Holly Summer

Das Holly Summer Lesebuch


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ich gerade noch in den Waschräumen empfunden habe, ist wie weggewischt und jetzt ärgere ich mich, diesen Fetzen überhaupt angezogen zu haben. Bin ich denn total verrückt geworden?

      Ich kann die Männer im Spiegel vor mir beobachten, wie sie scherzend zu mir schauen. Jetzt stehen zwei von ihnen auf und kommen auf mich zu. Ich will schnell die Bar verlassen und krame in meiner Handtasche, um das Geld für den Drink auf den Tresen zu legen. Aber leider zu spät. Der eine stellt sich rechts von mir an die Bar, der andere quetscht sich auf der anderen Seite zwischen die Barhocker.

      »So allein?«

      »Das kann man in einer voll besetzten Bar wohl nicht behaupten«, antworte ich reserviert, drehe mich erst gar nicht um und starre weiter geradeaus auf das Regal mit den Flaschen vor dem Spiegel. Ich hoffe, sie haben verstanden und verschwinden wieder.

      »Für 20 Piepen, Bunny, kannst du mir einen blasen.« Dabei zieht er einen Geldschein aus seiner Hosentasche und wedelt damit vor meinem Gesicht herum.

      Ich ziehe scharf die Luft ein und verziehe angeekelt das Gesicht. Das darf doch nicht wahr sein. Mal ganz abgesehen davon, dass ich diesen widerlichen Typen nicht mal mit der Kneifzange anfassen würde, läuft es mir eiskalt den Rücken herunter, wenn ich mir vorstelle, ihn mit meinem Mund an einer Stelle zu berühren, die in mir nur einen Würgereiz hervorruft. Ich kenne die Preise in der Branche nicht, aber für lumpige 20 Dollar kann er nicht mal erwarten, dass ich es ihm mit der Hand besorge, geschweige denn, meine Lippen um seinen Schwanz lege. Allein der abgestandene Zigarettengeruch, der ihn umgibt und der ihm bei jedem Wort aus dem Mund schleicht, vermischt mit Schweiß, der an seinem Körper klebt, und den Ausdünstungen des Alkohols, ekelt mich an. Jetzt legt er seine große, raue Hand auf meine Schulter und lässt seine Finger über meine nackte Haut wandern. Unter der Gänsehaut, die sich sofort ausbreitet, zucke ich angewidert zusammen.

      Jetzt reicht es!

      Holly Summer

       Dark Guardian

      Boston Bad Boys Band 2

      »Elijah?«, rufe ich laut in den Flur, dabei hüpfe ich unbeholfen auf einem Bein aus der Tür meines Schlafzimmers, während ich die flachen Schuhe überstreife.

      Der Duft von frischem Kaffee steigt mir verführerisch in die Nase. Aber ein Blick auf meine Armbanduhr genügt, um mir darüber klar zu werden, dass aus einem gemütlichen Frühstück mit Elijah heute nichts werden wird. Ich bin spät dran. Fast wäre ich in meiner Eile auf der vorletzten Treppenstufe hängen geblieben und murmle wilde Verwünschungen. Verdammter Stromausfall letzte Nacht! An der Tür stecke ich den Kopf zur Küche hinein. Elijah steht mit der Hüfte schwingend am Herd und wippt im Takt der Musik aus dem Radio mit.

      »Eliiiijjjaaah«, rufe ich ihn laut und wild mit der Hand fuchtelnd. Endlich dreht er sich zu mir um und stellt das Radio leise.

      »Guten Morgen, Süße. Du bist spät, hast du mal auf die Uhr geschaut?«

      »Das weiß ich selbst«, stöhne ich. Wäre Elijah nicht der beste Freund, den man sich wünschen kann, würde ich ihm seinen Sarkasmus übel nehmen. Aber ihm böse zu sein, ist genauso, als wollte man den Mond vom Himmel holen: unmöglich.

      »Mein Wecker war aus. Wir hatten letzte Nacht einen Stromausfall, falls du es nicht bemerkt haben solltest. Du hättest mich ruhig wecken können«, halte ich ihm vor und betrete die Küche.

      »Sorry, Süße.«

      »Schon gut. Ich nehme dein Rennrad, okay? Mit dem Bus schaffe ich es nicht mehr.« Das ist eigentlich keine Frage, sondern eine Feststellung.

      »Ich würde dich gerne fahren, aber ich erwarte jeden Moment den Handwerker, damit endlich diese verdammte Treppenstufe repariert wird. Also gut, nimm das Rennrad. Es ist gestern Nacht spät geworden bei mir, wir hatten Ärger im Club«, teilt er mir mit, während er geschäftig in der Pfanne rührt. Ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch, aber sein Bericht muss bis heute Abend warten.

