haben. Wenn sie nicht länger unter der Kontrolle des Herzogs war, konnte sie ihn anflehen sie zurückzunehmen. Bis dahin musste sie still bleiben. Der Herzog hatte zu viel Macht und konnte sie beide ruinieren.
»Kann schon sein«, sagte Annalise. »Aber erwarte nicht, dass dies das Ende sein wird. Vater mag es nicht zu verlieren.«
Nein, das tat er nicht. Estella betete, dass er es ruhen lassen würde. Zumindest lange genug, so dass sie Kontrolle über ihr Leben erlangen konnte. Dann wäre sie in einer besseren Position sich gegen ihn zu wehren. Eine Träne drohte aus ihrem Auge zu fallen. Sie wischte sie weg, bevor diese sie verraten konnte.
»Das mag sein«, sagte sie. »Aber er hat mich bereits auf die schlimmstmögliche Weise besiegt. Das sollte ihn bis auf weiteres glücklich machen.«
Der Himmel wusste sie wäre weit davon entfernt … Donovan hasste sie jetzt. Welche Chance hatte sie wirklich ihn zurückzugewinnen? Sie hatte seine Liebe gehabt und alles, was sie zu tun gehabt hatte, war sie zu akzeptieren. Er würde nie verstehen, dass sie ihn fortgestoßen hatte, um ihn zu schützen. An seiner Stelle wäre sie wahrscheinlich ebenfalls nicht versöhnlich. Sie würde einfach ihr Leben leben müssen und hoffen, dass die Zeit seine Wunden heilen ließe. Ihre würden schwären und im Laufe der Zeit genug verhärten, so dass sie das tun konnte, was für sie beide notwendig war.
Es war alles, was sie tun konnte—und sie würde es tun. Sie war stark und fähig. Kein Mann, besonders ihr niederträchtiger Stiefvater, würde sie lange unter Kontrolle haben. Ihre Geduld, Unverwüstlichkeit und Intelligenz würden ihr beistehen, bis zu dem Tag, an welchem sie ihn wie den bösen Mann stürzte, der er war.
KAPITEL EINS
Juni 1816
Donovan ächzte und umklammerte die Oberseite seines Kopfs. Was, verfluchte Hölle, prallte andauernd gegen seinen Schädel, versuchte geradewegs einen Weg hindurch zu schlagen? Vielleicht sollte er sich herumrollen und das winzige Biest sich durchsetzen lassen. Was hatte er überhaupt, um dafür zu leben? Sein Leben war nicht viel wert und er hatte es so gut wie aufgegeben jemals wieder Glück zu finden. An den meisten Tagen trank er sich selbst zur Besinnungslosigkeit. Er hatte alle Hoffnung an dem Tag verloren, an welchem Estella ihm das Herz gebrochen hatte. Er war vollständig empfindungslos allem gegenüber und sah keinen Sinn darin sich zu kümmern.
Vielleicht war dies das Problem. Er hatte ziemlich heftig getrunken in der Vergangenheit—na ja, immer. Er konnte sich nicht an das letzte Mal erinnern, als er nüchtern gewesen war. Ehrlich gesagt konnte er sich nicht an das letzte Mal erinnern, wann er sich die Mühe gemacht hatte zu baden. Er musste ziemlich übel riechen. Oh na ja, es ist nicht so, also ob er in nächster Zeit mit einer reizenden Frau ins Bett krabbeln würde. Hatte er nicht das Leben aufgegeben? Er wäre so oder so bald tot.
»Was soll’n wir mit ihm tun?«
Der männliche Akzent ließ wenig Zweifel an seiner Herkunft. Er war überhaupt keiner der vornehmen Sorte. Wahrscheinlich ein Hafenarbeiter … Wohin war er überhaupt gestolpert? Er sollte seine Augen aufmachen und es herausfinden, aber er konnte sich nicht dazu bringen sich zu bemühen. Sein Kopf schmerzte so bereits schon genug.
»Der Käpt’n wird wiss’n, was zu tun is’«, sagte ein anderer Mann.
Was war das? Ein Klub für ungehobelte Hafenarbeiter? Donovan wünschte sich wirklich, dass er sich daran erinnern konnte, was er getan hatte. Er vermutete, dass sie etwas anderes als Hafenarbeiter sein könnten. Soweit er wusste, war er in die Elendsviertel Londons gestolpert. Wie dem auch sei, er hatte Glück, dass er am Leben war. Wenn er darüber nachdachte … Warum hatten sie ihn nicht geradeheraus umgebracht? Das hätte mehr Sinn gemacht.
»Wir sollt’n ihn auslösch’n«, sagte der erste Sprecher. »Käpt’n Estes würde uns dafür dank’n.«
»Biste verrückt?«, fragte der andere Mann. »Estes hasst es, wenn wir Entscheidungen allein treff’n. Das wird uns nich’ gedankt; nur unser eig’nes Leben für uns’re Dummheit verwirkt.«
Nun, das beantwortete ein paar Fragen. Sie hätten ihn wahrscheinlich auf eigene Faust getötet. Wer war dieser Estes? Donovan war nicht ganz sicher, ob er den erhabenen Gentleman treffen wollte—wenn er so genannt werden konnte. Er führte mit Sicherheit ein strenges Schiff. Er hätte darüber gelacht, aber leider schmerzte sein Kopf so bereits genug.
