und emotionaler Treue nicht unterscheiden kannst oder möchtest,
du starke Verlustängste hast, was deinen Partner angeht,
du nicht besonders gut darin bist, Konflikte auszutragen und heikle Gespräche zu führen (oder das speziell in deiner aktuellen Partnerschaft schwierig ist),
du dich auf Sex zu dritt nur einlässt, weil dein Partner es dir mit Nachdruck vorgeschlagen hat und du seine Zuneigung nicht verlieren möchtest,
eure Partnerschaft noch sehr jung und kaum erprobt ist (ihr solltet einander gut genug kennen, um abschätzen zu können, welche Gefühle der andere in bestimmten Situationen empfindet, außerdem solltet ihr dem anderen vertrauen können und Verantwortung dafür empfinden, dass es ihm gut geht),
sich deine Partnerschaft in einer Krise befindet. Sex zu dritt ist genauso wenig eine vernünftige Möglichkeit, eine kriselnde Partnerschaft wieder zu kitten oder neuen Schwung hineinzubringen wie ein Baby. Im Gegenteil: Die Belastungsprobe wird nur noch größer, was in einem Fiasko enden kann. Wenn du schon Probleme damit hast, in eurer Zweierbeziehung so zu navigieren, dass sie gut funktioniert, wird es für dich fast sicher noch schwieriger, wenn du diese Partnerschaft zu einer komplexeren Beziehungsform erweiterst, die neu für dich ist und in der du dich überhaupt nicht auskennst. Diesen Schritt zu tun, wäre ein bisschen, wie wenn man in der Profiliga mitspielen möchte, weil man in der Amateurliga mit zu vielen Problemen zu kämpfen hat. Und selbst wenn der Sex zu dritt zu einem geilen Erlebnis für euch alle wird, stellst du danach vermutlich fest, dass er kein einziges Problem gelöst hat. Während die dritte Person längst verschwunden ist, sind die Probleme in eurer Partnerschaft immer noch vorhanden.
Kurz gesagt: Sex zu dritt sollte den Spaß im Bett, den man mit dem Partner hat, verstärken und nicht ersetzen.
Besonders problematisch ist es, wenn Sex mit anderen Menschen für einen von euch insgeheim eine Methode darstellt, herauszufinden, ob er auf dem Partnermarkt nicht jemanden finden könnte, der seinen Ansprüchen eher genügt. Wer sich so verhält, zeigt nur, dass er selbst zu unreif ist, sich seinem Partner gegenüber anständig zu verhalten. Möglicherweise wird diese Verschlagenheit auch von jenem Menschen bemerkt, den er beim Sex zu dritt näher kennenlernen wollte.
Auch wenn du eine größere Vertrautheit mit einem Menschen benötigst, um Intimität überhaupt erst zulassen zu können, dürfte Sex zu dritt eher problematisch sein. Oft wählt man als dritte Person im Bett ja jemanden, zu dem man noch keine so innige Beziehung hat. Das aber beißt sich mit dem Bedürfnis vieler Menschen, sich nur jenen Personen sexuell zu öffnen, zu denen man ein besonderes Vertrauen aufgebaut hat.
Zwei weitere Ansprüche des Sex zu dritt sollte man ebenfalls nicht übergehen:
Es fällt nicht jedem leicht, sich im Bett überhaupt auf zwei Menschen gleichzeitig einzustellen und beiden die nötige Aufmerksamkeit zu widmen. Wenn du jemand bist, der so introvertiert ist, dass er sich zum Beispiel schon nach einer Party emotional ausgelaugt fühlt, und dem es am besten geht, wenn er allein oder zu zweit unterwegs ist, dann dürfte Sex zu dritt eher nicht zu deiner Lieblingsvariante werden.
Dasselbe gilt, wenn du eine gewisse Abneigung gegen Körperaussonderungen hast, die du als »schmutzig« empfindest. Beim Sex zu dritt erhältst du nun mal mindestens die doppelte Ladung davon. Es ist okay, wenn du damit zurechtkommst, einmal richtig eingesaut zu werden, weil du hinterher ja unter die Dusche springen kannst. Bist du in dieser Hinsicht aber empfindlich, könnte Sex zu dritt für dich unschön werden.
Der auf den ersten Blick so überzeugend klingende Gedanke, man solle nichts ablehnen, was man nicht einmal ausprobiert hat, kann also auch in die Irre führen. Mitunter erwecken viele Hinweise früh eine begründete Vorahnung, dass eine bestimmte Erfahrung in erster Linie unangenehm verlaufen dürfte. Und ich bin entschieden der Ansicht, dass man niemals Sex haben sollte, bei dem man sich unwohl fühlt.