      »Lass uns später darüber reden, okay? Und mach dir keine Gedanken, mit dem Rad bin ich ohnehin viel schneller im Büro. Ich nehme einfach die Abkürzung durch den Park.«

      »Okay, aber pass auf, dass es nicht geklaut wird«, sagt er und wendet das Omelett in der Pfanne.

      »Ich lass doch dein heiß geliebtes Rennrad nicht auf der Straße stehen. Was denkst du denn von mir? Ich stelle es natürlich in den Hausflur«, verspreche ich ihm.

      Der Geruch von geschmolzenem Käse und frischen Tomaten steigt mir verführerisch in die Nase. Elijah ist ein fabelhafter Koch. Seit ich nach der Trennung von meinem Ex vor einem Monat bei ihm eingezogen bin, habe ich sicher schon ein Kilo zugenommen. Darüber sollte ich eigentlich glücklich sein, denn die Trennungsphase war alles andere als leicht. Sechs Jahre streicht man nicht einfach so aus dem Leben. Auch wenn Sean, mein Ex, sich wie ein verficktes Arschloch verhalten hat, habe ich immer noch Gefühle für ihn. Als ich erfahren musste, dass er schon seit über einem Jahr ein Verhältnis mit einer anderen Frau hatte, brach eine Welt für mich zusammen.

      Vielleicht hätten wir unsere Beziehung noch kitten können, doch die Situation, in der er sich jetzt befindet, hat das unmöglich gemacht. Zwar versprach er mir hoch und heilig, sein Verhältnis zu beenden, aber das wollte ich nicht. Von dem Baby, das er mit ihr hat, kann er sich schließlich nicht so einfach trennen.

      Als ich das Bild von seinem Kind sah, gab es für mich nur noch eins: Meine Koffer packen und ausziehen. Einen glatten Schlussstrich ziehen, auch wenn es noch so sehr wehtat. Seitdem wohne ich bei Elijah in seinem Haus, aber über kurz oder lang muss ich mir eine eigene Wohnung suchen und meine Möbel bei Sean abholen.

      Elijah und ich haben uns vor einigen Jahren kennengelernt, er hatte meinem Ex und mir Jobs als Bedienungen in seinem Nachtclub angeboten. So konnten Sean und ich uns trotz des Studiums die schöne Wohnung leisten, in der ich so glücklich war. Jetzt quält mich der Gedanke an unser Zuhause nur noch. Ich konnte es nicht mehr ertragen, dortzubleiben. Dort, wo mich alles an unsere gemeinsame Zeit erinnerte.

      Für manche Menschen mag es merkwürdig klingen, mit einem schwulen Nachtclubbesitzer zusammen zu wohnen, dessen Körper über und über mit Tattoos bemalt ist. Meine Eltern würden die Nase darüber rümpfen, wenn sie wüssten, dass ich nicht mehr mit Sean zusammen bin und stattdessen im Haus eines Mannes lebe, der ein ziemlich ungeordnetes und zügelloses Leben führt und auf Konventionen und Vorurteile pfeift. Aber gleichzeitig ist Elijah der liebevollste Mensch, den ich hier in Boston kenne, ein wirklicher Freund.

      Meine Eltern wissen noch nichts von der Trennung von Sean und seinem Doppelleben.; Ich muss es ihnen endlich sagen. Spätestens nächsten Monat kommt es sowieso raus, denn meine Mom feiert ihren fünfzigsten Geburtstag, und dann erwartet sie, dass ich mit Sean bei ihr aufkreuze. Er war für sie immer der perfekte Schwiegersohn, und wenn es nach ihr ginge, wären wir sicher schon verheiratet. Es wäre unfair, wenn ich es ihr nicht vorher sage.

      Schnell schiebe ich, nicht zum ersten Mal, diese negativen Gedanken zur Seite und angele nach dem Brötchen, das Elijah sich aufgeschnitten und mit Butter bestrichen hat. Er zieht lächelnd eine Augenbraue hoch und haut mir leicht auf die Finger.

      »Hab dich auch lieb«, rufe ich ihm zu und sehe nur noch seinen gespielt tadelnden Gesichtsausdruck, als ich mich umdrehe und herzhaft in das Brötchen beiße.

      »Sunday?«, pfeift er mich zurück.

      »Ja?«, sage ich undeutlich mit vollem Mund.

      »Pass auf mein Rennrad auf«, warnt er mich schmunzelnd mit erhobenem Holzlöffel.

      Lächelnd werfe ich ihm einen Kuss zu, bevor ich das Haus verlasse und mich auf den Weg ins Büro mache.

      Meinen Beruf als Immobilienmaklerin liebe ich sehr, ich hatte schon immer eine Schwäche für schöne Häuser. Sobald ich ein