G.F. Barner

G.F. Barner 167 – Western


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in der Sierra de San Luis hausen. Well, niemand stiehlt ungestraft meine Pferde.«

      »Er redet wie sein Vater, Luke«, schnaufte Mary Magoffin.

      »Warte mal ab, Amos Rudkin, ob du Zeit für Velasquez haben wirst. Den haben schon viele gesucht, aber gefunden hat ihn keiner. Manche kamen nie zurück. Na, was ist? Hat Luke dir von meinem Angebot berichtet?«

      »Madam, ich bin halb entzwei…«

      »Du? Du bist noch zäher als es dein Vater jemals war«, brummte sie. »Da ist nur ein kleines Loch wieder aufgeplatzt, mit dem kannst du tausend Meilen fahren. Well, was ist, will ich wissen.«

      »Nun gut, ich fahre erst mal mit bis Tucson, Madam. Und dann entscheide ich mich, einverstanden?«

      »Denkst wohl, ich fresse dich auf, was?« fragte sie. »Ich fresse keinen, verstanden? Schon gar nicht dich. Wenn ich brülle, mache dir nichts draus. Ist das einzige Mittel für eine Frau, eine Horde wilder Frachtwagenfahrer zu zähmen. Yes, Junge, bist wie dein Vater, sehe ich. Das war ein Mann – Gott hab ihn selig. Wir brauchen jemand, auf den wir uns verlassen können. So müssen wir dauernd zwischen Tucson und El Paso hin und her fahren. Manchmal drei Monate in Tucson, dann drei in El Paso. Auf die Dauer hält das der beste Gaul nicht aus, verstehst du? Will dich haben, Junge, bekomme dich auch.«

      »Madam, Sie kennen mich nicht genug...«

      »Den da kenne ich«, knurrte sie und stieß Luke den Zeigefinger in die Rippen. »Und was der sagt, stimmt. Ich will dich als Waggonmaster haben, fertig. Taugst du nichts, fliegst du raus, so einfach ist das, siehst du? Aber da habe ich keine Zeit, gar keine. Was ein Rudkin will, das will er. Yeah, das war eine Zeit damals, wirklich meine beste Zeit. Du wirst mein Wagenboß, klar?«

      Sie sah auf ihn herab und legte ihm die Hand auf die Schulter.

      »Wie sein Vater ist er«, knurrte sie bärbeißig. »Wie sein Vater, der wilde Amos Rudkin.«

      Und dann drehte sie sich um und stampfte hinaus.

      Waggonmaster für die Magoffins, dachte Amos, ich, Amos Rudkin. Zehn Jahre Armeedienst. Ah, ich hatte genug, ich wollte endlich keine Befehle mehr bekommen und mein eigener Herr sein. Aber vielleicht bin ich das bei den Magoffins auch, wie?

      Es war plötzlich ein schweres Krachen vor Amos und Old Luke. Dann raste eine Staubwolke hoch, aus der Braddys Wagen wie ein schiefstehendes Hausdach ragte. Dann schoß aus der Wolke das erste Transmissionsrad für die Sägemühle am Gila-River.

      »Verdammte Pest!« brüllte der kleine Mathews hinter Rudkin und hielt wie sie alle. »Was ist passiert?«

      Das nächste Transmissionsrad kam angerollt.

      Die Männer rannten in die Staubwolke hinein, aus der Kisten und Tonnen wirbelten. Männer fluchten, Braddy kroch zwischen den Trümmern umher, bis der Staub sich verzog und die Sicht frei wurde.

      Mary Magoffin war wie immer mit ihrem leichten Kastenwagen vor den schweren Transportern gefahren. Nun lief sie auf den Wagen Braddys zu. Braddy hatte eine Beule an der Stirn und fluchte.

      »Radbruch?« fragte Mary wild. »Ah, da haben wir es, so muß es erst kommen. Wieder mal zu faul gewesen und nicht nachgesehen, ob die Achse vielleicht ausgeschlagen war, was, Braddy? Und so was wie du will Kolonnenführer sein.«

      Mary fluchte schlimmer als die Männer. Dann kroch sie unter den schiefstehenden Wagen, obwohl der jeden Augenblick umkippen konnte.

      »Geschmiert hat er die Buchse«, brüllte sie von unten. »Aber nicht darauf geachtet, ob das Rad schlackert, was? Was willst du denn hier, he? Soll dir der Wagen auf deinen Kopf fallen, Amos? Raus da, der kann umkippen.«

      »Sie sind ja auch hier«, sagte Rudkin trocken, rieb die schwarze Buchsenschmiere vom Achsstumpf, auf dem das Rad gesessen hatte. »Keine ausgeschlagene Stelle, Madam.«

      »Ah, der Schlaukopf, keine ausgeschlagene Stelle, was? Wie bricht denn eine Achse, he? Braddy, dieses Faultier hat nicht aufgepaßt, ob die Buchse Luft hatte, sage ich.«

      »Sagen Sie«, erwiderte Rudkin ungerührt. Er sah auf die Beine der Männer. Sie standen nun am Wagen und hielten ihn, damit er nicht tatsächlich noch umfiel und Mary und ihn begrub.