»Hast Recht«, stimmte der Mann zu. »Schau nach ihm und ich geh den Käpt’n such’n.«
Er war also auf einem Schiff. Mist und verdammt … Er hatte gehofft, dass er falsch lag. Es ließ sich nicht sagen, wohin sie steuerten. Warum zum Teufel hatte er sich auf einem verfluchten Schiff versteckt? Was hatte er gedacht würde er erreichen. Er hatte wahrscheinlich nicht beabsichtigt auf diesem verdammten Ding zu sein. Sein Vollrausch hatte ihm in den letzten vergangenen Jahren viel eingebrockt. Dies war nur ein weiteres Abenteuer auf seinem Weg zum Ruin. Vielleicht hätte er wieder auf Besuch ins Manchester Castle gehen sollen. Sein Freund hätte ihm vielleicht geholfen wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Nein, der Graf war selig glücklich. Es war scheußlich und wundervoll zu sehen. Er freute sich für Garrick, wahrlich. Aber konnte nichts gegen den Samen der Eifersucht tun, der aufgekeimt war, als er ihn gesehen hatte, wie er die Liebe seines Lebens gefunden hat und in der Lage war sie zu behalten. Er war kein guter Mann oder Freund. Es war das Beste, wenn er fern blieb.
»Biste wach?«, fragte der Mann und trat ihn dann.
Donovan ächzte: »Ach, leck mich am Arsch.«
Er hatte sich nicht auf die Bastarde einlassen wollen, aber dieser eine würde ihn nicht in Ruhe sterben lassen. Oh na ja, wie spaßig wäre es leise zu gehen? Er war nicht dafür bekannt großartige Entscheidungen zu treffen. Nein, die feine Gesellschaft sprach von ihm als dem goldenen Schelm, oder zumindest haben sie das zu tun gepflegt. Er war diesem Ruf in letzter Zeit nicht gerecht geworden. An den meisten Tagen blieb er Zuhause und trank bis er bewusstlos wurde. Er sah den Grund nicht in der Stadt umher zu gehen, wenn er reichlich Alkohol in seiner eigenen Schatzkammer fand, um die Stunden dahinsiechen zu lassen.
»Lieber nich’, mi Lord«, gab der Mann zurück. »Der Käpt’n wird bald hier sein und Ihr riecht ziemlich streng. Ich würde Euch baldigst über Bord werf’n, aber is’ nich’ an mir die Entscheidung zu treff’n.«
Wie steht’s damit? Er hatte richtig mit seiner Vermutung gelegen. Vielleicht sollte es ihn kümmern, aber es war eine Weile her gewesen. Warum jetzt anfangen? Sicherlich sollte er das. Er hatte ein Anwesen, einen Titel, keine Erben, um das weiterzugeben. Also würde irgendein entfernter Cousin oder irgendwer im Begriff sein seinen Wunsch zu bekommen. Er konnte sowieso nichts damit anfangen ein Vicomte zu sein. Was hatte es ihm jemals wirklich gegeben? Geld? Er schnaubte gedanklich. Das hatte ihm keine Spur von Glück gegeben. Sicherheit? In einem gewissen Maße hatte es das. Geld versorgte ihn mit den Notwendigkeiten des Lebens; jedoch gab es ihm ebenfalls die Mittel um es zu ruinieren. Wenn er nicht das Geld gehabt hätte, hätte er möglicherweise arbeiten müssen, um zu überleben. Dann hätte er es vielleicht wertgeschätzt, anstatt sich im Alkohol zu ersäufen. Zu was für einer Art Mann machte es ihn, dass er so verdammt einfach aufgegeben hatte?
»Nicht mein Problem«, murmelte Donovan.
»Gütiger Gott«, sagte eine Frau. »Was ist dieser Geruch?«
»Der Herr«, erklärte einer der Männer. »Wir hab’n ihn hier unten gefund’n.«
»Was wollt Ihr, dass wir mit ihm tun?«, fragte ein anderer Mann.
Die Frau blieb still. Sah er so schlimm aus? War dies der berühmte Estes? Er hatte keine Frau erwartet und diese Überraschung war ziemlich nett. Meistens mochte Donovan einen guten Schock. Es ließ ihn sich lebendig fühlen. Dies war eine dieser Gelegenheiten. Er wünschte, dass er die Energie hätte seine Augen zu öffnen, um einen guten Blick auf diesen weiblichen Kapitän zu bekommen. Sie musste groß und stämmig sein, um die Treue dieser Männer zu beherrschen.
Scheiß drauf. Er würde einen kurzen Blick auf sie bekommen. Vielleicht würde es ihm die Energie geben weiterzuleben. Dann konnte er Manchester Castle besuchen und Garrick von dem weiblichen Kapitän erzählen. Sie beide würden sich gut darüber