Friederike von Buchner

Toni der Hüttenwirt 259 – Heimatroman


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und beherrscht einige Sportarten gut. Du hast mir mal erzählt, dass du Golf spielst und Tennis. Du kletterst seit deiner Jugend. Rad gefahren bist du auch. Während die meisten Schüler mit dem Bus nach Kirchwalden gefahren sind, bist du geradelt.«

      »Das ist schon eine Weile her, Toni. Glänzen kann ich mit meinen sportlichen Leistungen nicht mehr. Es ist alles schon zu lange her. Moni will heute Nachmittag um den Bergsee laufen. Da habe ich mich aufgedrängt. Ich hoffe, ich sehe sie.«

      »Alex, ich würde mich dir gern noch länger annehmen. Aber es ist viel zu tun. Denke nicht so viel. Verlass dich auf dein Herz! Monika ist ein liebes Madl. Sie ist nicht kompliziert. Damit meine ich, sie ist kein Madl aus der Münchner Schickimicki-Szene.«

      Toni stand auf. Alex erhob sich ebenfalls.

      »Sie denkt auch über eine eigene Praxis nach, Toni.«

      »Das ist doch nicht schlecht. Einen Zahnarzt haben wir nicht mehr, seit dein Onkel die Praxis aufgegeben hat.«

      »Siehst du, Toni, jetzt machst du Pläne.«

      »Warum nicht?«

      Alex seufzte. »Weil ich sie für mich gewinnen will. Was mit der Praxis ist, ist mir gleich. Verstehst du?«

      Toni grinste. »Alex, du gibst dich Illusionen hin. Wenn du mit ihr zusammenkommst, kannst du nicht verhindern, dass dein Onkel ihr die Praxis anbietet.«

      »Das weiß ich und das macht es so schwer. Verstehst du mich?«

      »Ja, aber du befindest dich auf dem Holzweg, Alex. Ich sage dir etwas. So wie ich Monika einschätze, wird sie sich nicht mit einem Burschen einlassen, nur um an die Praxis seines Onkels zu kommen.«

      »Wieso bist du dir so sicher?«, fragte Alex.

      Toni dachte daran, was Monika über ihre Arbeit bei Dr. Jürgen Haber, seinen Antrag und seine Praxispläne erzählt hatte. Das behielt er aber für sich. Stattdessen sagte er: »Alex, wie du richtig erkannt hast, ist Moni ein fesches Madl. Wenn sie in eine Praxis hätte einheiraten wollen, dann hätte sie längst in München einen ledigen Kollegen erobert. Aber sie ist allein.«

      »Das ist ein Argument«, sagte Alex nachdenklich.

      Toni legte ihm die Hand auf die Schulter.

      »So, ich muss wirklich arbeiten, Alex. Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen. Tue einfach das, was dir dein Herz rät!«

      Alex bedankte sich und verabschiedete sich.

      Der alte Alois hatte von Weitem das Gespräch mitgehört. Er grinste.

      »Alois, warum grinst du?«, fragte Toni.

      »Weil es vielleicht so kommt, wie Adam es sich gedacht hatte. Er hatte sich gewünscht, dass eine junge ungebundene Zahnärztin die Praxis übernimmt. Alle männlichen Interessenten hatte er abgelehnt.«

      Toni lachte. »Der alte Fuchs! Jetzt verstehe ich, warum sich Alex solche Gedanken macht.«

      »Sie wären ein schönes Paar.«

      »Das stimmt, Alois, und eine Zahnärztin in Waldkogel zu haben, würde allen gefallen.«

      »Dann muss man eben ein bisserl nachhelfen«, blinzelte ihm der alte Alois zu. Er nahm Toni zur Seite und flüsterte ihm etwas zu.

      »Das ist eine sehr gute Idee, Alois! Das müsste sie überzeugen.«

      Toni und Alois grinsten. Sie waren sich einig.

      Toni ging ins Wohnzimmer, um ungestört mit seinem Freund Doktor Martin Engler zu telefonieren.

      *

      Es war noch früh am Vormittag, als Leander den Biergarten betrat. Er setzte sich an einen Tisch, der etwas abseits lag, und ließ sich ein kleines Bier bringen, das er gedankenverloren anstarrte, ohne zu trinken.

      »Sag mal, hast du heute Scheuklappen auf?«, fragte plötzlich eine Frauenstimme neben ihm. Seine Freundin Nadine umarmte und küsste ihn, bevor sie sich mit an seinen Tisch setzte.

