Sharon York

Die HexenLust Trilogie | 3 Erotische Romane


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»... er ist zurück!«

      Anscheinend waren de la Croxs Bedenken mehr als gerechtfertigt. Nachdem ich meine Hände trockengerieben und mehr schlecht als recht gereinigt hatte, rief ich in der Zentrale an und meldete den Vorfall. Alles wurde akribisch protokolliert, man würde ein Reinigungsteam schicken, das die Wohnung säuberte und darauf achtete, dass die Menschen neue Erinnerungen erhielten, falls jemand etwas von dieser kleinen Auseinandersetzung mitbekommen hatte. Auch wenn die Hexen in der Reinigungsabteilung äußerst gut im Manipulieren von Gedächtnissen waren, war Madame de la Crox doch alles andere als begeistert, wenn sie angefordert wurden. Wenn es nach ihr ging, würden alle Einsätze mit höchster Diskretion durchgeführt werden. Zumindest wurde sie nicht müde, dieses bei jeder Lagebesprechung zu betonen.

      Ein Geräusch im Schlafzimmer riss mich aus meinen Überlegungen. Hastig lugte ich um die Ecke. Zwischen den beiden Erdhügeln und der von Dreck bespritzter Kleidung Creepys raschelte es irgendwo. Ich spähte durch den Raum, bis ich wieder das winzige Geräusch vernahm. Sofort fiel ich auf den Boden und blickte unter das Bett. Tatsächlich!

      Zwischen einigen Staubschichten kauerte ein kleines, weißes Fellknäuel. Anscheinend hatte sich im Trubel sein Käfig geöffnet und es war hierhin geflüchtet. Mit hoffnungsvoller Naivität streckte ich die Hand aus. Zuerst machte es keine Bewegung, doch irgendwann drehte es das zuckende Näschen und hoppelte zaghaft auf mich zu. Mehrmals beschnupperte es meine Hand, bis ich es zärtlich greifen und auf den Arm heben konnte. Sofort kuschelte es sich an meine Bluse. Irgendetwas musste ich an mir haben, dass es mir sofort sein Vertrauen schenkte. Im selben Moment war mir das Schicksal des kleinen Tieres bewusst, wenn das Reinigungsteam hier eintraf. Ich rümpfte kurz die Nase, fackelte nicht lange und verließ mit dem Kaninchen und seinem großräumigen Käfig die Wohnung.

      Die Nacht war nun über die Stadt hereingebrochen, als ich auf die Straße trat. Was für ein interessantes Bild ich abgeben musste. Mit dunklen Dreckspritzern übersät ging ich zu meinem schwarzen SLK und setzte meinen neuen Begleiter auf dem Beifahrersitz ab.

      Da war es wieder! Dieses ungute Gefühl, diese aufkommende Unsicherheit. Während ich vorsichtig die Beifahrertür schloss, drehte ich mich um und spähte ins Schwarze. Es musste nun zweiundzwanzig Uhr durch sein. Überall waren Menschen – auf dem Weg zur nächsten Party oder Pärchen, welche die glitzernde Oberfläche des Wassers genießen wollten.

      Der zunehmende Mond spiegelte sich leicht wiegend im Hudson, doch ich konnte auf der Straße nichts ausmachen, was meine Empfindungen erklären würden. Ich wandte meinen Blick nach oben. Keine Ahnung, warum Vampire, diese hässlichen, stinkenden und total überbewerteten Wesen, immer die Dächer für ihre nächtlichen Trips benutzten, aber auch dort war niemand zu sehen.

      Die George-Washington-Brücke war hell erleuchtet und thronte über dem Fluss. Ich musste meinen Blick verschärfen, als ein heller Punkt dort herausstach. Ein junger Mann in einem weißen Hemd und noch helleren Haaren schien mich zu fixieren. Von ihm ging eine unheimliche Anziehung aus, deren Wirkung ich mir nicht erklären konnte. Es war, als würde er mit mir durch ein unsichtbares Band sprechen und mich zu ihm hinziehen. Wir standen keine einhundert Meter auseinander, doch aus irgendeinem Grund vermochte er, mir tief in meine Seele zu blicken. Er traf dort einen Teil, den ich nur allzu gern vor mir selbst verbergen würde. Er schien Sachen zu sehen, die ich mir selbst nicht eingestehen wollte. Ein Schauer lief über meinen Rücken und zauberte eine Gänsehaut. Für einen Moment schien die Welt stillzustehen und während dieses Herzschlages war ich bei ihm auf der Brücke. Ich konnte den Duft seiner Haut atmen, ihre Wärme spüren. Mein Verstand verlor sich in seinen Augen. Er nahm mein Gesicht in beide Hände, kam mit den Lippen ganz nahe an meine. Ich wollte ihn küssen, seine Hände berühren. Langsam schloss ich die Augen ...

      Irgendwo krachte eine Bierflasche und lenkte meine Aufmerksamkeit nur für eine Sekunde von der Person ab. Doch als sich mein Blick wieder auf die Brücke richtete, war er verschwunden. Ich hatte mit meinen vierundzwanzig Jahren schon einiges in der magischen Welt erlebt, aber so etwas war selbst mir noch nicht untergekommen. Ich zog die Nase hoch, sah mich noch einmal um und stieg schließlich in meinen Wagen ein. Es war Zeit für den angenehmen Teil des Abends, den ich mir – gelinde gesagt – auch verdient hatte.

