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      Mein Kopf schwirrt von all den Informationen, doch Jasons herber, maskuliner Geruch vernebelt mir die Sinne, sodass ich nicht richtig denken kann. Nur diese nagende Sehnsucht drängt sich in den Vordergrund. Ich kann und werde nicht aufhören, bis ich ihn bekomme. Gierig presse ich mich an Jasons harten Schwanz. »Was ist so kompliziert, dass es keine Lösung dafür gibt?«

      Beinahe verzweifelt drückt Jason seine Lippen auf die meinen. Seine Zunge gleitet in meinen Mund und peitscht mein Verlangen zu roher Begierde auf. Ehe wir jedoch von diesem Strudel verschlungen werden, löste er sich mit einem Ruck von mir und zieht sich schwer atmend zurück.

      »Es spielt keine Rolle, Lara. Selbst wenn ich es dir sage, ändert sich nichts an meiner Situation. Ich muss zusehen, dass ich mein Leben wieder auf die Reihe bekomme, und du solltest tun, wozu ich dich eingestellt habe.«

      Als müsse er die Spuren meiner Berührung löschen, wischt er sich mit dem Handrücken über den Mund. Gebannt beobachte ich seine Mimik. Lust und Verstand ringen miteinander. Sag mir, was dich so verzweifeln lässt! Doch anstatt es zu tun, wendet Jason sich von mir ab. »Du putzt jetzt bitte das Bad und kümmerst dich um die Wäsche und ich gehe nach unten und lasse dich in Ruhe machen. Über das hier verlieren wir kein Wort mehr, sonst kannst du nicht wiederkommen.«

      Verwirrt sehe ich ihm hinterher, als er die Treppe nach unten geht. Seine Haltung ist steif. Mit zittrigen Knien lehne ich immer noch an der Tür des verbotenen Zimmers. Was ist da drin und was bringt Jason so durcheinander? Was auch immer es ist, es macht ihm das Leben schwer und hält ihn davon ab, sich zu nehmen, was er begehrt – mich.

      Mein Herz rast, immer wieder rinnt ein leises Beben durch meinen Körper. Ich versuche mich zusammenzunehmen und gehe nach unten, um die Putzsachen zu holen. Von Jason ist weit und breit nichts zu sehen. Vielleicht hat ihn diese Begegnung genauso aufgewühlt und durcheinandergebracht wie mich und er geht mir aus dem Weg. Dabei müsste es nicht so sein. Er hätte mich einfach haben können.

      Ich schnappe mir Kalkentferner, Glasreiniger, Putzeimer und Wischlappen und mache mich an die Arbeit im oberen Stockwerk. Vielleicht hilft mir das, meine durcheinanderwirbelnden Gedanken zur Ruhe zu bringen. Wie eine Besessene schrubbe ich die Kalkflecken von der Duschkabine und poliere das Glas. Meine Wangen brennen. Es ist beschämend, wie ich mich Jason an den Hals geworfen habe, dennoch giert mein Körper danach, das zu vollenden, was wir angefangen haben. Immer wieder spult mein Gehirn die Erinnerung an die wenigen Minuten, in denen wir eng aneinandergepresst waren, wie in einer Endlosschleife ab und stachelt meine Sehnsucht nur noch weiter an. Doch je öfter mir Jasons Worte durch den Kopf gehen, desto klarer wird mir, dass er meilenweit von mir entfernt ist – egal wie sehr er mich begehrt.

      Knappe zweieinhalb Stunden später bin ich völlig ausgepowert und verschwitzt, sodass ich bestimmt nicht mehr gut rieche. In einem wahren Putzrausch habe ich das Luxusbad im Handumdrehen sauber gemacht. Danach habe ich mir die Treppe vorgenommen. Auch damit bin ich jetzt fertig, trotzdem bin ich immer noch nicht am Ende meiner Gedanken um Jason angekommen.

      Ich meine, der Mann ist ein einziges Fragezeichen für mich. Er hat mich ganz spontan eingestellt, obwohl er mir vorher nicht gerade Hoffnungen auf den Job gemacht hat. Er will mich und hält mich trotzdem auf Abstand. Was ist vor zwei Jahren geschehen? Hat er da sein Augenlicht verloren? Dieser Gedanke liegt zumindest nahe. Aber wodurch? Und was hat es mit seinen Vorschriften auf sich? Was passiert nachher um sechs, dass ich um diese Zeit nicht mehr hier sein darf? Zwischen all den zufällig erscheinenden Informationen besehen Zusammenhänge, das spüre ich tief in meinem Innern.

      Missmutig schütte ich das Putzwasser in die Toilette. Es ist nicht mal richtig schmutzig, so blitzeblank ist seine Bude. Wer hat seine Wohnung eigentlich bisher geputzt? Es macht mich wahnsinnig, die Antworten auf all diese Fragen nicht zu kennen, und dieses immer noch unterschwellig in mir dahinsummende Verlangen verstärkt meine Frustration.

      »Bin fertig, soll ich dir jetzt noch was kochen?«, frage ich Jason brummig, als ich schließlich auch noch die Wäsche aufgehängt habe und zu ihm in den Wohnbereich trete. Ich sollte so tun, als wäre nichts geschehen, doch ich schaffe es einfach nicht, meine schlechte Laune vor ihm zu verbergen. Vielleicht will ich das auch gar nicht.