      »Scheuklappen, wieso?«

      »Weil ich dir von ganz dahinten zugewinkt habe. Oder hast du nach einem anderen Madl gesehen?«, forderte sie ihn heraus. Sie drohte ihm lächelnd mit dem Finger. »Ich warne dich! Ich kann sehr eifersüchtig sein. Ich will dich behalten.«

      »Was redest du da wieder für einen Unsinn, Nadine«, murrte Leander.

      »Oh, der Herr hat schlechte Laune«, bemerkte sie.

      »Schlechte Laune ist untertrieben. Sag mal, was hat sich dein Vater dabei gedacht?«, presste Leander ärgerlich hervor.

      Nadine ließ sich nicht irritieren. Sie lächelte ihn an.

      »Ah, dann hat er schon mit dir gesprochen. Das dachte ich mir schon, nach deiner SMS, dass du mich sofort treffen willst. Und bist du nicht zufrieden?«

      Sie schlug kurz gekonnt die Augen nieder, aber Leander wusste, sie spielte ihm nur etwas vor.

      »Ich gebe gern zu, dass ich Papa etwas bearbeitet habe. Ich sagte ihm, er soll dir eine neue Aufgabe geben, bei der du mehr verdienst, sonst müsste ich noch Jahre auf deinen Antrag warten. Du seiest eben ein Mensch mit Prinzipien, sagte ich ihm. Du willst nichts von mir annehmen, dabei habe ich es doch. Es ist doch egal, wer mehr Geld in die Haushaltskasse bringt. Aber davon wolltest du nichts hören«, sprudelte Nadine hervor. »Da dachte ich, ich manage die Sache.«

      Diese Worte hoben nicht gerade Leanders Stimmung.

      »Nadine, ich mag nicht, dass du dich da einmischst.«

      »Das ist doch Unsinn. Ich habe es gut gemeint. Ich weiß doch, dass du Hemmungen hast, meinen Papa um mehr Gehalt zu bitten. Wie ist es denn gelaufen?«

      Leander winkte die Bedienung herbei und bestellte etwas zu Essen. Nadine wollte nichts. Sie hatte gefrühstückt. Leander trank morgens nur eine Tasse Kaffee und nahm später etwas zu sich.

      Er wartete, bis sich die Bedienung entfernt hatte.

      »Nadine, ich weiß, dass du mich in dem Punkt nicht verstehst. Kannst du nicht akzeptieren, dass ich nicht befördert werden wollte, weil du und ich zusammen sind? Das gibt doch nur Spannungen in der Redaktion. Du hättest die Kollegen und Kolleginnen sehen sollen, als dein Vater es verkündete. Klar haben sie alle artig geklatscht, mich beglückwünscht und so weiter. Aber ich habe es zufällig gehört, als ich an der Teeküche vorbeigekommen bin, wie sie darüber denken. Ich wollte das nicht. Der alte Willy geht bald in Rente. Er hat mich immer gefördert. Wenn ich danach seinen Platz übernehmen würde, das wäre okay.«

      »Aber so ist es doch besser oder? Außerdem ist es gut so. Jetzt kann einer deiner Kollegen Willys Nachfolge antreten. Deine neue Stelle ist außer Konkurrenz. Du kannst dir eine völlig neue Abteilung aufbauen. Papa hat mir versprochen, dir freie Hand zu lassen. Er ist sich auch im Klaren darüber, dass die neue Beilage eine Weile braucht, bis sie sich am Markt platziert hat. Du kannst schalten und walten, wie du willst. Deshalb dachte ich, du würdest dich freuen. Es ist eine neue Redaktionsabteilung. Niemand kann dir nachsagen, dass du die Leiter hochgefallen bist, nur weil wir zusammen sind. Natürlich trägst du auch das Risiko, falls die Beilage von den Lesern nicht angenommen wird. Aber ich vertraue auf dich. Das wird alles wunderbar werden. Freue dich doch!«

      Die Brotzeit wurde gebracht. Leander fing an zu essen.

      »Natalie, ich frage mich, ob du mich wirklich kennst und liebst, so wie ich bin?«

      Für einen Augenblick erschrak Natalie. Aber dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle.

      »Natürlich kenne ich dich, liebster Leander. Du bist der Mann, den ich liebe. Mit dem ich mein Leben verbringen will. Ich kenne dich sehr gut. Du bist forsch, was die Angelegenheiten anderer betrifft. Nur wenn es um deine eigenen persönlichen Belange geht, bist du schüchtern und sehr zurückhaltend. Deshalb wollte ich dir etwas unter die Arme greifen. Wie heißt es? ›Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine kluge Frau‹, richtig?«

      Leander aß und schwieg.