Tochter unterstützt Sie finanziell? Was für ein gutes, treues Kind!
HENKER
Aye Sir, das ist sie. Und fleißig dazu. Manchmal kommt sie erst frühmorgens heim, so sehr legt sie sich ins Zeug.
VICTOR
Schichtarbeit?
HENKER
Das kann man wohl sagen, Sir. Sie ist im ganzen Viertel sehr beliebt.
VICTOR
Oh! Verstehe.
HENKER
Sollten Eure Lordschaft vielleicht einen letzten Wunsch in diese Richtung hegen …
VICTOR
Das ist mächtig fein von Ihnen, mächtig fein.
HENKER
Ich mach nur meinen Job, Sir. Das Happy Ending meiner Kunden ist ein Teil des Gesamtpaketes, das ich anbiete. (abwartende kurze Pause) Aber genug von mir, wie ging es denn bei Ihnen weiter?
Szene 5: Sibella
VICTOR
Als Halbwüchsiger erwachte mein Interesse am anderen Geschlecht. (Flashback-Sound. Sibella, auf dem Sofa liegend, wird hereingefahren.) Sie hieß Sibella (Sibellas Motiv) und öffnete gerade erstmals ihre zarten Knospen … (reicht Sibella eine Schachtel Pralinen)
SIBELLA
Pralinen! Wie lieb von dir. (nimmt die Schachtel und wirft sie achtlos weg)
VICTOR
Sibella, du übst eine ungeheure Anziehung auf mich aus.
SIBELLA
Das ist nur natürlich.
VICTOR
Natürlich. (erwachsen) Aber ein Mann hat eben seine Bedürfnisse …
SIBELLA
(kichert)
VICTOR
Und wenn ich dir nun sagen würde, dass ich einer uralten Adelslinie entspringe, würde dich das dazu bewegen, das zu tun, wovon wir neulich sprachen?
SIBELLA
Du meinst …?
VICTOR
Du weißt, wie sehr ich diese Linie liebe.
SIBELLA
– Welche Linie?
VICTOR
Deiner Lippen. Und …
Sibellas Motiv Ende.
SIBELLA
Welche Adelslinie?
VICTOR
Ach so. Gascoyne.
SIBELLA
Gascoyne? Oh mein Gott! Die bis zu den Normannen zurückgehen? Stammsitz Hammerton?
VICTOR
Exakt. Das schönste Schloss weit und breit.
SIBELLA
Mach dich nicht lächerlich. Du wohnst in einem armseligen Haus in Clapham.
VICTOR
Noch. Aber habe ich dich jemals angelogen?
SIBELLA
Ich weiß nicht.
VICTOR
Doch, das weißt du. Du würdest es merken.
SIBELLA
Stimmt. Also wann gehört das Schloss dir?
VICTOR
Sobald ich alt genug bin. Und in der Erblinie jemand stirbt. Und dann mache ich dich zur Gräfin.
SIBELLA
Oh. Muss ich mich jetzt dazu hinknien, mein kleiner mexikanischer Bandido? (tut es)
VICTOR
(zum Henker) Seit sie mich so nannte, liebte ich sie wie ein Besessener.
HENKER
Reizend. Aber die Kleine ist ganz schön eitel. Und berechnend obendrein.
VICTOR
Eben. Wie geschaffen für mich.
SIBELLA
Und wer muss vorher sterben, damit du Graf wirst?
VICTOR
Nun zunächst der Graf, dann der Pater, Tante Ughtretta, der alte Henry und der junge und –
SIBELLA
Aber das sind ja Unzählige! Das dauert ja ewig, bis die alle hinüber sind! (steht auf)
VICTOR
(schnell) Aber es ist wahr, Sibella. Wenn sieben Menschen sterben, bin ich Graf Gascoyne.
SIBELLA
Wie soll das angehen? Du heißt ja nicht einmal so. Du heißt Viktor Lopez, nach deinem mexikanischen Vater.
Der Mexikaner tritt auf. Singt und spielt mexikanisch.
MEXIKANER
Ay, ay, ay, ay!
VICTOR
Papa?
MEXIKANER
Canta y no llores
VICTOR
Papa …
MEXIKANER
Porque cantando se alegran Cielito lindo, los cojones!
VICTOR
Papa!
MEXIKANER
(im Abgang) Vaya con dios.
Der Mexikaner ab.
VICTOR
Ich heiße Victor Gascoyne Lopez.
SIBELLA
Oh …!
VICTOR
Meine Mutter ist eine echte Gascoyne.
SIBELLA
Victor von Gascoyne von Lopez, Eure Hoheit, erlaubet mir hochwohlgeborenst zu lachen. (lacht)
VICTOR
(scharf) Wenn du mich so auslachst, könnte ich dich umbringen.
SIBELLA
Selber schuld. Du machst dich einfach lächerlich, wenn du so etwas erzählst.
HENKER
Das ist bitter.
VICTOR
Dieser Tag sollte noch in ganz anderer Hinsicht bitter für mich werden.
Szene 6: Lionel
SIBELLA
Rate mal, wer heute noch zum Tee dazu stößt.
VICTOR
Ich passe.
SIBELLA
Wie heißt doch der gutaussehende Junge, der letztes Jahr so viele Sport-Trophäen gewonnen hat?
VICTOR
Da kann es sich ja nur um einen handeln.
VICTOR
Da kann es sich ja nur um einen handeln.
BEIDE
Lionel Holland!
SIBELLA
Magst du ihn?
VICTOR
Ja, er ist ganz in Ordnung.
SIBELLA
Du magst ihn nicht. Du bist eifersüchtig auf ihn.
VICTOR
Eifersüchtig.