er sich nett von dir verabschiedet?«
Kenna kaute an ihrer Unterlippe. »Naja ... Es ist eben so, wie ich sagte: Ich brauche einen Mann, der noch Mann ist. Einen harten Mann, auf jeder Ebene.«
»Ich glaube, dass du mit einem solchen harten Mann nicht zufrieden wärst. Er wäre zwar ein ganzer Kerl, aber diese Typen haben auch ihre Kehrseiten und ich bezweifle, dass du mit denen klarkommen würdest. Dazu bist zu viel zu sensibel, nimmst dir zu viel zu schnell zu Herzen«, gab Shelly zu bedenken.
Kenna war genervt. »Wie kommst du nur darauf! Anscheinend kennst du mich doch nicht so gut, wie ich dachte.«
Shelly zog die Augenbrauen hoch, nahm einen Schluck Wasser.
»Hey, Mädels, alles okay bei euch?« Philipp, Shellys Ehemann, kam herein. Als sie schwiegen, sagte er: »Also ... Es gibt eine Menge aufzuräumen. Soll ich schon mal anfangen, Schatz?«
Shelly blickte zu ihm hoch und lächelte. »Das wäre lieb von dir. Gern.«
Philipp gab ihr einen Kuss auf den Mund, einen Stupser mit seiner Nase auf ihre Nase und ging aus der Küche.
Kenna wurde warm ums Herz. Die beiden waren so süß zusammen. Das wünschte sie sich auch.
»Und«, unterbrach Shelly Kennas Gedanken, »fandst du das auch unmännlich?«
Eigentlich ja, aber irgendwie auch nicht ..., dachte sie, schüttelte den Kopf und war sich trotzdem nicht sicher.
***
Als Kenna zu Hause in ihrem Bett lag, konnte sie trotz später Stunde, des Sekts und der Müdigkeit nicht einschlafen. Immer wieder sah sie Gilbert vor Augen mit seinem erst netten Lächeln und dann seinem schmerzverzerrten Gesicht. Ihr Lachen war unverzeihlich, das wusste sie, und wahrscheinlich ließ ihr schlechtes Gewissen sie nicht schlafen. Dann stellte sie sich vor, ob sie mit so einem Mann Sex haben könnte. Zwar hatte sie einen kurzen Moment etwas zu ihm gespürt, als er ihr Gesicht studiert hatte, und auch bei der Begrüßung, als sie noch nicht wusste, dass er auf Britney Spears stand, aber es reichte nicht, um sich erotische Gedanken mit ihm zu machen.
Sie dachte an harte Männer, coole Männer, die wussten, was sie wollten. Ja, das machte Kenna an. Ihre Hand glitt zu ihrer Scham unter dem Nachthemd. Sie war schon feucht. Ganz sachte strich sie mit zwei Fingern in ihrer Spalte hin und her, berührte dabei sanft ihre Klitoris, was sie aufstöhnen ließ. Vor ihrem inneren Auge erschien ein gesichtsloser Typ, der sich nahm, was er wollte, der ein ganzer Kerl war, der sie einfach nur benutzte, weil er so geil war. Und genau damit machte er sie auch heiß. Ohne sie wäre er gar nicht erst so geil. Sein harter Schwanz würde gnadenlos in sie eindringen, in sie reinficken, bis er und sie gleichzeitig kamen ...
Kenna keuchte, kreiste jetzt schneller auf ihrer Klitoris, ließ die Geilheit durch ihren Körper pulsieren, hechelte, rief im Stillen: ja, ja, ja ..., und kam. Ihr Unterleib ruckte immer wieder nach oben. Mit dem Bild von dem harten Typen vor Augen, der sie durchfickte, durchrauschte sie ein wilder Orgasmus.
Erschöpft und selig schlief sie endlich ein.
***
Zwei Tage vergingen, doch in Kennas Gedanken blieb das lachende Bild von ihr. Das schlechte Gewissen ließ sie nicht los. Ob Gilbert nun schwul war oder nicht, sie musste sich noch mal bei ihm entschuldigen. Außerdem, er war ja nicht irgendein dummer Junge, er war Abteilungsleiter, und somit Shellys Vorgesetzter.
So setzte sich Kenna hin und schrieb einen Brief, in dem sie sich für ihr Verhalten noch mal entschuldigte, es auf den Alkohol zurückführte.
Gespannt wartete sie auf eine Antwort. Doch die kam nicht. Sie wartete eine Woche, aber keine Reaktion folgte. Er hatte ihre Adresse, wegen des Absenders auf dem Brief, und von Shelly hätte er sich ja auch ihre Telefonnummer besorgen können. Aber warum sollte er das tun? Sicherlich hatte er ihren Brief gelesen und die Geschichte damit abgehakt. Was erwartete sie denn? So mies, wie sie sich ihm gegenüber verhalten hatte ...
Genau, dieser Mann kümmerte sie nicht mehr. Er war nichts für sie, sie wollte ihn nicht, er war ein Weichei, all das redete sie sich ein und machte sich damit froh.
