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Leseprobe:
Parker rührt die Knacker durch
Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Diesen Titel gibt es nur als E-Book.
Die Ruhe und Gelassenheit der Lady Agatha Simpson wirkte auf Josuah Parker geradezu alarmierend.
Sie stand an der Kasse eines Supermarktes und hatte zur Kenntnis nehmen müssen, daß ihre Fünf-Pfund-Banknote falsch war. Die Kassiererin hielt den Geldschein anklagend hoch und zeigte einen roten Kopf vor Eifer. Frauen und Männer in der Kundenschlange hinter Lady Agatha sparten nicht mit anzüglichen Kommentaren.
»Wiederholen Sie das, Kindchen, was Sie gerade gesagt haben«, verlangte die ältere Dame fast freundlich. »Sie unterstellen mir also, ich hätte mit Falschgeld bezahlen wollen?«
»Und ob das Falschgeld ist«, antwortete die Kassiererin aggressiv. »So etwas fühlt man doch, oder? Das ist bereits der vierte Schein heute. Zwei davon hab’ ich angenommen, aber jetzt weiß ich Bescheid.«
»Sie halten mich demnach für eine Betrügerin?«
Fernes Grollen war in der Stimme der Agatha Simpson zu vernehmen. Sie reckte sich in ihrer ganzen Größe auf und erinnerte an eine Heroine aus längst vergangener Zeit.
Lady Agatha hatte das sechzigste Lebensjahr überschritten, war groß und durchaus stattlich. Sie trug ein weites Tweed-Kostüm, bequeme, ausgetretene Schuhe und einen Hut, der zu ironischen Kommentaren herausforderte. Er erinnerte an einen mißglückten Napfkuchen, den man mit diversen Früchten des Feldes garniert hatte.
»Wenn Sie erlauben?« Butler Parker, der hinter Mylady stand, schaltete sich ein. Er strahlte alles beherrschende Autorität aus und war, was sein Aussehen betraf, das Urbild des britischen Butlers.
Parker, eine alterslos wirkende Erscheinung, langte wie selbstverständlich mit seinen schwarz behandschuhten Händen nach der Banknote und ließ sie zwischen seinen prüfenden Fingern rascheln.
Bevor er jedoch ein Urteil fällen konnte, erschien der Manager des Supermarkts an der Kasse und gab sich militant. Er forderte Lady Simpson in scharfem Ton auf, ihm zu folgen.
»Falls Sie nicht freiwillig mitkommen, werde ich Gewalt anwenden«, schloß er seine Aufforderung. »Mit schrägen Vögeln kenne ich mich aus.«
»Tun Sie sich keinen Zwang an«, meinte Agatha Simpson und brachte ihren perlenbestickten Pompadour in leichte Schwingung. Sie wartete darauf, den sogenannten Glücksbringer darin aktivieren zu können. Bei ihm handelte es sich um das Hufeisen eines Brauereipferdes, wie Eingeweihte und bisher Betroffene wußten.
»Vielleicht sollten Mylady der Bitte nachkommen«, schlug Josuah Parker vor.
»Ich will mit Gewalt abgeführt werden«, verlangte die passionierte Detektivin und blitzte den Manager an, der unwillkürlich zusammenzuckte.
»Das ... Das können Sie haben.« Der Leichtsinnige, der um die Kassenbox herumgekommen war, griff nach Myladys linkem Oberarm und ... handelte sich eine Ohrfeige ein, die vernichtend wirkte. Der schlanke, noch relativ junge Mann flog zurück und landete in einem Konservenstapel, der kunstvoll aufgeschichtet worden war. Die hübsche und nicht gerade kleine Pyramide brach in sich zusammen und begrub den Liegenden.
»So, Mister Parker, jetzt dürfen Sie mich in das Büro dieses Lümmels bringen«, schlug Agatha Simpson vor. Sie blickte die Kunden an, die sich ein wenig scheu zusammendrückten und auf jeden Kommentar verzichteten. Butler Parker lüftete die schwarze Melone und dirigierte seine Herrin nach hinten in den Supermarkt.
Der Manager des Hauses war inzwischen dabei, sich aus den Trümmern der Pyramide zu arbeiten. Er machte einen angeschlagenen Eindruck. Von seiner Militanz war nichts mehr zu sehen oder zu hören.
