Günter Dönges

Butler Parker Classic 38 – Kriminalroman


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wird?«

      »Wir nicht Mars... Alpha Tauri...!«

      »Wie interessant!« erklärte Parker mit einer gewissen Begeisterung. »Darf man erfahren, wo das ist?«

      »Mitkommen!« quakte es verzerrt. »Du lenken Auto! Jetzt!«

      Parker spielte erneut mit dem Gedanken, seinen Universal-Regenschirm als Keule kreisen zu lassen, doch dann siegte seine Neugier. Man brauchte ihn also als Fahrer eines Wagens. Wahrscheinlich handelte es sich um den Lieferwagen, der in der Auffahrt zur Garage des Hauses stand. Eine äußerst günstige Gelegenheit, etwas Näheres über die Marsmenschen zu erfahren!

      Parker setzte sich also in Bewegung und ließ sich in die Küche des Hauses dirigieren. Die Marsmenschen folgten auf äußerst leisen Sohlen. Von der Küche aus ging es durch eine schmale Seitentür, die mit Fliegendraht verspannt war. Hinter dieser Seitentür befand sich die Garage, vor der der Lieferwagen stand.

      Die vier Raumfahrer verschwanden geschmeidig im Kastenaufbau und schlossen die Tür hinter sich. Der fünfte Marsmensch, der Parker bewachte, deutete knapp auf das Fahrerhaus.

      Parker wußte Bescheid.

      Er nickte und setzte sich ans Steuer. Sein Bewacher ließ sich auf dem Boden des Fahrerhauses nieder und quakte dem Butler einen Befehl zu, den Parker richtig interpretierte.

      Wenige Sekunden später fuhr Parker an.

      Äußerlich war ihm nichts anzusehen. Stocksteif und würdevoll saß er am Steuer. Doch er wußte, daß er sich auf ein tödliches Abenteuer eingelassen hatte...

      Die kalten Froschaugen bewachten und überprüften jede seiner Bewegungen. Parker spürte, daß es ihm kalt den Rücken hinaufkroch. Hinzu kam dieser seltsame Geruch, den der Marsmensch intensiv verströmte. Dieser Geruch erinnerte den Butler an den süßlich-strengen Moschusgeruch von Krokodilen.

      Der Marsmensch auf den Bodenbrettern des Fahrerhauses kümmerte sich nicht um die Fahrtrichtung. Die Befehle, wie er zu fahren hatte, kamen über einen kleinen Lautsprecher, der am Armaturenbrett festgeklemmt war.

      Diese Befehle waren mehr als knapp. Sie bezogen sich nur auf »links« oder »rechts«. Mehr war nicht zu hören.

      Parker fand natürlich schnell heraus, wohin die Fahrt ging. Das Ziel war der riesige Verschiebebahnhof, auf dem kaum ein Mensch zu sehen war. Hier wurde alles vollautomatisch erledigt und von einem zentralen Stellwerk aus dirigiert.

      Bald darauf mußte er vor einem Schuppen anhalten, der früher einmal als Lagerhalle gedient haben mochte. Die Fenster waren durchweg eingeworfen und zersplittert. Schutt türmte sich. In nächster Nähe befanden sich abgewrackte Güterwagen, die auf verrosteten Gleisen standen.

      Parker spürte, daß nun der kritische Moment gekommen war. Es war ihm klar, daß man ihn nicht ungeschoren lassen würde. Er hatte eine sichere Vorstellung von dem, was ihn erwartete. Er mußte an den jungen Mann im Fertighaus denken, der offensichtlich niedergeschossen worden war.

      Parker hörte den schrillen Pfiff einer Elektrolok, die irgendwo in der Nähe vorbeifuhr.

      Der Butler richtete sich plötzlich auf, als habe er etwas außerordentlich Wichtiges gesehen. Er deutete mit dem ausgestreckten Arm nach vorn und richtete sich auf, als ob er seinen Augen nicht trauen dürfe.

      Der Marsmensch unterhalb von ihm zeigte Interesse.

      Er spähte durch die Plexiglasscheibe seines Raumhelms.

      Er sah auch etwas. Allerdings nur Sterne!

      Parker hatte ihm nämlich dezent, aber nachdrücklich den bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms in die Magenpartie geschlagen.

      Der Raumfahrer gab einen kicksenden Ton von sich, der glatt von der Erde stammen konnte. Dann rutschte er in sich zusammen und ließ sein seltsames Instrument aus der Hand fallen.