Sie hatte Shelly nichts von dem Brief erzählt. Es musste ja auch nicht alles über ihre Freundin laufen, ein bisschen Privatsphäre konnte nicht schaden. Außerdem hatte sie ja gesehen, wo diese Kupplungsversuche hinführten: Am Ende waren alle nicht glücklich und zwangen sich einen Typ auf, den keiner von beiden wollte, nur weil er oder sie gerade Single war.
***
Kenna zog ihren Schal stramm. Sie wollte heute nach guter alter Manier mal wieder tanzen gehen – und zwar allein. Niemand, der ihr reinredete und sagte, was das Beste oder wer der Beste für sie war. Sie war frei und konnte allein entscheiden.
Voller Vorfreude betrat sie die Diskothek. Die Beats wummerten ihr schon jetzt entgegen, das beflügelte sie. Doch nach zwei ernüchternden Runden um die beiden verschiedenen Tanzflächen in zwei Räumen, war sie sich sicher, hier heute niemanden zu finden. Sie holte sich einen Wodka-Lemon, in der Hoffnung, dass ihr Stimmungspegel dadurch nicht gänzlich in den Keller ging. Und tatsächlich trübte der Alkohol ihre trüben Gedanken und verschaffte ihr Mut, sich unter die Tanzenden zu mischen. Die Musik, aktuelle Charts, war super. Kenna kannte jedes Lied und das Tanzen machte ihr nach langer Zeit ungeahnt viel Spaß, brachte ihre Energie zu Tage und ließ sie glücklich sein.
Plötzlich tanzte ein großer Typ neben ihr. Wo kam der auf einmal her? Er trug einen Anzug. Wie dekadent, dachte Kenna und grinste in sich hinein. Sie sah zu ihm hoch. Als sich ihre Blicke begegneten, verzog er keine Miene. Er war ernst und sein Blick durchdringend, dann richteten sich seine Augen auf etwas hinter ihr. Kennas Herz machte einen Hüpfer. Dieser Typ war ja unglaublich cool. Sie besah ihn sich genauer. Alle um sie herum tanzten zu dieser vorgerückten Stunde ausgelassen und sangen hemmungslos mit, doch dieser Mann nicht. Sein Tanzen war eher dürftig, beschränkte sich auf zwei Tanzschritte und ein leichtes Wiegen seiner Hüften. Eine Hand von ihm hielt ein halbausgetrunkenes Bier, die andere steckte in seiner Hosentasche. Wieder blickte Kenna zu der Bierflasche. Seine Hand lag darum und Kenna stellte sich vor, wie er damit auch seinen Schwanz hielt. Sicher war er nicht so dick, aber es war geil, darüber nachzudenken, wie er es sich damit selber machte. Wie es wohl aussah, wenn er an Frauen dachte und sich einen abwichste ...
Und hier hielt er nur cool sein Bier. Als ihr Blick wieder zu ihm nach oben ging, sah er sie bereits an. Die Röte schoss ihr ins Gesicht. Er hatte sie beobachtet. Zum Glück konnte er ihre Gedanken nicht lesen! Doch so, wie seine Augen sie anstarrten, hatte sie das Gefühl, dass er es konnte. Er nahm den Blick wieder von ihr. Mist! Sie wollte doch die Erste sein. Wieso war er immer schneller?
Eine Weile tanzten sie so nebeneinander. Kenna hatte das Gefühl, dass er immer näher an sie heranrückte. Und irgendwann berührten sich ihre Ellenbogen. Keiner sah den anderen an. Ab und zu hatte Kenna das Gefühl, dass er wieder auf sie hinuntersah, doch sie wollte ihn nicht ansehen. Irgendwann traute sie sich, aber er blickte über sie hinweg. Wie blöde! Wenn er einen Arsch in der Hose hätte, dann könnte er sie jetzt endlich mal ansprechen. Hatte er denn nicht gemerkt, dass da etwas zwischen ihnen war?
Ihr ging der Gedanke durch den Kopf, dass sie ihn vielleicht ansprechen könnte. Allerdings war sie die Frau. Frauen sprachen Männer nicht an ... Sie mussten sich gedulden und warten, bis sie angesprochen wurden. Oder war das Schnee von gestern? War die Zeit vorangeschritten und akzeptierten vielleicht die richtigen Kerle die Emanzipation der Frauen? Wollten sie, dass eine starke Frau sie angriff, damit sie noch stärker waren? Oder schwächte die Frau den Mann, indem sie so stark war?
Als Kenna erneut zu ihm hochblickte, nahm sie sich vor, ihn mal anzulächeln. Seine Miene war undurchdringlich, als er ihrem Blick begegnete. Sie konnte nicht lächeln. Stattdessen fühlte sie, wie er sie erotisierte. Feuchtigkeit bildete sich in ihrem Schoß. Oh ja, das war ein Kerl, von dem sie gern mal so richtig gefickt werden wollte. Das war der, von dem sie träumte. Er schaffte es, ihren Körper zu erhitzen.
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