Генри Филдинг

Tom Jones


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Western (der Landedelmann, in dessen Gehege das Feldhuhn geschossen worden) eine Klage gegen den verabschiedeten Wildmeister, wegen ähnlicher Verbrechen, eingebracht. Dies war ein höchst unglücklicher Umstand für den Kerl, weil er ihm nicht nur an und für sich selbst mit großem Unglück drohte, sondern dabei auch noch Herrn Alwerth verhinderte, ihn wieder zu Gnaden anzunehmen. Denn als dieser würdige Herr eines Nachmittags mit seinem Neffen Blifil und dem jungen Tom spazieren ging, lenkte ihn der letztere ganz unvermerkterweise nach der Wohnung des schwarzen Jakob, wo die Angehörigen dieses armen Menschen, nämlich seine Frau und Kinder, in aller Not und allem Jammer befunden wurden, die nur Kälte, Hunger und Blöße über menschliche Geschöpfe verbreiten können; denn das Geld, das ihnen aus Toms Hand zugeflossen, war fast gänzlich zur Bezahlung alter Schulden draufgegangen.

      Ein solcher Anblick wie dieser konnte nicht verfehlen, auf das Herz des Herrn Alwerth zu wirken. Er gab auf der Stelle der Mutter einige Goldstücke und sagte dabei, sie solle davon ihren Kindern etwas auf den Leib schaffen. Die arme Frau zerfloß bei dieser Gütigkeit in Thränen und konnte bei ihrer Danksagung sich nicht enthalten, auch ihre Erkenntlichkeit gegen Tom auszudrücken, welcher, wie sie sagte, lange schon sie und die ihrigen vom Verhungern errettet hätte. Wir haben, sagte sie, nicht einen Bissen zu essen, noch diese armen Kinder einen Lumpen anzuziehen gehabt, die wir nicht von seiner milden Güte empfangen hätten. In der That hatte Tom noch außer dem Pferde und der Bibel einen Schlafrock und andere dergleichen Sachen der Notdurft dieser notleidenden Familie aufgeopfert.

      Als sie wieder nach Hause gekommen, bot Tom alle seine Beredsamkeit auf, um das Elend dieser Leute und die Reue und das Leid des schwarzen Jakob selbst mit den lebhaftesten Farben zu schildern, und hierin glückte es ihm so wohl, daß Herr Alwerth sagte, er glaube, der Mann habe für sein begangenes Versehen schon genug gelitten und er wolle ihm verzeihen und auf eine Versorgung für ihn und die seinigen denken.

      Jones war über diese Neuigkeit so voller Freuden, daß er, ob es gleich schon finster war, als sie nach Hause kamen, sich nicht enthalten konnte, in einem starken Regenschauer eine Viertelmeile Weges zurückzulaufen, um der armen Frau die fröhliche Botschaft zu überbringen. Allein gleich andern schnellen Zeitungsverbreitern hatte er sich nur die Mühe verursacht, widerrufen zu müssen, denn das widrige Geschick des schwarzen Jakob bediente sich gerade der Abwesenheit seines Freundes als einer Gelegenheit, alles wieder über den Haufen zu werfen.

      In welchem Neffe Blifil und Tom Jones in verschiedenem Licht erscheinen.

      Neffe Blifil stand wirklich in Ansehung der liebenswürdigen Eigenschaft des Erbarmens mit Anderer Not in ziemlicher Entfernung hinter seinem Schulkameraden; aber einen desto größern Vorsprung hatte er vor ihm in einer viel wichtigern Eigenschaft, nämlich in der Gerechtigkeitsliebe, in welcher er sowohl den Lehren als Beispielen beider, des Herrn Schwöger und Quadrat, folgte; denn ob diese gleich alle beide das Wort Erbarmen oder auch Barmherzigkeit zum öftern gebrauchten, so war es doch deutlich, daß Quadrat solche Worte wirklich mit der Regel des Rechts für unvereinbar hielt, und Schwöger war für die Ausübung der Gerechtigkeit und der Meinung, daß man die Barmherzigkeit dem Himmel allein überlassen müsse. Diese beiden Gelehrten waren in der That in ihren Meinungen über den eigentlichen Gegenstand dieser erhabenen Tugend etwas verschieden, und diese Verschiedenheit wäre vielleicht schuld gewesen, daß Schwögers Meinung die eine Hälfte und Quadrats seine die andere Hälfte der Welt zu Grunde gerichtet hätte.

      Ob also gleich Neffe Blifil, so lange Jones zugegen gewesen war, stille geschwiegen hatte, so war er doch nach reiflicherer Ueberlegung der Sache nicht im stande den Gedanken auszuhalten, daß seines Oheims Wohlthaten auf einen Unwürdigen fallen sollten. Kurz und gut entschloß er sich also, ihn mit der Thatsache bekannt zu machen, welche wir oben dem Leser so ganz im Vorbeigehen zu verstehen gegeben haben, deren wirkliche Beschaffenheit folgende war.

      Als einstens der vorige Wildmeister, ungefähr ein Jahr nachdem er aus Herrn Alwerths Diensten gekommen, und bevor noch Thomas das Pferd verkauft hatte, sich in großem Brodmangel befand und so wenig für sich selbst als für die Seinigen einen Bissen aufzutreiben wußte, und in dieser Not eben durch ein dem Junker Western zuständiges Feld ging, spürte er einen Hasen in seinem Lager. Diesen Hasen hatte er niederträchtiger- und schändlicherweise gegen alle löblichen Gesetze der Weidmannschaft, noch mehr aber gegen die Gesetze des Landes hinter die Löffel geschlagen.

