Patricia Vandenberg

Im Sonnenwinkel Classic 45 – Familienroman


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es nicht zu demonstrieren, Sandra«, erwiderte er zärtlich.

      Und jeder konnte es sehen! »Sie sind ein Traumpaar«, sagte Ricky Rückert, geborene Auerbach, zu ihrem Mann Fabian.

      »Wir etwa nicht?«, fragte er verschmitzt. »Und da kommt das nächste.«

      Nicht nur Ricky blickte zum Eingang, wo jetzt Claudius Röttgen und Eva erschienen.

      »Sie ist entzückend«, bemerkte Ricky, »aber an ihm stört mich etwas.«

      Das Gleiche dachte Sandra Münster, als Claudius sich über ihre Hand neigte, ein vollendeter Kavalier, an dem es eigentlich nichts auszusetzen gab, doch es störte sie, wie er sie ansah.

      »Sie werden mir doch nicht böse sein, dass ich meine Freundin mitgebracht habe, gnädige Frau!«, sagte Claudius.

      Auch das störte sie. Sandra fand Eva ebenfalls reizend, und nun war sie besonders herzlich zu ihr.

      Gewiss waren Sandra, Ricky und Eva nicht die einzigen schönen Frauen in dieser Gesellschaft, aber irgendwie stachen sie hervor, jeder in ihrer besonderen Art.

      »Drei Grazien«, sagte Professor Werner Auerbach zu seiner Frau Inge, die dazu lächelte.

      »Wiederhole das morgen bitte nicht vor Bambi«, entgegnete sie, »sonst hat sie wieder etwas, was sie tagelang beschäftigt. Das also ist der junge Röttgen.«

      »Woher kennst du ihn?«, fragte Werner Auerbach irritiert.

      »Aus den Illustrierten. Der Playboy, der Schlagzeilen macht.«

      »Schade um dieses süße Mädchen«, meinte Werner Auerbach.

      »Wer ist diese junge Dame?«, fragte im gleichen Augenblick Lothar Dressler seinen Freund Carlo Heimberg.

      »Welche?«

      »Die im grünen Kleid.«

      »Keine Ahnung. Eine unbekannte Schöne. Aber Sandra wird dir Auskunft geben können. Ist sie nicht ein bisschen jung für dich, Lothar?«

      Der Mann mit der graumelierten Künstlermähne schien das gar nicht zu hören.

      »Das wäre ein Modell«, sagte er gedankenverloren.

      Eva überfiel eine unerklärliche Befangenheit, als Lothar Dressler ihr später von Sandra vorgestellt wurde. Sie fühlte sich von diesen glasklaren und doch so warmen Augen durchbohrt. Es war ihr, als würde dieser Mann sie bis ins Innerste durchschauen.

      Claudius tanzte mit Sandra, von Felix Münsters eifersüchtigen Blicken verfolgt.

      »Ich wusste nicht, dass Felix Münster eine so zauberhafte Frau hat«, bemerkte er.

      »Nun wissen Sie es«, erwiderte Sandra gelassen.

      Wenn es nötig war, konnte sie eiskalt sein. Dieser Draufgänger, dachte sie. Weiß diese reizende kleine Person eigentlich, mit wem sie sich da eingelassen hat?

      Über Claudius Röttgens Schulter hinweg sah sie Eva bei Lothar Dressler stehen. Sie unterhielten sich jetzt angeregt, und darüber konnte sich Sandra gar nicht genug wundern, denn Lothar Dressler war kein geselliger Mensch.

      »Mein Vater weiß nicht, dass ich Eva hierher mitgenommen habe«, sagte Claudius jetzt. »Es hat sich so ergeben.«

      »Diesbezüglich haben Sie guten Geschmack bewiesen, Herr Rängen.«

      Es klang anzüglicher, als Sandra beabsichtigt hatte, aber Claudius nahm es gelassen hin.

      »Es freut mich, dass Sie Eva akzeptieren. Mein Vater würde es wohl nicht tun. Sie ist Tänzerin.«

      Sandra machte nur eine kurze Umdrehung, dann blieb sie stehen.

