Howard Duff

Die großen Western 197


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betrunkene O’Hare sagt verstört: »Was soll das? Sie tun so, als wollten Sie sich schießen und dann, was habt ihr zu lachen, verdammt?«

      Die Hand des Spielers verschwindet unter dem Rock, Corgans schwerer Revolver gleitet ins Halfter zurück.

      »Allmächtiger«, sagt der Spieler dann grinsend. »Wesley Corgan, der alte Feuerfresser! So wahr ich Mickel Bronston heiße, es gibt doch noch Wunder auf dieser Welt.«

      »Sie kennen sich, diese Narren!« keucht O’Hare bissig. »Macht solche verfluchten Späße woanders, aber nicht in meinem Saloon.«

      Er stolpert mit der rothaarigen Cora aus der Hintertür und knallt sie wütend hinter sich zu. Mickel Bronston aber kommt zu Corgan an den Tisch, schlägt ihm die Hand auf die Schulter und setzt sich.

      »Was ist denn mit dir los, Rayden?« fragt er glucksend. »Wesley, Alter, sieh dir Rayden an. Erst nimmt der Kerl mir an diesem traurigen Abend eine Menge Dollar ab, und jetzt versteht er die Welt nicht mehr. Well, Rayden, Corgan und ich waren einmal die besten Freunde, wir waren prächtige Burschen, was, Wesley? He, einen Drink für den Tisch hier!«

      »Alle Teufel, ich sah schon jemanden am Boden liegen«, japst Rayden. »Mein Kopf, mein armer Kopf. Ich gehe in Walts Küche und lege mir einen nassen Lappen auf das Gehirn. Keinen Drink für mich, Mickel, mir platzt fast der Schädel.«

      Er steht kopfschüttelnd auf und verschwindet. Corgan aber blickt den Spieler an und lächelt.

      »Nun, Mickel? Hörte sich gerade an, als sei dieser Mr. O’Hare dein Boß. Ich dachte immer, du hättest längst deinen eigenen, prächtigen Saloon, du verdammter, wilder Bursche. Sitzt du immer noch an einem Spieltisch?«

      Mickel Bronston hat gelächelt. Nun wird er ernst und sagt düster:

      »Ich hatte nicht viel Glück, Wesley. Ich wollte nicht zum Kartenhai werden. Unehrliches Spiel ist nichts für mich. Frau, was machst du hier?«

      Er starrt Corgan scharf an und zischt dann:

      »Du bist doch nicht etwa immer noch bei der Wells Fargo wie damals? Verdammt, die hatten im letzten Halbjahr eine Menge Ärger mit ihren Transporten, Wesley, bist du darum hier?«

      »Und wenn?« fragt Corgan. »Mickel, du arbeitest also für diesen O’Hare. Hat der einen Mietstall?«

      Mickel Bronston antwortet nicht, weil der Keeper kommt und ihre Drinks bringt. Dann erst sagt er leise:

      »Ich arbeite für ihn und beaufsichtige ein paar Spieler in diesem Saloon. Er hat keinen Mietstall, warum?«

      »Ich habe ein Pferd gefunden, das ein H-im-Kreis-Brandzeichen trägt, Mickel. Und neben dem Gaul einen Mann.«

      »H-im-Kreis?« murmelt Mickel. »Das ist das Zeichen der O’Hare Ranch, Wesley. Sagtest du, du hättest einen Mann neben dem Pferd gefunden? Warum hast du den nicht gefragt?«

      »Er war tot, Mickel.«

      »Tot?« Mickel erstarrt und holt tief Luft. »Jetzt schießen die verdammten Buschklepper auch schon auf Leute der O’Hare Ranch. Aber es wird Walt O’Hare verdammt wenig interessieren. Die Ranch gehört seiner Schwester Marcia, und eigentlich gehört ihr auch dieser Saloon. Sie besitzt auch einen Mietstall, aber mit dem hat Walt nichts zu tun. Es ist wegen Cora, du hast sie ja gesehen. Der alte O’Hare wollte sie nicht zur Schwiegertochter, weil sie in ’ner Tanzhalle auftrat.«

      »Und O’Hare säuft, wie?« fragt Corgan. »Mickel, eigentlich sollten wir von früher reden und wie es uns seit damals ergangen ist, aber es gibt nun wichtigere Dinge. Es war kein Mann von der Ranch, den ich fand.«

      Bronston kneift die Lider zusammen.

