Eine Büroumgebung diszipliniert. Unbewusst. Zu Hause gibt es viel zu viele Ablenkungen. Erst recht, wenn Sie kein Arbeitszimmer haben.
Das Homeoffice bietet aber auch Vorteile: zum Beispiel keine Kollegen, die immer mal wieder zwischenfragen, ein „Schwätzchen“ halten wollen oder mit der Kaffeeküche locken, und keine Chefs, die auf den neuesten Stand gebracht werden wollen, Meetings abhalten oder „mal eben“ neue Aufgaben dazwischenschieben – insgesamt also weniger Unterbrechungen. Zu Hause gibt es mehr Ruhe, mehr Konzentration und mehr Fokus – wenn es Ihnen gelingt, die Homeoffice-Todsünden zu bändigen.
Das bedeutet für Sie: 100 Prozent Verantwortung fürs konsequente Prioritätensetzen, 100 Prozent Verantwortung fürs Sich-nicht-ablenken-Lassen und 100 Prozent Verantwortung fürs konzentrierte, produktive Arbeiten.
Die gute Nachricht: Selbstführung im Homeoffice ist genau wie alle anderen Gewohnheiten erlernbar. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, denn ich bin ein Meister im Mich-ablenken-Lassen. An schlechten Tagen kämpfe auch ich noch damit, aber inzwischen habe ich Methoden entwickelt, die es mir quasi unmöglich machen, nicht konzentriert zu arbeiten.
Seit drei Jahren arbeite ich nun schon in meinem Homeoffice, bin sehr zufrieden und möchte nicht mehr zurück in ein „normales“ Büro.
Die Vision
Leiden schweißt zusammen. Gemeinsam einen schwierigen Weg zu gehen und lebend daraus hervorzugehen, kann gar lebenslanger Schmier- und Klebstoff sein.
2016 entschied ich mich, mir vier Wochen Zeit zu nehmen und von Hamburg zur Zugspitze zu reisen – ohne Geld – www.niezuvorgemacht.de. Jeden Tag hatte ich die Aufgabe, für Transport in die nächste Stadt, für Essen und Trinken und für eine Übernachtungsmöglichkeit für uns zu suchen. Für uns? Ja, ich rekrutierte jemanden, der so verrückt war, mich auf dieser Reise als Kameramann zu begleiten. Fabian war nicht nur mein Kameramann auf dieser anstrengendsten Reise meines Lebens. Er ist mir damals ein sehr guter Freund geworden. Denn er stand mir bei mit seiner Gelassenheit, wenn ich gestresst und ungeduldig war. Er teilte offen seine Lebenserfahrungen mit mir, genau wie ich das mit ihm tat. Und er feierte mit mir unsere Tageserfolge, wenn wir am Abend in Betten oder auf Matratzen lagen, von denen wir beim Aufstehen am Morgen noch nichts gewusst hatten.
Ich war der Verrückte, der ein großes Ziel ausgerufen hatte. Fabian war derjenige, der mit Herz bei der Sache war und mehr leistete, als es ursprünglich seine Aufgabe war: Fotos zu schießen und Filme zu drehen. Denn er sorgte dafür, dass die emotionalen Täler dieser Reise, von den es Dutzende gab, nicht so tief waren, dafür, dass ich die vielen Erfolge der Reise mit mehr Freude und tieferer Befriedigung genießen konnte. Und Fabian wurde auch selbst zum Anführer. Denn er war es, der zuerst sagte: „Ich hab Hunger, ich hol mir jetzt ‘n Döner.“ Und Fabian aß seinen ersten kostenlosen Döner.
Fabian und ich sind nun für immer zusammengeschweißt. Unsere gemeinsame Anstrengung, unser gemeinsames Leiden und unser gemeinsamer Erfolg haben uns dazu gebracht. Das wird auch Ihnen passieren, wenn Sie im Homeoffice geschickt vorgehen und Ihre Zusammenarbeit wirklich gelingt. Denn auch Ihre Arbeit im Homeoffice ist eine Prüfung und hat viele Herausforderungen. Wenn Sie aber diese Herausforderungen als Team gemeinsam anpacken und meistern, wird es Sie so wie Fabian und mich zusammenschweißen.
Vor gut einer Woche sprach ich mit einer Mitarbeiterin eines fünfköpfigen Teams. Sie sagte, nach nur einer Woche im Homeoffice sei sie mit ihren Kolleginnen schon mehr zusammengewachsen. Denn sie gingen die plötzliche Herausforderung des Homeoffice in der Corona-Zeit gemeinsam an, zögen an einem Strang, unterstützten sich überall, wo notwendig. Sie litten zusammen und feierten zusammen. Das, so schwärmt sie, mache sie zu einem immer besser werdenden Team. So ein Team kann Großes bewältigen.
