Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 3 – Kriminalroman


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geht klar, dafür lege ich meine Hand ins Feuer!«

      »Und wenn sie’s nicht tun, Claddon?«

      »Dann verschwindet Parker hier irgendwo in den Sümpfen.«

      »Und was wird dann aus unserem Geschäft?«

      »Dann ziehen wir eben ’ne andere Masche auf«, sagte Claddon und entwickelte schleunigst eine neue Idee.

      Parker hielt es für an der Zeit, nun aktiv zu werden.

      Er langte verstohlen nach einer kleinen Ziervase, die auf dem Rauchtisch neben der Couch stand. Sie schleuderte er kraftvoll quer durch das Zimmer gegen eines der Fenster.

      Als die Scherben aus dem Fensterrahmen spritzten, fuhren Benson und Calddon entsetzt hoch. Und als sie endlich begriffen, daß irgend etwas mit Parker nicht stimmte, da war es für sie bereits zu spät.

      Parker stand dicht hinter ihnen. In der Hand hielt er seinen Universal-Regenschirm.

      »Tut mir fast leid, Ihre Träume zerstören zu müssen«, sagte er höflich und würdevoll, »aber Sie werden verstehen daß ich diesem Spiel ein Ende bereiten muß.«

      Benson beging den Kardinalfehler, sich auf den Butler zu werfen.

      Parker wich geschickt zurück und stellte dem vorprellenden Benson ein Bein.

      Benson stolperte, verlor das Gleichgewicht und landete in wenig schöner Haltung auf dem Boden.

      Claddon, als Einzelkämpfer nicht besonders geschult, wollte die Flucht ergreifen.

      Parker trat gegen die Tischkante, die sich daraufhin sofort in Bewegung setzte, und Claddon folgte.

      Claddon und Tisch trafen sich einen knappen Meter vor der Tür. Claddon brüllte auf, wurde vom Schwung des Tisches gegen die noch geschlossene Tür gepreßt und leicht lädiert.

      Benson war schon wieder auf den Beinen.

      Er erinnerte sich seiner Schußwaffe im Schulterhalfter. Er riß sie heraus und wollte auf Parker schießen.

      Ein Aschenbecher hinderte ihn daran.

      Der massive Metallaschenbecher segelte durch die Luft und traf das Handgelenk des Gangsters.

      Benson brüllte auf und starrte verwundert auf die schmerzende und jetzt leere Hand.

      Was Claddon zum Anlaß nahm, Parker anzugreifen. Er war wie eine Ratte, die man in die Enge getrieben hat. Auch er erinnerte sich seiner Schußwaffe und riß sie aus der Außentasche seines Jacketts.

      Er vergaß, daß er sie gesichert hatte.

      Hastig legte er den bewußten Hebel herum und feuerte den ersten und einzigen Schuß ab.

      Worauf er losbrüllte, als hätte man ihn aufgespießt.

      Was sogar zu verstehen war, denn in der Hast hatte er viel zu früh abgedrückt und sich selbst in die Wade geschossen. Claddon ließ die Waffe fallen und beteiligte sich ab sofort nicht mehr an dieser Auseinandersetzung.

      Im Gegensatz zu Benson, der es unbedingt wissen wollte.

      Benson bückte sich nach der entfallenen Schußwaffe und erreichte sie auch mit seinen Fingern.

      In diesem Augenblick war wieder der Butler an der Reihe.

      Er stand unmittelbar vor dem elektrischen Herd, über dem einige Behälter mit Grundnahrungsmitteln angebracht waren. Unter anderem war dort auch feines Weizenmehl zu finden.

      Diesen Behälter nun warf Parker dem jungen, drahtigen Gangster an den Kopf.

      Das feine Weizenmehl stäubte hoch und vernebelte Benson die Sicht. Er kam zwar noch dazu, einen Schuß zu lösen, doch er traf nur Claddon, der noch lauter brüllte. Was ebenfalls zu verstehen war, denn der Streifschuß hatte seine Schulter verletzt.

      Bevor Benson mit der Waffe noch weiteres Unheil anrichten konnte, fischte Parker mit dem Bambusgriff seines Universal-Regenschirms nach ihr und brachte sie außer Reichweite des Gangsters.

      Benson hustete und spuckte.

