Er hob die Augenbrauen.
»Äh, ich meine, Betty Handson, die Mutter von John.«
»Ah, Sie sind also die Mutter von John ...«
Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Und wieso war ihr ganzes Selbstbewusstsein abhandengekommen?
Er ließ ihre Hand los. Ein Glück. Denn ihre Hand hatte angefangen zu kribbeln. Wieso passierte das? Sie war doch kein Teenager mehr. Und dieser Mann war der Lehrer ihres Sohnes, bestimmt glücklich verheiratet, zwei Kinder, Hund und Kanarienvogel in einem großen Haus.
»John gibt sich in letzter Zeit sehr viel Mühe. Wenn das so bleibt, dann könnte er sich allein durch die mündliche Beteiligung um ein bis zwei Noten in sämtlichen Fächern verbessern.«
»Das wäre toll. Ja, ich habe auch das Gefühl, dass er in letzter Zeit mehr Gas gibt. Wäre ja super«, pflichtete Betty ihm bei.
»Wäre gut für ihn.«
Nun standen sie beide hier. Mr Jackmann hob ab und an den Arm, winkte, machte sich Notizen auf dem Klemmbrett, hielt Smalltalk mit dem einen oder anderen Schüler, schüttelte eine Elternhand.
»Tja, dann werde ich mal. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise und ... ach, mir fällt da gerade ein ... Wäre es vielleicht okay, wenn ich für den Notfall Ihre Handynummer einspeichern könnte?«
Mr Jackmann wiegte den Kopf. »Das mache ich nicht so gern. Wenn etwas ist, werden die Eltern sofort benachrichtigt. Außerdem haben Sie ja die Adresse unserer Unterkunft.« Er blickte sie einen langen Moment an, nickte dann und sagte: »Also schön, aber nur für den Notfall. Wenn ich wiederkomme, dann bitte sofort löschen! Verstanden?«
Betty nickte, fühlte sich wie eine seiner Schülerinnen. Er nannte ihr die Nummer und Betty tippte sie in ihr Handy.
»Nein, dort muss erst die drei, dann die acht ...« Er sah ihr über die Schulter und sie spürte seinen Atem in ihrem Nacken. Dann berührte er mit dem Zeigefinger ihren Handrücken. Es kam Betty so vor, als bekäme sie einen Stromschlag. Was war nur los mit ihr? Zu allem Unglück fingen ihre Finger auch noch an zu zittern.
»Ja, genau. Jetzt ist es richtig.« Er stellte sich wieder vor sie und blickte sie prüfend an.
Schnell senkte sie den Blick und verstaute das Handy in ihrer Handtasche. »Wunderbar«, sagte sie. »Dann gute Reise!«
Er streckte seine Hand aus und sah ihr fest in die Augen.
Betty hatte das Gefühl, die Zeit schien stillzustehen.
»Nur für den Notfall, okay?!«, sagte er eindringlich und leise.
Betty nickte. »Ja, nur für den Notfall.«
***
Am Mittwochmorgen rang Betty mit sich selbst. Sie wollte John unbedingt zum Geburtstag gratulieren. Ihr Sohn wurde fünfzehn, und es war das erste Mal, dass sie an seinem Geburtstag nicht dabei war, dass sie ihm nicht sagen konnte, wie glücklich sie war, dass er ihr Sohn war. Sie hätte ihm gern sein Lieblingsessen gemacht: Pfannkuchen, und einen Kuchen gebacken. Doch nun lagen seine Geschenke hier, die bis Donnerstag auf ihn warten mussten.
Sollte sie seinem Lehrer eine SMS schicken und ihn bitten, John die herzlichsten Grüße auszurichten? Wäre es ein anderer Lehrer gewesen, hätte sie nicht gezögert. Aber dieser Mann ... Das war egal. Es ging ja um ihren Sohn. Schließlich sollte ihm nur ein kurzer Gruß überbracht werden, eine Geste, dass seine Mutter an ihn dachte. Also schrieb Betty:
»Lieber Mr Jackmann, könnten Sie bitte meinem Sohn ganz herzliche Glückwünsche zu seinem Geburtstag ausrichten? Das wäre sehr nett. Ich hoffe, die Reise gefällt Ihnen und allen Beteiligen. Herzliche Grüße, Betty Handson.«
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