Jutta von Kampen

Mami Jubiläum 4 – Familienroman


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aber kein bekanntes Gesicht entdecken – nur Benedikt. Sie sah, wie Tante Jo ihr winkte und dann auf Benedikt einredete. Aber der schüttelte wild den Kopf: er wollte nicht mit einem Mädchen zusammen das Schulhaus betreten! Er war blöd. Sie hatte sich das schon immer gedacht.

      Trotzdem, im Augenblick wäre es ihr lieber gewesen … Sie sah zu ihren Eltern auf: Mami hatte Tränen in den Augen! Und auch Papi lächelte so verkrampft.

      »Tschüs! Bis später!«, rief sie, drehte sich schnell um und rannte weg. Dass ihr auch etwas Nasses über die Wange lief, lag bestimmt nur an dem grellen Sonnenlicht!

      »Jetzt hat sie auch geweint!«, stellte Felix triumphierend fest.

      »Es ist ja auch sehr aufregend, wenn die Kinder groß werden und zur Schule gehen!«, sagte Rosaly und putzte sich die Nase, wie verschiedene andere Mütter auch.

      Jo und Franz Kellner kamen auf sie zu.

      »Ja, wir werden alt!«, sagte Franz und seufzte.

      »Du hast es gut! Du hast noch Felix!« Auch Jo seufzte.

      »Aber sie kommt doch mittags heim?«, fragte Felix entsetzt.

      Alle lachten.

      »Natürlich kommt sie jeden Tag nach Hause!«, versicherte Georg seinem Sohn.

      »Darf ich dann heute auch mittags aus dem Kindergarten heim?«, bettelte Felix.

      »Klar«, stimmte sein Vater sofort zu. »Ich komme auch heim. Wir wollen doch alle wissen, wie der erste Schultag war!«

      *

      Donatas Lehrerin war uralt. Sie sah noch viel älter aus als Oma und Opa. Sie war dünn, hatte einen grauen Knoten und eine Brille. Sie war sehr freundlich, aber Donata hätte lieber den jungen Lehrer gehabt, der die Parallelklasse unterrichtete, in der Benedikt war.

      »Guten Morgen, Kinder!«, sagte das Fräulein. »Ich bin Frau Grimm. Wenn ich euch begrüße, dann müsst ihr mir antworten: Guten Morgen, Frau Grimm! Also!«

      »Na, schön. Bestimmt geht es besser, wenn ihr erst einmal in euren Bänken sitzt. Jetzt sucht sich jeder einen vorläufigen Platz.«

      Die Kinder schubsten sich herum, und natürlich wollten die, die sich kannten, nebeneinandersitzen.

      Donata hatte sich ein schwarzes Mädchen ausgesucht. Das Mädchen hatte seine kurzen krausen Haare zu zahllosen Zöpfchen geflochten, die von seinem Kopf abstanden. An jedem Zöpfchen war eine Schleife in einer anderen Farbe. Donata fand die Frisur toll.

      »Willst du dich zu mir setzen?«, fragte sie.

      Das Mädchen nickte und lachte sie an und Donata strahlte zurück.

      »Ich heiße Donata!«, stellte sie sich vor.

      »Ich heiße Mia«, erwiderte ihre erwählte Banknachbarin, und dann suchten sie sich einen Platz.

      »Habt ihr jetzt alle einen Platz?« Frau Grimm schaute genau. »Gut. Dann üben wir gleich nochmals.« Sie ging zur Tür, tat als würde sie hereinkommen. »Guten Morgen, Kinder!«

      »Guten Morgen, Frau Grimm!«

      »Das hat schon ganz gut geklappt!«, lobte sie. »Aber natürlich müsst ihr aufstehen. Das erfordert die Höflichkeit. Also noch mal!« Dieses Mal gab es nichts mehr auszusetzen. »So. Und hier habe ich eine Liste, auf der eure Namen stehen. Ich lese den Namen, und der- oder diejenige steht auf. Das ist, damit ich euch kennenlerne. Ich muss mir ja eine ganze Menge Namen merken: fast dreißig!« Sie schüttelte den Kopf. »Ihr habt es leichter – ihr braucht euch nur meinen zu merken.«

      »Mia Adams!«

      Das schwarze Mädchen stand als Erste auf.

