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»Grünes Licht für Sie«, sagte der Imbiß-Verkäufer, der nach genau zweieinviertel Minuten wieder hinter der Thekenauslage erschien. Er deutete auf eine schmale Tür, die zu den Toiletten führte.
»Es geht doch, junger Mann«, meinte Agatha Simpson zufrieden. »Man muß eben nur wollen.«
»Kann man davon ausgehen, daß man abgeholt wird?« erkundigte sich der Butler.
»Alles in Ordnung«, antwortete der Mann. »Keine Probleme.«
Doch Josuah Parker traute dem Frieden nicht so recht. Er rechnete durchaus mit Zwischenfällen. Möglicherweise kannte man Mylady und ihn, allerdings zu einem persönlichen Kontakt war es bisher nicht gekommen. Zudem wußte er ja nicht, ob das Wettbüro nicht schon von der Mafia übernommen worden war.
Als er Mylady zur bewußten Tür geleitete, griff er mit zwei spitzen Fingern der rechten, schwarz behandschuhten Hand in eine der vielen Westentaschen und holte eine miniaturisierte Lichtblitzbombe hervor. Sie sah aus wie die Sicherung eines Autoscheinwerfers und ließ nicht erkennen, welche Leuchtkraft sie besaß.
Parker hatte die Tür erreicht und öffnete sie spaltbreit. Er wandte sich zur Theke. Sie beiden Schnellköche taten unbeteiligt, doch sie blickten verstohlen zu jener Tür, die der Butler angedrückt hatte.
Parker knickte die kleine Sicherung seitlich ab und warf sie in den Raum hinter der Tür, die er schnell wieder schloß. Dennoch registrierte er einen deutlichen Lichtblitz.
Butler Parker drückte ohne jede Hemmung erneut die Tür auf und betrat einen schmalen Korridor, in dem zwei Männer standen, die hilflos wirkten. Sie waren völlig geblendet worden, rieben sich die Augen und fluchten ausgiebig. Sie bekamen überhaupt nicht mit, daß Lady Simpson und der Butler vor ihnen erschienen.
»Sie können davon ausgehen, meine Herren, daß ihre Netzhaut sich in relativ kurzer Zeit wieder erholen wird«, tröstete der Butler die Männer, während er gezielt und blitzschnell nach ihren Schulterhalftern langte und sie leerte. Er barg zwei kurzläufige Revolver, die er in den Taschen seines schwarzen Covercoats verschwinden ließ. Die beiden Männer bekamen nichts davon mit.
Parker schritt weiter aus, erreichte eine Tür und bewegte den Knauf. Die Tür schwang auf und gab den Blick frei in ein kleines Büro, dessen Rückfront von einer großen Scheibe eingenommen wurde. Mit dem Rücken zu Parker saß ein Mann vor dieser Scheibe und blickte aufmerksam hinunter in einen Raum, den der Butler noch nicht erkennen konnte.
»Man wünscht einen ausgeglichenen Abend«, grüßte der Butler und lüftete die schwarze Melone. Der Mann fuhr blitzschnell mit dem Drehsessel herum und starrte Mylady und Parker entgeistert an.
»Sie werden sich mit Sicherheit fragen, wie Mylady und meine Wenigkeit hier erscheinen konnten«, redete der Butler weiter. »Ihre Mitarbeiter waren so entgegenkommend, den Weg zu weisen.«
»Wo stecken die?« Der Mann schob sich mit dem Sessel näher an den Schreibtisch heran.
»Die beiden Mitarbeiter sind beschäftigt«, erklärte der Butler. »Was nun Sie betrifft, so sollten Sie nicht den Versuch unternehmen, nach einer Schußwaffe zu greifen, meine Wenigkeit würde dies zu verhindern wissen.«
»Von mir aus können Sie es aber auch versuchen«, warf Lady Agatha ein und brachte ihren perlenbestickten Pompadour in erste Schwingung. »Sie also lassen hier illegal wetten, junger Mann?«
»Wie zu sehen ist, Mylady.« Parker deutete mit der Schirmspitze auf die Glasscheibe, die eindeutig ein Einweg-Spiegel war, durch den man in einen Kellerraum blicken konnte. Dort gab es einige Wettschalter, Pulte, Bänke und eine ganze Batterie von Fernseh-Monitoren. Gut zwei Dutzend Wetter strudelten durcheinander, lieferten ihre Wettscheine ab, tranken und diskutierten.
»Ein Geschäft, das man nur als florierend bezeichnen kann«, stellte Josuah Parker fest.