»Eine Unverschämtheit, mir Betrug unterstellen zu wollen«, entrüstete sich die ältere Dame. »Ich habe große Lust, dem Lümmel eine zweite Ohrfeige zu verabreichen, Mister Parker.«
»Ein durchaus verständlicher Wunsch, Mylady, zumal es an der gebotenen Höflichkeit des Mannes fehlte.«
»Ist die Banknote tatsächlich falsch?« wollte sie wissen. Sie hatte den Geldschein in Parkers Hand entdeckt.
»Es hat in der Tat den Anschein, Mylady.«
»Dann tauschen Sie ihn gegen eine echte Banknote um«, verlangte Agatha Simpson umgehend.
»Das ist bereits geschehen, Mylady«, erwiderte Josuah Parker würdevoll. »Man wird dem Manager des Supermarkts eine Lektion in Sachen Umgangston beibringen müssen.«
»Und ich werde selbstverständlich auf seelische Grausamkeit klagen«, machte sie energisch deutlich. »Über die Höhe des Schmerzensgeldes werde ich mir noch Gedanken machen, Mister Parker.«
*
»Dieser Lümmel brach förmlich in sich zusammen«, freute sich Lady Agatha ungeniert und schadenfroh. Sie befand sich in ihrem altehrwürdigen Haus in Shepherd’s Market und nahm den Nachmittags-Tee. Sie hatte ihren beiden Gästen ausgiebig berichtet, was sich im Supermarkt zugetragen hatte. In Mike Rander und Kathy Porter hatte sie mehr als aufmerksame Zuhörer.
»Sie wollen wirklich klagen, Mylady?« erkundigte sich Rander. Er glich, was sein Aussehen betraf, einem bekannten James-Bond-Darsteller, war Anwalt und verwaltete neben seiner Praxis das immense Vermögen der Dame.
Ihm zur Seite stand Kathy Porter, die immer noch offiziell die Sekretärin und Gesellschafterin der Lady Agatha war. Kathy, um die dreißig, war eine attraktive Schönheit, die ein Hauch von Exotik umgab. Sie hatte mandelförmig geschnittene Augen und betonte Wangenknochen. Man sah es ihr nicht an, daß sie Meisterin in den Künsten fernöstlicher Selbstverteidigung war.
»Der Manager bot Mylady einen Warengutschein an, Sir«, beantwortete Parker die Frage des Anwalts.
»Er erfrechte sich, mir einen Gutschein im Wert von fünfzig Pfund anzubieten«, entrüstete sich die Hausherrin. »Dazu ist das letzte Wort mit Sicherheit noch nicht gesprochen, mein Junge. Ich denke, Sie sollten bereits eine Klage vorbereiten.«
»Aber die bewußte Fünf-Pfund-Note war falsch?« vergewisserte sich Kathy Porter amüsiert.
»Eindeutig, Miß Porter«, räumte Josuah Parker ein. »Der Geldschein wurde Mylady bei einer Gelegenheit, über die man noch nachdenken sollte, untergeschoben.«
»Und dabei muß man mich absichtlich abgelenkt haben«, verteidigte sich die ältere Dame vehement. »Normalerweise wäre mir doch so etwas nie passiert. Man wollte mich natürlich bewußt schädigen.«
»Wo könnte man Ihnen denn die Banknote untergeschoben haben, Mylady?« fragte der Anwalt.
»Was weiß ich, mein Junge.« Sie winkte verärgert ab. »Ich werde darüber intensiv nachdenken. Aber das kommt davon, wenn Mister Parker sich im Gedränge des Warenhauses zur Seite schieben läßt und... Moment, jetzt weiß ich genau, wann es passiert ist.«
»Sie spannen uns auf die Folter«, bekannte Mike Rander und tauschte einen amüsierten Blick mit Kathy Porter.
»Es war in der City«, erinnerte sich die ältere Dame jetzt intensiv und schloß für einen Moment die Augen. »Wie gesagt, Mister Parker hatte sich abdrängen lassen, als ich in der Feinkost-Abteilung einen neuen Hummer-Salat probierte. Dabei wurde ich von einem Mann angesprochen, der Kleingeld brauchte. Ihm habe ich fünf Ein-Pfund-Noten gegeben und dafür diese Blüte bekommen. Mister Parker, diesen Mann gilt es zu finden!«
»Hatte er eine Erklärung für diesen Umtausch, Mylady?« setzte Mike Rander weiter nach.
»Er brauchte Kleingeld für den Parkplatz.« Sie wirkte sehr verärgert.
»Und höflich, Mylady, wie Sie es nun mal sind, wollten Sie