      Sein Gesicht war zu einer weißen Maske geworden. Die gereizten Augen produzierten Tränen, die sich mit dem Weizenmehl innig vermischten. Aus dieser Verbindung wurde ein salzig schmeckender, zäher Kleister, der Benson die Augen verschmierte.

      »Wen soll ich jetzt informieren?« erkundigte sich Parker dann bei Claddon. »Ist Ihnen Sherman lieber oder die Polizeibehörde?«

      Claddon entschied sich für die Polizei, da er am Weiterleben durchaus interessiert war.

      Nachdem Parker per Telefon die Polizei verständigt hatte, läutete er im Bungalow an.

      Criswood meldete sich. Seine Stimme klang belegt.

      »Butler Parker am Apparat«, sagte Parker höflich. »Ich möchte mich nach einem kleinen Umweg nur zurückmelden! Die beiden Herren Claddon und Benson werden wohl gleich von der Polizei abgeholt und verarztet. Ich selbst werde in etwa einer Stunde zurück im Bungalow sein!«

      »Beeilen Sie sich, Ihren Chef abzufangen«, sagte Criswood hastig. »Er ist auf dem Weg zu Sherman, um ihm auf die Finger zu klopfen! Beeilen Sie sich, bevor es ein Unglück gibt!«

      »Ich werde mich bemühen«, erwiderte der Butler gemessen und ohne jede Hast. »Darf ich fragen, wie es Mister Calderhan geht?«

      »Moment mal«, sagte Criswood, der von einer gedämpften Stimme im Hintergrund unterbrochen wurde. »Moment mal. Wie bitte?«

      Parker wartete geduldig, bis Criswood wieder mit ihm sprach.

      »Parker«, sagte Criswood dann allerdings mit einer Stimme, die nichts Gutes verhieß, »Parker, ich werde endgültig wahnsinnig. Calderhan ist verschwunden!«

      *

      Parker verzichtete auf eine weitere Unterhaltung. Was er gehört hatte, reichte ihm vollkommen. Er spürte, daß die Dinge ihrem Höhepunkt zujagten. Jetzt mußte sehr schnell gehandelt werden.

      Er warf einen prüfenden Blick auf Claddon und Benson. Er konnte sie unmöglich alleinlassen. Sie hätten sich verständlicherweise sofort abgesetzt und bestimmt nicht ruhig auf das Eingreifen der verständigten Polizei gewartet.

      Parker, sonst stets gegen Hast und unnötige Eile, stand wie auf glühenden Kohlen. Da waren schließlich nicht nur diese beiden Gangster, da gab es nicht nur Calderhan, der sich, aus welchen Gründen auch immer, abgesetzt hatte, nein, da war vor allen Dingen Mike Rander, der racheschnaubend auf dem Weg zu Tony Sherman war.

      Wie war das alles unter einen Hut zu bringen?

      Parker bedauerte es ungemein, daß er nicht über den Inhalt seines Spezialkoffers verfügen konnte. Er enthielt alle jene Utensilien, die Parker im Kampf mit Gangstern brauchte.

      Er mußte also improvisieren, wenn er nicht unnötig Zeit verlieren wollte. Es war fraglich, wann die Polizei hier draußen am Rande der Everglades eintraf.

      Parker ließ sich wieder einmal etwas einfallen.

      Er veranlaßte Claddon und Benson, in den niedrigen, kleinen Vorratskeller zu steigen, der durch eine Falltür zu erreichen war. Nachdem die beiden Gangster darin verschwunden waren, schloß der Butler die Falltür und nagelte sie mittels einiger langer Nägel und eines Hammers zu. Diese Gegenstände boten sich förmlich an. Sie lagerten in einer Werkzeugkiste unter dem Spülbecken.

      Mit Mehl legte der Butler eine Spur zur Falltür aus. Sie konnte unmöglich übersehen werden. Dann ging er ausgesprochen eilig hinaus zu dem Wagen der Gangster, setzte sich ans Steuer und fuhr los.

      Es dauerte fast eine kleine Ewigkeit, bis er endlich die Hauptstraße erreicht hatte. Dann aber drehte der Butler in einer Form auf, wie er es selten zu tun pflegte. Zu seinem Glück war die Straße noch leerer geworden.

      Wie ein unheimliches Phantom jagte er in Richtung Miami. Ihm ging es darum, seinem jungen Herrn behilflich zu sein. Er fühlte sich eigentlich immer für ihn verantwortlich.

      Unterwegs