Günter Dönges

Der exzellente Butler Parker 13 – Kriminalroman


Скачать книгу

kam prompt die Antwort. »Hussler scheint gut zu verdienen.«

      »Auslandsreisen kosten erwiesenermaßen viel Geld. Sie kennen Mister Husslers Bücher?«

      »Noch nie eins davon gesehen, aber der schreibt unter anderen Namen, hat er mir mal gesagt. Kann schon sein, daß ich mal was von ihm gelesen habe, aber dann weiß ich’s halt nicht.«

      »Und wer hält das Haus während seiner Abwesenheit in Ordnung? Diese Frage drängt sich einem ja förmlich auf.«

      »Keiner, das macht er alles allein.« Während der Sandwich-Anbieter redete, erschien rechts vom Haus in einem handtuchschmalen Durchgang ein Mann und hielt auf den Schnellimbiß zu. Er rauchte eine Zigarette, schien sich völlig sicher zu fühlen und blickte sich in der Nähe des Schnellimbiß noch mal um.

      Parker wußte mit letzter Sicherheit, daß dieser Mann aus Randolph Husslers Haus gekommen war. Mit seiner, Parkers Person, schien er nichts anfangen zu können. Er grinste nur flüchtig, als er den Butler passierte, sich vor den Tresen stellte und einige Sandwiches aussuchte und Cola-Dosen verlangte.

      In diesem Augenblick passierte Parker ein kleines Mißgeschick.

      Er drückte ein wenig zu stark auf die Plastik-Senftube und garnierte mit dem sattgelben Strahl das Jackett des Mannes, der wie unter einem Peitschenhieb zusammenzuckte.

      »Man bittet vielmals und höflich um Vergebung«, entschuldigte sich der Butler umgehend. Er hielt bereits eine Papierserviette in der linken Hand und machte sich daran, die Senfspuren zu beseitigen. Dabei zeigte sich wieder mal die stupende Fingerfertigkeit des Butlers. Während er den protestierenden Mann so ablenkte, zupfte er ihm gekonnt einen Revolver aus der Schulterhalfter.

      »Finger weg, Mann«, fauchte der Mann wütend. »Verdammt, können Sie denn nicht aufpassen? Sie haben mir das ganze Jackett versaut.«

      »Nur partiell, Sir«, korrigierte der Butler. »Im Gegenteil handelte es sich nur um das Revers, wie Sie inzwischen bemerkt haben dürften.«

      Anschließend – der Mann senkte den Kopf – rammte Parker ihm die Spritzöffnung der Senftube in das linke Nasenloch und drückte kräftig im wahrsten Sinn des Wortes auf die besagte Tube.

      Was seine besonderen Folgen zeitigte...

      *

      Der unter hohem Druck stehende Senfstrang erschien wenig später im hinteren Rachenraum des Mannes, der verständlicherweise hustete, schluckte und nach Luft rang.

      »Sie ahnen ja nicht, wie peinlich meiner Wenigkeit dies alles ist«, erklärte Josuah Parker und klopfte dem Mann auf den Rücken. »Man kann Ihnen nur raten, tief durchzuatmen.«

      Der scharfe Senf brannte im Rachenraum und in der Speiseröhre. Der Mann hüpfte vor dem Tresen herum und faßte mit beiden Händen nach Kehle und Hals. Tränen rannen ihm aus den Augen. Er bekam gar nicht mit, daß Parker ihn mit beiden Händen auf einen Papierkorb drückte.

      Anschließend bemühte der Butler seinen Spezialspray, der sich in einem kleinen Stahlzylinder befand. Er sprühte das Gesicht des Mannes kurz ein und wandte sich an den Sandwich-Verkäufer, der fassungslos zugeschaut hatte.

      »Sie sollten sich bei Gelegenheit andere Senfspender zulegen, wenn man Ihnen eine Empfehlung geben darf«, schlug Parker vor, lüftete die schwarze Melone und verließ den Ort des Geschehens, nachdem er noch einen letzten, prüfenden Blick auf den Mann im Papierkorb geworfen hatte. Der Senfschlucker machte bereits einen leicht apathischen Eindruck und stierte den Butler an.

      »Gönnen Sie sich ein wenig Ruhe«, meinte der Butler in seiner höflichen Art. »Ihre gereizten Nerven werden sich mit Sicherheit bald wieder beruhigen.«

      »Was... was mach’ ich jetzt mit dem?« wollte der Mann hinter dem Tresen wissen.

      »Widmen Sie ihm Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit«, gab Parker zurück und verließ dann den Schnellimbiß. Er ging zurück zu seinem Wagen, setzte sich ans Steuer und schien das Haus des Randolph Hussler vergessen zu haben.

