P.L. Winter

Vera - Sklavin der Lust | Roman


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      Vera - Sklavin der Lust | Erotischer Roman

      von P.L. Winter

      P.L. Winter ist ein spät berufener Autor, der erst im reifen Alter von fünfzig Jahren zur Feder griff. Geprägt von seiner naturverbundenen Kindheit und internationalen beruflichen Tätigkeit, legt er großen Wert auf detailreiche, stimmige Beschreibungen und würzt diese mit einem Schuss Humor. Die Sprache bleibt dabei stets sinnlich, anregend und gepflegt. Sein Ziel ist, den Leser zu fesseln, anzuregen und seiner Fantasie freien Lauf zu lassen – Kopfkino auf höchstem Niveau. Neben zahlreichen erotischen Kurzgeschichten gehören auch Romane zu seinem Repertoire. Hier interessiert ihn besonders die Symbiose zwischen Krimi und Erotik, in welcher er der Fantasie seiner Leser eine besondere Herausforderung bietet.

      Lektorat: Marie Gerlich

      Originalausgabe

      © 2018 by blue panther books, Hamburg

      All rights reserved

      Cover: Frau: © Tverdokhlib @ bigstockphoto.com Hintergrund: © JozefArt @ bigstockphoto.com

      Umschlaggestaltung: MT Design

      ISBN 9783862776993

      www.blue-panther-books.de

       Vera lebt

      Maria Wegner saß auf dem bequemen Lehnstuhl in ihrer Stube und sah zum Blumenfenster hinaus. Doch sie nahm die Umgebung nicht wahr, ihre Gedanken kreisten in der Vergangenheit, um ihren Sohn Manfred. Erinnerungen krochen in ihr hoch – Erinnerungen an seine Kindheit, das Abitur, seinen Studienabschluss, die Feier zur Beförderung zum Filialleiter einer Bank bis hin zu einer Ehrung bei der Polizei vor zwei Jahren. Sie blickte zur Kommode neben sich, auf der Fotos zu eben jenen Erinnerungen standen, mitten unter ihnen ein mit bunten Steinen verziertes goldfarbenes Kreuz, vor dem eine Kerze brannte.

      Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Susanne stürzte herein. »Vera ist wieder da – Vera lebt!«, rief sie aufgeregt. Maria sah ihre Tochter verwundert an. Sie verstand nicht, was sie damit meinte, konnte, nein, wollte es nicht begreifen.

      »Ja doch – es stimmt! Ich habe es gerade von Kurt erfahren und der weiß es von der Flughafenpolizei. Sie ist vor vier Stunden in Frankfurt mit dem Flieger aus Brasilien gelandet und auf dem Weg hierher.« Susanne, ganz außer Atem, schnappte nach Luft. Sie war die ganze Strecke von der Tischlerei bis nach Hause gelaufen – etwa anderthalb Kilometer –, um die Neuigkeit direkt zu überbringen. Am Telefon hatte sie es ihrer Mutter nicht sagen wollen, schließlich wusste sie nicht, wie Maria darauf reagieren würde. Nicht, dass sie etwas Unüberlegtes tat.

      Maria sah noch immer überrascht aus. Vera, ihre Schwiegertochter, war vor mehr als zehn Monaten ohne Vorankündigung von einem Tag auf den anderen spurlos verschwunden, zusammen mit Manfred. Vier Monate später hatte die Familie die Information erreicht, dass er tot in Brasilien aufgefunden worden war. Von Vera fehlte seitdem jede Spur. Die Ungewissheit war für Maria die Hölle gewesen. Und dann die Information vom Tod ihres Sohnes, der lange Kampf um seine Beisetzung, die schließlich überstürzt in Brasilien erfolgt war – ohne ihre Zustimmung, und ohne dass sie die Chance gehabt hätte, daran teilzunehmen. Inzwischen war Maria eine gebrochene Frau, die nur noch von ihrem Hass und der Wut auf Veras Freundin Gerda aufrechterhalten wurde. Diese hatte nach Veras Verschwinden dreiste Behauptungen aufgestellt: Vera sei von Manfred entführt worden, nachdem er sie immer wieder vergewaltigt habe. Vergewaltigt! Wie sollte das möglich sein? Die beiden waren doch schon drei Jahre verheiratet gewesen – das ging einfach nicht in Marias Kopf, es konnte einfach nicht sein, es durfte nicht sein.

      Der Hass gegen ihre Schwiegertochter war in der langen Zeit etwas abgekühlt. Sie ging davon aus, dass Vera entweder tot war oder sich irgendwohin abgesetzt hatte und sie alle nie wieder etwas von ihr hören, geschweige denn sehen würden. Sie war ihr inzwischen schlichtweg egal geworden – Vera existierte einfach nicht mehr in dieser Welt. Auf einmal sollte sie wieder da sein? Auf dem Weg hierher, ihr gegenübertreten?