      »Madam, Braddy trifft keine Schuld. Sehe Sie mal her.«

      Er nahm sein Taschentuch, wischte die letzte Spur von Fett weg. Mary kroch neben ihn, dann schnappte sie nach Luft und war ganz still, bis sie flüsterte:

      »Amos, was ist das? Sieht ja aus...«

      »Wie der Schnitt mit einer Stahlsäge, yeah«, antwortete Amos knapp. »Da hat sich jemand einen verdammten Spaß geleistet, die Achse angesägt, Schmiere darüber verteilt und sich danach verdrückt. Irgendwann mußte die Achse brechen. Wir sind über die Berge und eine Menge Steine gefahren, Madam. Keine Schuld bei Braddy.«

      Sie kauerte neben ihm, bleich geworden vor Schreck. Dann tat sie das, was sie noch nie getan hatte. Es warf einige der Männer beinahe um.

      »Braddy«, sagte sie gepreßt. »Ich nehme das zurück. Tut mir leid, Mann. Der hier hat das gemerkt. Seht nach, los, seht an den anderen Wagen nach. Cargo, der dreckige Bastard. Ich will hängen, wenn das nicht Cargo getan hat. Der war doch in El Paso. Und unsere Wagen standen nachts unbewacht im Hof. Ich bringe ihn und Gore Handley, diesen Schurken, um!«

      Sie war kreideweiß vor Zorn.

      Die Männer sahen alle zu Amos, der nun unter dem Wagen hervorkroch.

      »Danke, Rudkin«, flüsterte Braddy. »Das vergesse ich dir nicht, Mann. Sie hätte mir den Hals abgerissen.«

      »Schon gut!«, murmelte Amos. »Seht nach, vielleicht hat der Kerl es nicht nur an einem Wagen getan.«

      Die Fahrer rannten zu ihren Wagen, nahmen Lappen und wischten die Schmiere weg. Dann schrie Tolbart voller Wut los, und auch Black brüllte zornig. Zwei weitere Wagen, an denen jemand die Achsen angesägt hatte.

      »Das ist Cargos Art«, keuchte Mary Magoffin. »Dieser hinterlistige, widerliche Halbindianer. Eines Tages wird es zuviel, dann schlagen wir zurück. Man sollte ihn hängen. Weißt du jetzt, was auf dich wartet, Amos?«

      »Nichts, womit ich nicht fertig werden könnte«, gab er kurz zurück. »Fahrt vorsichtig, Leute!«

      *

      Gordon Black kroch stöhnend über die Erde. Dann stieß er an einen Gegenstand an und öffnete mühsam die verklebten Augen. Er sah nicht viel. Ein Auge war zugeschwollen nach dem Hieb mit dem Ende der Fahrpeitsche.

      Nun erkannte er, wo er lag, mitten in einer Öllache. Um ihn verstreut waren die Trümmer seines Wagens.

      »Mein Gott«, röchelte Black. »Drei Mann, diese Schurken.«

      Black hob den Kopf, wollte aufstehen. Einige Minuten lag er still, bis er das Rollen der Räder hörte. Es kam von Norden.

      Das Rollen mobilisierte plötzlich seine Kräfte. Black kroch stöhnend den Hang hinauf. Oben lief der Fahrweg von Tucson nach Casa Grande, aber wer dort entlangfuhr, sah nichts von den Trümmern unten.

      Ich muß nach oben, dachte Black, ich muß. Sie sehen mich sonst nicht.

      Er kroch, dachte einen Moment daran, daß dort kein Magoffin-Wagen, sondern einer dieser Halunken von Gore Handley heranrollen könnte.

      Das Knattern der Räder kam immer näher, und er kroch zur Kante des Hanges. Als er sich aufstemmen und winken wollte, als der Wagen wie aus einem Regenschleier, der vor Blacks Augen tanzte, erschien, fiel er auf den Bauch.

      »Bbrrr – haaalt!«

      Black lag still neben den Büschen am Rand des Hanges. Der Wagen stand nun unmittelbar vor ihm. Jemand sprang ab.

      »Black, he, Black!«

      Der Mann zog ihn hoch, und er sah verschwommen das Gesicht mit dem Schnauzbart, das Funkeln der starken Gläser von Big Bill Magoffins Kneifer über sich.

      »Boß –