G.F. Waco

Waco 6 – Western


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/p> Waco – 6 –

      Vor Brian Madock ist der breite Rücken des Herdenwächters. Und dann hechtet Brian vorwärts, springt mit einem Riesensatz vom Felsblock herab. Der Colt in seiner Faust zuckte nach hinten. Madocks will zuschlagen und den Herdenwächter aus dem Sattel bringen, aber Madocks Hieb trifft nicht den Kopf des Herdenpostens. Die Waffe streift den Hut des Mannes und schrammt ihm dann nur über die Schläfe und das Ohr.

      In der nächsten Sekunde stößt der Posten einen heiseren, dumpfen Schrei aus. Dennoch kann Brian Madock den Mann mit der linken Hand erwischen. Einen Moment später rutschen sie beide nach links vom Pferd.

      Im Herabstürzen dreht sich der Herdenwächter zu Madocks Pech auch noch quer. Dann prallt der Mann auf, Madock stürzt über ihn. Er will sich noch zur Seite rollen, als ihm die Knie des Cowboys in den Leib schießen.

      Brian Madock fliegt mitten in einen Busch. Und dann spürt er den Ruck, mit dem ihm der Colt durch einen Zweig aus der Hand geschlagen wird. Einen fürchterlichen Augenblick lang ist Madock nach dem wilden Tritt in den Leib wie gelähmt. Er kann keine Luft mehr bekommen, liegt zusammengekrümmt in den Zweigen und sieht den Cowboy hochschnellen.

      Der Mann greift sofort an die Hüfte. Sein Colt zuckt aus dem Halfter.

      Aus, denkt Brian Madock mit jäher, fürchterlicher Angst, der schießt mich über den Haufen. Dimp, Dimp, wo bist du denn? Dimp, schnell!

      Und dann sieht er den geduckten Schatten hinter dem Cowboy auftauchen.

      Dimp Madock, der alte, ewig trinkende Vater Brians, kommt wie ein Geist aus den Büschen. Er ist im Rücken des Herdenwächters, dessen vierzig Kopf starke Herden die Madocks haben wollen.

      *

      Der Alte hat damit gerechnet, daß Brian seinen Mann voll erwischen würde. Aber dann ändert sich in weniger als zwei Sekunden der gerissene Plan des Alten.

      Kaum sieht Dimp Madock, was vor ihm geschieht, als er seinen Colt herausreißt. Wut schießt in Dimp Madock hoch. Er muß schießen, und er wird damit seinen ganzen Plan zerstören. Noch viel schlimmer aber ist es, daß die anderen drei Mann von Madock nur mit viel Glück bereits in unmittelbarer Nähe des Campfeuers in der Talsenke sein können.

      Es geht schief, denkt der Alte voller Grimm. Hölle und Pest, mein schöner Plan!

      Aus seinem Revolver schlägt eine blendendhelle Feuerlanze. Der dröhnende Knall des Schusses fegt über das Tal in den Vorbergen der Sierra de las Uvas hinweg. Er zerreißt die sanfte Luft und muß meilenweit zu hören sein.

      Der alte Dimp Madock, den manche Leute einen Teufel und andere eine menschliche Bestie nennen, wartet die Wirkung seines Schusses nicht ab. Er weiß, daß er den Mann tödlich getroffen hat. Darum stürzt er blindlings vorwärts. Der ahnungslose Cowboy, der nur einen Gegner gesehen hat, kommt nicht mehr dazu abzudrücken. Er bricht lautlos zusammen.

      »Los, hoch!« keucht der Alte heiser. »Brian, schnell, runter in die Senke. Das geht schief, verdammt! Die beiden Dalton-Brüder und Molton können noch gar nicht durch die Büsche an den Rand der Lichtung gekrochen sein, auf der die Rinder stehen und die beiden anderen Narren hocken. Auf die Beine, Brian.«

      »Oaach – mein Bauch«, stöhnt

      Brian unter Schmerzen. »Dad, lauf vor, ich komme nach!«

      »Du verdammter Narr – alles verpatzt!«

      Das schleudert ihm der Alte noch ins Gesicht, ehe er losrennt. Doch der Alte macht keine vier Sätze mehr, als es in der Senke aufbrüllt. Ein Revolver jagt zwei, drei Kugeln heraus.

      Vom Hang aus sieht Dimp Madock die Lichtung ein. Gerade noch hat das Feuer gelodert – nun erlischt es.

      Und dann liegt Dunkelheit über dem Nachtlager der vierzig Kopf starken Herde der O’Leary Ranch.

      Durch die Dunkelheit zuckt das Mündungsfeuer der Schüsse.

      *

      Charles Dalton, der ältere der beiden Daltons, fährt zusammen. Über dem Tal steht der brüllende Knall des Schusses. Aber Dalton ist noch sechs Schritt vom Rand der Lichtung entfernt. Er kriecht durch die Büsche.