»Wie heißen Sie, junger Mann?« verlangte Mylady von dem Mann hinter dem Schreibtisch zu wissen.
»Randy Blakers«, lautete umgehend die Antwort.
»Sie haben die Stelle des verblichenen Mister Herrn Birnay übernommen?« fragte der Butler.
»Was blieb mir anderes übrig, nachdem man ihn erschossen hatte. Und wer sind Sie?«
»Man dürfte Mylady und meine Wenigkeit mit Sicherheit angekündigt haben«, erwiderte der Butler. »Gibt es keine Familienangehörige des Mister Birnay?«
»Natürlich, da ist eine Mistreß Birnay. Und genau sie hat mir die Leitung des Büros übertragen. Das ist alles geregelt. Hören Sie, warum sind Sie hier?«
»Dreimal dürfen Sie raten, junger Mann«, fuhr die ältere Dame ihn an und deutete durch den Einweg-Spiegel nach unten. »Ich werde selbstverständlich die Gelegenheit nutzen und eine Wette abschließen.«
»Sie wollen keinen ... Ärger machen?« hoffte Randy Blakers.
»Mylady interessiert sich für den Mord an Mister Herrn Birnay«, schickte Josuah Parker voraus. »Sie waren in der Nähe, als es dazu kam?«
»Eben nicht, Mister Parker.« Randy Blakers schüttelte den Kopf. »Wäre ich hier gewesen, wäre bestimmt manches anders gelaufen. Ich war in unserer Filiale in Soho, als das mit Birnay passierte.«
»Hat die Mafia sich seitdem wieder gemeldet?«
»Bisher hat sich nichts getan, aber die Kerle geben bestimmt nicht auf, Mister Parker. Die wollen kassieren, was sie bekommen können.«
»Werden Sie sich gegen die Mafia durchsetzen können, Mister Blakers?«
»Schwer zu sagen, Mister Parker.« Blakers hob die Schultern und schielte schon längst nicht mehr nach seiner Schußwaffe, die in einem der Seitenfächer seines Schreibtisches liegen mußte. »Wir haben uns natürlich abgesichert. Mit der linken Hand werden uns die Typen aus den Staaten nicht mehr erwischen, darauf können Sie sich verlassen.«
»Mylady geht davon aus, daß Ihnen der momentane Wohnsitz des Mister Marty Stillson hier in London durchaus bekannt ist.«
»Der wechselt die Hotels und Unterkünfte wie seine Hemden«, lautete die Antwort. »Stillson ist ständig unterwegs, wie ich höre. Der Mann ist gerissen und vorsichtig. Noch hat er sich hier nicht durchgesetzt.«
»Mister Marty Stillson soll eine besonders geschickte Hand haben, was den Kauf von wichtigen Personen in der Szene betrifft.«
»Davon hab’ ich auch schon gehört«, pflichtete Blakers dem Butler bei. »Geld hat er jede Menge. Und er kennt sich bereits verdammt gut aus. Er weiß genau, wer wichtig ist oder nicht.«
»Gibt es keine Aktionen gegen ihn?« wunderte sich Parker andeutungsweise.
»Darüber wird am laufenden Band geredet, Mister Parker, aber getan wird nichts«, klagte Randy Blakers förmlich. »Gehen Sie etwa gegen Stillson an?«
»Es werden aufregende Tage auf ihn zukommen, junger Mann«, kündigte die Detektivin an. »Aber wir wollen nicht am Thema vorbeireden. Ich werde, sagen wir, fünf Pfund auf Sieg setzen und erwarte, daß ich gewinne. Alles Weitere überlasse ich Ihnen: Wehe Ihnen, falls ich verlieren sollte! Mister Parker, helfen Sie mir bitte mit fünf Pfund aus, Sie wissen, daß ich grundsätzlich kein Geld bei mir habe.«
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»Und Sie gewannen natürlich, Mylady«, sagte Mike Rander am anderen Morgen. Er hatte sich zum Frühstück im Haus der älteren Dame zusammen mit Kathy Porter eingefunden.
»Knapp siebzig Pfund«, erwiderte Lady Agatha und nickte lächelnd. »Gut, Mike, es ist nicht gerade viel, aber der Mensch freut sich.«
Mike Rander und Kathy Porter tauschten einen schnellen Blick des geheimen Einverständnisses. Sie wußten, wie geschäftstüchtig Agatha Simpson war. Sie ließ sich keine Gelegenheit entgehen, ihre private Kasse aufzubessern.
Mike Rander, groß, schlank und sportlich, war Anwalt und hatte in früheren Jahren mit