalten will.«
Er gab sich Mühe, ruhig zu sprechen, aber man hörte seiner Stimme doch an, wie erregt er war.
Helder, der ihn genau beobachtet hatte, erschrak. Natürlich war dies eine der gefälschten Banknoten, die er in Umlauf gebracht hatte; es war nur nicht klar, wodurch sich gerade dieser Schein von den anderen unterschied. Zweitausend solcher Banknoten waren gedruckt worden! Auf jeden Fall war Gefahr im Verzug, und er mußte dieser Angelegenheit sofort nachgehen. Hastig stand er auf und ging zur Tür.
»Wir werden uns später noch weiter unterhalten, Mr. Gold.«
Der Beamte nickte. Er sah ihn mit einem so triumphierenden Blick an, daß Helder nur noch unruhiger wurde.
»Tiger, strengen Sie Ihr Gedächtnis an!« sagte Helder.
Er hatte seinen Komplicen im Hyde Park getroffen, und sie schlenderten zusammen in der Richtung nach Kensington Gardens. Ein leichter Regen fiel, und wenige Spaziergänger begegneten ihnen.
»Berichten Sie mir genau«, fuhr Helder fort, »unter welchen Umständen die französischen Banknoten gedruckt wurden.«
»Was soll damit los sein?« brummte Tiger und erklärte ihm, wer die Platten gemacht hatte und wieviel Scheine an jedem Tag produziert worden waren.
»Hat die Banknoten außer Ihnen jemand in der Hand gehabt?«
Tiger verneinte.
»Ich habe sie aus der Maschine genommen und fortgeschickt.«
»Hat sie wirklich nie jemand anders in die Finger bekommen?« Helder war hartnäckig.
Tiger Brown zögerte.
»Einige habe ich allerdings Maple gezeigt. Erinnern Sie sich noch, daß er darum bat, ein paar Scheine aus der Produktion nachprüfen zu dürfen?«
»Das weiß ich«, entgegnete Helder nachdenklich. »War er allein, als er sie untersuchte?«
»Ja, dabei hat ihm niemand zugesehen.«
»Und später wurden ihm die Banknoten wieder abgenommen?«
»Ich habe sie selbst wieder geholt und mit der ersten Auslieferung fortgeschickt. Gerade bei diesen Scheinen, die Maple selbst untersucht hatte, war ich besonders sicher, daß sie einwandfrei waren.«
»Wieviel Banknoten haben Sie Maple gegeben?«
»Zwölf