      Im nächsten Moment hört Dalton den schrillen Schrei vom Feuer:

      »Kipp den Kessel um, schnell! Verdammt, da ist was passiert!«

      Das Zischen einen Augenblick später sagt Charles Dalton genug. Er springt auf, stürmt blindlings vorwärts. Ehe noch das Feuer erlischt, ertönt der Schrei des zweiten Herdentreibers:

      »Dort ist jemand, weg hier!«

      In derselben Sekunde kracht ein Colt zwei-, dreimal. Einer der Burschen am Feuer schießt. Wie ein Geier, der sich auf seine Beute stürzt, hetzt Charles Dalton vorwärts. Das Gewehr in der Faust, wirft er sich am Rand der Büsche zu Boden. Er hat nicht in die hellen Flammen eines Feuers gestarrt wie jene beiden Männer der O’Leary Ranch. Darum sieht er aus der Bodenlage genau den einen Schatten quer über die Lichtung zu den rechts stehenden Pferden rennen.

      Ohne zu zaudern, feuert Charles Dalton wie er es bei der Armee einmal gelernt hat. Er schießt zweimal auf den Mann.

      Über die Lichtung schallt nun nicht nur das Wiehern der erschreckten Pferde und das Muhen der hochkommenden Rinder. Der gellende Aufschrei des Mannes ist da, und Dalton rollt sich blitzschnell zur Seite. Er macht es keine Sekunde zu früh.

      Den zweiten Mann hat Dalton nicht wegrennen sehen. Der Bursche meldet sich jetzt mit zwei Kugeln, die links neben Dalton in die Büsche fegen.

      Dalton sieht die Feuerlanzen an jenem zweirädrigen Karren, den man bei einer kleinen Herde und auf einem kurzen Trail mitführt. Dann rasen hinter den beiden Feuerlanzen drei andere auf. Eine der Kugeln hämmert in den leichten Karren. Und dann fällt kein Schuß mehr. Nur das Muhen der Rinder entfernt sich. Die Rinder sind durchgegangen. Doch sie werden in dem sich verengenden Tal nicht weit laufen können. In einer halben Stunde haben sie die Rinder sicher wieder zusammen.

      Totenstille über der Lichtung, als auch die Pferde ruhig werden. Aber dann – eine Stimme:

      »Archer?«

      Molton, der ehemalige Revolvermann, der eine kleine Ranch besitzt und angeblich als Pferdejäger sein Brot verdient, meldet sich gedämpft.

      »Ja«, kommt Aschers Stimme von drüben. »Verdammt, ich war nicht nahe genug. Was ist los?«

      »Alle erwischt«, sagt Charles Dalton eiskalt. Er hat über den Boden geblickt und die beiden flachen Schatten ausgemacht. »Clyde – bleib am Karren. Ich hole meinen Mann, er liegt nahe der Pferde!«

      Der Mann lebt noch, und Dalton schleift ihn zum Feuer, das Archer schnell wieder entfacht.

      Der andere Mann ist tot.

      »Ob das jemand gehört hat?« fragt Archer besorgt. »Verdammt, wir hätten nicht zu schießen brauchen, wenn der alte Säufer Dimp den Posten richtig erwischt hätte. Dimp wird langsam alt und närrisch. Ich sage euch...«

      Wie der Alte herangekommen ist, bleibt ihnen ein Rätsel. Er taucht so plötzlich und lautlos hinter Archer auf, daß der herumfährt vor Schreck. In der folgenden Sekunde schlägt die große Faust des untersetzten, schweren Dimp Madock ohne jede Vorwarnung zu. Mit einem dumpfen Laut kippt Dalton voll getroffen um.

      »Wie war das?« erkundigt sich Dimp eiskalt. »Alt und närrisch, hat er das gesagt? Noch denke ich für euch alle, verstanden? Ohne mich könntet ihr in diesem Land nichts werden.«

      Sie ducken sich unwillkürlich vor dem Ausbruch seiner Wildheit und Brutalität. Man braucht ihn nur zu sehen, um seine bösartigen Leidenschaften zu erkennen.

      »Ihr lernt es noch«, grollt er finster, als sie wie erstarrt dastehen. »Los, macht euch fertig. Den Verwundeten da lassen wir liegen. Wir sind hier so tief im einsamen Bergland, daß uns niemand gehört haben kann. O’Learys Herde erwartet man erst in drei Tagen in Fort Selden, früher wird sie kein Mensch vermissen. Holt die Pferde zusammen und nehmt die der drei Narren mit. In einer halben Stunde haben wir die Herde wieder zusammen. Dann treiben wir nach Süden in die Lavafelder. Morgen schon ist die Spur für jedes Auge tot.«

      Sie