      »Wer dann?«

      »Ich hatte jemanden hergeschickt. Er sollte herausfinden, wer hinter den Überfällen auf die Wells Fargo steckt. Er hat es herausgefunden. Nur, ehe

      er mir Meldung machen konnte, hat man ihn erschossen. Du könntest

      ihn gekannt haben, er hieß Kim Turner.«

      »Alle Teufel!« sagt Mickel bestürzt. »Einer deiner Männer? Turner, ich glaube, der wohnte drüben im Hotel. Er war wohl einmal hier und hat gespielt, aber nie hoch. Ein junger Bursche? Wesley, wir haben damals Albuquerque friedlich bekommen, wir beide sozusagen allein vertrieben das Gesindel. Wenn du Hilfe brauchst, dann sage es. Verdammt, es könnte wie früher werden. Hör zu, man rätselt hier seit Monaten herum, wer die Überfälle machen könnte, aber niemand weiß etwas. Ich auch nicht.«

      Er flüstert nur noch, als einer der Digger hinausgeht und an ihrem Tisch vorbei muß. Dann blickt er sich um und sagt gepreßt:

      »Ich habe hier alle Hände voll zu tun, um auf meine Spieler zu achten, aber ich kann herumhorchen. Oder weißt du bereits etwas?«

      »Zum Teufel, nein«, erwidert Corgan finster. Er berichtet Mickel, was mit Turner passiert ist und wie er Turners Zimmer vorgefunden hat. »Mickel, die Burschen werden wissen, daß ich herkommen will. Turner kannte den Termin nicht, an dem ich hier erscheinen wollte. Es kann sein, daß diese Burschen jetzt herumrätseln, aber sie werden mich erwarten. Ich bin zu bekannt. Vielleicht hat mich einer der Banditen sogar schon einmal irgendwo gesehen.«

      »Und das sagst du so ruhig?« murmelt Bronston. »Dann könnten sie dich aus dem Hinterhalt abknallen wie Turner, Alter. Laß mich überlegen: Turner hatte ein Pferd mit dem Brandzeichen der O’Hare Ranch. Er wird es wahrscheinlich im Mietstall gekauft haben.«

      »Dann muß ich dorthin, aber vorher will ich zur Station der Wells Fargo und mit Owens, dem Stationshalter, reden. Er kennt mich, vielleicht weiß er etwas. Und du, hast du keinen Verdacht?«

      »Hier leben ein paar hundert rauhe Burschen, Wesley«, antwortet Mickel leise. »Was gingen mich diese Überfälle an? Von jetzt an horche ich herum, verlaß dich darauf. He, bleib noch. Du willst doch nicht schon wieder gehen?«

      »Mickel, Turner ist tot. Und wenn man Rayden nicht vor meinen Augen niedergeschlagen hätte, wäre ich nie hereingekommen. Ich muß mich umsehen, aber du findest mich, wenn du etwas hörst, durch Owens, den Stationshalter. Frage nicht zuviel, die Burschen könnten gefährlich für dich werden.«

      Er steht auf, und auch Mickel erhebt sich und brummt mürrisch:

      »Genauso wie früher, du verdammter Bursche, immer eilig. Nun gut, ich sehe ein, du mußt etwas tun. Aber verlaß dich darauf, daß ich von heute an meine Ohren weit aufmache. Und denke nicht, daß ich Angst vor ein paar lausigen Banditen habe. Ich bin immer noch schnell genug mit dem Derringer. Brauchst du mich, dann sage es. Ich verdiene hier keine Reichtümer, also kann ich auch aufhören und eine Weile wieder meinen Spaß mit dir wie in alten Zeiten haben, was?«

      »Mickel, geht es dir schlecht?«

      »Nein, wenn du meinst, daß ich kein Geld habe«, antwortet Mickel Bronston dünn. »Aber manchmal denke ich, es wird nie für einen eigenen Saloon reichen. Sieh dich vor, Wesley, auch du hast hinten keine Augen.«

      »Mickel, so leicht erwischt man mich nicht, das weißt du doch.«

      »Ja«, sagt Bronston düster, »aber sie haben Turner auch getötet, vergiß das nicht, Alter.«

      Corgan zuckt nur die Achseln. Dann geht er hinaus und hat die Hand am Colt. Vielleicht haben sie das Hotel beobachtet und Licht in Turners Zimmer, vielleicht haben sie ihn sogar gesehen. Wissen die Banditen, daß er hier ist, werden sie alles versuchen, um ihn zu beseitigen.

      *

      »Du verdammter Narr, konntest du nicht schießen?« faucht der große, schwere Mann wild. »Du hattest seine Beschreibung, du wußtest, daß es Corgan war. Und dann knallst du ihn nicht ab? Narr, verdammter, ich könnte dich…«

      »Ruhig«, sagt der schlanke Mister und zieht geruhsam an seiner Zigarre. »Brüll noch lauter, damit es jemand hört, der draußen vorbeigeht. Steve konnte nichts tun. Er saß im Stall auf dem Heuboden hinter einer vereisten und beschneiten Scheibe. Das Fenster war eingefroren, also konnte er es nicht öffnen. Zur Tür hinaus