dieser frühen Modelle, die zur eigentlichen Chaostheorie führte, sind die Beobachtungen über Fraktale, die von Benoit Mandelbrot entdeckt und aus der Welt der Mathematik in viele Bereich der Biologie importiert wurden.
Die relativ einfache Gleichung, die zu den bizarren, teilweise sehr schönen „Mandelbrotfiguren“ führt, ist von Astronomen, Wirtschaftswissenschaftlern, Biologen, Geologen und vielen anderen Spezialisten in ihren Arbeitsgebieten eingesetzt worden, um Entwicklungen zu beschreiben. So kann man fraktale Bäume zeichnen, die wirklichen idealtypisch gleichen und deren Gestalt sich im menschlichen Bronchial- und Adernsystem wiederholt; die Faltung des Gehirns von Säugetieren spiegelt dieselben Strukturprinzipien wie eine Küstenlinie oder ein Reifkristall.
Der menschliche Körper ist ein selbstähnliches System, genauer: eine Fülle solcher Systeme, die miteinander (wie Bronchienbaum und Gefäßnetz) verknüpft sind. Dieses „Netz“ setzt sich als soziales Netzwerk nach außen fort; in der Psychologie bestimmt es nach den Arbeiten von Montague Ullman auch unsere Träume, in denen ebenfalls bestimmte Grundprobleme in großen dramatischen Abläufen ebenso wie in winzigen Details ausformuliert sind (Ullman 1987).
Eine Supervisorin, die in einer Einrichtung der forensischen Psychiatrie arbeitet, in der unzurechungsfähige Täter untergebracht sind, berichtet über ihre Beklommenheit, mit der sie jedes Mal die vergitterten Türen durchschreitet. Angst und Angstabwehr seien in dieser Einrichtung universell, man könne ihnen nicht entrinnen. Eine kleine Sprachanalyse kann diese Situation weiter verdeutlichen. Dieser Supervisorin sagte einmal einer der Pfleger-Schließer im Gang: „Wir passen schon auf Sie auf“.
Diese Äußerung ist zunächst freundlich intendiert: Die Beraterin soll sich keine Sorgen machen, sie ist bei dem Personal, das sie supervidiert, in guten Händen, es wird ihr nichts geschehen. Aber gleichzeitig steckt in diesem Satz eine Drohung: Wir sind so mächtig, dass wir entscheiden können, ob Sie frei sind oder gefangen, ob sie gehen dürfen oder bleiben müssen. Das heißt, die Beraterin wird verborgen klientifiziert, in der Begegnung mit ihr schwingt latent die Rolle des geisteskranken Täters mit, welcher normalerweise das menschliche Objekt ist, mit dem sich die Institution beschäftigt. Auf den Umgang mit dessen Deformationen ist sie gerüstet. Es ergibt sich die Neigung, die Beraterin zu einer solchen Täterin zu machen, ihr zu vermitteln, dass sie unter Beobachtung steht und man schon neugierig ist, welche Geisteskrankheit sie zeigen wird. In dieser „unschuldigen“ Aussage wird ein Stück eines sehr charakteristischen Initiationsrituals deutlich, das allen Institutionen zu eigen ist, die sich mit Gewalt und / oder Sexualität befassen.
Noch ein anderes Beispiel aus der Frühzeit meiner eigenen Supervisionstätigkeit. Ich begann damals hintereinander zwei Supervisionen: Die erste in einer Einrichtung für jugendliche Fixer, die zweite in einer Einrichtung zur Suizidprävention. Beide Organisationen waren von der Teamgröße und der Qualifikation der Mitarbeiter vergleichbar, aber sie hatten eine ganz unterschiedliche Klientel. Beide arbeiteten in schönen Altbauräumen in München.
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