mit leichtem Druck zu meiner Brust hin. Das Ganze wiederholte sie mehrmals. Die Sanftheit ihrer Bewegungen imponierte mir.
Schließlich nahm sie wiederum ein anderes Öl und verrieb es in ihren Händen. Sie strich mir damit über die Füße und balsamierte sie ein, ein wunderbar abschließendes Gefühl. Mit festem Druck ihrer einzelnen Finger ging es dann weiter die Beine hoch zu den Oberschenkeln, die sie kräftig durchmassierte. Je näher sie meinem Geschlecht kam, desto mehr wuchs meine sichtbare Erregung. Meine Spannung und Geilheit wuchsen ins Unermessliche. Ich konnte es kaum abwarten, dort von ihr berührt zu werden. Ich malte mir aus, wie sie meinen Schwanz umfasste, den Schaft rauf und runter glitt, wie ihre Hände meinen straffen Sack umschlossen und ihn sanft kneteten, sie mit meinen Eiern spielte.
Doch ich war in meiner Fantasie der Realität voraus. Als ich aus meinen Träumen erwachte, spürte ich zwar meine Erektion, aber ihre Hände waren nicht dort, sondern machten sich an meinem Gesicht zu schaffen.
Ich war enttäuscht. Es wäre so schön gewesen! Meine Erfahrung sagte mir aber, dass ich mich wieder auf das Hier und Jetzt konzentrieren sollte, und das tat ich dann auch. Sie massierte mein Gesicht in einer Art, die ich so nicht kannte. Ich spürte ihre Hände, ihre Finger wie ein Windhauch auf meiner Haut. Sie glitt darüber und ihre Berührung war Zärtlichkeit, Vertrautheit und Entspannung in einem.
Lisa beendete die Massage mit kreisenden Bewegungen an meinen Schläfen. Danach setzte sie sich in einen Sessel gegenüber und sah mich an. Ich war müde geworden, dämmerte in einem Halbwach-/Halbschlafzustand und blinzelte nur zurück. Ich konnte und wollte jetzt nicht reden. Lisa schien es genauso zu gehen. Also schwiegen wir, lauschten in die Stille und hingen unseren Gedanken nach.
Es war erstaunlich. Ich hatte einen mir fremden Menschen getroffen, war mit ihm gegangen, wir hatten intimste Zärtlichkeiten ausgetauscht, und das innerhalb weniger Stunden. Nie zuvor in meinem Leben war mir etwas Ähnliches widerfahren. Es war wie ein Traum, aber eben doch wohl Realität, denn als ich meine Augen und meine Sinne wieder öffnete, saß meine Bekanntschaft immer noch in dem Sessel mir gegenüber. Sie saß dort in einer Art Meditationsstellung, hielt ihre Augen leicht geschlossen. Ich ging ins Bad, um mich frisch zu machen. Als ich zurückkam, war sie verschwunden. Ich suchte nach ihr, fand sie aber nicht. Sie musste sich in der kurzen Zeit angezogen und die Wohnung verlassen haben. Ich war verblüfft. Genauso überraschend wie der Anfang der Geschichte schien sein Ende zu sein. Vielleicht ist sie nur kurz weg, was am Kiosk besorgen und kommt gleich zurück, sagte ich mir. Also wartete ich noch eine Weile. Aber sie kam nicht.
Nach einer Stunde ungeduldigen Wartens zog ich mich an und verließ die Wohnung. Ich weiß ja, wo sie wohnt, tröstete ich mich, um meiner Enttäuschung nicht so viel Raum zu geben. Ich hatte schließlich ein paar schöne Stunden erlebt und es gab eigentlich keinen Grund, enttäuscht zu sein. Nur das Ende der Geschichte gefiel mir nicht, passte nicht in meine Vorstellung. Sollte das Ganze nur so etwas wie ein One-Night-Stand gewesen sein? Als ich durch die Straßen der Stadt zurück in meine Wohnung ging, bemerkte ich eine Veränderung an mir. Ich fühlte mich beschwingt und frei. Federnden Schrittes ging ich dahin, mit einer Leichtigkeit, die ich so nicht kannte. Hatte mich das Wesen verzaubert, verhext oder wie …? Jedenfalls war es ein schönes Gefühl und ich genoss es.
Es war spät geworden. Als ich an meiner Haustür ankam, schlugen die Glocken des Doms zwölf Mal zur vollen Stunde. Ich legte mich sofort schlafen, denn ich war müde vom Spaziergang, vom Massieren und den ganzen schönen Dingen, die ich erlebt hatte. Nachts träumte ich von weiten, wiegenden Kornfeldern, dazu nahm ich klassische Musik wahr. In den Kornfeldern tauchte immer wieder ein Gesicht auf, Lisas Gesicht!
In den nächsten Tagen passierte nicht viel Nennenswertes. Ich stand unter dem Eindruck des Erlebten. Einerseits genoss ich die Erinnerung daran, andererseits verspürte ich Sehnsucht, das Erlebte zu wiederholen. Ich ging brav meinen alltäglichen Pflichten nach, erledigte anfallende Arbeiten und genoss den späten Sommer mit seinem diffusen Abendlicht, seiner schwindenden Wärme und den bunten Farben der Bäume. Im Wald fand ich eine ganze Menge Steinpilze und bereitete mir damit ein schmackhaftes Abendmahl zu. Meine Gedanken drifteten aber immer wieder zum Erlebten. Ich zehrte von der Sinnlichkeit der Situationen, konnte sie mir lebendig ins Gedächtnis rufen. Ich ging sogar so weit, meine Fantasie auszuschmücken, neu zu erleben. Und fast jedes Mal war ich so erregt, dass ich einen Steifen bekam. Dabei ging ich sogar noch weiter und befriedigte mich selbst, wozu es in der Realität nicht gekommen war. Es waren schöne, erfüllende Orgasmen, die ich in vollen Zügen genoss.