      »Sie ist eine junge Dame«, äußerte sie kühl. »Bitte, verstehen Sie, dass ich mich jetzt wieder um unsere Gäste kümmern muss.«

      Alles in allem wurde es ein sehr gelungener Abend. Ziemlich spät waren noch Dr. Allard von der Sternseeklinik und seine Frau Sabine gekommen. Sie saßen dann mit Ricky, Fabian und Eva in einer improvisierten Birkenlaube beieinander, während sich Felix Münster mit Claudius Röttgen unterhielt und Sandra eine Ruhepause an dem Tisch einlegte, an dem ihre Mutter, Carlo, Lothar Dressler und die Auerbachs saßen.

      »Liest Felix jetzt dem jungen Röttgen die Leviten, weil er dich beim Tanzen so an sich gedrückt hat, Sandra?«, fragte Carlo Heimberg scherzend.

      »Dieser Playboy«, meinte Sandra verächtlich. »Manchmal stimmt der Klatsch.«

      »Diese kleine Eva ist zu schade für ihn«, äußerte Lothar Dressler gedankenvoll.

      »Sie haben recht, Herr Dressler«, pflichtete Sandra ihm bei.

      Aber sie liebt ihn, ging es Inge Auerbach durch den Sinn, und als sie Marianne Heimberg ansah, wusste sie, dass diese das Gleiche dachte.

      *

      Als Eva sich von Sandra verabschiedete, ergab es sich, dass sie noch ein paar Worte wechseln konnten.

      »Es würde uns sehr freuen, wenn wir Sie wieder einmal bei uns sehen könnten, Eva«, bemerkte Sandra.

      »Sie waren alle sehr liebenswürdig«, entgegnete Eva verlegen. »Ricky hat mich auch schon eingeladen.«

      »Machen Sie Gebrauch davon. Sie müssen unseren Sonnenwinkel einmal bei Tage kennenlernen. Es wird Ihnen gefallen. Wollen Sie nicht noch einen Tag bleiben?«

      »Es geht leider nicht«, erwiderte Eva leise.

      Sandra wusste selbst nicht zu erklären, warum sie darauf sagte: »Unser Haus steht Ihnen jederzeit offen. Erinnern Sie sich daran.« Und später, als sie dann heimfuhren, gestand sie ihrem Mann: »Ludwig Röttgen tut mir leid, aber diese kleine Eva noch mehr. Er wird ihr das Herz brechen.«

      »Ludwig Röttgen?«, fragte Felix müde.

      »Sein Sohn, mein Schatz. Das wird einer sein. Diesen Typ habe ich noch nie leiden können.«

      »Das wird gut sein. Du bist meine Frau«, murmelte er.

      Sandra, die am Steuer saß, bremste.

      »Schlaf jetzt nicht ein, wir sind zu Hause.«

      »Gott sei Dank! Die nächsten zehn Jahre passiert nichts mehr«, sagte Felix.

      »Gar nichts?«, fragte sie.

      »Keine Party.«

      »Sie war ein Erfolg, Schätzchen.«

      »Du bist süß, Schätzchen«, kam das Echo.

      »Du hast einen Schwips«, lachte Sandra.

      »Mit jedem muss man prosten. Es ist fürchterlich«, stöhnte Felix. »Der gute Ludwig Röttgen hätte es sich wohl nicht träumen lassen, dass er mal eine solche Schwiegertochter bekommt.«

      »Hat er das gesagt?«, fragte Sandra staunend.

      »Wer?«

      »Der Junior natürlich.«

      »Gesagt hat er es nicht, aber er wird doch nicht so blöd sein und dieses Mädchen laufen lassen.«

      »Wie ich ihn einschätze, ist er so blöd, so arrogant und selbstherrlich. Er hält sich für unwiderstehlich.«

      »Intelligent ist er aber auch. Er könnte allerhand auf die Beine bringen, wenn er ernsthaft wollte.«

      »Er könnte, wenn er wollte«, wiederholte Sandra spöttisch. »Aber er will nicht!«

      *

      Eva war nach diesem Abend wie verändert, was Claudius zu der Bemerkung veranlasste, dass ihr der Ausflug in die Hautevolee wohl nicht bekommen sei. Sein Sarkasmus versetzte ihr einen schmerzhaften Stich.

      »Es war nicht das erste Mal, dass die kleine Tänzerin ein solches Fest besuchte«, erwiderte sie trotzig, »aber ich habe noch nie so interessante und zugleich liebenswerte Menschen getroffen.«

      »Mit