Heidemarie Stein

Im Himmel wird's nicht besser sein


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Zeiten

      Katharina, heut ist es schön,

      Komm, lass uns auf den Flohmarkt gehn,

      Lass uns in fremden Fotos wühlen,

      Lass uns alte Zeiten fühlen.

      Siehst du den alten Mann dort stehn?

      Solche Lampen hat er früher täglich gesehn.

      Schau, wie er die Küchenwaage wieder probiert,

      Wie er sich in seine Jugend verliert.

      Katharina, komm, stell dich ganz dicht,

      Hier gibt es Dinge, da gab es uns noch nicht.

      Die Angst hab ich davongejagt,

      Am Anfang war ich sehr verzagt.

      Denn sieh, ganz in Weiß war sie gekleidet,

      Mir so nah, doch mancher hat sie mir verleidet.

      „Ach, Angst kenne ich nicht,

      Hat sie denn ein Gesicht?“

      Die Angst stand vor mir und wartete,

      Sie vernebelte sich und entartete.

      Voller Kraft hab ich sie dann davongetrieben,

      Sie raste vor mir her, verflüchtete sich, wo war sie geblieben?

      Auf einer Landstraße, die Angst?

      Zeit zum Leben, wer hat sie schon?

      Du musst sie dir nehmen, stell ab den Fernsehton,

      Lauf raus, und atme tief, der Himmel ist blau,

      Vergiss den Mief, nimm dir ’ne Frau.

      Geh fort mit ihr, sucht euch ’nen Stern,

      Sie dankt es dir und hat dich gern.

      Zum Leben brauchst du nur die Liebe

      Und all die schönen andren Triebe.

      Genieße sie, leb wie ein Maler,

      Was brauchst du Geld, was brauchst du Taler?

      Finanzen hat der Mensch erfunden,

      Der liebe Gott die schönen Stunden.

      Banken sind ein Folterhaus,

      Und Arbeit war dir eh ein Graus.

      Geh hin, kuschel dich an Mutter Natur,

      Sie schenkt dir Leben und eine Kur.

      Das blaue Haus stand immer noch, und es war schön,

      Das Blau war etwas trist geworden, ich konnt das leider sehn.

      Es fehlten Ziegel auf dem Dach,

      Stimmen kamen aus dem Haus, es klang wie Krach.

      Zwei Fenster waren zugemauert,

      Das hab ich sehr bedauert.

      Eine Birke wuchs vom Keller,

      Sie wollt zum Licht, drum wuchs sie schneller.

      Ich ging zur Tür

      Und fragte mich, wer wohnt denn hier?

      Ich klingelte und klopfte dann,

      Die Tür ging auf, dort stand ein Mann.

      Er sah mich an und wusste gleich,

      Ich wohnte hier, wir war’n mal reich.

      Sein Blick war Stahl, so hart und grau,

      Ich fühlte Eis, mir wurde flau.

      Ich wollt hinein, ins Zimmer gehn,

      Noch einmal aus dem Fenster sehn.

      Den Garten mit den Rosenbäumen,

      Wovon wir in der Ferne träumen.

      Ich wollte sprechen, konnt es nicht,

      Ich musst hinein, war so erpicht

      Auf diesen Blick aus Kindertagen,

      Wonach sie mich noch heute fragen.

      Ein Garten, schön und himmelsgleich,

      An Blumen, Büschen, Früchten reich.

      Die Taube auf der Laube gurrt,

      Der Wind an meinen Haaren zurrt

      Und lässt die Gräser weit sich biegen,

      Lavendel hin und her sich wiegen.

      Und Rosen duften rundherum,

      Der Mann sieht weg und steht ganz stumm.

      Ich gehe fort mit wildem Schmerz,

      Das blaue Haus, es war einmal das Herz.

      Das Dichten und Denken,

      Das Schöne-Worte-Schenken.

      Das Fühlen und Hören,

      Das mit Worten Betören.

      Das Singen und Lachen,

      Das Selbermachen.

      Das Hoffen und Beten,

      Das Leisetreten.

      Das Bangen und Lieben,

      Das Dageblieben.

      Das Licht, die Sonne,

      Die Schönheit, die Wonne.

      Das Zarte, das Leichte,

      Das Spüren, das Seichte.

      Das Zittern und Zagen,

      Das Jammern und Klagen.

      Das Raunen und Staunen.

      Das Tuscheln und Kuscheln.

      Das Loben und Rügen,

      Das Sich-Anerkennen, das Lügen.

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