      Parker griff nach dieser Waffe und nahm sie sicherheitshalber an sich. Er versetzte dem Raumfahrer einen zweiten Rammstoß mit dem Bambusgriff. Parker tat das gewiß nicht aus Grausamkeit. Solche Regungen waren ihm fremd. Er tat es aus Vorsorge und reiner Menschenfreundlichkeit. Er wollte dem Raumfahrer jede Möglichkeit eines Angriffs nehmen. Denn hätte dieser Marsmensch ihn angegriffen, nun, Parker hätte dann wohl zu weniger dezenten Mitteln greifen müssen.

      Der Butler klinkte die Fahrertür auf seiner Seite auf.

      Und zuckte wie von einer Tarantel gebissen zurück. Ein brennender Gluthauch zischte an seinem Gesicht vorbei. Gleichzeitig war ein dumpfes, unangenehmes »Plopp« zu hören.

      Der Butler ging niemals mit dem Kopf durch die Wand. Für ihn gab es immer mehrere Möglichkeiten. Er warf sich flach auf den Fahrersitz, stieg über den liegenden Marsmenschen, der wohl von fremden Welten träumte, und klinkte die andere Wagentür auf. Dann ließ er sich geschmeidig wie eine Katze nach außen rollen und besaß die Nerven, hart neben dem Wagen liegenzubleiben.

      Gleichzeitig angelte der Butler mit dem Griff seines Regenschirms nach dem immer noch schlafenden Raumfahrer. Er wollte ihn ins Freie zerren und ihn als Beute mit nach Hause nehmen.

      Nun, dieses Manöver geriet nicht.

      Die vier Marsmenschen im Kastenaufbau des Lieferwagens wurden unmutig.

      Sie hatten wohl inzwischen herausgefunden, daß der planmäßige Ablauf der Dinge erheblich gestört worden war. Auf dem Umweg über den Lautsprecher hörte Parker selbst draußen neben dem Wagen das erregte Gequake der Raumfahrer.

      Lange konnte es nicht mehr dauern, bis die hintere Tür des Lieferwagens geöffnet wurde.

      Parker führte keine Waffe mit sich, ein Umstand, den er ungemein bedauerte. Er hatte allerdings auch nicht damit rechnen können, daß er auf die Raumfahrer stoßen würde. Schnell und konzentriert untersuchte er das seltsame Instrument, das er dem Marsmenschen im Fahrerhaus abgenommen hatte. Die Zeit reichte nicht aus, den Mechanismus zu enträtseln. Sie reichte nicht aus, um diese Spritze feuerbereit zu machen...

      Parker, also waffenlos, wenn man von seinem Universal-Regenschirm einmal absah, war und blieb vorsichtig. Leichtsinn war ihm stets verhaßt. Neigung zum Selbstmord war ihm fremd. Er setzte sich also siegreich ab.

      Wobei er einige böse Überraschungen erlebte.

      Die Raumfahrer im Kastenaufbau des Lieferwagens beobachteten seine Flucht. Und sie setzten alles daran, sie zu verhindern. Sie »ploppten« aus allen Rohren und waren versessen darauf, ihn niederzuschießen.

      Parker ließ sich nicht beeindrucken.

      Er schlug Haken und setzte sich würdevoll weiter ab. Bis er sich im Schutz des abwrackreifen Schuppens und der Waggons befand. Dann legte er eine kleine Beobachtungspause ein und hielt Ausschau nach seinen seltsamen Gegnern.

      Sie hatten den Kastenwagen längst verlassen und schwärmten aus. Ihr Anblick war unheimlich, bedrückend und beklemmend. In den silbern glänzenden Raumfahreranzügen und in ihren Helmen waren sie tatsächlich Wesen von einem fremden Stern. Die Atmungsgeräte auf ihren Rücken, die durch dünne Metallschläuche mit ihren Atemmasken verbunden waren, vervollständigen nur noch diesen Eindruck.

      Die Raumfahrer wußten übrigens genau, was sie wollten.

      Sie schwärmten nicht nur aus, sondern sie setzten auch noch zu einer gekonnten Zangenbewegung an. Sie wollten den Butler einschließen und dann konsequent zur Strecke bringen.

      Parker war mit diesem Vorgehen nicht sonderlich einverstanden. Er kannte schließlich den Spruch von den vielen Hunden, die des Hasen Tod sein können. Er sah sich also nach einer geeigneten Verteidigungswaffe um.

      Und strahlte wenig später in sich hinein.

      Zufällig stand er neben einigen Zementsäcken, die nachlässig mit einer Plane zugedeckt waren. Daneben lagen einige Schaufeln, Harken und sonstige Arbeitsgeräte. Der Schuppen sollte wohl wieder hergerichtet werden. Zu diesem Zweck waren die erforderlichen Grundmaterialien herbeigeschafft worden.

      Parker griff nach einer dieser Schaufeln