      Parker bog in die nächste Querstraße ein, entdeckte einen schmalen, gepflasterten Weg hinter den Reihenhäusern, hielt und näherte sich dann der Rückseite jenes Hauses, das er keineswegs aus den Augen verloren hatte.

      Er öffnete eine Gartentür, ging zum Hintereingang und brauchte nur wenige Augenblicke, bis er die Küchentür mit seinem kleinen Spezialbesteck geöffnet hatte. Er schlüpfte ins Haus und schaute sich um.

      Er hörte über sich Schritte, dann einen ausgeprägten Raucherhusten.

      »Na, endlich«, rief eine rauhe Stimme vom oberen Stock. »Hast du an Rührei gedacht?«

      »Immer«, gab Parker undeutlich zurück und imitierte in etwa die Stimme des Senfschluckers. Dann öffnete er einen Hängeschrank, holte einen Teller hervor und ließ ihn auf dem Steinfußboden zerschellen. Anschließend baute er sich neben der Korridortür auf und setzte auf die Neugier des immer noch Hustenden im Obergeschoß.

      Der Mann hatte natürlich das Geräusch des zerplatzten Tellers gehört und kam nach unten.

      »Mensch, mach keinen Krach«, rief er und vergaß darüber, daß auch er nicht gerade leise war. Er stürmte förmlich in die Küche und gab einen ächzenden Ton von sich, als Parker ihm den bleigefüllten Bambusgriff seines Schirmes auf den Hinterkopf legte. Der Mann rutschte augenblicklich in sich zusammen und nahm am rechten Tischbein auf dem Fußboden Platz.

      Parker fand eine zusätzliche Waffe, die ebenfalls in einer Halfter untergebracht war und wartete, bis der Mann wieder zu sich gekommen war. Als dies der Fall war, entdeckte der Mann nach wenigen Augenblicken, daß seine Hände mit Packband gefesselt waren. Parker trug aus guten Gründen stets eine kleine Rolle dieses Bandes mit sich. Er wollte seinen Vorrat an privaten Handschellen nicht unnötig strapazieren.

      »Könnten Sie sich entschließen, meiner Wenigkeit mitzuteilen, in wessen Auftrag Sie hier auf Mister Randolph Hussler warten?« erkundigte sich der Butler gemessen.

      »Einen Dreck werde ich tun«, gab der Mann undeutlich zurück. Er litt eindeutig noch unter den Nachwirkungen des Schlages.

      »Sollten Sie ein wenig verärgert sein?« erkundigte sich Parker.

      »Zum Teufel, wer sind Sie eigentlich?« Der Mann bemühte sich, wieder auf die Beine zu kommen. Dabei langte er unauffällig nach seiner Schulterhalfter und mußte feststellen, daß man ihn demilitarisiert hatte.

      »Für wen warten Sie auf Mister Hussler?« wiederholte der Butler seine Frage. »Auf die Rückkehr Ihres sogenannten Partners sollten Sie nicht setzen. Er wurde von einem kleinen Mißgeschick ereilt und sinniert momentan darüber intensiv nach.«

      »Mann, wie reden Sie eigentlich?« Der jetzt Waffenlose hatte sich endlich hochgedrückt und schätzte den Butler ab mit schnellem Blick. Er sah sich einem konventionell gekleideten Gegner gegenüber, dem man kaum etwas Zutrauen mochte.

      »Sie können selbstverständlich versuchen, das sprichwörtliche Blatt noch mal zu Ihren Gunsten zu wenden«, lud der Butler ihn höflich ein. »Meine Wenigkeit möchte Sie aber darauf aufmerksam machen, daß solch ein Versuch sich mit Sicherheit nicht auszahlen wird.«

      »Wer sind Sie?« Der Mann kam dem Rat des Butlers nach und verzichtete auf einen Angriff.

      »Ein Privatmann, der den Weg Mister Husslers kreuzte.«

      »Und für wen ziehen Sie die Show ab?« Der Mann bemühte sich jetzt um Vertraulichkeit. Er spielte auf Parkers Kleidung an.

      »Meine Wenigkeit arbeitet auf eigene Rechnung«, beantwortete Parker die Frage.

      »Da würd’ ich aber verdammt vorsichtig sein«, meinte der Mann. »Es gibt da Leute, die sich nicht in die Suppe spucken lassen.«

      »Wobei man wieder bei jener Person ist, für die Ihr Partner und Sie arbeiten«, erinnerte der Butler, der sehr genau zugehört hatte. »Aber darüber sollte man sich wohl an anderer Stelle unterhalten. Wenn Sie sich meiner Wenigkeit vielleicht freundlicherweise anschließen würden?«

      Parker