Günter Dönges

Butler Parker 171 – Kriminalroman


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      Parker hantierte möglicherweise ein wenig ungeschickt mit seinem Regenschirm, kurz, die beiden Schläger sahen sich daraufhin groß an, schluckten und wurden von einer Müdigkeit erfaßt, die man nur als lähmend bezeichnen konnte. Das Ergebnis dieser plötzlichen lähmenden Müdigkeit bestand darin, daß sie sich beeilten, um sich zu einem kleinen Schläfchen auf dem Teppich niederzulegen.

      Parker kümmerte sich ein wenig um ihre Schußwaffen, die sie bisher aus Zeitgründen noch nicht gezogen hatten, manipulierte an diesen Schußwaffen etwas herum und öffnete die Tür zum Privatbüro des Mister Hale Stage.

      Er hatte das Gefühl, genau im richtigen Moment gekommen zu sein!

      *

      Hale Stage, ein großer, sportlicher Typ von schätzungsweise vierzig Jahren, war gerade damit beschäftigt, eine junge Dame zielsicher und konzentriert zu ohrfeigen.

      Womit der Butler selbstverständlich nicht einverstanden war!

      Er nahm zwar grüßend seine schwarze Melone vom Kopf, behielt sie aber keineswegs in der Hand. Aus dem Handgelenk heraus brachte er sie in rotierende Bewegung und schickte sie auf eine kurze Luftreise. Sie landete auf dem Hinterkopf des Prügelnden und ließ ihn in die Knie sacken.

      »Ich habe das Gefühl, daß Sie sich dieser Dame gegenüber nicht ganz kommentgemäß benehmen«, stellte der Butler dazu mißbilligend fest.

      Hale Stage zog sich an seinem Schreibtisch hoch und sah den Butler mehr als verwirrt an. Da er noch unter einer leichten Betäubung litt, hielt er die Erscheinung des Butlers für eine Halluzination.

      Die junge Dame, langbeinig, schlank und attraktiv aussehend, starrte den Butler ebenfalls an. Mit dieser prompten Rettungsaktion hatte sie ganz sicher nicht gerechnet. Auf ihren Wangen zeichneten sich übrigens die Finger des Gangsterbosses nachdrücklich ab.

      »Vielen ... vielen Dank«, sagte sie mit belegter, gepreßter Stimme.

      »Es war mir in diesem Fall ein ausgesprochen ehrliches Vergnügen«, erwiderte der Butler und deutete eine leichte Verbeugung an, »kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Madam?«

      »Ich glaube, ich gehe lieber«, sagte sie mit einem schnellen Blick hinüber zu Stage.

      Stage hatte sich inzwischen von seiner Betäubung erholt und griff den Butler an. Das heißt, er hatte diese Absicht, doch sie reichte überhaupt nicht aus. Als er sich auf den Butler warf, trat Josuah Parker höflich-diskret einen halben Schritt zur Seite, vergaß aber, sein rechtes Bein mitzunehmen.

      Über dieses rechte Bein stolperte Stage. Mit dem Kopf voran schoß er auf eine kleine Vitrine zu, die er mit seiner Stirn gründlich zertrümmerte. Beeindruckt von diesem Werk der Zerstörung nahm Stage daraufhin auf dem Boden Platz und haderte mit sich und der Umwelt.

      »Sollten Sie in naher oder ferner Zukunft Sorgen irgendwelcher Art haben, Madam«, sagte Parker, sich an die junge Dame wendend, »so stelle ich Ihnen anheim, mich anzurufen. Ich werde mich bemühen, Ihnen dann selbstlos behilflich zu sein.«

      Parker hatte sich diskrete Visitenkarten drucken lassen. Eines dieser Kärtchen überreichte er der jungen Frau, die ihn in einer Mischung aus Bewunderung, Überraschung und Anerkennung ansah.

      Parker führte sie zur Tür, öffnete sie und nickte den beiden Schlägern zu, die sich gerade anschickten, wieder auf ihre Beine zu gelangen. Was ihnen nicht sonderlich leichtfiel. Die Bleifütterung im Bambusgriff des Regenschirms hatte es eben in sich.

      »Oh, Ihre Tasche!« Parker ging schnell zurück in das Privatbüro des Gangsterbosses und brachte das Täschchen zurück ins Vorzimmer. Die junge Dame griff hastig danach, lächelte den Butler irritiert an und verschwand hinter der Vorzimmertür.

      »Falls es Sie interessiert, Mister Stage, könnte ich Ihnen die Adresse eines anerkannten Instituts verschaffen, das sich mit der Vermittlung feiner Lebensart befaßt«, sagte Parker zu Stage, der nun wieder auf seinen Beinen stand, und sich den Kopf rieb.