Formen Sie Ihr Team zu einem großartigen Team. Zu einem Team, das sich zusammenrauft, anpackt und Ergebnisse erreicht. Sie haben es in der Hand. Sie als Führungskraft. Und genauso Sie als Mitarbeiter eines Homeoffice- Teams. Michail Gorbatschow sagte einmal: „Man ist entweder Teil der Lösung oder Teil des Problems. Ich habe mich entschieden, Teil der Lösung zu sein.“ Und ich füge hinzu: „Es gibt nichts dazwischen.“ Also, wofür entscheiden Sie sich? Teil der Lösung zu sein oder Teil des Problems? Ich habe da so eine Ahnung, was Sie sich wünschen …
Mit diesem Buch möchte ich Sie befähigen, die Distanz zwischen Ihnen und Ihren Mitarbeitern nicht zu einer Distanz werden zu lassen. Wenn Sie durch die in diesem Buch beschriebenen Maßnahmen Nähe und Gemeinsamkeit kreieren – trotz der räumlichen Distanz –, werden Sie gemeinsam mit Ihrem Team ein unschlagbares Team sein, das großartige Ergebnisse produziert.
Derjenige ist ein Anführer, der dafür sorgt, dass ein Team zusammenhält und gemeinsam Erfolge erringt. Das sind kleine Erfolge, wie ein gemeinsames Lachen, oder große Erfolge, wie ein neu gewonnener Kunde. Manchmal ist dieser Anführer die Führungskraft. Und manchmal ist es jemand aus dem Team.
Kapitel 1: Die Todsünden im Homeoffice und wie Sie sie in Konzentration und Ergebnisse verwandeln
Wir alle sind mal mehr, mal weniger konzentriert und diszipliniert. Wenn Sie ins Homeoffice wechseln, fällt der große Disziplinator, das Büro, weg. Daher ist niemand vor diesen Todsünden gefeit – keine Führungskraft und kein Mitarbeiter. Mit klug gewählten Strategien und nach einiger Zeit auch Gewohnheiten wird es Ihnen gelingen, Ihre Zeit im Homeoffice konzentriert mit guten Ergebnissen zu füllen.
Todsünde 1: So irgendwie und unbewusst in den Tag starten
„Cool, endlich zwingt mich morgens niemand aus dem Bett. Ich kann nach einem langen Abend mit Netflix-Serien nun auch noch ausschlafen. Ich spare ja die Zeit zur Arbeit und wandele sie daher in Glotzzeit um. Im Notfall kann ich mich ja mittags noch ein Stündchen hinlegen, um nachmittags durchzuhalten.“
Erst seit einem Jahr habe ich meine persönliche „Morgenroutine“. Damit meine ich den täglich gleichen Ablauf, was ich direkt nach dem Aufstehen mache, bis zu dem Punkt, an dem ich mich an meinen Schreibtisch setze und in die Tasten haue, um Artikel, Bücher oder an meinen Vorträgen zu schreiben. So wie jetzt – um 6:24 Uhr. Ich beginne damit, ein großes Glas Wasser zu trinken, um den Wasserverlust der Nacht auszugleichen, zu lüften und frische kühle Luft reinzulassen und tief einzuatmen. Danach schreibe ich drei bis fünf Punkte in mein Dankbarkeitsbuch, um mit guten Gedanken in den Tag zu starten, treibe regelmäßig Sport mit meinen Apps, dusche und trinke einen Proteinshake. Meine Sport-App kommt nur zwei- bis viermal pro Woche zum Einsatz, da ich auch abends im Schnitt ein- bis zweimal pro Woche Capoeira mache. Es ist dennoch eine Regemäßigkeit. Drei- bis viermal pro Woche gelingt es mir, schon am Vorabend einen Plan mit den Prioritäten des nächsten Tages vorzubereiten. Frühstück kommt etwas später oder ich esse nebenher ein paar Nüsse.
Der Morgen ist meine produktivste Zeit. Diese produktiven Stunden am Morgen verdaddele ich nicht mit dem Lesen der neuesten Nachrichten – die übrigens fast immer heftige, negative Meldungen bringen –; ich fange nach einem inspirierenden YouTube-Video oder Buchkapitel mit einer Aufgabe an, die an diesem Tag hohe Priorität hat. Manchmal gelingt es mir, vorher keine E-Mails zu lesen, manchmal nicht. Ohne E-Mails ist die Arbeit am besten und fokussiertesten. Gestern hat das geklappt, heute Morgen nicht.
Den Tag mit einer bewussten Morgenroutine zu starten, hat viele Vorteile: Sie stehen schwungvoller auf, Sie müssen Ihren „innere Schweinehund“ nicht immer wieder neu überwinden, Aktivitäten, die Sie stärken und die Ihnen guttun, werden durch die Wiederholung „normal“ und fester Bestandteil des Tagesablaufs. Diese Dinge tun Sie nach einer Weile automatisch. Wer mehr wissen möchte, liest den Blog-Impuls 214 auf meiner Homepage www.markus-jotzo.com