      »Ist nicht nötig. Ich bestelle mir später was bei einem Lieferdienst«, antwortet Jason gut gelaunt. Nichts erinnert mehr an seine Anspannung von vorhin. Locker hat er einen Arm auf der Sofalehne abgelegt – als wollte er mir seinen verführerischen Körper präsentieren und mich damit erst recht provozieren – und hört Musik. Moderne Klassik, wenn ich mich nicht irre.

      »Aber es ist erst zwanzig vor sechs ...«, gebe ich zurück. Ich will die volle Stundenzahl erreichen, um den vollen Lohn zu erhalten. Und natürlich kann ich auch der Vorstellung nicht widerstehen, so lange wie möglich in seiner berauschenden Nähe zu sein. »Soll ich dann wenigsten noch diesen Teppich hier saugen? Diese Lang Floor-Dinger sind wahre Staubfänger. Es wäre in zehn Minuten erledigt«, schlage ich vor.

      Jason schüttelt leise lachend den Kopf. »Lass mich raten: Du willst unbedingt wissen, warum du um sechs verschwinden sollst, oder?«

      Ertappt presse ich meine Lippen aufeinander. Bin ich wirklich so durchschaubar? »Ja. So wahnsinnig, wie es dich macht, Gerüche nicht einordnen zu können, so verrückt werde ich, wenn ich das Gefühl habe, dass jemand ein Geheimnis vor mir hat«, gestehe ich ihm leise.

      »Oh, das ist kein Geheimnis«, gibt Jason zu meiner Verwirrung zurück, steht grinsend vom Sofa auf und kommt auf mich zu. »Saug ruhig den Teppich oder fang an zu kochen. Dann wirst du aber mit großer Wahrscheinlichkeit meiner Ex-Frau July begegnen, die es trotz unserer Scheidung nicht lassen kann, beinahe jeden Tag so um sechs Uhr hier hereinzuschneien. Ich kann dir sagen, dass das vermutlich nicht sehr angenehm für dich wäre, denn sie ist ein richtiges Biest, wenn es um Frauen geht, die Zeit mit mir verbringen. Und ich habe überhaupt keine Lust auf ihr Gezicke deswegen, deshalb sollst du verschwinden.«

      »Du warst verheiratet?« Mir klappt die Kinnlade herunter, so überrascht bin ich von dieser Ansage. Einfach so hat sich eine meiner Fragen beantwortet, aber sofort stürmen zig neue auf mich ein. Doch ich komme erst gar nicht dazu, mir zu überlegen, ob ich sie Jason stellen soll. Denn wie er es so gern tut, legt er seine Hand in meinen Rücken und schiebt mich Richtung Wohnungstür.

      »Morgen um dieselbe Zeit?« Ganz beiläufig streicht seine Hand über meine Wirbelsäule nach unten und verschwindet. Trotz meiner fliegenden Gedanken nehme ich die Berührung überdeutlich wahr. Egal was er sagt, er kann es einfach nicht lassen, mich zu berühren ... Das leise in mir brodelnde Begehren wallt heiß auf. »Morgen um dieselbe Zeit«, bestätige ich und verziehe gequält das Gesicht.

      Was will Jasons Ex überhaupt noch von ihm und warum lässt er zu, dass sie sich derart besitzergreifend verhält? Bestimmt haben sie Sex. Um mir Jason nicht schon wieder nackt vorzustellen und laut aufzustöhnen, beiße ich mir auf die Unterlippe und wende mich hastig von ihm ab.

       Kapitel 3

      »Ich will dich nicht nerven, aber ich denke, dass dieser Job dir nicht guttut«, meint Kelly unvermittelt, als wir am Mittwoch wie immer nach den Vorlesungen zu unseren Fahrrädern gehen.

      Wahrscheinlich sieht sie mir an, dass ich auch in dieser Nacht viel zu überdreht war, um ordentlich zu schlafen. Die Fragen um Jasons Leben und das hartnäckige Kribbeln zwischen meinen Beinen, das er in mir hinterlassen hat, haben mich wachgehalten. Und egal, wie verbissen ich versucht habe, es mir mit der Hand selbst zu machen, ich habe es einfach nicht zum Orgasmus und damit zur Ruhe geschafft. Der Gedanke, dass Jason seine Lust nach wie vor an seiner Ex-Frau stillt und sie vielleicht sogar noch liebt, hat es nicht zugelassen, dass ich mich mit seinem Bild vor meinem inneren Auge über den Gipfel der Lust hinaushebe.

      »Der Anfang ist eben ein bisschen anstrengend, aber das wird bestimmt besser, wenn ich mich eingearbeitet habe«, gebe ich Kelly zurück und öffne mein Fahrradschloss. Bereits nach einem Tag ist es undenkbar für mich, den Job bei Jason aufzugeben. Das liegt natürlich vor allem an ihm, und ich kann nur darüber staunen, wie schnell sich meine Prioritäten verschoben haben. Natürlich will ich die Wohnung immer noch behalten, aber die Not, Geld für die Miete verdienen zu müssen,