Günter Dönges

Butler Parker 170 – Kriminalroman


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      „Viel Spaß, wenn die Chefin das hier erfährt!“ Karen nickte mutlos dazu.

      Muß sie es erfahren? Ich meine das hier mit den Kleidern? Wir müssen uns eben eine Geschichte einfallen lassen.“ Linda beobachtete nun ebenfalls die Straße. „Ganz abgesehen davon, daß ja auch Paul hereingefallen ist...“

      „Wir brauchen Kleidung oder ein Taxi.“ Karen sah an sich hinunter und fror plötzlich etwas, doch dies lag nicht an den Temperaturen, sie dachte an Josuah Parker und spürte insgeheim, daß ihre bisherige Erfolgsserie abgebrochen war.

      *

      „Sie sind ja der reinste Wüstling, Parker!“ Mike Rander, der sich die Geschichte seines Butlers angehört hatte, sah Parker lächelnd und ironisch an.

      „Sie dürfen versichert sein, Sir, daß ich den beiden jungen Damen auf keinen Fall zunahe trat und die Formen der Schicklichkeit wahrte!“

      „Klar, Parker...“ Mike Rander nickte und wurde wieder ernst. „Haben Sie herausbekommen, wer diese beiden Mädchen sind?“

      „Dem Inhalt ihrer Handtäschchen zufolge heißen sie Karen Scott und Linda Littson, Sir. Sie fahren einen kleinen englischen Sportwagen, der auf Miß Scott zugelassen ist. Beide Damen waren mit einem Browning bewaffnet. Was den Beruf dieser jungen Damen angeht, Sir, so arbeiten sie als Vertreterinnen für Kosmetik. Die Firma nennt sich „Stardust-Cosmetics“ und hat ihre Büros und Lager hier in der Stadt. Die genaue Adresse ist mir inzwischen bekannt“

      „Muß ja eine reizende Firma sein, die solche Damen beschäftigt.“

      „Könnte man Details über diese Firma einholen, Sir? Ließ es sich ermöglichen, den Eigentümer dieser Kosmetikfirma zu besuchen?“

      „Das läßt sich ermöglichen.“ Rander nickte. „Hören Sie, Parker, ich denke, ich werde ausnahmsweise noch einmal mitmachen. Diese Damen interessieren mich!“

      „Ich ahnte und hoffte es, Sir.“

      „Daß ich mich für die Damen interessiere?“

      „Dies natürlich auch, Sir, aber ich dachte eigentlich mehr an den Kriminalfall, der sich hier ankündigte. Es steht außer Zweifel, daß die beiden Damen Scott und Littson vorhatten, meine bescheidene Wenigkeit umzubringen. Und dieser geplante Mord dürfte eindeutig mit dem seltsamen Verschwinden meines Butlerkollegen Lamelle zusammenhängen.“

      „Richtig.“ Rander baute sich vor dem riesigen Fenster seines Studios auf und sah hinüber zum See. „Irgendwie scheinen die beiden Mädchen und dieser Penell zu befürchten, daß Lamelle Ihnen irgendwelche Einzelheiten erzählt hat. Darum sollten Sie wohl sterben.“

      „Dies, Sir, ist auch meine bescheidene Ansicht. Ich freue mich von Herzen, mit Ihnen konform gehen zu dürfen.“

      „Bleibt die Dame, die aus Lamelles Zimmer den bewußten Handkoffer geholt hat, Parker. Sie gehört zweifelsfrei auch zu diesem Team. Na, morgen wissen wir mehr. Wir dürften es mit irgendeiner Bande zu tun haben, die sich eine neue Masche ausgedacht hat. Ich bin erstaunt, daß wir von Lieutenant Madford noch nichts gehört haben. Wahrscheinlich weiß er von dieser Bande, aber er hütet sich, uns etwas darüber zu sagen.“

      „Könnten Sie, Sir, morgen im Vermißtendezernat nach dem Verbleib meines Bekannten Lamelle Erkundigungen einziehen?“

      „Hoffentlich bringe ich dann keine schlechten Nachrichten, Parker...“

      „Ich fürchte bereits, Sir, daß Sie sie bringen werden. Dürfte ich weiterhin anregen...“

      „Das Telefon. Jetzt, um diese Zeit?“ Rander deutete auf den Apparat auf seinem Arbeitstisch, der sich unüberhörbar meldete.