      »Irgendwann, Parker! Eines Tages! Also, Parker, dann werde ich’s Ihnen mal gründlich heimzahlen«, schnaufte Stage und ließ sich in einen Sessel fallen.

      »Dies steht Ihnen selbstverständlich frei, Mister Stage!« Parker blieb in der Nähe der Tür stehen und betrachtete Stage, den er kannte. Es lag einige Zeit zurück, da hatte Josuah Parker diesem Gangsterboß einige Kreise gestört. Sehr gründlich sogar. Seitdem kannte man sich, seitdem aber haßte Stage den Butler wie die Pest.

      »Was wollen Sie überhaupt hier?« fragte Stage und schleppte sich um seinen Schreibtisch herum. Hier ließ er sich in einen feudalen Ledersessel fallen.

      »Ich möchte Ihnen von einem Mord berichten«, erwiderte Parker höflich und zurückhaltend zugleich.

      »Mord? An wem?« Hale Stage sah den Butler aus zusammengekniffenen Augen an. Und gleichzeitig schielte er zur Tür, in der seine beiden Schläger erschienen, die sich inzwischen mit ihren Handfeuerwaffen ausgerüstet hatten.

      »Mord«, bestätigte der Butler, »er wurde begangen im Fotoatelier ›Modern Arts‹ an einem Mannequin. Aber dies sind möglicherweise Nachrichten, die für Sie bereits überholt sind.«

      »Wollen Sie mir einen Mord in die Schuhe schieben?« Hale Stage wollte wütend aufspringen, doch sein Kopf dröhnte zu sehr. Er ließ sich müde zurück in den feudalen Ledersessel fallen.

      »Ich wollte ihnen nur von diesem Mord berichten«, sagte Parker, »Und von einer gewissen ›Schwarzen Hexe‹.«

      »Worauf wartet ihr noch?« brüllte Stage in diesem Moment seine beiden Mitarbeiter an.

      Der Heimtückische und der Eiszeitmensch sprangen förmlich in das Privatbüro des Gangsterbosses und richteten ihre Waffen auf den Butler.

      »Flossen hoch«, sagte der Heimtückische.

      »Jetzt biste reif«, verkündete der Eiszeitmensch.

      »Ich habe mir erlaubt, die Waffen zu entladen«, sagte Parker höflich.

      Die beiden Mitarbeiter sahen sich zuerst betreten an, dann betrachteten sie ihre Waffen und blickten anschließend zu Hale Stage hinüber.

      »Los, schießt doch!« brüllte Stage aufgebracht, »macht diesen Schnüffler fertig!«

      Heimtücker und Eiszeitmensch rissen die Stecher ihrer Waffen durch und warteten gleichzeitig auf die vertrauten Detonationen der Abschüsse.

      Die zu ihrer Enttäuschung aber wirklich ausblieben, wie der Butler es ihnen verheißen hatte. Bevor sie sich umorientieren konnten, hatte Josuah Parker bereits einen seiner Patent-Kugelschreiber in der Hand.

      Ein leichter Druck auf den Clip, und schon wirbelte den beiden Schlägern eine Spezialladung ins Gesicht. Würgendes Husten, leichtes Röcheln und abschließende Tränenfluten waren das Ergebnis dieser Spezialbehandlung.

      Die beiden Schläger wandten sich ab und interessierten sich ab sofort nicht mehr für ihre Arbeit. Sie hatten im wahrsten Sinne des Wortes ihre Nasen gründlich voll.

      Nicht so Stage.

      Er witterte in Verkennung der Sachlage eine Chance, das Blatt noch einmal wenden zu können. Und leichtsinnigerweise zerrte er die Schublade seines Schreibtisches auf und griff fast gierig nach dem 45er, den er darin deponiert hatte.

      Parker langte mit dem Bambusgriff seines Regenschirms über die Schreibtischplatte hinweg und hakte ihn hinter die Lade. Ein kurzer, schneller Ruck, und schon glitt die Lade wieder zu.

      Bedauerlicherweise vergaß Stage dabei, seine Finger aus der Lade zu nehmen.

      Was ihnen auf keinen Fall zuträglich war!

      *

      »Irgendwann werde ich mal am Drücker sein«, schnaufte Stage und blies anschließend seine schmerzenden Finger an, »sagen Sie endlich, was mit dieser Hexe los ist! Wovon reden Sie eigentlich? Wer soll denn das sein?«

      »Ich pflege stets mit offenen Karten zu spielen«, erwiderte