      »W... w... was?«, fragte sie mit zitternder Stimme und schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

      »Vera kommt – sie lebt und ist wohlauf! Diese Schlampe kommt hierher!«, fauchte Susanne. Auch sie war voller Hass gegen ihre Schwägerin.

      »Dann ... lass sie nur kommen. Der werden wir einen Empfang bereiten, der sich gewaschen hat. Die wird sich noch wünschen, dass sie in Brasilien geblieben wäre!«

      In der nächsten halben Stunde redeten sich die beiden Frauen gegenseitig in Rage. Noch einmal kamen die Erinnerungen an das Erlebte der letzten Monate hoch und ließen all die Ängste, den Frust und die aufgestaute Wut wieder lebendig werden. Sie bestätigten sich gegenseitig in ihren Vorwürfen gegen Vera und das, was sie ihrem geliebten Manfred angetan hatte, bis es an der Tür klingelte.

      Susanne trat in den Flur hinaus und konnte durch die farbige Glaseinlage der Haustür erkennen, dass mehrere Personen davorstanden. Allerdings sah sie durch das strukturierte Glas nicht, wer es war. Das bunte Glas und die helle Sonne im Hintergrund erzeugten eine eigenartige, fast mystische Stimmung in dem schmalen Flur. Als sie öffnete, standen zwei Polizisten vor ihr und grüßten sie freundlich.

      »Guten Tag, mein Name ist Schulze, Dietmar Schulze, und das ist mein Kollege Markus Heinrich. Wir sind von der Flughafenpolizei Frankfurt und sollen diese Frau nach Hause begleiten.« Er trat einen Schritt zur Seite und deutete hinter sich. Dort stand Vera und lächelte sie freundlich an. »Sind wir hier bei Ihnen richtig?«

      »Hallo, Susanne, wie geht es dir?«

      Susanne war sprachlos – sie hatte sich mit ihrer Mutter so aufgestachelt, dass sie vorgehabt hatte, Vera gleich an die Gurgel zu gehen. Aber jetzt, als dieses Biest vor ihr stand, freundlich lächelnd, als ob nichts geschehen wäre, mit den beiden Polizisten an ihrer Seite, war sie vollkommen perplex. Sie hörte Schritte hinter sich, dann wurde die Haustür weiter aufgerissen.

      »Du Schlampe, du dreckige Schlampe!«, fluchte Maria laut und drängelte sich mit erhobenem Gehstock an ihrer Tochter vorbei.

      Susanne taumelte zur Seite, suchte Halt und sah aus den Augenwinkeln, wie Maria den erhobenen Stock wütend auf und ab wippen ließ.

      »Du Schlampe, ich schlage dich tot, du hast meinen Manfred auf dem Gewissen!«, zeterte Maria erneut und ging auf Vera los, die erschrocken einen Schritt zurückgewichen war.

      Im letzten Moment konnte einer der Polizisten den Hieb abfangen und Maria den Stock aus der Hand winden, während der zweite Beamte versuchte, sie zurückzuhalten. Mit vereinten Kräften schafften sie es schließlich, die Frau zu bändigen und davon abzuhalten, auf Vera einzuprügeln.

      Es dauerte ganze fünf Minuten, bis sich die Situation zu beruhigen begann. Auf der Straße sammelten sich bereits neugierige Nachbarn, die – vom Geschrei angelockt – das Geschehen interessiert beobachteten.

      »Entschuldigen Sie«, fragte einer der Polizisten mit ruhiger Stimme, »wäre es möglich, dass wir das drinnen klären? Hier auf offener Straße vor all den Passanten und Nachbarn ist doch nicht der richtige Platz dafür.«

      Trotz der sanften Stimme, mit der er seinen gut gemeinten Vorschlag vortrug, explodierte Maria erneut und schnaubte, Vera käme nur über ihre Leiche ins Haus. Auch Susanne stimmte dem wütend zu und erklärte, dass sich im Haus ohnehin nichts mehr aus Veras Besitz befände – sie hätten bereits vor Monaten alle ihre Sachen rausgeschmissen.

      Als Maria erneut versuchte, auf Vera einzuschlagen, zogen sich die Polizisten vorsichtig mit ihr zurück. Sie waren mit der unerwarteten Entwicklung überfordert – es sei eine einfache Überstellung nach Hause, hatte man ihnen gesagt. Dass Vera von der Flughafenpolizei die 350 Kilometer von Frankfurt nach Schweitenkirchen gebracht werden sollte, hatte sie zwar gewundert, aber Befehl war nun mal Befehl und den hatten sie nicht weiter hinterfragt.

      Als sie irritiert und verloren mit Vera an ihrem Wagen standen – Maria und Susanne lauthals schimpfend noch immer an der Haustür –, trat einer der Umstehenden an sie heran.

      »Hallo, Vera – bist du’s wirklich? Ich kann es kaum fassen, dass du wieder da bist. Schön,