      „Ich möchte keineswegs den Propheten spielen, Sir, aber ich könnte mir vorstellen, daß die beiden jungen Damen mich zu sprechen wünschen. Wenn Sie erlauben, werde ich abheben.“

      Rander nickte, und Parker hob ab.

      „Sie wissen ja wohl, wer hier spricht“, sagte die aufgebrachte Stimme von Linda Littson. „Riskieren Sie bloß nicht, irgend etwas von dem zu erzählen, was vorgefallen ist, Parker, sonst bringen wir Sie wirklich um! Und zwar umgehend! Das ist keine leere Drohung! Vergessen Sie, was geschehen ist! Streichen Sie alles aus Ihrem Gedächtnis und seien Sie froh, wenn wir nichts unternehmen! Lesen Sie in der Morgenzeitung, was aus Ihrem Kollegen Lamelle geworden ist! Der wollte nämlich auch über bestimmte Dinge reden, aber er kam nicht mehr dazu...“

      *

      Paul Penell erschrak, als Parker ihm auf die Schulter tippte.

      „Ja..., w... w... was ist denn? Wer ist da?“ Penell blinzelte in das Licht einer Kugelschreibertaschenlampe und riß weit die Augen auf.

      „Parker mein Name... Josuah Parker“, stellte der Butler sich unnötigerweise und überkorrekt noch einmal vor. „Sie erinnern sich... Wir hatten bereits das Vergnügen, als Sie mit dem Kopf gegen Ihren Chrysler rammten.“

      Parker schaltete das Licht der Nachttischlampe ein und lüftete seine schwarze Melone.

      „Wie... Wie sind Sie hier reingekommen?“ fragte Penell und schluckte. Das Haar hing ihm wirr in die Stirn. Er sah schon jetzt etwas mitgenommen aus, obwohl noch gar nichts vorgefallen war.

      „Nehmen Sie zu meinen Gunsten an, daß die Tür offenstand“, antwortete Parker. „Ich möchte mich durch Ihre Frage aber nicht vom eigentlichen Zweck meines nächtlichen Besuches ablenken lassen. Ich möchte eindeutig wissen, was aus meinem Kollegen, Mister Aristide Lamelle, geworden ist.“

      Penell kam mit den üblichen Gegenfragen. Er wußte angeblich nichts von Lamelle, behauptete, ihn überhaupt nicht zu kennen, nichts von den beiden Mörderinnen Scott und Littson zu wissen und war überhaupt ahnungslos wie ein neugeborenes Kind.

      „Mein Beruf bringt es mit sich, höflich zu sein“, antwortete der Butler schließlich gemessen und würdevoll. „Ich möchte auch Ihnen gegenüber keine Ausnahme von der Regel machen, Mister Penell, falls Sie mich dazu nicht unbedingt zwingen. Ich war übrigens so frei, mich unten in den Räumen der Pharmazie-Großhandlung ein wenig umzusehen.“ Parker deutete auf einen Eimer Wasser und auf ein größeres Paket von mullbindenähnlichen Verbandrollen.

      „Gipsmull!“ Als Angestellter der Firma hatte Penell die Verbandrollen natürlich sofort identifiziert.

      „In der Tat, Ihre Branchenkenntnisse sind frappierend. Würden Sie die Liebenswürdigkeit haben und sich auf den Bauch legen?“

      „Was... was haben Sie vor?“

      „Lassen Sie sich freundlicherweise überraschen. Bitte!“

      Da war irgend etwas in Parkers Stimme, das Penell veranlaßte, sich sofort auf den Bauch zu drehen. Wenig später zuckte er zusammen, als die erste wassergetränkte Gipsmullbinde seine nackten Waden berührte.

      Schnell und geschickt umwickelte Parker die Beine Penells mit den Gipsbinden. Es handelte sich um einen Spezialgips, den die Ärzte bei Knochenbrüchen und Stillegungen verwenden. Dieser Gips trocknete ungemein schnell.

      „Hören Sie, Parker, was... was haben Sie denn vor?“ Penell stöhnte in das Kopfkissen. Er riskierte es nicht, sich gegen den Butler aufzulehnen. Immerhin erinnerte ihn sein schmerzender Kopf noch an die Berührung mit der Wagenwand des Chrysler.

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