Zuletzt sollte man zwei mögliche Folgen von Sex zu dritt ansprechen, die man weniger erwartet als Unsicherheit und Eifersucht:
Vor allem wenn ihr öfter Sex zu dritt habt, geht dabei automatisch Zeit und Aufmerksamkeit verloren, die ihr andernfalls in die Vertiefung eurer Partnerschaft zu zweit gesteckt hättet. Zeit und Aufmerksamkeit sind nun mal begrenzte Güter und zusätzliche Personen ziehen sie unweigerlich ab. Es empfiehlt sich also, immer nur so viel Energie in diese neu entdeckte Form von Sex zu stecken, dass die primäre Partnerschaft nicht darunter leidet.
Die tatsächliche Erfahrung von Sex zu dritt hält immer wieder Überraschungen bereit, auf die du dich in deinen Fantasien und deiner Planung nicht vorbereiten kannst. Vielleicht findest du oder dein Partner sexuellen Kontakt mit einem Menschen desselben Geschlechts viel anregender als erwartet, worauf ihr eure bisherige Sexualität unverhofft zu hinterfragen beginnt. Vielleicht freust du dich auf fröhliches Vögeln, aber dann bleiben bei dir vor lauter Nervosität sämtliche körperlichen Reaktionen aus, die dafür notwendig wären, und du hast den Eindruck, auch den anderen beiden den Spaß zu verderben – ohne daran etwas ändern zu können. Selbst ein Ratgeber wie dieser kann dich nicht auf sämtliche Eventualitäten vorbereiten. Wie bei jedem Vordringen in neuartige sexuelle Erfahrungen, musst du damit rechnen, dass unverhoffte Dinge passieren, woraufhin du kurzfristig improvisieren und langfristig emotional damit zurechtkommen musst. Du könntest dir aber zumindest überlegen, ob du in dieser Phase deines Lebens die emotionalen Kapazitäten dafür hast, oder ob es zum Beispiel schon anderweitig Dinge gibt, die dich verunsichern und stark beschäftigen.
Wie gewinne ich meinen Partner für Sex zu dritt?
Das vorhergehende Kapitel hat dir ja schon gezeigt, dass es gute Gründe für dich gibt, gründlich abzuwägen, ob Sex zu dritt (momentan) etwas für dich ist. Dieselben denkbaren Gründe existieren auch für deinen Partner. Dein Ziel sollte es also nicht sein, ihn zu zwingen, zu überreden oder zu manipulieren, bei einer solchen Nummer mitzumachen, obwohl er das eigentlich gerade gar nicht möchte. Alles, was du tun kannst, ist, ihm diese Möglichkeit anzubieten, ein wenig schmackhaft zu machen und dann seine Entscheidung zu akzeptieren.
Dabei ist es wichtig, einen möglichst zutreffenden Eindruck davon zu gewinnen, was tatsächlich in deinem Partner vorgeht. Es kommt immer wieder vor, dass Menschen sich nur deshalb auf einen Dreier einlassen, weil sie glauben, dass ihr Partner es von ihnen erwartet oder weil sie ihm eine Freude machen möchten. Das sind nicht die idealen Voraussetzungen, um ein solches Erlebnis genießen zu können. Bleibt dieser Genuss dann aus und entwickelt sich der Dreier vielleicht sogar zu einer unschönen Erfahrung, kann es gut sein, dass dein Partner sich selbst und/oder dir danach starke Vorwürfe macht. Auch das kann für eure Partnerschaft belastend und gefährlich werden. Dein Partner sollte ebenso wie du über alles, was für und alles, was gegen einen Dreier spricht, Bescheid wissen und in Ruhe abwägen können. Mache ihm klar, dass du nicht erwartest, dass er dir zuliebe Grenzen und Ängste zu übergehen versucht, die nun mal existieren und vermutlich auch ihre Berechtigung haben.
Aber lass uns einen Schritt nach dem anderen machen. Womöglich fragst du dich zunächst einmal, wie du deinem Partner überhaupt eröffnen solltest, dass du nicht nur Fantasien von Sex zu dritt hast, sondern diese auch in die Tat umsetzen möchtest? Hält er dich dann vielleicht für gestört? Oder wäre er gekränkt, weil er durch deinen Wunsch den Eindruck gewinnt, er würde dir im Bett nicht mehr reichen, um dich zu befriedigen?
Es ist vernünftig, wenn du vorher überlegst, wie dein Partner am wahrscheinlichsten auf deinen Vorstoß reagiert. Besteht überhaupt eine realistische Chance darauf, dass er darauf eingeht? Ist er für solche Dinge aufgeschlossen oder liegt bei ihm einer der Gründe vor, die einen dazu neigen lassen, von Dreiersex lieber Abstand zu nehmen?
Wenn du dir von Anfang an ausrechnen kannst, dass ein solcher Vorschlag deinen Partner eher verstören dürfte, kannst du dir dieses Wagnis auch sparen. Und wenn du deinen Partner in dieser Hinsicht so gar nicht beurteilen kannst, ist eure Beziehung auf sexueller Ebene womöglich noch nicht tief und solide genug, als dass ihr euch auf dieses Abenteuer einlassen solltet.
Eine Alternative bestünde darin, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.