       ... dann das Vergnügen

      Ohne große Eile steuerte ich meinen Wagen in Richtung Midtown. Meine Gedanken malträtierten mich noch einige Minuten, dann wischte der Fahrtwind meine Bedenken beiseite. Obwohl tagsüber brütende Hitze über der Stadt lag, wehte nachts eine kühle Brise und ich schloss das Wagendach. Auf der 5th Avenue waren die Massen bereits in Bewegung. Die Prunkstraße präsentierte sich in festlichem Gewand, als ich das Flatiron Building passierte. Ich schmunzelte in mich hinein, als mir Trivialwissen zu dem Bügeleisengebäude einfiel. Die aerodynamische Form des Gebäudes führte dazu, dass sich in den Straßen starke Luftströmungen bildeten. Frauen mussten daher aufpassen, dass ihre Röcke nicht hochgeweht wurden. Es heißt, dass in den frühen Tagen des Gebäudes Männer extra zu dem Gebäude kamen, um den damals seltenen Anblick unbedeckter Frauenbeine erhaschen zu können. Mittlerweile brauchten sie das nicht mehr, nackte Frauen gab es im Internet zuhauf und sie gingen lieber direkt auf die Jagd.

      Ich ließ meinen Blick schweifen. Die Menschen suchten sich laut johlend einen guten Platz in der Bar oder der nächstgelegenen Diskothek. Früher saß ich mit ihnen oft da. Doch heute Abend war dies nicht mein Ziel.

      Zum Glück entdeckte ich eine freie Parklücke auf der breiten Straße. Doch meine Freude war nur von kurzer Dauer. Gerade als ich den Blinker setzen wollte, schoss ein dicker Audi heran. Leider war ich heute nicht für solche Scherze aufgelegt und flüsterte einen Zauber.

      Doch nichts passierte. Keine Magie durchströmte meinen Körper und der Audi war bereit zum Einparken. Im nächsten Moment bemerkte ich, wie erschöpft ich eigentlich noch immer von diesem mächtigen Erdzauber war. Ich musste mich stark konzentrieren, um tief in den Geist des Fahrers einzudringen und ihm zu suggerieren, dass die Parklücke nicht frei war. Er würde zwar in den nächsten Minuten ein ziemlich kontroverses Gespräch mit seiner weiblichen Begleitung haben, doch das sollte nicht meine Sorge sein. Als hätte er es sich im letzten Moment anders überlegt, setzte er zurück und fuhr weiter.

      Müde, aber zufrieden, atmete ich durch. Ich sollte wirklich mit meiner Magie besser haushalten. Ruhig versuchte ich rückwärts einzuparken, was mir vollends misslang. Die anderen Verkehrsteilnehmer standen bereits in einer kleinen Schlange hinter mir, als ich den Benz schließlich doch mit der Schnauze voran in die Lücke gleiten ließ. Ich hasste es, wenn ich solche Chauvi-Klischees auch noch erfüllte.

      Meinen neuen, flauschigen Freund ließ ich für diesen Moment im Stall, streichelte ihn durch die Öffnung mehrmals über seine eng anliegenden Ohren.

      »Bin gleich wieder da, Sweety.«

      Ich stieg aus. Mir schlug die frische Luft ins Gesicht und ich ließ meinen Blick schweifen. Prada, Chanel, Hugo Boss – eine nach der anderen reihten sich die Edelboutiquen aneinander. Ich schaute in die Schaufenster und schrieb mir ein paar himmlische Kleider auf meine interne Wunschliste. Endlich entdeckte ich den kleinen Antiquitätenhändler in der 5th Avenue, Nr. 500 im Erdgeschoss. Zwischen all den Hochglanzgeschäften wirkte er hier fehl am Platz. Besonders, weil die Fassade urig wirkte, fast alt, als hätte man den Laden aus dem 19. Jahrhundert herausgerissen und hier aufgestellt.

      Mein Mundwinkel zog sich amüsiert nach oben, als ich bemerkte, dass ich damit wahrscheinlich gar nicht so falsch lag. Ich sollte wissen, dass die bemalten Teller, die verschnörkelten Tassen und die antiken Bücher nicht wirklich das Tagesgeschäft ausmachten. Kein Name prangte über dem Geschäft, jedoch brannte innen noch Licht und ich trat ohne zu klopfen einfach ein. Eine Klingel kündete von meinem Erscheinen.

      »Einen Moment!«, ertönte eine sanfte Stimme aus dem hinteren Teil des Raumes. Er war wahrscheinlich wieder in einem seiner dicken Wälzer versunken, übersetzte gerade etwas auf Altaramäisch oder wickelte seine Geschäfte ab, dachte ich und lenkte meinen Blick auf die Nachbildung eines Dolches. Auf einem kleinen Schild unter der Waffe stand in alter Schrift: »Saladin, der siegreiche Herrscher«. Ich ging in die Knie, um die Klinge genauer unter die Lupe zu nehmen und in diesem Moment wurde mir klar, dass dieser Dolch tatsächlich