      »Mia. Ist das der ganze Name oder heißt du eigentlich ›Maria‹.«

      Das Mädchen kicherte und erwiderte verlegen: »Ich glaube nicht. Ich heiße – Mia!«

      »Hm!« Frau Grimm musterte sie streng durch ihre Brille. Offenbar fand sie noch mehr an ihr auszusetzen. »Sag deiner Mutter, dass ich sie sprechen möchte! Du kannst dich wieder setzen!«

      Mia setzte sich, sie wirkte verschüchtert.

      »Ich wäre auch lieber bei dem jungen Lehrer!«, flüsterte Donata ihr zu.

      »Wer schwätzt da? Steh auf! Wie heißt du?« Obwohl Frau Grimm inzwischen andere Kinder aufgerufen hatte, schien ihr nichts zu entgehen.

      Donata stand mit hochrotem Kopf auf.

      »Donata.«

      »Und weiter? Ah, da steht es: Rubner.« Sie sah Donata noch schärfer an, als vorher Mia. »Da steht, dein Vater heißt Haffner!«

      »Ja!«

      »Es heißt: Ja, Frau Grimm!«

      »Ja, Frau Grimm.«

      »Bist du sicher, dass du Rubner heißt?«

      Die anderen Schüler kicherten. Donata nickte. Ihre Augen begannen zu brennen.

      »Und wie heißt deine Mutter?«

      »Rubner!«, flüsterte Donata.

      »Noch mal. Ich habe dich nicht verstanden.«

      »Rubner!«

      »Ach so. Deine Eltern leben nicht zusammen«, sagte Frau Grimm und machte sich eine Bemerkung zu Donatas Namen.

      »Doch! Sie leben schon zusammen! Wir leben alle zusammen!« Donata fing zu weinen an. Außer Mia lachten alle.

      »Wer alle?«

      »Mami und Papi und ich und mein kleiner Bruder!«, schluchzte Donata.

      »Sag deinen Eltern, dass ich sie sprechen möchte. Mir scheint da etwas nicht klar zu sein. Weine nicht! Es ist nicht deine Schuld!« Sie lächelte säuerlich. »Und ihr hört auf zu lachen!«, sagte sie streng und rief den nächsten Namen auf.

      Nachdem alle Namen aufgerufen worden waren, wurde der Stundenplan verteilt – und dann war die Schule für heute aus!

      »Morgen dauert es länger!«, ermahnte Frau Grimm ihre Schüler, bevor sie sie entließ. »Von acht Uhr – seid bitte alle pünktlich! – bis zwölf Uhr! Und jetzt verlasst leise das Schulhaus, denn die älteren Kinder haben schon Unterricht!«

      *

      Jo und Rosaly hatten beschlossen, die Boutique heute nicht zu öffnen: Wegen Familienfeier geschlossen!, stand auf einem Schild an der Tür.

      Jos Hausangestellte bereitete das Festmahl vor – da Rosaly keine Angestellte hatte, bat sie Jo, nicht nur Benedikt, sondern auch Donata abzuholen und bei ihr vorbeizubringen.

      »Heute war’s nicht schlimm!«, berichtete Benedikt zufrieden, als er seine Mutter am Eingang zum Schulhof traf. »Sie wollte nur wissen, wie wir heißen!«

      Da stürzte Donata weinend an ihnen vorbei.

      »Halt, Donata, halt!«, rief Jo. »Ich bringe dich doch heim!« Sie lief ihr nach und erwischte sie gerade noch am Arm, bevor sie, ohne rechts und links zu schauen, über die Straße rannte. »Was ist denn los, Liebes? Was ist denn passiert?«

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