Und doch hatte ich von den Fantasien und Vorstellungen nach ein paar Tagen genug. Ich wollte wieder mit ihr zusammen sein. Also machte ich mich auf den Weg zu ihrer Wohnung, um sie zu besuchen. Entweder war sie nicht da oder wollte nicht öffnen, jedenfalls ging ich unverrichteter Dinge wieder nach Hause. Wo war sie? Da es mir keine Ruhe ließ, machte ich mich wieder zu ihrer Wohnung auf und postierte mich schräg gegenüber hinter einer mächtigen Kastanie, die mir sowohl Deckung gab, als auch Schatten spendete.
Ich hatte mir vorgenommen, mehr über die große Unbekannte in Erfahrung zu bringen, was ich am besten sozusagen undercover zu erreichen glaubte. Ich stand da und wartete. Es vergingen Minuten und Stunden, aber sie kam nicht.
Schließlich ging ich enttäuscht nach Hause.
Kapitel 2 Gewitter
Es war ein schöner, aber auch schwüler Sommertag. Tagsüber hatte die Sonne vom Himmel gebrannt, nun wurde die Luft immer schwerer und erste Wolken zogen am Himmel auf. Ich hatte beschlossen, einen Spaziergang durch die Felder zu wagen, um die Atmosphäre aufzunehmen. Dieses Gefühl der wiegenden Strohhalme der Kornfelder, das Knacken der Ähren unter der heißen Sonne, das Flimmern der Luft am Horizont. Ich hoffte auf ein Gewitter, wollte es erleben, wollte die Spannung spüren, die in der Luft lag, wollte den Boden riechen, der durch die Hitze ausgetrocknet nach Regen lechzte.
Die Begegnung mit Lisa war nun schon einige Zeit her. Ich hatte sie seitdem nicht mehr gesehen, hatte nach meinem misslungenen Warten unter der Kastanie auch keine Anstrengung mehr unternommen, mit ihr in Kontakt zu treten. Ich hatte mir gesagt, dass es vielleicht einmalig bleiben sollte, dass ich ihr nicht hinterherrennen würde, und hatte es dabei belassen. Hatte ich sie schon vergessen? Jedenfalls dachte ich an diesem Tag beim Spaziergang nicht an sie. Ich wollte mich gehen lassen, meinem Geist kein Thema aufzwingen, sondern offen und frei sein für das, was mich in den Feldern erwartete.
Als die Stadt bereits in einiger Entfernung hinter mir lag, türmten sich dichtere Gewitterwolken am Himmel. Ich hatte es gerade geschafft, in diese spannungsgeladene Atmosphäre einzutauchen, da hörte ich neben mir eine Stimme sagen: »Schön, dich hier zu treffen!« Ich erschrak. Wieder hatte ich sie nicht kommen sehen oder gehört, sie war von einem Moment auf den anderen einfach da.
Wie beim ersten Mal ging sie neben mir her, ohne mir ein Gespräch aufzuzwingen. Irgendwie war ich nicht einmal mehr überrascht, dass es zu einer neuerlichen Begegnung mit ihr kam. Ich sah sie nur an und ging zusammen mit ihr weiter. War ich froh, sie wiederzusehen? Ja, ja und nochmals ja! Jetzt, wo sie neben mir herging, merkte ich, dass sie mir die ganze Zeit gefehlt hatte. Ich hatte in der Zwischenzeit sehnsüchtige Gedanken an sie verdrängt. Aber nun war alles wieder da. Wie beim ersten Mal musterte ich sie von der Seite. Ihre Haare, die kastanienrot im Licht schimmerten, waren etwas länger geworden. Diesmal trug sie einen kurzen Jeansrock und ein T-Shirt mit nichts darunter, soviel konnte ich sehen. Und es machte mich enorm an.
»Gefalle ich dir immer noch?« Welch Duplizität der Ereignisse. Ich konnte nur zustimmend nicken, was ein Lächeln auf ihre vollen Lippen zeichnete. Wir gingen durch die spannungsgeladenen Felder. Es kam Wind auf, ein weiteres Anzeichen für das nahende Gewitter. Alles schien noch einmal aufzudrehen, alles wurde hypervital, die herumsausenden Insekten, die durchdrehenden Rindviecher, die fliehenden Pferde. Über uns kreisten mehrere Bussarde mit dem typischen Schrei, der zu dieser scheinbar absurden Stimmung passte.
»Hast du Angst vor Gewittern?«, fragte ich sie, um uns in dem Fall vielleicht noch rechtzeitig in der nahen Stadt in Sicherheit bringen zu können.
»Ich liebe dieses Wetter, diese Stimmung, diese Angespanntheit und dann die Erlösung!« Wie hätte ihre Antwort auch anders ausfallen können. Nach allem, was