      Der Wildhehler, dem der Hase verkauft worden, wurde unglücklicherweise einige Monate nachher mit einer ziemlichen Ladung dieser Ware beim Kopf genommen und dadurch genötigt, wofern er sich sonst einigermaßen beim Junker Western aus der Patsche ziehen wollte, ein Angeber der Wilddiebe zu werden. Nun fiel er auf den schwarzen Jakob, als auf einen Kerl, der Herrn Western ohnedem schon mehr als verdächtig und von nichts weniger als gutem Rufe in der Nachbarschaft war. Ueberdem war er das beste Opfer, das der Wildhehler wählen konnte, weil er ihm seitdem nichts weiter zum Kauf gebracht hatte, auch hatte der Angeber durch dieses Mittel eine gute Gelegenheit, seine besseren Kunden hintern Schirm zu stellen; denn der jagdlustige Junker, dem das Herz darüber hüpfte, daß er den schwarzen Jakob in die Kluppe bekommen, welchen auf den Anstand zu bringen es nur einer einzigen Feldjagd bedürfte, stellte alles Suchen nach weitern Uebertretern ein.

      Wäre dieses Faktum dem Herrn Alwerth nach seiner reinen Wahrheit vorgelegt worden, so ist es wahrscheinlich, daß es dem Wildmeister wenig geschadet haben würde. Aber kein Eifer ist blinder als der, welchen Liebe zur Gerechtigkeit gegen Uebertreter einflößt. Neffe Blifil hatte die Zeit der That vergessen; so war er auch nicht ganz genau in Anführung der Umstände, und dadurch, daß er das einzige zweisilbige Wort Einen ausließ, gewann die Erzählung ein ganz anderes Ansehen, denn so hieß es: der schwarze Jakob hätte Hasen, statt Einen Hasen hinter die Löffel geschlagen. Jedoch wäre diese Auslassung wahrscheinlicherweise wohl wiederhergestellt worden, wäre nicht Neffe Blifil so unglücklicherweise bei Herrn Alwerth, ehe er ihm die Sache entdeckte, darauf bestanden, er solle ihm Verschwiegenheit versprechen. Hierdurch aber ward der arme Jäger verdammt, ohne eine Gelegenheit zu haben sich zu verteidigen; denn da das Faktum des gemausten Hasen und der Anklage, in puncto Wilddieberei betreffend, ihre Richtigkeit hatte, so hegte Herr Alwerth in Ansehung des übrigen weiter keinen Zweifel.

      Von sehr kurzer Dauer war also die Freude dieser armen Leute; denn schon den nächsten Morgen erklärte Herr Alwerth, er habe ganz neue Gründe (jedoch ohne sie anzuführen) für seinen Unwillen und verbot Tom aufs strengste, den Jakob nicht weiter vor ihm zu nennen; obgleich in Ansehung seiner Familie er, wie er sagte, suchen wolle, sie vor'm Hungerleiden zu bewahren; was aber den Kerl selbst beträfe, wolle er ihn den Gesetzen überlassen, in welche einen Eingriff zu thun ihn nichts bewegen könnte.

      Tom konnte auf keine Art begreifen, was den Herrn Alwerth so in Harnisch gejagt hätte; denn auf seinen Spielgesellen Blifil den geringsten Argwohn zu werfen, fiel ihm nicht ein; gleichwohl, da seine Freundschaft durch ein oder den andern vergeblichen Versuch nicht gleich den Atem verlor, so entschloß er sich nunmehr, einen andern Weg einzuschlagen, um den armen Wildmeister vom äußersten Verderben zu retten.

      Jones war seit kurzem mit Junker Gestern sehr genau bekannt geworden. Er hatte sich bei diesem Landjunker durch sein Uebersetzen über hohe Schlagbäume und durch andere einen kühnen Weidmann zierende Handlungen dergestalt eingeschossen, daß der Junker erklärt hatte, aus dem Tom würde einst gewiß noch ein großer Mann werden, wenn ihm gehörig unter die Arme gegriffen würde. Er wünschte, daß er selbst einen Sohn von solchen hohen Gaben haben möchte, und eines Tages beteuerte er zwischen Flasche und Becher, Tom sollte um eintausend Pfund von seinem eignen Gelde mit einer Kuppel Hunde mit jedem Parforce-Jäger in der Nachbarschaft in die Wette jagen.

      Durch dergleichen Talente war er dem Junker so lieb und wert, daß er ein sehr willkommener Gast bei seinem Tische und ein gar lieber Geselle bei seinen Jagden geworden war. Alles was der Junker am teuersten hielt, das heißt: seine Büchsen, Hunde und Jagdklepper standen jetzt unserm Jones ebensogut zu Befehl, als wären sie sein Eigentum gewesen. Daher faßte er den Entschluß, diese Gunst zum Besten seines Freundes anzuwenden und den schwarzen Jakob, nach seiner Hoffnung, bei Herrn Western in eben dem Dienst anzubringen, welchen er ehedem bei Herrn Alwerth versehen hatte.

      Der Leser, wenn